(Rom) Zu den Kuriositäten dieser Tage und der kirchlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie gehören die verschlossenen Türen der Kirche San Marcello al Corso. Katholisches.info titelte am vergangenen Montag: „Die ‚offene Kirche‘ feiert Ostern hinter verschlossenen Türen“. Das gilt gleich in mehrfacher Hinsicht und konkret auch im Zusammenhang mit der Fußwallfahrt von Papst Franziskus vom vergangenen Sonntag.
Am 15. März verließ das Kirchenoberhaupt überraschend den Vatikan und ließ sich von einer Eskorte von Personenschützern zur Piazza Venezia bringen. Dort verließ Franziskus das Fahrzeug und pilgerte zu Fuß die Via del Corso, die römische Haupteinkaufsstraße zwischen der Piazza Venezia und der Piazza del Popolo, entlang bis zur Kirche San Marcello al Corso. Das entspricht einer Entfernung von 230 Metern.
In der Kirche, die heute vom Servitenorden betreut wird, betete er vor dem wundertätigen Kreuz, das den verheerenden Brand der Kirche vor 500 Jahren unbeschadet überstand. Es wurde kurz darauf in Prozession gegen die Pest durch die Stadt getragen, die darauf zu Ende ging. Papst Franziskus betete vor dem Kreuz für ein Ende der Coronavirus-Pandemie.
Wer es dem Papst gleichtun möchte, erlebt allerdings die Überraschung, vor verschlossenen Toren zu stehen. Am 12. März hatte Papst Franziskus selbst über seinen Kardinalvikar alle Kirchen seines Bistums schließen lassen. Vier Tage zuvor hatten Italiens Bischöfe mit Einwilligung des Papstes alle Messen und religiösen Zeremonien ausgesetzt, doch zu einer so radikalen Maßnahme griff sonst kein Bischof. Die Kirchen sind offengeblieben, um den Gläubigen den Besuch des Allerheiligsten und das persönliche Gebet zu ermöglichen.
Auf entsprechenden Druck hin wurde das Dekret am 13. März zwar teilweise zurückgenommen, alle Pfarrkirchen konnten wieder öffnen, doch alle Kirchen, die nicht Pfarrkirche sind, bleiben weiterhin geschlossen.
Am 15. März, als Papst Franziskus zum Kreuz in die Kirche San Marcello al Corso pilgerte, wurde die drei Tage zuvor durch seinen Willen geschlossene Kirche eigens aufgesperrt. Als der Papst sie verließ und nach Santa Marta zurückkehrte, wurde sie sofort wieder geschlossen, wie es das Dekret von Kardinalvikar Angelo De Donatis vorschreibt.
Ein persönliches Gebet der Gläubigen vor demselben Kreuz ist nicht möglich. Eine solches Bedürfnis wurde von Franziskus offensichtlich auch gar nicht bedacht, dabei ist die Kirche San Marcello al Corso eine der römischen Kirchen, die am längsten geöffnet war. Die Serviten öffneten sie bis zum Schließungsdekret jeden Morgen um 7 Uhr und schlossen sie abends erst um Mitternacht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL