Aufruf gegen eine Corona-Tyrannei, Desinformation und kalte Füße

Corona-Diktatur? Die Hintergründe zum aufsehenerregenden Aufruf


Vom Coronavirus über die Coronakrise zur Coronadiktatur? Der dramatische Aufruf von Kardinälen, Bischöfen und Intellektuellen – die Desinformation dagegen und die kalten Füße.
Vom Coronavirus über die Coronakrise zur Coronadiktatur? Der dramatische Aufruf von Kardinälen, Bischöfen und Intellektuellen – die Desinformation dagegen und die kalten Füße.

(Rom) Der Auf­ruf Veri­tas libera­bit vos einer hoch­ran­gi­gen Grup­pe von Kar­di­nä­len, Bischö­fen und Intel­lek­tu­el­len gegen die Gefahr einer Coro­na-Tyran­nei sorgt für inter­na­tio­na­les Auf­se­hen. Sofort wur­de gegen den bei­spiel­lo­sen und muti­gen Schritt mobil­ge­macht, auch durch geziel­te Desinformation.

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Gestern abend wur­de der in sie­ben Spra­chen vor­ge­leg­te Auf­ruf Veri­tas libera­bit vos (Die Wahr­heit wird euch frei­ma­chen) ver­öf­fent­licht. Vier nam­haf­te Kar­di­nä­le, dar­un­ter zwei Papa­bi­li, die Kar­di­nä­le Mül­ler, Sarah, Pujats und Zen, sind mit einem hoch­bri­san­ten und ein­deu­ti­gen Text an die Öffent­lich­keit getre­ten. Sie war­nen vor Kräf­ten, die das Coro­na­vi­rus zum Vor­wand neh­men, um eine „abscheu­li­che tech­no­lo­gi­sche Tyran­nei“ zu errich­ten und nach der Welt­herr­schaft zu streben. 

Sie kri­ti­sie­ren vor allem die mas­si­ven Ein­schrän­kun­gen der bür­ger­li­chen Frei­heits­rech­te, der Mei­nungs­frei­heit und der Bewe­gungs­frei­heit und wen­den sich gegen einen Impf­zwang und eine bis­her nie dage­we­se­ne Über­wa­chung der Men­schen. Ihre Kri­tik gilt auch pri­va­ten Geschäfts­in­ter­es­sen auf Kosten der All­ge­mein­heit und rich­tet sich direkt an die Regie­ren­den und „supra­na­tio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen und Gruppen“. 

Kaum war der Text ver­öf­fent­licht, begann ein immer häu­fi­ger zu beob­ach­ten­des Phä­no­men: Gegen­maß­nah­men durch Desinformation. 

Auch die­se Tat­sa­che wird von den Initia­to­ren in ihrem Auf­ruf beklagt, indem sie die Mas­sen­me­di­en ermah­nen, eine umfas­sen­de und aus­ge­wo­ge­ne Bericht­erstat­tung sicher­zu­stel­len, ein­sei­ti­ge Par­tei­nah­men zu ver­mei­den und Anders­den­ken­de nicht mund­tot zu machen. Die Aus­sa­ge ist auch auf For­men der Zen­sur gemünzt, die seit dem Wahl­sieg von US-Prä­si­dent Donald Trump im Inter­net um sich greift. Nach dem Wahl­sieg von Barack Oba­ma im Jahr 2008 wur­de die Bedeu­tung sozia­ler Netz­wer­ke eupho­risch als Aus­druck einer „neu­en Gras­wur­zel­be­we­gung“ gefei­ert. Am Tag nach Trumps Wahl 2016 kri­ti­sier­te die New York Times hin­ge­gen die Mei­nungs­frei­heit im Inter­net und for­der­te, daß sie unter Kon­trol­le gebracht wer­den müs­se. In der Fol­ge began­nen Kam­pa­gnen gegen angeb­li­che „Fake News“ – der Begriff wur­de erst jetzt syste­ma­tisch eta­bliert –, die in Wirk­lich­keit ein Ein­heits­den­ken durch­set­zen und ande­re Mei­nun­gen unter­drücken wol­len. Die Kon­trol­le der öffent­li­chen Mei­nung, die den „Leit­me­di­en“ durch das Inter­net ent­glit­ten war, soll durch Zen­sur wie­der­her­ge­stellt wer­den. Dabei geht es nicht um die „Leit­me­di­en“, die nur Mit­tel zum Zweck sind, son­dern um die Mei­nungs­herr­schaft der Kräf­te, die dahin­ter­ste­hen und meist unsicht­bar sind.

