Athanasius Schneider – Christus vincit. Der Triumph Christi über die Finsternis dieser Zeit

Buchbesprechung


Christus vincit, das Gesprächsbuch von Diane Montagne mit Bischof Athanasius Schneider.
Christus vincit, das Gesprächsbuch von Diane Montagne mit Bischof Athanasius Schneider.

Von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Weih­bi­schof Schnei­der hielt im Sep­tem­ber in Wien einen sehr gut besuch­ten Vor­trag. Er sprach zum Ver­lust des Über­na­tür­li­chen in unse­rer Zeit und leg­te dar, wie vor die­sem von Päp­sten und Lai­en des 19. und frü­hen 20. Jahr­hun­derts gewarnt wor­den war. Schnei­der strahl­te aber trotz der düste­ren Ana­ly­se auch Glau­ben, Hoch­ge­mut­heit und Zuver­sicht aus, wie es ein ech­ter Got­tes­mann tun soll.

Eini­ge Tage danach erhielt die­ser Bericht­erstat­ter den gegen­ständ­li­chen Band zum Geschenk. Und weil es bei wei­tem gehalt­vol­ler und wich­ti­ger ist als zunächst ver­mu­tet, soll es hier in ange­mes­se­ner Aus­führ­lich­keit vor­ge­stellt und emp­foh­len werden.

Der Bischof und sein Interview

Atha­na­si­us Schnei­der, 1961 in eine schwarz­meer­deut­sche Fami­lie in Kir­gi­si­en, damals Sowjet­uni­on, gebo­ren und auf den Namen Anto­ni­us getauft, Ordens­mann, poly­glot­ter Dok­tor der Theo­lo­gie und Pro­fes­sor für Patri­stik, ist der­zeit Weih­bi­schof der Erz­diö­ze­se Ast­a­na in Kasach­stan. Er ist ein bedeu­ten­der Reprä­sen­tant der Bewe­gung für eine sakra­le Lit­ur­gie und den wür­di­gen Kom­mu­nion­emp­fang und setzt sich stark für die Mes­se aller Zei­ten ein.

Das Inter­view wur­de von der US-Jour­na­li­stin Dia­ne Mon­tagne geführt. Sie lebt in Rom und arbei­te­te bis vor kur­zem für die wich­ti­ge kana­disch-ame­ri­ka­ni­sche Sei­te www​.life​si​tenews​.com (die ihrer­seits nach­drück­lich emp­foh­len sei). Ihren Fra­gen und Anmer­kun­gen ist zu ent­neh­men, daß sie selbst über erheb­li­che theo­lo­gi­sche Bil­dung und gesun­den Men­schen­ver­stand ver­fügt und daher immer wie­der die rich­ti­gen Stich­wor­te lieferte.

Biographisches

Auf dem Hin­ter­grund des kir­chen­feind­li­chen, Gott has­sen­den Sowjet-Regimes strahlt der Glau­be der Fami­lie Schnei­der umso hel­ler. Der Glau­be war für den jun­gen Anto­ni­us offen­bar unpro­ble­ma­tisch und evident.

Ein Schock war für ihn die Kir­che in Deutsch­land, wohin die Fami­lie 1973 aus­wan­der­te. Die ehr­furchts­lo­se Kom­mu­ni­ons­pen­dung irri­tier­te ihn genau­so wie die Zivil­klei­dung der Pal­lot­ti­ner-Patres, bei denen Schnei­der im Inter­nat lebte.

