
(Rom) Die Kurie des bergoglianisch geführten Erzbistums Bologna verschickte Einladungen zu einer Kundgebung „gegen Homophobie“. Die geistige Homosexualisierung der Kirche schreitet so schnell voran, weil Kirchenvertreter immer ungehemmter dem Zeitgeist hinterherlaufen.
Bologna ist die heimliche „rote“ Hauptstadt Italiens. Sie bildete nach dem Krieg für mehrere Jahrzehnte das kommunistische Gegengewicht zum christdemokratisch regierten Rom. Dort ist sie durch eine Vielzahl von Organisationen und Unternehmen verwurzelt und hält durch die Kontrolle von Verwaltung und staatsnahen Unternehmen beträchtliche Macht in der Hand. Mit den beiden Erzbischöfen Giacomo Kardinal Biffi (1984–2003) und Carlo Kardinal Caffarra (2004–2015) schuf Papst Johannes Paul II. im Erzbistum ein Gegengewicht, das auf pastoraler und intellektueller Ebene wirksam wurde. Von politischer Seite wurden sie als „feindliche“ Einmischung und Eindringlinge gesehen und entsprechend behandelt.
Papst Franziskus bereinigte die „Störung“, indem er Kardinal Caffarra emeritierte und bis zu dessen Tod 2017 als Unterzeichner der Dubia (Zweifel) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia ignorierte. Auf der Suche nach „progressiven“ Kandidaten ernannte er Msgr. Matteo Maria Zuppi zum neuen Erzbischof von Bologna und kreierte ihn 2019 zum Kardinal. Seither herrscht Eintracht zwischen dem erzbischöflichen Palais und den Palästen der Macht. Zuppi entstammt der Gemeinschaft von Sant’Egidio, deren ranghöchster Vertreter er seit der Purpurverleihung ist. Die Gemeinschaft von Sant’Egidio organisiert seit 1986 die umstrittenen interreligiösen Assisi-Treffen.
Kaum in Bologna angekommen, sprach sich Erzbischof Zuppi für ein Moscheebauprojekt aus, störte sich nicht daran, daß zu Weihnachten die Krippe mit dem Jesuskind auf einer Regenbogenfahne drapiert wurde (in Italien ist deren Gebrauch ambivalent, einerseits durch die linkskatholische Friedensbewegung, andererseits durch die Homo-Bewegung, die längst die Oberhand gewonnen hat und zu der linkskatholische Kreise ein „entkrampftes“ Verhältnis pflegen; andere Teile der Kirche stellen sich naiv), lud Papst Franziskus bei dessen Besuch zum Mittagessen in das Stadtheiligtum, die Kirche zum heiligen Petronius, die zu diesem Zweck in eine große Mensa verwandelt wurde, wo Franziskus mit Flüchtlingen und Strafgefangenen zu Mittag aß, und bemüht sich um Distanz zur erstarkten politischen Rechten um Matteo Salvini von der Lega. Die Allianz mit der politischen Linken steht in der Agenda weit oben. Auch diesbezüglich kann sich Zuppi auf Papst Franziskus berufen. Daß dieser damit zufrieden ist, 2015 Zuppi nach Bologna entsandt zu haben, bestätigt dessen Erhebung in den Kardinalsrang, die am 5. Oktober 2019 erfolgte. Seither gilt Zuppi neben dem philippinischen Kardinal Luis Antonio Tagle in papstnahen Kreisen als „Papabile“. Tagle gehört übrigens der progressiven Schule von Bologna an, die nicht zufällig ihren Sitz in der „roten“ Stadt hat.

Am vergangenen Montag, dem 25. Mai, verschickte die erzbischöfliche Kurie offiziell eine Mail-Einladung mit der Aufforderung, am Donnerstag, dem 28. Mai, an einer Gebetswache „für die Überwindung der Homophobie, Transphobie und der Intoleranz“ teilzunehmen. Ein Handzettel, mit dem für die Veranstaltung geworben wurde, war der Mail angehängt. Organisiert wurde die Gebetswache vom italienischen Ableger der Vereinigung Wir sind Kirche in der Pfarrei San Bartolomo alla Beverara, wo seit 2015, seit der Emeritierung von Kardinal Caffarra, solche Initiativen stattfinden.
