(Rom) An zwei Fronten wird derzeit in der Kirche zum Halali geblasen. Während die kirchliche Hierarchie zum Corona-Krisentheater auf geistlicher Ebene so gut wie keine Orientierung bietet, preschen immer mehr Bischöfe vor mit zwei Anliegen: der Anerkennung der Homosexualität und der Zulassung von Frauen zum Weihesakrament.
Wenn die Koordinaten aus dem Lot geraten, zeigen sich die Auswirkungen in zwei Richtungen. Es wird das Richtige unterlassen und das Falsche getan.
Brasiliens Polizei und Justiz ermitteln, wie gestern bekannt wurde, gegen den Erzbischof von Belém, Msgr. Alberto Taveira Correa, wegen des Verdachts des homosexuellen Mißbrauchs seiner eigenen Seminaristen.
Vier ehemalige Seminaristen, die zur Zeit der Vorfälle das Kleine Seminar des Erzbistums besuchten, beschuldigen den brasilianischen Erzbischof, sich ihnen bei verschiedenen Gelegenheiten unsittlich genähert zu haben. Die von der Polizei protokollierten Angaben sind sehr detailliert.
Die Ermittlungen leitet die Staatsanwaltschaft von Belém, der Hauptstadt des nordbrasilianischen Staates Pará. Aufgenommen wurden sie, nachdem die Anzeigen von vier Ex-Seminaristen eingegangen waren. Einer von ihnen gab zu Protokoll:
„Als der Erzbischof meinen Intimbereich berührte, sagte er mir, das sei ganz normal, das seien Männersachen.“
Ein anderes mutmaßliches Opfer sagte aus:
„Er war die Autorität, der ich vertraute, und zudem hatte ich keine Erfahrung. Doch es wurde zum Dauerzustand und immer aggressiver.“
Der homosexuelle Mißbrauch durch den Erzbischof, so der ehemalige Seminarist, habe „zwei Jahre und drei Monate“ angedauert.
Wie der brasilianische Fernsehsender Globo TV berichtete, hätten sich die meisten der protokollierten Mißbrauchsfälle durch Erzbischof Taveira im Zeitraum 2014–2018 zugetragen, als die mutmaßlichen Opfer zwischen 15 und 18 Jahre alt waren. Tatort war das erzbischöfliche Palais.
Msgr. Taveira, Jahrgang 1950, war 1973 zum Priester für sein Heimatbistum Belo Horizonte geweiht worden. Ab 1988 war er dort für die Berufungspastoral tätig. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1991 zum Weihbischof des Erzbistums Brasilia, Auch dort war er für die Berufungspastoral sowohl des Kleinen als auch des Großen Seminars zuständig. 1996 erfolgte die Ernennung zum ersten Oberhirten des neuerrichteten Erzbistums Palmas. 2009 beförderte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Belém do Parà. Dieses Amt, das er bis heute ausübt, trat er im März 2010 an.
2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Consultor des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte.
Die Staatsanwaltschaft hält sich bedeckt, da die Ermittlungen noch im Gange sind. Laut Medienberichten gehen die Ermittlungsbehörden jedoch davon aus, daß es weitere Mißbrauchsfälle vor 2014 geben könnte. Es sei unwahrscheinlich, sofern die Anschuldigungen stimmen, daß der Erzbischof sein Laster, das die Kirche gemäß Heiliger Schrift als „himmelschreiende Sünde“ bezeichnet, erst im Alter von 64 Jahren ausgelebt haben dürfte. Die nun bekanntgemachten Ermittlungen dienen dazu, weitere eventuelle mutmaßliche Opfer des homosexuellen Bischofs zu bewegen, sich an die Ermittlungsbehörden zu wenden.
Erzbischof Taveira gilt als kirchlich gut vernetzt. Er gehörte zum exklusiven Kreis der Synodalen der umstrittenen Amazonassynode, die im Oktober 2019 im Vatikan stattfand, und übte dort die Funktion eines Moderators aus.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/Santa TV (Screenshots)