Cha­rak­te­ri­stisch für jene Zeit ist fol­gen­de Epi­so­de, die vie­le jun­ge Katho­li­ken seit damals so oder ähn­lich erlebt haben:

Ich leb­te dort [im Inter­nat] zwei Jah­re lang mit an­deren Jun­gen, die auch aus kom­mu­ni­sti­schen Län­dern ka­men: Polen, Rumä­ni­en oder aus der Sowjet­uni­on. Die Prie­ster tru­gen kei­ne Sou­ta­ne, auch kein Ordens­ge­wand. Das war ein Schock für mich. Ich frag­te einen Prie­ster ganz direkt: „Pa­ter, war­um tra­gen Sie kei­ne Sou­ta­ne?“ Und er ant­wor­te­te: „Du klei­ner Kerl wirst mich nicht beleh­ren!“ (46)

Genau das ist sym­pto­ma­tisch für den Geist der nach­kon­zi­lia­ren, „dia­lo­gi­schen“ und „geschwi­ster­li­chen“ Kir­che: Ein Jugend­li­cher stellt einem Prie­ster eine nahe­lie­gen­de Fra­ge, der Adres­sat fühlt sich gleich ange­grif­fen und faucht den Jugend­li­chen an.

Auch die Art und Wei­se, wie damals die Mes­se zele­briert wur­de, wur­de für Schnei­der ein Stein des Anstoßes.

Nichts­de­sto­trotz wird ihm sei­ne Beru­fung zum Prie­ster­tum in jener Zeit klar, und zwar beim ersten Ein­satz als Mini­strant. Täg­li­che hl. Mes­se, Eucha­ri­sti­sche Anbe­tung und die Lek­tü­re der Hei­li­gen­vi­ten wer­den zum Lebensstil.

Im Jahr 1982 tritt er bei den Regu­lar­kle­ri­kern vom Hl. Kreuz ein (dem Orden des Opus Ange­lorum) und macht sein Novi­zi­at in Por­tu­gal. Er stu­diert kurz am Ange­li­cum in Rom, bevor er nach Aná­po­lis (Bra­si­li­en) geschickt wird. 1990 wird er vom dor­ti­gen Bischof Manu­el Pest­a­na, einem wich­ti­gen Men­tor und Vor­bild, zum Prie­ster geweiht und ist eini­ge Jah­re in der Seel­sor­ge im länd­li­chen Raum tätig. Die Obe­ren beschlie­ßen sei­ne Ent­sen­dung ans Augu­sti­nia­num in Rom, um dort ein Dok­to­rat in Pat­ro­lo­gie zu erwer­ben. Danach wird er nach Kasach­stan geru­fen, um bei der Prie­ster­aus­bil­dung zu hel­fen. 2006 wird er zum Weih­bi­schof für Kara­gan­da geweiht, 2011 nach Ast­a­na ver­setzt, weil der dor­ti­ge Erz­bi­schof um einen Weih­bi­schof ansuchte.

Die Bio­gra­phie des Weih­bi­schofs zeigt ein­drucks­voll sei­nen inter­na­tio­na­len Hori­zont, sei­ne Lebens­er­fah­rung und Bil­dung und sei­ne unkom­pli­zier­te Dis­po­ni­bi­li­tät für ver­schie­den­ste Auf­ga­ben. Bit­ter ist natür­lich, daß ihm von loka­len Auto­ri­tä­ten in den USA, Deutsch­land und Öster­reich schon der Auf­tritt bzw. die Zele­bra­ti­on der Pon­ti­fi­kal­mes­se ver­wei­gert wur­de, weil er gegen den Papst sei und sei­ne Anwe­sen­heit „zu Spal­tung und Span­nun­gen“ füh­re. Zudem wur­de ihm indi­rekt vor­ge­wor­fen, nicht „stark im Glau­ben“ (75) zu sein (!).

Unter apo­ka­lyp­ti­schen Kapi­tel­über­schrif­ten („Der Mond wird kein Licht mehr geben“ u. a.) wer­den dann aktu­el­le und zeit­lo­se The­men abgehandelt:

Grundsätzliches: Glaube und Glaubensabfall…

Schnei­der führt den neu­zeit­li­chen Glau­bens­ab­fall auf die Renais­sance und deren Natu­ra­lis­mus zurück (84). Refor­ma­ti­on, Deis­mus und die Frei­mau­re­rei sind die wei­te­ren Sta­tio­nen des Nie­der­gan­ges. Sie führ­ten zum abso­lu­ten Ego­is­mus, der „grau­sam“ und in bestimm­ter Wei­se schon „die Höl­le“ sei (86).

Auf umfang­rei­che Lite­ra­tur­kennt­nis­se gestützt ana­ly­siert Schnei­der die Frei­mau­re­rei mit ihren gno­sti­schen und sata­ni­sti­schen Impli­ka­tio­nen, die Aus­wir­kun­gen auf Poli­tik und Gesell­schaft haben (Ehe­schei­dung, Emp­fäng­nis­ver­hü­tung u. a.).

Er erklärt die orga­ni­sche Ent­wick­lung der Bezie­hung von Kir­che und Staat von Kai­ser Kon­stan­tin, der sehr dif­fe­ren­ziert bewer­tet wird, bis zum begin­nen­den Nie­der­gang in der Renais­sance (105).

… Islam und Geopolitik …

Schnei­der zeigt die isla­mi­sche Gefahr für Euro­pa klar auf. Die­se ist jedoch offen­bar auch ein Kal­kül für Glo­ba­li­sten, um die Rest­be­stän­de der christ­li­chen Zivi­li­sa­ti­on zu ver­nich­ten. Wahr­schein­lich gibt es auch Unter­stüt­zung von außen:

[W]oher hat ISIS [Isla­mi­scher Statt im Irak und in Syri­en] sei­ne Waf­fen, die schwe­re Artil­le­rie und sei­ne fort­ge­schrit­te­ne Tech­no­lo­gie? Das sind offensichtli­che, ver­stö­ren­de Fra­gen, über die man nach­den­ken muss (115).

Er stellt auch klar, daß es einen Islam gibt, den er von Kasach­stan kennt, des­sen Anhän­ger eher eine natür­li­che Got­tes­er­kennt­nis haben, weil sie den Koran so gut wie nicht ken­nen, und gute Mit­bür­ger der Chri­sten sei­en. Er weist aber die Aus­sa­ge des II. Vati­can­ums zurück, daß die Mus­li­me als Mus­li­me „mit uns“ den einen wah­ren Gott anbe­ten wür­den (118).

… das II. Vaticanum und dessen Folgen …

Schnei­der ist erstaun­lich kri­tisch gegen­über den Tex­ten des Kon­zils. Er geht im Zusam­men­hang mit der reli­giö­sen Gleich­gül­tig­keit unse­rer Tage aus­führ­lich auf Dignita­tis hum­a­nae ein (130ff). Er kri­ti­siert offen Aus­sa­gen des gegen­wär­ti­gen Pap­stes zu den fal­schen Reli­gio­nen, genau­so wie die seit 1986 abge­hal­te­nen inter­re­li­giö­sen Assi­si-Tref­fen (149) und die rela­ti­vi­sti­sche Hal­tung gegen­über dem Juden­tum (153). Wich­tig sind die Aus­füh­run­gen über das Ver­hält­nis von Gna­de und Natur und den heu­ti­gen Ver­lust des Über­na­tür­li­chen im Gefol­ge des Kon­zils (168).

Schließ­lich kommt er auf die Über­bü­ro­kra­ti­sie­rung des nach­kon­zi­lia­ren kirch­li­chen Lebens mit sei­nen unzäh­li­gen teu­ren Kon­fe­ren­zen und Syn­oden und den unver­meid­li­chen, ufer­lo­sen Vor­be­rei­tungs- und Schluß­do­ku­men­ten zu spre­chen. Sinn­lo­se Sit­zun­gen von sinn­lo­sen Gre­mi­en haben dem mis­sio­na­ri­schen Weih­bi­schof, der seel­sorg­lich wir­ken will, ver­mut­lich schon viel Lebens­zeit weg­ge­nom­men. Offen­kun­dig gehen sie ihm auf die Nerven.

