Der Nihilismus und der Greuel der Verwüstung

Das Nichts gegen den Logos

Dem behaupteten Nichts mit seiner Vernichtigung steht die Wirklichkeit gegenüber: die Erschaffung des Menschen durch Gott (Sixtinische Kapelle).
Dem behaupteten Nichts mit seiner Vernichtigung steht die Wirklichkeit gegenüber: die Erschaffung des Menschen durch Gott (Sixtinische Kapelle).

Von Wolf­ram Schrems*

Der fol­gen­de Arti­kel ist die gering­fü­gig über­ar­bei­te­te Ver­si­on eines im Atter­see Report, Aus­ga­be 23, März 2020, unter dem Titel Der Greu­el der Ver­wü­stung erschie­ne­nen Auf­sat­zes. Die Auf­ga­ben­stel­lung war ein Bei­trag zum The­ma Nihi­lis­mus aus einer frei zu wäh­len­den Sicht und mit einem Öster­reich-Bezug. Da der Bei­trag etwa Mit­te Febru­ar ein­ge­reicht wur­de, ist das der­zeit alles beherr­schen­de The­ma Coro­na­vi­rus, Abschaf­fung der Sakra­men­ten­spen­dung durch die Kir­chen­hier­ar­chie und unver­hält­nis­mä­ßi­ge, ja dik­ta­to­ri­sche Maß­nah­men sei­tens der Poli­tik noch nicht ein­ge­ar­bei­tet. Die Ver­öf­fent­li­chung auf die­ser Sei­te fällt aus­ge­rech­net mit der Pas­si­ons­zeit zusam­men. Sie ist mit der Auf­for­de­rung ver­knüpft, daß sich die kirch­li­chen Ver­ant­wor­tungs­trä­ger ange­spro­chen und zum Han­deln gemäß ihrer Pflicht auf­ge­ru­fen füh­len mögen.

Die Wei­ter­ver­wen­dung des Tex­tes erfolg­te mit freund­li­cher Erlaub­nis der Redak­ti­on des Atter­see Reports (Anm. d. Verf.).

Die Ver­nei­nung und Ver­nich­tung von Bedeu­tung, das Leug­nen von objek­ti­ver Wahr­heit und das Bestrei­ten eines objek­ti­ven Sit­ten­ge­set­zes, also das, was gemein­hin eben „Nihi­lis­mus“ heißt, ist nicht so sehr reflek­tier­te aka­de­misch-phi­lo­so­phi­sche Hal­tung, also das, was ihr Prot­ago­nist ehr­lich­sten Her­zens für „rich­tig“ hiel­te (und sich damit schon wider­spre­chen wür­de), son­dern es ist Miß­brauch der Spra­che, Miß­brauch der Macht (nach einem berühm­ten Trak­tat des katho­li­schen Phi­lo­so­phen Josef Pie­per, der die­sem The­ma eine Fest­re­de im Juli 1964 an der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin gewid­met hatte).

Die laut­hals ver­kün­de­te Nich­tig­keit ist eine Stra­te­gie von deren Pro­pa­gan­di­sten, im Trü­ben zu fischen, Macht­will­kür ohne Ver­ant­wor­tung aus­zu­üben und sich Vor­tei­le zu ver­schaf­fen. Das ist das Grund­mu­ster der gro­ßen Revo­lu­tio­nen gegen das christ­li­che Euro­pa. Dabei wird das Sit­ten­ge­setz zugun­sten ver­meint­lich höhe­rer Zie­le, die selbst­ver­ständ­lich mit den Inter­es­sen ihrer Prot­ago­ni­sten koin­zi­die­ren, auf­ge­ho­ben („teleo­lo­gi­sche Sus­pen­si­on des Ethi­schen“, nach dem skep­ti­schen Phi­lo­so­phen und scharf­zün­gi­gen Kri­ti­ker einer poli­tisch ver­zweck­ten Geschichts­phi­lo­so­phie Odo Mar­quard) – und am Ende sind vie­le tot.

Die­je­ni­ge Umset­zung die­ses Nihi­lis­mus mit den schlimm­sten Fol­gen ereig­net sich dort, wo die­ser die gött­li­che Offen­ba­rung im Mun­de von deren amt­li­chen Reprä­sen­tan­ten ver­neint. Das ist die The­se der fol­gen­den Ausführungen.

