Von einer Katholikin.
„Die meisten von uns haben Kinder und Enkelkinder.“ So Elisabeth Kötter im Heute-Journal vom 24. September diesen Jahres. Frau Kötter ist Mitbegründerin der Protest-Initiative Maria 2.0., die einem dem Frauenpriestertum im Wege stehenden Bild der angeblich schweigenden Jungfrau und Gottesmutter Maria den Kampf angesagt hat.
Kinder und Enkelkinder. Das ist etwas sehr Schönes. Und es hört sich erst einmal nicht nach militantem Feminismus und den feministischen Parolen von Maria 2.0 an. Doch ein Lob der Mutterschaft als sinnstiftende Wirklichkeit fraulicher Selbstverwirklichung in der Teilhabe am göttlichen Schöpfungsplan folgt freilich nicht. Stattdessen betont „Frau“ die Pflicht der gläubigen Mutter zur feministischen Erziehung der Töchter.
Die Frauen haben Kinder und Enkelkinder, doch
„obwohl wir wirklich gläubige Frauen sind, ist es uns nicht gelungen, unsere Kinder und Enkelkinder weiter für diese (Hervorhebung durch die Autorin) Kirche zu interessieren. Und ich verstehe meine Töchter und Enkeltöchter sehr gut. Sie gehen mit mir in die Kirche und sagen: Was soll das da? Nur Männer am Altar? Die Frauen können froh sein, wenn sie mal etwas anreichen dürfen oder mal vor dem Evangelium etwas lesen dürfen. Sie dürfen nicht einmal predigen zum Evangelium. Was sollen wir hier?“
Mutterschaft als solche ist in diesem Kontext nicht das „Problem“. Und in ganz vorbildlicher Weise scheint man sogar die besondere Befähigung der „wirklich gläubigen“ Mutter zur Weitergabe des Glaubens an ihre Kinder zu leben, wenn man mit ihnen in die Kirche geht. Der Idealfall der Mutter als Katechetin der eigenen Kinder? Im Gegenteil. Nicht zufällig entsprechen die zitierten (?) Aussagen der Töchter und Enkeltöchter über die Männer am Altar und die zu Handlangern degradierten Frauen den Dauerparolen von Maria 2.0 und Co., und die stehen bekanntlich mit der katholischen Glaubenslehre auf Kriegsfuß. „Was soll das da? Was sollen wir hier?“ Kein Interesse an „dieser Kirche“, was die Mutter wohl befördert haben dürfte. Was hier an die nächsten Generationen weitergegeben wurde und wird, hat nichts zu tun mit einem auch nur ansatzweisen Verständnis für das Meßopfer und die Sakramentalität von Kirche und Priestertum, sondern orientiert sich rein funktional an der äußerlichen Vorstellung von Macht und Einflußmöglichkeit durch ein Weiheamt. Wenn diese Kirche einem das nicht bietet, braucht man eine andere.
Die bekannten Fehlentwicklungen und die sträflich vernachlässigte Katechese der letzten fünfzig Jahre zeitigen ihre faulen Früchte: Was sollen wir hier? Wer jedoch seinen Glauben kennt und aus dem Glauben lebt, weiß, was die Kirche Christi ist und was er in ihr „soll“, und für den ist die Feier des eucharistischen Opfers „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (Lumen gentium, Nr. 11).
So ist die Klage der „wirklich gläubigen Mütter“ über das eigene Unvermögen, ihre Kinder für diese Kirche zu interessieren, eine scheinheilige, denn sie instrumentalisieren deren Glaubensabfall für ihre Zwecke. Längst haben sie selbst sich vom apostolischen Glaubensbekenntnis verabschiedet, indem sie im Geist eines politischen Feminismus als Aktivistinnen einer anderen Kirche auftreten. Perfiderweise soll diese in einer weltlich orientierten Pervertierung der Kirche Christi bestehen, Aber eine „andere“ Kirche wird nicht die Seine sein.
Maria 2.0. macht Schule
Doch Maria 2.0 und katholische Frauenverbände wirken nicht nur in der Familie. Sie machten auch vor der Schule nicht halt, was in einem konkreten Fall im Mai vergangenen Jahres im Kontext des Kirchenstreikes auf SWR Aktuell Baden-Württemberg verbreitet wurde (Der Beitrag ist nicht mehr abrufbar.).