Zum größ­ten Scha­den für die Kir­che wird vom Papst selbst nun die­ser frucht­lo­se Aktio­nis­mus auch den kon­tem­pla­ti­ven Frau­en­or­den oktroy­iert, näm­lich durch die fata­le und lüg­ne­risch benann­te Instruk­ti­on Cor orans, „beten­des Herz“ (231).

Span­nend sind die Aus­füh­run­gen Schnei­ders über die Geschich­te sei­ner eige­nen Hal­tung zu Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re und der Pius­bru­der­schaft. Immer­hin war er 2015 vati­ka­ni­scher Visi­ta­tor der Bru­der­schaft. Sei­tens des Vati­kans habe jahr­zehn­te­lang nur das Auto­ri­täts­ar­gu­ment im Umgang mit der Bru­der­schaft gezählt:

Ich stell­te fest, dass von­sei­ten des Hei­li­gen Stuhls kein Wil­le da ist, sich auf den eigent­li­chen Kern der von Erz­bi­schof Le­febvre gestell­ten Fra­gen wirk­lich tie­fer ein­zu­las­sen (180).

Danach wird das gegen­wär­ti­ge Pon­ti­fi­kat aus­führ­lich und sehr kri­tisch ana­ly­siert. Inter­es­sant sind auch die Kom­men­ta­re zum The­ma Hei­lig­spre­chun­gen und päpst­li­che Unfehl­bar­keit (212). Hier hät­te man sich auch eine kri­ti­sche Kom­men­tie­rung zur Ent­fer­nung der hl. Phi­lo­me­na aus dem Kalen­der gewünscht.

Für unse­re Zeit sind die Aus­füh­run­gen zum The­ma Ehe, Lie­be, Fort­pflan­zung und Erzie­hung wich­tig (auch hier hat die nach­kon­zi­lia­re Men­ta­li­tät Ver­wir­rung gestif­tet). Sie wer­den vie­len Braut- und Ehe­paa­ren und Fami­li­en gute Ori­en­tie­rung bie­ten kön­nen (mit kon­kre­ten Rat­schlä­gen, 401ff).

Fatima …

Schnei­der äußert sich vor­sich­tig zu Fati­ma und dem Drit­ten Geheim­nis (431). Deut­lich spricht er aber das Evi­den­te aus, näm­lich daß die Wei­he Ruß­lands noch nicht so erfolgt sei, wie sie gefor­dert war (näm­lich 1929). Bezüg­lich des Drit­ten Teils des Geheim­nis­ses läßt er es diplo­ma­tisch offen, ob es eine Erklä­rung Unse­rer Lie­ben Frau gab („Ich weiß es nicht. Es könn­te sein.“ 433).

Zum bekann­ten Text des Drit­ten Geheim­nis­ses (die Visi­on), wie er im Jahr 2000 ver­öf­fent­licht wur­de, sagt er im Wider­spruch zum nai­ven Welt­op­ti­mis­mus nach dem Tod Pius‘ XII. in der Kirche:

Der Inhalt des drit­ten Teils des Geheim­nis­ses wider­spricht der Gei­stes­hal­tung, in wel­cher wir seit dem Zwei­ten Vatika­nischen Kon­zil leben, ja seit dem Pon­ti­fi­kat von Papst Johan­nes XXIII. (435).

Die Visi­on (die zer­stör­te Stadt und die vie­len Toten) deu­tet er in einem über­tra­ge­nen, geist­li­chen Sinn.

Klar geht aus sei­nen, manch­mal etwas diplo­ma­ti­schen, For­mu­lie­run­gen her­vor, daß die Bot­schaft von Fati­ma von der kirch­li­chen Füh­rung nicht adäquat ver­brei­tet und umge­setzt wurde.