Allgegenwart des Destruktiven

Der Nihi­lis­mus, im eben skiz­zier­ten Sinn ver­stan­den, ist heut­zu­ta­ge all­ge­gen­wär­tig. Er ist das Lebens­ge­fühl unse­rer ent­wur­zel­ten west­li­chen Gesell­schaf­ten. Nichts gilt mehr, nichts ist wahr, nichts ver­pflich­tet. Außer natür­lich, was die Vor­ga­ben des „Sag­ba­ren“, des poli­tisch Kor­rek­ten, gebie­ten. Das aber wird mit aller Gewalt zugun­sten von des­sen Prot­ago­ni­sten erzwun­gen. Es mag kli­schee­haft klin­gen, weil schon all­zu­oft auf­ge­zeigt, aber genau das ist das Grund­mu­ster des Orwell­schen Staates.

Wir befin­den uns somit in einer Lage, vor der Sokra­tes und sein Schü­ler Pla­ton in der Aus­ein­an­der­set­zung mit den Sophi­sten gewarnt haben: Die Sophi­sten sei­en „Ver­fer­ti­ger fik­ti­ver Rea­li­tä­ten“. Der Sophist Gor­gi­as hat­te erklärt: Es gibt nichts. Wenn es etwas gäbe, könn­ten wir es nicht erken­nen. Wenn wir es erken­nen könn­ten, könn­ten wir nicht dar­über reden. Und den­noch war er ein erfolg­rei­cher Red­ner und Leh­rer, hielt es also für gut und rich­tig und auch mög­lich, ande­re aus­zu­bil­den, damit sie vor Gericht und in der Pro­pa­gan­da „die schwä­che­re Sache zur stär­ke­ren zu machen“ fähig wür­den. Das trug ihm höch­ste Hono­ra­re und gesell­schaft­li­che Aner­ken­nung ein (obwohl oder weil er offen­bar selbst kei­ne poli­tisch-dem­ago­gi­schen Inter­es­sen ver­folg­te)[1].

Allgegenwart des Destruktiven
All­ge­gen­wart des Destruktiven

In der Per­son des Gor­gi­as begeg­net uns ein Typus, der in schil­lernd-varia­bler Aus­for­mung geschichts­mäch­tig wurde:

Zyni­scher Nihi­lis­mus als Instru­ment der Selbst­er­mäch­ti­gung, rabu­li­sti­sche Rhe­to­rik und eine „Spra­che ohne Sein“ (Tho­mas Buch­heim[2]) als an kei­ne Wahr­heits­for­de­rung gebun­de­ne Waf­fe in Poli­tik, Gerichts­saal und Pro­pa­gan­da, Amal­ga­mie­rung von schmei­chelnd-sug­ge­sti­ver peit­hó (Über­re­dung) und bedroh­li­cher bía (Nöti­gung), sowie eine sich als avant­gar­di­stisch gebär­den­de Drei­stig­keit als skru­pel­lo­ses Erfolgsrezept.

Die­se Dyna­mik blieb nicht auf das Phä­no­men der anti­ken Sophi­sten beschränkt. Hier wird etwas ganz aktu­el­les verhandelt:

Der Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte und die Apostasie der Hirten

Die nihi­li­stisch-sophi­sti­sche Ten­denz hat revo­lu­tio­nä­ren Cha­rak­ter. Die Asso­zia­ti­on mit dem aller­er­sten Revo­lu­tio­när führt uns zum Kern des Nihi­lis­mus: Cor­rup­tio opti­mi pes­si­ma, das Ärg­ste geschieht, wenn das Beste ver­dirbt, wenn sich also dort, wo das Sein in Fül­le sein soll­te, das Nichts gäh­nend auf­tut, wenn der Engel aus eige­ner Schuld stürzt.

Die Scho­la­stik nennt das Böse pri­va­tio entis, den „Man­gel“, wört­lich die „Berau­bung“, an Sein.

Auf schlimm­ste Wei­se ereig­net sich die­se pri­va­tio, wenn die Offen­ba­rung Got­tes, des ens rea­lis­si­mum, bekämpft wird. Sie ist tief ein­ge­drun­gen, wo sie nicht sein dürf­te, näm­lich im Raum der Kirche.