Im kon­kre­ten Fall wur­de die Nach­richt ver­brei­tet, Kar­di­nal Robert Sarah, der Prä­fekt der römi­schen Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, habe den Auf­ruf gar nicht unter­zeich­net. Die gan­ze Akti­on sei eine „Falsch­mel­dung“, eine soge­nann­te „Fake“-Aktion.

Die Ver­brei­tung sol­cher Behaup­tun­gen ist ein geziel­ter Angriff auf die Glaub­wür­dig­keit der Initia­ti­ve, um die­se zu dis­kre­di­tie­ren, noch ehe sie rich­tig ange­lau­fen ist.

Dar­an betei­ligt sich auch Katho​lisch​.de, das Nach­rich­ten­por­tal der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz. Es gibt kei­ne sach­li­che Bericht­erstat­tung über die Initia­ti­ve, son­dern sofort ein­sei­ti­ge Par­tei­nah­me und Dis­kre­di­tie­rung der Initia­to­ren. Die Per­so­nen wer­den ins Zwie­licht gerückt, um mög­lichst wenig über die Inhal­te des Auf­rufs berich­ten zu müs­sen. Als Ziel­schei­be wur­de vor allem Erz­bi­schof Viganò aus­ge­sucht, der 2018 die Ver­strickung von Papst Fran­zis­kus in den Fall McCar­ri­ck ent­hüll­te und dafür wie ein Paria behan­delt wird (sie­he auch Ein Jahr danach: Das Viganò-Dos­sier). Katho​lisch​.de titel­te heu­te mani­pu­la­tiv: „Erz­bi­schof Viganò: Vom Nun­ti­us zum Verschwörungstheoretiker“.

Die­se Art der Bericht­erstat­tung mit Tot­schlag­vo­ka­beln wird von den Unter­zeich­nern des Auf­rufs kri­ti­siert. Obwohl deren Kri­tik sich an die Regie­ren­den und die welt­li­chen Medi­en rich­tet, tritt Katho​lisch​.de, ein kir­chen­bei­trags­fi­nan­zier­tes Medi­um, wie ein Pro­pa­gan­da­or­gan der Alli­anz Bun­des­re­gie­rung – EU-Kom­mis­si­on – WHO – Bill Gates auf. Wie das?

Eine sol­che Reak­ti­on bestä­tigt den Ernst der Lage und den Inhalt des Auf­rufs der Kardinäle.

Kardinal Sarah hat den Aufruf unterschrieben

Inzwi­schen wur­de von Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, dem ehe­ma­li­gen Apo­sto­li­schen Nun­ti­us in den USA, glaub­wür­dig der Nach­weis erbracht, daß der Auf­ruf von Kar­di­nal Sarah unter­zeich­net wurde.

Kar­di­nal Sarah selbst war Anfang des Jah­res Ziel­schei­be ähn­li­cher Des­in­for­ma­ti­on, als er zusam­men mit Bene­dikt XVI. das Buch „Aus der Tie­fe des Her­zens“ zur Ver­tei­di­gung des Wei­he­sa­kra­ments und des prie­ster­li­chen Zöli­bats ver­öf­fent­lich­te. Schon damals tat sich Katho​lisch​.de beson­ders her­vor. Es wur­de fälsch­lich ver­brei­tet, Bene­dikt XVI. habe sich vom Buch und von Kar­di­nal Sarah distan­ziert, der ihn in die Irre geführt habe. Nichts davon stimm­te.