Sei­ne Ver­tei­di­gung der Aus­sa­ge vom dama­li­gen Glau­bens­prä­fek­ten Ratz­in­ger zur angeb­lich voll­stän­di­gen Bekannt­ga­be des Drit­ten Geheim­nis­ses im Jahr 2000 („Und ich kann mir nicht vor­stel­len, dass ein Mann von einem so hohen mora­li­schen Niveau wie Kar­di­nal Ratzin­ger, spä­ter Papst Bene­dikt XVI., in der Gegen­wart eines Paps­tes die gesam­te Welt betrü­gen wür­de.“ 433) wirkt von daher und ange­sichts aller Umstän­de der letz­ten 20 Jah­re auf den Rezen­sen­ten etwas forciert.

und katholische Blogger

Schnei­der bewer­tet die pri­va­ten katho­li­schen Medi­en­in­itia­ti­ven positiv:

Die katho­li­sche Blogo­sphä­re ist heut­zu­ta­ge ein Werk­zeug der gött­li­chen Vor­se­hung, mit dem die ewi­ge Wahr­heit Chri­sti und Sei­ner Kir­che inmit­ten einer uner­hör­ten Kir­chen­kri­se ver­brei­tet wer­den kann. (…) Gott seg­ne die guten katho­lischen Blog­ger! Natür­lich darf man sich nicht auf ste­ri­le Po­lemiken ein­las­sen. Wir kön­nen Infor­ma­tio­nen zu dem lie­fern, was geschieht – und manch­mal haben wir kei­ne ande­re Wahl, als nega­ti­ve Infor­ma­tio­nen und Tat­sa­chen zu vermitteln (…).

Das muss jedoch in aus­ge­wo­ge­ner Wei­se gesche­hen, man darf nicht stän­dig nur nega­ti­ve Nach­rich­ten lie­fern, son­dern es müs­sen auch die posi­ti­ven Infor­ma­tio­nen vor­kom­men, gute Din­ge, die in der Kir­che welt­weit gesche­hen, Din­ge, die die Rein­heit der Leh­re, des Gebets und die Schön­heit der Li­turgie ver­mit­teln. Außer­dem ist es sehr nütz­lich, Bei­spie­le von gelun­ge­nen christ­li­chen Lebens­läu­fen anzu­füh­ren, die sich in der Geschich­te der Kir­che, aber auch in unse­rer Gegen­wart fin­den las­sen (405).

Es ist sehr wahr­schein­lich, daß Exzel­lenz damit auch Katho​li​sches​.info meint.

Christus vincit – Christus siegt

Unter die­sem Titel gibt Schnei­der am Ende des Inter­views ermu­ti­gen­de, aber kei­ne nai­ven geist­li­chen Wei­sun­gen. Sehr schön for­mu­liert er über dis­kre­te Früch­te der Glau­bens­er­neue­rung da und dort:

Auf­grund der Gna­de der gött­li­chen Vor­se­hung, die nie­mals schei­tert, kön­nen wir Zei­chen eines ech­ten Früh­lings beob­achten. … Das sind die Klei­nen in der Kir­che, jene, die nicht zur Ver­­­wal­tungs- und Macht­struk­tur der kirch­li­chen „Nomen­kla­tu­ra“ gehö­ren. Die­se geist­li­chen Schnee­glöck­chen sind Kin­der, un­schuldige Jun­gen und Mäd­chen, keu­sche jun­ge Män­ner und Frau­en, ech­te katho­li­sche Ehe­leu­te, Fami­li­en­vä­ter und ‑müt­ter, allein­le­ben­de Per­so­nen, Wit­wen, Mön­che, kontempla­tive Non­nen, die geist­li­chen „Per­len“ der Kir­che – und auch ein­fa­che Prie­ster, die wegen ihrer Glau­bens­treue häu­fig aus­gegrenzt und gede­mü­tigt wer­den (445).