Ein anschau­li­ches Bei­spiel für die­se „Berau­bung“ ist Leh­re und Poli­tik des Wie­ner Erz­bi­schofs. Bei Kar­di­nal Schön­born ist nichts klar, nichts ein­deu­tig, nichts real. Die­se Art des Nihi­lis­mus erzeugt das schwär­ze­ste Nichts und ebnet den Weg für die trost­lo­se­ste gei­sti­ge und in wei­te­rer Fol­ge poli­ti­sche Tyran­nei (nach Josef Pie­per). Die Auf­lö­sung der Offen­ba­rung in Geschwätz läßt sie uner­kenn­bar werden.

Der Kar­di­nal ist hier sei­ner­seits Teil eines über­ge­ord­ne­ten kor­rum­pier­ten Systems. Er hat­te sich dem kir­chen­ge­schicht­lich prä­ze­denz­lo­sen Tief­punkt des Papst­tums schon im vor­aus ange­paßt[3] und trägt die Ver­nich­ti­gung des Glau­bens in die­sem Pon­ti­fi­kat voll mit.

In der logor­rheia von Papst Fran­zis­kus läßt sich der – bekannt­lich in Chri­stus mensch­ge­wor­de­ne – Logos Got­tes nicht fin­den, es zeigt sich nur die schon genann­te pri­va­tio entis. Hier „gibt“ es tat­säch­lich nichts, alles ist Wort­ge­klin­gel und Anti-Logos.

Die offi­zi­el­len kirch­li­chen Medi­en, von Rom bis Wien, set­zen das um: Es wird nichts mit­ge­teilt, weil nichts erkannt wird, weil eben nichts ist. Dem Gor­gi­as hät­te das gefal­len müs­sen (auch wenn er ver­mut­lich der bes­se­re Sti­list war).

Die Berau­bung des Seins durch die Emp­fän­ger und Ver­wal­ter der gött­li­chen Offen­ba­rung ist nichts neu­es. Sie reicht tief in die Geschich­te des Alten Bun­des­volks hin­ein. Dort begann das syste­ma­ti­sche Ver­nich­ti­gen des Wirk­li­chen und Wah­ren. Franz Wer­fel gei­ßel­te die­se Schan­de im Jahr 1937 mit schar­fen Wor­ten. In sei­nem Roman Höret die Stim­me über den Pro­phe­ten Jere­mia klei­det er sei­ne Kri­tik in histo­ri­sches Gewand, um damit eine bis in sei­ne eige­ne Zeit rei­chen­de Fehl­hal­tung zu treffen:

Durch die umfas­sen­den Säu­len­hal­len [des Tem­pels] wan­del­ten Alt­prie­ster und Schrift­mei­ster mit ihren Schü­lern. (…) And­re Gelehr­te schrit­ten ein­sam ver­sun­ken ein­her, mit fei­nem Lächeln dem erken­nen­den Selbst­ge­spräch hin­ge­ge­ben. Alles wie immer. Kein Auge, das auf die­sem welt­ab­ge­kehrt geist­li­chen Trei­ben ruh­te, hät­te geahnt, daß der ent­schlos­sen­ste Abfall über Jeru­sa­lem herrsch­te, daß die Gro­ßen des Tem­pels und der Leh­re den [vom König eigen­hän­dig ver­üb­ten] Mord an einem Gehei­lig­ten Got­tes [dem Pro­phe­ten Uri­jah] wort­los gedul­det hat­ten. Hier unter die­sen Säu­len herrsch­te nicht die gro­be Sün­de der Gewalt, son­dern die ver­fei­ner­te Sün­de des Gei­stes, die geschmei­dig im Wor­te forscht, ohne das Wort wahr­zu­ma­chen, die spie­le­risch die Leh­re zer­spal­tet, ohne die Leh­re auf sich zu nehmen.

Hier wird das Grund­mu­ster des reli­giö­sen Nihi­lis­mus dar­ge­legt: Das Zer­re­den der Offen­ba­rung anstatt deren Umset­zung, dazu das Schwei­gen zu poli­ti­scher Macht­an­ma­ßung und deren Greu­el­ta­ten. Spä­ter kommt der Kom­men­tar zum Kom­men­tar. Und dann wird eine dick­lei­bi­ge Samm­lung von skur­ri­len Unter­su­chun­gen erstellt, die in einem unüber­blick­ba­ren Wort­schwall die ein­fa­che Wahr­heit uner­kenn­bar wer­den las­sen und die gött­li­chen Gebo­te und Ver­bo­te prak­tisch auf­he­ben. In einem inne­ren Zusam­men­hang damit wird den von der poli­ti­schen Macht ver­üb­ten Ver­stö­ßen gegen das Gesetz Got­tes, das ja den Men­schen schüt­zen soll, durch die Reprä­sen­tan­ten die­ses Geset­zes nicht wider­spro­chen. Damit sind wir in der Gegen­wart, in der die­se Gesin­nung an der Spit­ze der Kir­che ange­kom­men ist, die mit der poli­ti­schen Macht auf höch­ster Ebe­ne fra­ter­ni­siert, mit den Sus­tainable-Deve­lo­p­ment-Gurus und Bevöl­ke­rungs­in­ge­nieu­ren, die die Wür­de des unge­bo­re­nen Men­schen verachten.

