
(Jerusalem) Eine Gruppe israelischer Soldaten beschlagnahmte in der palästinensischen Stadt Tuqu in der Nähe von Bethlehem ein Taufbecken aus dem 5. Jahrhundert. Das Werk stammt aus byzantinischer Zeit und ist von großem historischem Wert: Im Heiligen Land gibt es nur zwei weitere solcher Taufbecken, von denen sich eines in der Geburtskirche befindet.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa veröffentlichte ein Video der Operation, die am Montag vor Tagesanbruch stattfand.
Das Taufbecken ist aus rosafarbenem Stein gehauen. Es wurde bereits im Jahr 2000 von „Unbekannten“ gestohlen und erst 2002 wiedergefunden. Bis zum Bau eines Museums war es vor dem Haus des Bürgermeisters von Tuqu aufgestellt worden. Das Völkerrecht verbietet einer Besatzungsmacht, Antiquitäten aus den besetzten Gebieten zu entfernen.
Laut Emek Shaveh, einer israelischen NGO, die sich für die „Verteidigung kultureller Rechte und des Kulturerbes“ einsetzt, habe Israel „eine lange Geschichte schlechten archäologischen Managements im Westjordanland“. In einer Veröffentlichung schreibt die Gruppe: „Israel nutzt seine Position als faktischer Verwalter archäologischer Stätten im Westjordanland als Methode zur Ausweitung der Zerstückelungspolitik Palästinas“. Die Beschlagnahme des Taufbeckens sei zwar nur „eine symbolische Geste, die jedoch zu verurteilen ist“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews