(Rom) Die saisonale Grippewelle der vergangenen Jahre nennt sich im Herbst 2020 „zweite Corona-Welle“. Sie könnte auch das Konsistorium in Frage stellen, das von Papst Franziskus für den 28. November einberufen wurde, um 13 neue Kardinäle zu kreieren. Im Vatikan werden daher Videoschaltungen aus den Heimatländern geprüft.
Die italienische Regierung erläßt von Woche zu Woche restriktivere Maßnahmen gegen die Ausbreitung der „zweiten Welle“. In Teilen der Apenninenhalbinsel wurde die Bewegungsfreiheit der Menschen wie schon im Frühjahr auf die Heimatgemeinde eingeschränkt. In anderen europäischen Ländern gelten ähnliche Restriktionen. Das erschwert die Durchführung des für Ende November angesetzten Konsistoriums im Vatikan. Es werde „Änderungen“ an der geplanten Durchführung geben, so die staatliche argentinische Presseagentur Télam unter Berufung auf vatikanische Quellen.
Bereits beschlossen ist, daß die traditionellen Höflichkeitsbesuche unterbleiben werden, bei denen die neuen Kardinäle nach ihrer Kreierung Staats- und Regierungsvertreter, Persönlichkeiten und Gläubige empfangen, die sie beglückwünschen wollen.
Vier der 13 vom Papst angekündigten Kardinäle, alle Italiener, sind über 80 Jahre alt und gehören damit zur Risikogruppe, auf die sich die medizinische Versorgung am meisten konzentriert. Die beiden ältesten Nominierten unter den neun künftigen Papstwählern müssen aus dem Ausland anreisen: der 75jährige Celestino Aós Braco OFMCap aus Chile und der 72jährige Wilton Gregory aus den USA.
Im Vatikan wird betont, daß die Kardinalskreierung nicht von der Anwesenheit der Nominierten abhänge, sondern allein vom päpstlichen Ernennungsdekret, das Franziskus am 28. November ausstellen wird. Vatikanische Stellen gehen deshalb davon aus, daß einige der Ernannten nicht zur Zeremonie nach Rom kommen werden, um im Petersdom vom Papst das purpurne Kardinalsbirett entgegenzunehmen. Das Treueversprechen, das sie dabei gegenüber dem Papst ablegen, könnte von einigen über Videoschaltungen geleistet werden, wie es im Vatikan heißt.
In der Vergangenheit wurde Ernannten, die aufgrund ihres Alters und ihrer Gesundheit nicht persönlich an der Zeremonie teilnehmen konnten, das Ernennungsdekret mit dem Birett und dem Kardinalsring vom Dekan des Kardinalskollegiums überbracht. So geschah es 2014, als Franziskus den einstigen Sekretär von Papst Johannes XXIII., Erzbischof Loris Capovilla, zum Kardinal kreierte. Der damals 98jährige Capovilla war der älteste jemals zum Kardinal erhobene Kirchenmann. Kardinaldekan Angelo Sodano überbrachte ihm eine Woche nach der Zeremonie im Petersdom das Dekret und die Insignien.
Ab 28. November wird die Kirche einen historischen Rekord aufstellen. Mit 129 Papstwählern wird sie über so viele wie noch nie verfügen, obwohl die Höchstzahl eigentlich auf 120 begrenzt ist. 73 von ihnen wurden von Papst Franziskus ernannt. Der Ende des Monats erreichte Höchststand wird allgemein als Schritt von Franziskus gesehen, seine Nachfolge vorzubereiten (siehe „Was nach mir sein wird“ – Papst Franziskus und seine Nachfolge).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)