Gabi Ilg, geistliche (sic!) Beirätin des katholischen Frauenbundes Meckenbeuren (Bodenseekreis) und stellvertretende Diözesanvorsitzende (Rottenburg-Stuttgart) des KDFB, stand mit einer Schulklasse vor der Kirche und warb für Maria 2.0. Der Religionsunterricht einer 7. Klasse war „kurzerhand vor die Kirche verlegt“ worden. Die Verlegung implizierte, daß die kirchenstreikende Frau Ilg das Gotteshaus nicht betreten wollte. Sie belehrte die Schüler also draußen höchst manipulativ über die Situation der Frau in der katholischen Kirche. Die Frau sei nicht gleichberechtigt und Frauen würden auch nicht als Priesterinnen oder Diakoninnen geweiht. Was dann zwei medienwirksam befragte Mädchen ins Mikrofon sprachen, zeigt die Auswirkung eines mißbräuchlich genutzten kirchlichen Sendungsauftrags:
„Irgendwann betrifft es uns ja selber auch und wir wollen ja auch noch in die Kirche gehen und gewertschätzt werden.“
Die befragten minderjährigen Mädchen fanden die Aktion gut, weil „Frauen sich dafür einsetzen müssen, dass man mit ihnen nicht einfach umspringen kann, wie man will“.
Das ist Machtmißbrauch und leider kein Einzelfall. Und auch männliche „Religionspädagogen*“ tun da mit. So werden Kinder ideologisiert und manipulativ auf Reformlinie gebracht, indem man gerade den Mädchen frühzeitig feministisches Gedankengut einimpft. Daß es aber bezeichnenderweise die Kirche ist, die die Frau im Gegensatz zur modernen Gesellschaft und den Befreiungsparolen der 68er vor dem Zugriff auf ihren Körper und ihre Seele schützt, weil sie sich für uneingeschränktes Lebensrecht einsetzt, Familie und Ehe bewahrt, die Mutterschaft hochhält und eine zum hedonistischen Selbstzweck degradierte Sexualität als das benennt, was sie ist, nämlich Sünde, wird in einem solchen ideologischen Kontext schwerlich vermittelt.
Die Richtung weist bei alledem der sog. Synodale Weg, dessen Propagierung im Religionsunterricht ein Themenheft mit Materialien fördern soll, das vom Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg veröffentlicht wurde. Die im Auftrag (sic) der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) erstellte Publikation ist nicht auf eine kritische Hinterfragung der Reformagenda ausgerichtet.
„Logo“ – ZDF-Nachrichten für Kinder: Frauen in der katholischen Kirche
Daß die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten aus politischem Interesse einseitig die „Kirchenrebellinnen“ hofieren, hat erst im August der gleichnamige Film der ARD gezeigt. Frauen von Maria 1.0, die sich als katholische Antwort auf Maria 2.0 verstehen, waren dabei mit ihren Wortbeiträgen unterproportional vertreten. Was sich als Dokumentation der Kontroverse um die Stellung der Frau in der katholischen Kirche auswies, war letztlich ein Werbefilm für Maria 2.0 und das Frauenpriestertum.
Doch während sich diese ARD-Sendung an Erwachsene richtete, hatte das ZDF den Kirchenstreik und die Rolle der Frau in der katholischen Kirche zum Thema einer Logo-Sendung für Kinder gemacht, in der insbesondere die Maria 2.0‑Forderungen nach Frauenpriestertum und Zölibatsabschaffung beworben werden:
Denn: Sie finden, daß die katholische Kirche altmodisch ist. Die Frauenbewegung fordert, daß es in der katholischen Kirche neue Regeln geben soll. Denn viele Regeln, die es in der katholischen Kirche gibt, sind Hunderte oder Tausende Jahre alt. Die Frauen sind der Meinung, daß diese Regeln an die heutige Zeit angepaßt werden müssen.
Der Höhepunkt ist ein Erklärstück zum Kirchenstreik, der an einseitiger Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Besonders „gelungen“ ist die Bildsprache bei einem wenig glücklich dreinschauenden zölibatär lebenden Priester (s. o.) im Gegensatz zum lachenden verheirateten.
Bild: ZDF (Screenshots)