Resümee

In Anbe­tracht der apo­ka­lyp­ti­schen Zustän­de in der Kir­che müs­sen die Aus­sa­gen von Weih­bi­schof Schnei­der, sei­en sie theo­lo­gisch grund­sätz­lich (sehr schön zum mensch­ge­wor­de­nen Logos: 241, zu Tau­fe, Kom­mu­ni­on und Kir­chen­zu­ge­hö­rig­keit: 247, zur Eucha­ri­stie: 317, und zu den hl. Engeln: 411) oder mehr kon­kret und tages­po­li­tisch, als erfreu­lich, pro­phe­tisch und gera­de­zu spek­ta­ku­lär gel­ten. Schnei­der zeigt enor­mes histo­ri­sches Wis­sen und gesun­des poli­ti­sches Urteils­ver­mö­gen (etwa bezüg­lich Ruß­land und Prä­si­dent Putin: 282).

Für gläu­bi­ge Katho­li­ken der deutsch­spra­chi­gen Län­der sind die Stel­lung­nah­men Schnei­ders ein Lab­sal in ihrer gei­sti­gen Wüste. Atha­na­si­us Schnei­der erbaut die Gläu­bi­gen und gibt ihnen damit Zuspruch und Zuversicht.

Es ist schön zu sehen, daß ein Ver­tre­ter der offi­zi­el­len Hier­ar­chie deut­scher Spra­che den über­lie­fer­ten Glau­ben ver­kün­det und die über­lie­fer­te Lit­ur­gie zele­briert. Für unse­ren Sprach­raum ist auch rele­vant, daß Schnei­der kri­tisch zum Neo­ka­techu­me­nat (182) und zur cha­ris­ma­ti­schen Bewe­gung (300), bei­des bei uns weit­ver­brei­tet, steht, sowie die zwei­fel­haf­ten Aus­sa­gen des Wie­ner Kar­di­nals Chri­stoph Schön­born zur Moral­leh­re von Papst Fran­zis­kus expli­zit kri­ti­siert (198).

Sicher kann man sagen, daß Schnei­der bezüg­lich des II. Vati­can­ums manch­mal etwas zöger­lich for­mu­liert. Er spricht davon, daß man­che Tex­te wahr und schön sei­en. Die nahe­lie­gen­de Fra­ge wäre, ob es gan­ze Kon­zils­do­ku­men­te gibt, die wahr sind, oder ob nur jeweils eini­ge Abschnit­te die­ses Kri­te­ri­um erfüllen.

Da die­ses Buch im ver­gan­ge­nen Jahr erschien, ist es natür­lich auch mög­lich, daß Weih­bi­schof Schnei­der das mitt­ler­wei­le anders for­mu­lie­ren würde.

Äußerst erfreu­lich ist auch die posi­ti­ve Hal­tung des Weih­bi­schofs zur Lit­ur­gie aller Zei­ten. Man mag es daher bedau­ern, daß er für eine „Reform der Reform“ in der Lit­ur­gie ein­tritt (339). Es wird aber wohl kei­nen Sinn machen, die Novus-Ordo-Mes­se irgend­wie zurück­zu­bie­gen. Dann könn­te man ja gleich das Ori­gi­nal wie­der­ein­füh­ren (US-Theo­lo­ge Peter Kwas­niew­ski meint mit guten Grün­den, daß jeder Ver­such einer „Reform der Reform“ sinn­los ist). Sicher mag vor­läu­fig die Zele­bra­ti­on ver­sus Deum und die Abschaf­fung der Hand­kom­mu­ni­on ein rich­ti­ger Schritt sein, aber län­ger­fri­stig kann ein defek­ti­ver Ritus (bizar­rer­wei­se als „ordent­li­cher Usus“ dekla­riert) nicht bestehen bleiben.

Alle Aus­sa­gen Schnei­ders atmen den Geist des wah­ren Glau­bens, eines gesun­den Men­schen­ver­stan­des und inten­si­ver Lebens­er­fah­rung. Mit sei­nem Bekennt­nis steht er im Epi­sko­pat des Westens und dar­über hin­aus ziem­lich allei­ne da. Kei­ne Fra­ge, daß hier der Atha­na­si­us unse­rer Tage spricht.