Die gene­rel­le Des­in­for­ma­ti­on, zuneh­mend auch in der Kir­che, nimmt bedenk­li­che Aus­ma­ße an. Das gilt grund­sätz­lich für eine ethisch inak­zep­ta­ble, ver­zerr­te Bericht­erstat­tung. Es gilt aber auch für das System, das dahin­ter steht. Es sind pro­fes­sio­nel­le Des­in­for­ma­ti­ons­stel­len am Werk, die – wie das Bei­spiel der Buch­ver­öf­fent­li­chung von Kar­di­nal Sarah und Bene­dikt XVI. zu Jah­res­be­ginn und nun der Auf­ruf gegen die Gefahr einer Coro­na-Tyran­nei zei­gen – gewich­ti­ge Unter­stüt­zung haben, vor allem Zugang zu den ton­an­ge­ben­den Medien. 

So wur­de die Lüge, Bene­dikt XVI. habe sich vom Buch distan­ziert, weil Kar­di­nal Sarah ihn getäuscht habe, von den füh­ren­den Mas­sen­me­di­en berich­tet, die Ent­lar­vung der Lüge und die Rich­tig­stel­lung durch Kar­di­nal Sarah aber nicht. So wur­de die Öffent­lich­keit in die Irre geführt. 

Ähn­li­ches geschah auch jetzt, indem durch offen­bar bös­wil­li­ge Mani­pu­la­ti­on den Men­schen ein­ge­re­det wird, der muti­ge Auf­ruf der Kar­di­nä­le sei eine Falschmeldung. 

Tat­sa­che ist, daß Kar­di­nal Sarah den Auf­ruf unter­zeich­net hat. Tat­sa­che ist eben­so, daß von ihm die Unter­schrift inzwi­schen zurück­ge­nom­men wur­de. Das ist sein gutes Recht und etwas ganz ande­res als die behaup­te­te Fälschung.

Die Fakten

Der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti ver­öf­fent­licht vor kur­zem eine Stel­lung­nah­me von Erz­bi­schof Viganò. Dar­in legt er die Ereig­nis­se dar und „ver­gibt“ sei­nem „Mit­bru­der im Bischofs­amt“ sein Vorgehen.

Am Mon­tag, dem 4. Mai fand ein Tele­fon­ge­spräch zwi­schen dem Kar­di­nal und dem Erz­bi­schof statt. Dabei sag­te Kar­di­nal Sarah:

„Die Sache scheint mir sehr ernst. Ich den­ke, daß die­ser Auf­ruf viel Gutes tun kann, weil er uns nach­den­ken und Posi­ti­on bezie­hen macht: Ich bin ein­ver­stan­den, daß er so schnell als mög­lich ver­öf­fent­licht wird.“

Auf die Fra­ge, ob er das Doku­ment als einer der Erst­un­ter­zeich­ner unter­stüt­zen will, sag­te der Kardinal:

„Ja, ich gebe mei­ne Ein­wil­li­gung, mei­nen Namen dar­un­ter­zu­set­zen, weil es ein Kampf ist, den wir gemein­sam füh­ren müs­sen, nicht nur für die katho­li­sche Kir­che, son­dern für die gan­ze Menschheit.“

Gestern, am Tag der Ver­öf­fent­li­chung des Auf­rufs, tele­fo­nier­ten Erz­bi­schof Viganò und Kar­di­nal Sarah um 8:43 Uhr erneut. Der Kar­di­nal „äußer­te auf kei­ne Wei­se die Absicht, sei­ne Unter­schrift zurück­zie­hen zu wollen“.

Um 15 Uhr wur­de mit der Aus­sendung des Auf­rufs an Pres­se­agen­tu­ren und Medi­en, wie ver­ein­bart auch mit der Unter­schrift von Kar­di­nal Sarah, begonnen.

Kalte Füße?

Um 19.37 Uhr wur­de Erz­bi­schof Viganò von Kar­di­nal Sarah ange­ru­fen und gefragt, ob er sein SMS gese­hen habe. Der Erz­bi­schof hat­te es nicht gese­hen, weil er mit der Aus­sendung des Auf­rufs bzw. Medi­en­an­fra­gen beschäf­tigt war.

