(Tel Aviv) Der christliche Fernsehsender heißt Shelanu TV und habe, laut eigenen Angaben, auf „wunderbare“ Weise eine Lizenz erhalten, um in Israel über Kabel sein Programm zu verbreiten. Seinen Sendebetrieb nahm Shelanu TV am vergangenen 29. April 2020 auf, doch schon nach wenigen Tagen begannen die Probleme.
Der Fernsehsender gehört der US-amerikanischen Gesellschaft God TV und ist evangelikal und pro-israelisch ausgerichtet. Dennoch kam es in den vergangenen zwei Monaten anfangs zu Beschwerden, dann zu Protesten gegen den Sender. Ihm wird Proselytismus vorgeworfen.
Shelanu TV gestaltete sein Programm auf hebräisch. Doch zum Knackpunkt wurde gleich ab den ersten Sendetagen, daß der Fernsehkanal, so der Vorwurf, die Juden zur Konversion zum Christentum bringen wolle.
Das Unbehagen wurde zum politischen Skandal, als der Intendant des Senders, Ward Simpson, die „Wichtigkeit“ betonte, daß die Zuseher sich zu Christus bekehren.
Die israelische Rundfunkbehörde teilte Shelanu TV am 25. Juni den Entzug der Sendelizenz mit. Begründet wurde die drastische Maßnahme damit, daß der Sender sich primär an die Juden und nicht an die Christen Israels wende.
God TV gibt an, 300 Millionen Zuseher weltweit zu erreichen, indem in zahlreichen Ländern auf allen Kontinenten das Evangelium verkündet werde.
Proselytismus ist in Israel nicht grundsätzlich verboten, jedenfalls nicht ganz. Offiziell sieht das Gesetz nur ein Verbot unter Minderjährigen vor, sofern keine Einwilligung der Eltern vorliegt.
Shelanu TV bezeichnet den Lizenzentzug als „präzedenzlos“ und beklagt eine „offenkundige religiöse Diskriminierung“. Nachdem Medien bereits am 28. Juni über den Schritt der israelischen Behörden berichtet hatten, wurde dieser gestern auch vom Sender bestätigt.
Text: Andreas Becker
Bild: Shelanu TV (Screenshot)