„Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern.
Da waren sie sehr betroffen und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr?
Er antwortete: Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, wird mich verraten. Der Menschensohn muß zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.
Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi?
Jesus sagte zu ihm: Du sagst es“ (Mt 26, 20–25).
Am 25. März wurde das Päpstliche Jahrbuch 2020 veröffentlicht, mit einer echten Neuheit. Es mag wie eine typographische Kleinigkeit im Teil erscheinen, der dem regierenden Papst gewidmet ist, doch so ist es nicht. Bis zum vergangenen Jahr wurden die Titel von Franziskus am Kopf der Seite aufgelistet, angefangen beim „Stellvertreter Christi“, „Nachfolger des Apostelfürsten“ usw., um dann den weltlichen Namen des Papstes und einen kurzen Lebenslauf folgen zu lassen.
In der neuen Ausgabe hingegen sticht an erster Stelle der weltliche Name JORGE MARIO BERGOGLIO in großen Buchstaben hervor, gefolgt von der Biographie, dem Datum der Wahl und dem Beginn des „Dienstes als universaler Hirte der Kirche“. Alle Titel des Papstes werden dann durch einen Strich getrennt, in kleiner Schrift und mit der Anmerkung: „Historische Titel“ am Ende der Seite angeführt, fast so, als wären sie nicht mehr Bestandteil des Munus Petrinum, das die Autorität legitimiert, die die Kirche dem Papst zuerkennt.
Diese Änderung in der Seitengestaltung und im Inhalt eines offiziellen Textes der katholischen Kirche kann nicht ignoriert werden und kann auch nicht auf eine Geste der Demut durch Franziskus zurückgeführt werden, die sich zudem schwerlich mit seinem hervorgehobenen Namen vereinbaren ließe. Stattdessen scheint man darin das stillschweigende Eingeständnis einer Art Usurpation erkennen zu können, daß nicht der „Servus servorum Dei“ regiert, sondern die Person Jorge Mario Bergoglio, der offiziell bestreitet, der Stellvertreter Christi, der Nachfolger des Apostelfürsten Petrus und der Papst zu sein, so als wären sie lästiger Flitter der Vergangenheit: eben nur „historische Titel“.
Man könnte sagen, es ist fast eine trotzige Geste, mit der Franziskus jeden Titel übergeht, oder noch schlimmer: ein Akt der offiziellen Änderung des Papsttums, mit dem er sich nicht mehr als dessen Bewahrer sieht, sondern zum Herrn der Kirche wird, der frei ist, sie von ihnen heraus zu zerstören, ohne jemandem Rechenschaft zu schulden. Kurz gesagt, ein Tyrann.
Möge den Hirten und den Gläubigen nicht die Tragweite dieser schwerwiegenden Geste entgehen, mit der sich der süße Christus auf Erden, wie die heilige Katharina den Papst nannte, von seiner Rolle als Stellvertreter loslöst, um sich in einem Delirium des Stolzes zum absoluten Monarchen auszurufen – auch Christus gegenüber.
Wir nähern uns den heiligen Tagen der Passion des Erlösers, die im Obergemach mit dem Verrat von einem der Zwölf beginnt. Es ist nicht unzulässig zu fragen, ob die Worte des Verständnisses, mit denen Bergoglio am 16. Juni 2016 versuchte, Judas zu rehabilitieren, nicht ein plumper Versuch waren, sich selbst zu entlasten.
Dieser erschreckende Gedanke findet weitere Bestätigung durch die schreckliche Entscheidung, der Katholizität zum ersten Mal seit bald zweitausend Jahren nach der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus die Feier des Osterfestes zu verbieten.
„Der Menschensohn muß zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird“ (Mt 26, 24).
Freitag der Ersten Passionswoche 2020
+ Carlo Maria Viganò
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana/Basilique Sainte Marie Madeleine (Screenshot)