Für die Kir­che wird es ein gro­ßer Gewinn sein, wenn Atha­na­si­us Schnei­der mög­lichst schnell mehr Ver­ant­wor­tung über­tra­gen bekommt. –

Der ursprüng­li­che Ver­lag mei­ster­te die Her­aus­ga­be eines span­nen­den und trotz sei­nes Umfan­ges nie lang­at­mi­gen Inter­view­bu­ches. Dem deut­schen Ver­lag, der die Über­set­zung besorg­te, ist eben­falls ein gro­ßer Wurf gelun­gen: Die Über­set­zung ist tadel­los (ledig­lich „Der Hir­te von Her­mas, Kir­chen­leh­re und Buße“, 59, das The­ma der Dis­ser­ta­ti­on von Weih­bi­schof Schnei­der, müß­te „Der Hir­te des Her­mas“ hei­ßen), auf über 450 Sei­ten ist eine ein­zi­ge, mini­ma­le Ver­schrei­bung auf­ge­fal­len (Lives of the Saints, 398), das Schrift­bild ist ange­nehm gestaltet.

Der Rezen­sent gestat­tet sich die Anre­gung, der Ver­lag möge auch die von Weih­bi­schof Schnei­der genann­ten, offen­bar äußerst wert­vol­len, Titel zur Frei­mau­re­rei und zum Sozia­lis­mus auf deutsch her­aus­brin­gen (Hen­ri Delas­sus, Walt­on Han­nah, Pao­lo M. Sia­no, Alber­to Bár­ce­na, Oleg Pla­to­nov, Jüri Lina, Niko­lai Svitkov, Vik­tor Ost­rets­ov u. a.).

Wir wün­schen dem Buch gro­ße Ver­brei­tung in Kle­rus und Volk. Es wird sich als Weih­nachts­ge­schenk gut eig­nen. Und möge es allen Gläu­bi­gen und Suchen­den die Augen für die Wahr­heit öffnen.

Bischof Atha­na­si­us Schnei­der und Dia­ne Mon­tagna, Chri­stus vin­cit – Der Tri­umph Chri­sti über die Fin­ster­nis die­ser Zeit, Deutsch von Susan­ne Held, fe-Ver­lag, Kiss­legg 2020, 464 S. Mit dem Anhang „Erklä­rung der Wahr­hei­ten in Bezug auf eini­ge der häu­fig­sten Irr­tü­mer im Leben der Kir­che unse­rer Zeit“, unter­zeich­net von Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke und vier wei­te­ren Bischö­fen. Zuerst erschie­nen auf eng­lisch unter dem Titel Chri­stus Vin­cit: Christ’s Tri­umph Over the Dark­ness of the Age.

*Wolf­ram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Kate­chist, Pro Lifer, Zeit­zeu­ge der nach­kon­zi­lia­ren Verwirrungen


Das bespro­che­ne Buch und alle im Buch­han­del erhält­li­chen Bücher kön­nen über unse­re Part­ner­buch­hand­lung erwor­ben werden.

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2 Kommentare

  1. Sehr geehr­ter Herr Schrems,
    was sagt der Atha­na­si­us die­ser Zeit zu den Wah­len in den USA, und die nun end­gül­tig geoutet Allein­heits­pres­se, die ganz schlicht und ergrei­fend über den enor­men Wahl­be­trug enorm dreist lügt?
    Wahr­haf­tig, von dem Eifer des wah­ren Atha­na­si­us ist nicht viel vor­han­den, wenn er sei­nen treu­en Mit­bru­der Vig­a­no nicht offen unter­stützt und zum Gebet aufruft!
    Und wo ist die Aci­es ordi­na­ta-Grup­pe, die vor noch nicht ein­mal einem Jahr sich auch von einer jahr­zehn­te alten Lüge der Medi­en öffent­lich distan­ziert hat?
    Sind sie nicht in der Lage zum Gebet aufzurufen?
    Bleibt sei­ne Exzel­lenz ein Rufer in der Wüste?

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