Ein beson­ders ver­ab­scheu­ungs­wür­di­ges Ver­bre­chen ist ja die Tötung des unge­bo­re­nen Kin­des. Die­se ist für die Fra­ge nach dem Nihi­lis­mus beson­ders sinn­bild­lich: Dort, wo ein Kind­lein sicher unter dem Her­zen sei­ner Mut­ter her­an­wach­sen soll, ist plötz­lich „nichts“ mehr, nur mehr die Lee­re. Und so füh­len sich dann die Betrof­fe­nen: unsag­bar leer.

Nichtige Surrogate

Nach­dem die Rea­li­tät Got­tes im Bewußt­sein wei­ter Tei­le des ehe­mals gläu­bi­gen Vol­kes bzw. der ehe­mals gläu­bi­gen Völ­ker ver­nich­tet ist, fül­len die Sur­ro­ga­te das Vaku­um. Das war ja das Ziel der Prot­ago­ni­sten. Da der Mensch unver­meid­li­cher­wei­se einer Macht dient, sie mehr oder weni­ger bewußt „anbe­tet“, ver­fällt er ange­sichts der „Berau­bung“ des wah­ren Seins auf nich­ti­ge Göt­zen. Er betet bei­spiels­wei­se den Mam­mon an. In der kor­rum­pier­ten Kir­chen­struk­tur ist das etwa die gericht­lich ein­treib­ba­re Kir­chen­steu­er, die vie­len ein Ein­kom­men für eine Arbeits­stel­le bie­tet, die „nichts“ her­vor­bringt, nihil. Oder er betet die poli­ti­sche Macht an. Die­se dekla­riert sich als „alter­na­tiv­los“ und histo­risch unver­meid­lich und bil­det der­zeit einen mon­strö­sen Völ­ker­ker­ker aus. (Übri­gens gibt es auch eine Art Anbe­tung des „Flücht­lings“. Im der­zei­ti­gen ekkle­sia­len Nihi­lis­mus gibt es tat­säch­lich nichts, was es nicht geben würde.)

Alle die­se Sur­ro­ga­te sind in den Bin­nen­raum der Kir­che ein­ge­zo­gen, Sinn­bil­der des Greu­els der Ver­wü­stung, der dort steht, wo er nicht darf (Mk 13,14).

Der Teufel als Betreiber des Nichts

Die Sur­ro­ga­te kön­nen dem Men­schen unmög­lich genü­gen. Geld, Macht, Ruhm und Lust sind flüch­tig und nich­tig. Davon legen die in unse­rem Kul­tur­kreis so bekann­ten Geschich­ten vom Pakt mit dem Teu­fel Zeug­nis ab.

Aber auch ohne einen sol­chen, aus­drück­lich geschlos­se­nen Pakt kann der Böse den Men­schen sei­ner Bestim­mung berauben:

C. S. Lewis läßt den Ober­teu­fel in sei­nen berühm­ten Screw­tape Let­ters sagen:

Die Chri­sten beschrei­ben den Feind als den­je­ni­gen, ‚ohne den das Nichts stark ist‘. Und das Nichts ist sehr stark: stark genug, die besten Lebens­jah­re eines Men­schen nicht durch süße Sün­den zu steh­len, son­dern durch [Bana­li­tä­ten].

Der Lewis’sche Ober­teu­fel spielt hier in dämo­nisch-iro­ni­scher Wei­se auf ein Kir­chen­ge­bet an, in dem aus­ge­sagt wird, daß ohne Gott nichts stark ist[4]. Screw­tape ver­än­dert die Aus­sa­ge, indem er das Nichts gleich­sam hypostasiert.

Damit hat er das Lebens­ge­fühl einer nihi­li­sti­schen Gesell­schaft mit ihrer Lee­re, ihren Äng­sten und ihrer Ver­zweif­lung durch­aus getroffen.

Resümee

Das ist, wenn man sich umschaut, ein Kenn­zei­chen unse­rer Zeit: die Beschäf­ti­gung mit Nich­tig­kei­ten und der nur sel­ten vor­han­de­ne Wil­le, das „eine not­wen­di­ge“ (Lk 10,42) zu tun, näm­lich sich an Gott aus­zu­rich­ten und die Früch­te der Got­tes- und Näch­sten­lie­be her­vor­zu­brin­gen, um nicht umsonst gelebt zu haben. Die Kenn­zei­chen des Nihi­lis­mus sind Umsturz und Lee­re, Eupho­rie und Verzweiflung.

Ob daher der Nihi­lis­mus tat­säch­lich von jeman­dem für „wahr“ gehal­ten wird, ist, wie gesagt, irrele­vant. Wer sich aber nicht an der natür­lich erkenn­ba­ren und an der geof­fen­bar­ten Wirk­lich­keit ori­en­tiert, kann natür­lich nie­mals das Wah­re treffen.

Wolf­ram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., kirch­lich gesen­de­ter Kate­chist, Pro-Lifer

Bild: Wikicommons/​MiL


[1] Die Sophi­sten, Aus­ge­wähl­te Tex­te, her­aus­ge­ge­ben und über­setzt von Tho­mas Schir­ren und Tho­mas Zins­mai­er, Reclam, Stutt­gart 2003, S. 52f: „Auf der Grund­la­ge die­ser Sprach­mäch­tig­keit ist sein sophi­sti­sches Metier zu sehen, das ihm höch­ste Hono­ra­re ein­brach­te und ihn in der Öffent­lich­keit mit der durch den Pur­pur gekenn­zeich­ne­ten Wür­de eines Prie­sters auf­tre­ten ließ – ent­ge­gen neu­zeit­li­chen Vor­stel­lun­gen aber nicht als Hüter oder Hir­te der Spra­che, son­dern als deren Bild­ner: ein Logo­plast, der gött­li­che Wer­ke voll­bringt (…). [Aus der Pla­to­ni­schen Per­spek­ti­ve mag Gor­gi­as zwar ein eit­ler tech­ní­tes sein], der sich über die mora­li­schen Fol­gen sei­nes Unter­rich­tes noch kei­ne Gedan­ken gemacht hat, aber kei­ne wei­ter­ge­hen­den dem­ago­gi­schen Inter­es­sen verfolgt.“

[2] Ebd.

[3] Hier ist beson­ders der schänd­li­che „Masterplan“-Hirtenbrief vom 15.05.2011 zu nen­nen. Dar­auf wur­de bereits in einem Bei­trag vom 18. Juli 2013 aus­führ­lich eingegangen.

[4] Kol­lek­te vom 3. Sonn­tag nach Pfingsten:

Pro­tec­tor in te spe­ran­ti­um Deus,
sine quo nihil est vali­dum, nihil sanc­tum:
Mul­ti­pli­ca super nos miser­i­cor­diam tuam;
ut te rec­to­re, te duce, sic tran­sea­mus per bona tem­po­ra­lia,
ut non amit­ta­mus aeterna.

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4 Kommentare

  1. Der Nihi­lis­mus- nur ein Übergangsphänomen!
    Wenn eine Ord­nung, die des christ­lich fun­dier­ten Abendl­lan­des unter­geht, sich auf­löst und die neue
    sich noch nicht eta­bliert hat, dann ist es die Stun­de der Pro­phe­ten des Nihilismus.Aber schon der
    größ­te Pro­phet des Nihi­lis­mus, Fried­rich Nietz­sche ver­kün­de­te den Nihi­lis­mus doch nur als das
    zukünf­ti­ge Schick­sal, der dann durch einen neu­en Wer­tehim­mel zu über­win­den ist. Leben wir denn
    nicht jetzt schon wie­der in einer Epo­che, in der es, allen Priv­at­mo­ra­len und Reli­gio­nen übergeordnet
    eine von allen anzu­er­kenn­de öffen­ti­che Reli­gi­on gibt, die der Poli­ti­schen Korrektheit?Aus christlicher
    Sicht kann die­se als eine nicht­le­gi­ti­me kri­ti­siert wer­den, fak­tisch sub­or­di­niert sich aber die
    Katho­li­sche Kir­che wie der Pro­te­stan­tis­mus die­ser neu eta­blier­ten Reli­gi­on. Denn sie bestimmt
    nun, was im öffent­li­chen Dis­kurs als wahr oder falsch gilt, was erlaubt und was uner­laubt ist
    und an was der Bür­ger zu glau­ben hat. Destruk­tiv ist die­se neue Ord­nung nur gegen die alte,
    indem nun als erlaubt gilt, was vor­dem als unmo­ra­lisch galt. So war frü­her die ausgelebte
    Homo­se­xua­li­tät unmo­ra­lisch, jetzt gilt es als unmo­ra­lisch, die­se nicht gut­zu­hei­ßen. Aber
    wir leben doch nicht in Zei­ten, in denen alles erlaubt wäre, in denen jeder glau­ben dürfte,
    was er will. Wie vie­le Dog­men müs­sen wir doch heut­zu­ta­ge glau­ben, an den menschengemachten
    Kli­ma­wan­del bis hin zur Selig­keit in den erstreb­ten mul­ti­kul­tu­rel­len Gesellschaften!Und wie hart
    wird gegen Ungläu­bi­ge vorgegangen!