Wegen der Corona-Einschränkungen war eine Anmeldung für die Teilnahme notwendig. Wir sind Kirche ist eine pseudokatholische Organisation, die auf das sogenannte Kirchenvolks-Begehren in Österreich von 1995 zurückgeht. Ihre Ziele sind die Alt-68er-Forderungen (Frauenpriestertum; Abschaffung des Zölibats; Bischofswahl durch die Gläubigen; eine andere Morallehre durch Anerkennung von Verhütung und Homosexualität; sowie „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“, also die Abschaffung der Sünde und von Gottes Gerechtigkeit). Den Forderungen liegt das antiautoritäre Denken „Ich will, was mir gefällt“ zugrunde. Im März 1996 schlossen sich die Initiatoren zu einem Verein zusammen. Im selben Jahr erfolgte auch die Gründung eines Ablegers in der Bundesrepublik Deutschland. Vereinszweck ist die „Förderung von Reformen in der römisch-katholischen Kirche“. Wie wenig Wir sind Kirche mit der römisch-katholischen Kirche zu tun hat, zeigt die Tatsache, daß die wegen Simulation der Messe 2014 offiziell exkommunizierte Martha Heizer demonstrativ zur Vorsitzenden des österreichischen Zweiges gewählt wurde.
Durch die spätere Etablierung von Wir sind Kirche in Italien unterhält diese schismatische Vereinigung dort mit der bergoglianischen Kirche deutlich engere Beziehungen als im deutschen Sprachraum. Das belegt das Erzbistum Bologna, wo das Pastoralamt für die Familie der Kurie die Einladung zur zweideutigen Veranstaltung verschickte. Anstatt den von Homosexualität betroffenen Einzelpersonen seelsorglich zur Seite zu stehen, wird die Sünde hofiert. Und das ausgerechnet vom Familienamt der Kurie. Hinzu kommt die grundsätzliche Zweifelhaftigkeit solcher Veranstaltungen, wo dem Namen nach zum Gebet aufgerufen wird, aber das erste Anliegen, die Umkehr und Bekehrung, ausgeklammert wird.
Auch in der Kurie von Bologna muß man sich bewußt sein, daß die Begründung der Veranstaltung ein politisch korrekter Vorwand ist, um die Homosexualität nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche zu etablieren. Dennoch wird, nur mehr notdürftig kaschiert, der Kampf gegen die kirchliche Morallehre unterstützt.
Der Maßstab der Kirche lautet: Suaviter in modo fortiter in re. Anders wiedergegeben: Streng gegen die Sünde, milde gegen den Sünder. „Homophobie“, „Transphobie“ sind politische Kampfbegriffe jüngster Prägung, die eine Zielsetzung verfolgen, die mit der kirchlichen Lehre nicht vereinbar ist. Die implizierte Anklage richtet sich gegen das Christentum. Dramatisch deutlich wird das an den bedenklichen Strafrechtsänderungen, die in diesem Zusammenhang erfolgten oder angestrebt werden, die es für die Kirche immer schwieriger machen, die Lehre zur Homosexualität öffentlich zu verkündigen.
Anders ausgedrückt: Der vorgebliche Kampf gegen „Homophobie, Transphobie und Intoleranz“ will in Wirklichkeit die Sünde der Homosexualität etablieren und jede gegenteilige Position, vor allem die kirchliche Lehre dazu, mundtot machen, ja sogar unter Strafe stellen.
Die graphische Verknüpfung des Kreuzes mit der Homo-Fahne, wie sie auf der Einladung zur Veranstaltung von Bologna zu sehen ist, empört gläubige Christen, da sie blanker Hohn ist.
Die Homo-Lobby gibt der Kirche die Schuld, daß die Homosexualität als Sünde geächtet wurde, während sie in der heidnischen, vorchristlichen Welt geduldet war.
Die Anbiederung, wie sie die erzbischöfliche Kurie von Bologna unter Kardinal Zuppi praktiziert, hält immer häufiger Einzug in der Führungsebene der Kirche. Auf derselben Stufe bewegt sich die progressive Mehrheit der Deutschen Bischofskonferenz, die Homo-Paare offiziell in der Kirche segnen will. Derzeit feilt man nur mehr an Tarnung und Vorwand dafür.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Chiesa di Bologna/MiL (Screenshot)