Papst Franziskus „zu beschäftigt“, um Kardinal Zen und US-Außenminister Pompeo zu empfangen

Päpstliche Signale Richtung westliches Establishment und Chinas Kommunisten


Kardinal Joseph Zen schaffte es im Januar 2018 Papst Franziskus
Kardinal Joseph Zen schaffte es im Januar 2018 Papst Franziskus bei einer allgemeinen Begegnung Briefe von chinesischen Untergrundchristen zu übergeben. 2020 stand der Kardinal ganz vor verschlossenen Türen.

(Rom) Kar­di­nal Joseph Zen, eme­ri­tier­ter Bischof von Hong­kong und graue Emi­nenz der chi­ne­si­schen Unter­grund­kir­che, rei­ste eigens nach Rom, um mit Papst Fran­zis­kus über die Lage in Hong­kong und in der Volks­re­pu­blik Chi­na zu spre­chen – doch Fran­zis­kus ist „zu beschäf­tigt“, um den Kar­di­nal zu empfangen.

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Papst Fran­zis­kus wird am Diens­tag (29. Sep­tem­ber) auch US-Außen­mi­ni­ster Mike Pom­peo nicht emp­fan­gen. Auch dafür wur­de vom Hei­li­gen Stuhl eine „ori­gi­nel­le“ Begrün­dung genannt: Der Papst wol­le sich nicht in den US-Wahl­kampf ein­mi­schen. Nun weiß man, daß Fran­zis­kus in der Ver­gan­gen­heit kei­ner­lei Pro­ble­me hat­te, sich in die Wahl­kämp­fe aller mög­li­chen Län­der ein­zu­mi­schen, auch in jenen der USA vor vier Jah­ren durch einen bei­spiel­lo­sen Bann­strahl gegen Donald Trump und den Emp­fang des Links­au­ßen-Bewer­bers Ber­nie San­ders in San­ta Marta.

Pom­peo hat­te im Vor­feld den Vati­kan davor gewarnt, das Geheim­ab­kom­men mit den kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­bern in Peking zu ver­län­gern. Genau das aber steht in San­ta Mar­ta an. Wer dar­an gezwei­felt haben soll­te, wur­de durch die Aus­la­dung Pom­pe­os eines „Bes­se­ren“ belehrt.

Papst Fran­zis­kus signa­li­siert zudem gleich zwei star­ken Mäch­ten, auf wes­sen Sei­te er nicht steht, näm­lich nicht der – unschwer zu erra­ten – von US-Prä­si­dent Donald Trump. Die bei­den star­ken Mäch­te sind das demo­kra­ti­sche Estab­lish­ment in den USA und deren Vasal­len in der west­li­chen Welt sowie Xi Jin­ping und die Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei Chi­nas. Es gibt Bele­ge für eine Koope­ra­ti­on zwi­schen die­sen bei­den Mäch­ten. Dabei geht es nicht nur um die Erzeu­gung des Coro­na­vi­rus, das dazu führt, daß die Regie­run­gen die west­li­che Welt kne­beln, son­dern auch um Berei­che wie die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der durch Abtreibung.

Der genann­te Kon­text päpst­li­cher Glo­bal­po­li­tik erklärt auch, fol­ge­rich­tig, daß Fran­zis­kus „zu beschäf­tigt“ ist, um Kar­di­nal Joseph Zen zu emp­fan­gen, gilt der 89jährige Sale­sia­ner, der in Shang­hai gebo­ren wur­de, im päpst­li­chen Hof­staat ja als „Que­ru­lant“, der die glor­rei­che Neue Ost­po­li­tik stört.

„Was für ein Desaster!“

Kar­di­nal Zen weiß, wovon er spricht. Er muß­te vor den Kom­mu­ni­sten nach Hong­kong flüch­ten. Des­halb ist er auch hart­näckig in sei­nem Ein­satz zugun­sten der ver­folg­ten Kir­che in der Volks­re­pu­blik Chi­na. Er ist auch hart­näckig dar­in, blau­äu­gi­gen Prä­la­ten im Vati­kan die wah­re Natur des Kom­mu­nis­mus vor Augen zu füh­ren. Unter Papst Fran­zis­kus muß­te er des­halb bereits zahl­rei­che Ent­täu­schun­gen ein­stecken. In San­ta Mar­ta wer­den Beden­ken gegen eine Annä­he­rung an das kom­mu­ni­sti­sche Regime ein­fach vom Tisch gefegt.

Der poli­ti­sche Arm von Fran­zis­kus, der Argen­ti­ni­er und Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, lob­te den volks­chi­ne­si­schen Tota­li­ta­ris­mus bereits so über den grü­nen Klee, daß er erklär­te, die kirch­li­che Sozi­al­leh­re sei heu­te nir­gend­wo bes­ser ver­wirk­licht als im kom­mu­ni­sti­schen Großreich.

Kar­di­nal Zen scheut, trotz sei­nes Alters, kei­nen Ein­satz. Er erbat eine 120-Stun­den-Erlaub­nis, um nach Rom rei­sen und von Papst Fran­zis­kus emp­fan­gen zu wer­den. Die Erlaub­nis wur­de erteil­te, die Rei­se ermög­licht, doch in Rom ange­kom­men, stand der Kar­di­nal vor ver­schlos­se­nen Türen. Papst Fran­zis­kus hat­te „kei­ne Zeit“ für ihn. So muß­te der Pur­pur­trä­ger unver­rich­te­ter Din­ge wie­der die Heim­rei­se antre­ten, ohne mit dem Kir­chen­ober­haupt gespro­chen zu haben.