  2. Zur über­aus har­ten, aber lei­der gerecht­fer­tig­ten und auch in die­ser Form ange­brach­ten Kri­tik am Wie­ner Erz­bi­schof möch­te ich anfü­gen, dass der sich in sei­nem Reden und Han­deln so real äußern­de Nihi­lis­mus even­tu­ell auf einen nicht eben über­trie­ben gefe­stig­ten Cha­rak­ter zurück­zu­füh­ren sein könn­te, der sich in einer schon fast als patho­lo­gisch zu bezeich­nen­den Gefall­sucht mani­fe­stie­ren dürf­te. Dazu ein sehr unschein­bar wir­ken­des, mE aber über­aus instruk­ti­ves Bei­spiel aus eige­nem Erleben:
    In einer ORF-Reli­gi­ons­sen­dung die­ses Jah­res äußer­te sich der Kar­di­nal – gleich als ersten Punkt und anschein­dend völ­lig unge­fragt – zu sei­ner sude­ten­deut­schen Abstam­mung. Er bedau­re zwar den Ver­lust der „alten Hei­mat Böh­men“, die in sei­ner Erin­ne­rung fort­be­stehe, hät­te aber kein Ver­ständ­nis für Men­schen, die nicht los­las­sen könn­ten und über­haupt nicht dank­bar wären, im frei­en Westen leben zu dürfen.
    Dazu ist aus­zu­füh­ren, dass der Herr Kar­di­nal als 1945 Gebo­re­ner über­haupt kei­ne Erin­ne­rung an „Böh­men“ haben kann, das ihm dem­zu­fol­ge auch nie­mals „Hei­mat“ sein konn­te. Dage­gen spricht er selbst­herr­lich und abfäl­lig über Men­schen, die jenen zwei­fel­los immensen see­li­schen Ver­lust nicht oder nur schwer bewäl­ti­gen konnten.
    In mei­ner wein­viert­ler Pfarr­kir­che haben wir nun bereits zwei­mal den Herrn Kar­di­nal zu Besuch gehabt, was an sich sehr schö­ne und auch wür­de­vol­le Ereig­nis­se waren. Vor­aus­zu­schicken ist, dass das Dorf an die 40 km von der tsche­chi­schen Gren­ze ent­fernt liegt, und mir eigent­lich nur ein ein­zi­ger dort ansäs­si­ger sude­t­endt. Herr bekannt ist, den es jedoch auch nur zufäl­lig dort­hin ver­schla­gen hat, dh er stammt nicht aus dem – letzt­lich gar nicht so benach­bar­ten – Süd­mäh­ren. In sei­ner ersten Pre­digt nun begann der Kar­di­nal sinn­ge­mäß mit fol­gen­den Wor­ten: Wir sind ja hier nicht weit von der tsche­chi­schen Gren­ze ent­fernt, und ganz sicher wird es hier etli­che Ver­trie­be­ne geben, die wie auch ich damals die Hei­mat ver­lo­ren haben.
    Wei­ters führ­te er aus, dass unser Trost und letzt­lich unse­re wirk­li­che Hei­mat bei Chri­stus oä lie­gen würden.
    All dies ist natür­lich per se nicht zu bean­stan­den, wobei das Tages­evan­ge­li­um die­sen Bezug nicht unbe­dingt herstellte.
    Es ist daher zu fol­gern, dass den Kar­di­nal sein Ver­trie­be­nen­schick­sal sehr wohl beschäf­tigt, und dass er davon doch nicht so ganz los­kommt, und dass ihm die seel­sor­ge­ri­sche Betreu­ung von Ver­trie­be­nen sowie die geist­li­che Auf­ar­bei­tung sehr wohl ein Anlie­gen ist. All das ist wie gesagt selbst­ver­ständ­lich nicht per se zu kri­ti­sie­ren, ganz im Gegen­teil, wie über­haupt gesagt wer­den muss, dass der Kar­di­nal äußerst sym­pa­thisch wirkte.
    War­um aber dann die­ses mie­se Gere­de im ORF? War­um die­ser Zwiespalt?
    mE zeigt dies das Bestre­ben, über­all so zu reden, wie es dem Gegen­über gera­de gefällt.
    Der maso­ni­stisch gepräg­te ORF ist in sei­ner Geschichts­be­trach­tung bekannt­lich sehr ein­di­men­sio­nal und hat für eine bestimm­te Kate­go­rie Opfer nichts als Ver­ach­tung übrig. Zwei­fel­los wur­den des Kar­di­nals schä­bi­ge Wor­te dort sehr gern gehört.
    Das sude­t­endt. The­ma bei uns in der Pfarr­kir­che war dann wohl eher eine Fehl­ein­schät­zung in Ver­ken­nung der geo­graph. Lage – ohne Fra­ge hät­te es in die Retzer/​Haugsdorfer/​Poysdorfer Gegend bes­ser gepasst. Wahr­schein­lich jedoch ist es tat­säch­lich sein Her­zens­an­lie­gen, das er im ORF aus Gefall­sucht so sehr ver­leug­net hat.
    Es waren jeden­falls zwei ver­schie­de­ne Men­schen, die da gespro­chen haben, wie schon aus der Stimm­la­ge erkenn­bar war. 