Die kurz nach 17:30 Uhr über­mit­tel­te SMS-Nach­richt lautete:

„Wer­te­ste Exzel­lenz, da ich noch an der Römi­schen Kurie in Funk­ti­on bin, haben mir befreun­de­te Per­so­nen abge­ra­ten, den von ihnen vor­ge­leg­ten Auf­ruf zu unter­zeich­nen. Viel­leicht wäre es bes­ser, mei­nen Namen für die­ses Mal zu strei­chen. Es tut mir sehr leid. Sie wis­sen um mei­ne Freund­schaft und mei­ne Nähe Ihnen gegen­über. Dan­ke für ihr Ver­ständ­nis. Robert Card. Sarah.“

Erz­bi­schof Viganò teil­te ihm mit, daß der Auf­ruf mit dem Namen des Kar­di­nals bereits seit vier Stun­den welt­weit ver­brei­tet wur­de. Gera­de weil es ver­brei­tet wur­de, schei­nen umge­hend auch Anfra­gen bei Kar­di­nal Sarah ein­ge­gan­gen zu sein. 

Man hät­te, so der Erz­bi­schof, eine gemein­sa­me Zusatz­er­klä­rung ver­öf­fent­li­chen kön­nen, um die Rück­nah­me der Unter­schrift mit­zu­tei­len. Viganò ermun­ter­te den Kar­di­nal, daß sei­ne Unter­schrift „sicher für sehr vie­le Gläu­bi­ge Trost und Ermu­ti­gung“ sein wer­de. Das Tele­fon­ge­spräch ende­te, „ohne daß der Kar­di­nal mir eine wei­te­re Lösung nann­te“, in gewohn­ter Herzlichkeit.

„Umso betrüb­li­cher“ war, daß der Kar­di­nal, „ohne mir etwas mit­zu­tei­len“, sich auf Twit­ter auf eine Art und Wei­se distan­zier­te, mit der „mei­ner Per­son und der Wahr­heit“ Scha­den zuge­fügt wur­de. Erz­bi­schof Viganò schreibt dazu in sei­ner Stellungnahme:

„Ich bedaue­re sehr, daß die­se mensch­li­cher Schwä­che geschul­de­te Ange­le­gen­heit, für die ich aber kei­ner­lei Res­sen­ti­ments gegen­über der Per­son hege, die sie ver­ur­sacht hat, die Auf­merk­sam­keit von dem ablenkt, was uns in beson­de­rem Maße in die­sem dra­ma­ti­schen Moment besor­gen muß.“

Und wei­ter:

„Ich bestä­ti­ge, daß der Name von Sei­ner Emi­nenz Kar­di­nal Robert Sarah umge­hend von der offi­zi­el­len Inter­net­sei­te des Auf­rufs ent­fernt wur­de, wie unter veri​tas​li​bera​bit​vos​.info nach­ge­prüft wer­den kann.“

Die Aus­sa­gen von Kar­di­nal Sarah zei­gen, daß er zwar auf­grund sei­ner akti­ven Posi­ti­on an der Römi­schen Kurie es für oppor­tu­ner hielt, doch nicht unter den Erst­un­ter­zeich­ner auf­zu­schei­nen, aber kein Zwei­fel besteht, daß er das Anlie­gen des Auf­rufs und des­sen Inhalt unterstützt.

Katho​li​sches​.info wird die Ent­wick­lung wei­ter beob­ach­ten und berich­ten, womit weni­ger die Unter­schrift von Kar­di­nal Sarah gemeint ist, die ein Neben­schau­platz ist, son­dern das Anlie­gen des dra­ma­ti­schen Auf­rufs, der gro­ße Auf­merk­sam­keit fin­det und vie­le Men­schen bewegt.

Am Ran­de sei ange­merkt: Seit der Ver­öf­fent­li­chung des Auf­rufs hat Katho​li​sches​.info gro­ße Aus­lie­fe­rungs­schwie­rig­kei­ten. Das Öff­nen der Sei­ten ist abschreckend lang­wie­rig. Viel­leicht nur ein Zufall, doch im Augen­blick scheint eini­ges denk­bar zu sein. Wir bedau­ern die­se Situa­ti­on und hof­fen, daß inzwi­schen Abhil­fe geschaf­fen wer­den konnte.

Der vollständige Wortlaut des Aufrufs und die Möglichkeit, ihn durch Unterschrift zu unterstützen: http://​veri​tas​li​bera​bit​vos​.info

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL (Mon­ta­ge)

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