Wie könn­te man die­se Behand­lung der grau­en Emi­nenz der chi­ne­si­schen Unter­grund­kir­che anders inter­pre­tie­ren denn als eine wei­te­re Geste von Fran­zis­kus, sich beim kom­mu­ni­sti­schen Regime in Peking einzuschmeicheln.

Kar­di­nal Zen mach­te den Vor­fall durch den Vati­ka­ni­sten Aldo Maria Val­li bekannt, der am ver­gan­ge­nen Sonn­tag die Gele­gen­heit hat­te, sich mit dem Kar­di­nal zu tref­fen. Der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti berich­te­te kurz dar­auf von der Begeg­nung eines Kol­le­gen mit Kar­di­nal Zen, ohne zu sagen, ob es sich dabei um Val­li oder um einen ande­ren Vati­ka­ni­sten han­del­te. Des­sen zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen sind zu ergän­zen. Val­li zitiert den Kir­chen­für­sten mit den Worten:

„Was für ein Desaster!“

Den­noch traf der Vati­ka­nist weder einen „trau­ri­gen“ noch einen „mut­lo­sen“ Kar­di­nal. Auf­ge­ben scheint ein Wort sein, das eine star­ke Per­sön­lich­keit wie Kar­di­nal Zen nicht kennt. Im ver­gan­ge­nen Janu­ar beging er sei­nen 88. Geburts­tag. Sein Gehör läßt nach und die Bei­ne wol­len nicht mehr so ganz wie frü­her. Der Gesamt­ein­druck ist aber nach wie vor gera­de­zu „jugend­lich“.

Seit andert­halb Jah­ren ist das Bis­tum Hong­kong ohne Bischof. Für den Kar­di­nal gibt es kei­ne Zwei­fel, daß Peking in der Sache inter­ve­niert. Hong­kong ist der ein­zi­ge noch halb­wegs freie Teil der Volks­re­pu­blik Chi­na. Des­halb kommt dem Bis­tum Hong­kong seit 1949 eine ganz beson­de­re Bedeu­tung für die ver­folg­te Kir­che in Chi­na zu. Kar­di­nal Zen nennt auch Namen. Es gebe einen Bischofs­vi­kar, Peter Choi, der Peking nahe­steht. Auf ihn schei­nen die Macht­ha­ber zu set­zen. Kar­di­nal Zen warnt den Papst vor einer sol­chen Ernennung.

Tosat­ti schreibt, daß laut Kar­di­nal Zen anfangs Weih­bi­schof Joseph Ha Chi-shing, ein Fran­zis­ka­ner, als Nach­fol­ger vor­ge­se­hen war. Er habe die Regie­rung kri­ti­siert, „ohne laut zu wer­den“. Doch „plötz­lich“ hieß es, der neue Bischof brau­che die Zustim­mung Pekings. Da wur­de Peter Choi ins Gespräch gebracht, „den vie­le von uns nicht für geeig­net hal­ten. Die Gemein­schaft hat sich gespalten“.

Kar­di­nal Zen kam in der Fra­ge nach Rom und ließ Papst Fran­zis­kus wis­sen, eini­ge Tage in der Ewi­gen Stadt zu sein und bat ihn um eine Audi­enz: „Aber ich wur­de nicht geru­fen“. Sei­ne Denk­schrift konn­te er nur dem Papst­se­kre­tär Gon­za­lo Aemi­li­us übergeben.

„Es wird schreck­lich, wenn sie Peter Choi ernen­nen. Es ist lächer­lich, wenn man ihn nur nimmt, weil er Peking gefällt. Peking ist ein Tyrann.“

Der Kar­di­nal empör­te sich gegen­über Val­li auch, daß das Geheim­ab­kom­men noch immer geheim ist. „So kann es nicht wei­ter­ge­hen.“ In Peking gebe es den har­ten Flü­gel der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei, der das Abkom­men nicht ver­län­gern will, weil deren Ver­tre­ter über­haupt kein Abkom­men wol­len. Für sie ist die Kir­che ein­fach zu über­wa­chen und unter Kon­trol­le zu brin­gen. Xi Jin­ping ver­fü­ge über viel Macht, aber er habe auch vie­le inter­ne Fein­de. Es gebe scho­nungs­lo­se Richtungskämpfe.

Was ein Abkom­men mit den Kom­mu­ni­sten angeht, dazu hat der Kar­di­nal kla­re Vorstellungen:

„Man schließt kei­nen Pakt mit dem Teu­fel. Der Teu­fel ist zu bekämp­fen und Punkt. Die Kir­che ist kein Befehls­emp­fän­ger der Regie­run­gen, wel­che es auch immer sein mögen.“

„Ein­falls­reich, bril­lant, ehr­lich“, so beschreibt Val­li sei­nen Gesprächs­part­ner: ein „unbän­di­ger Ver­tei­di­ger des Glau­bens und der Kirche“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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