    „Bei Kar­di­nal Schön­born ist nichts klar, nichts ein­deu­tig, nichts real“, schreibt Mag. Schrems. Beim Lesen fie­len mir die­se sehr unschein­ba­ren Epi­so­den ein. Es sind Klei­nig­kei­ten, per se wohl kaum der Rede wert. Aber im Gro­ßen scheint es bei ihm lei­der um nichts bes­ser bestellt zu sein.

  3. „Das größ­te Unglück für ein Jahr­hun­dert oder ein Land ist das Auf­ge­ben oder das Her­ab­min­dern der Wahr­heit. Von allem ande­ren kann man sich erho­len, doch vom Auf­op­fern der Prin­zi­pi­en erholt man sich nie. Die Cha­rak­te­re der Men­schen kön­nen sich in bestimm­ten Zei­ten ver­schlech­tern und die öffent­li­che Sit­te kann etwas vom Laster oder vom schlech­ten Bei­spiel berührt sein,doch nichts ist ver­lo­ren, solan­ge die wah­ren Dok­tri­nen noch in ihrer Inte­gri­tät bestehen blei­ben. Mit ihnen läßt sich frü­her oder spä­ter alles wie­der­her­stel­len, Men­schen und Insti­tu­tio­nen, denn man ist immer imstan­de, zum Guten zurück­zu­keh­ren, wenn man das Wah­re nicht ver­las­sen hat. Was jedoch selbst die Hoff­nung auf Ret­tung weg­neh­me, wäre das Ver­las­sen der Prin­zi­pi­en, außer­halb derer sich nicht Soli­des und Dau­er­haf­tes auf­bau­en läßt. Des­halb ist der größ­te Dienst, den ein Mensch sei­nes­glei­chen in Zei­ten des Nie­der­gangs oder der Ver­dü­ste­rung lei­sten kann, daß er die Wahr­heit ohne Furcht behaup­tet, selbst wenn man nicht auf ihn hört.“ (Mgr. Freppel)

    Die­ses Zitat stammt aus dem Buch „Die Schöp­fung. Ein gött­li­cher Plan“ von Johan­nes Grün.

  4. Der Gott­lo­se kann laut Pla­to das Glück des Gerech­ten (zB. ohne die Sün­de der Homo­se­xua­li­tät zufrie­den zu sein) nicht aus­hal­ten. Im gegen­wär­tig ablau­fen­den Zeit­lu­pen­film fürch­tet der Gott­lo­se die Fik­ti­on, der Gerech­te fürch­tet die Realität.

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