![Der heilige Josef mit dem Jesuskind](https://katholisches.info/tawato/uploads/2020/03/der-heilige-Josef-mit-dem-Jesuskind-1030x438.jpg)
Von P. Serafino M. Lanzetta*
Der Monat März ist der großen Gestalt des heiligen Josef gewidmet. In dieser Reflexion möchte ich das Geheimnis der Verbindung des heiligen Josef mit der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria hervorheben. Darin liegt die Quelle aller Gnaden, mit denen das Josefs-Geheimnis so reich ist, sowie die Art und Weise, wie der Heilige von Nazareth durch das Neue Testament eingeführt wird und in der Kirche bekannt ist. Wenn wir sein Leben genauer betrachten, sehen wir, daß alles durch Maria geschieht. Josef wird als Marias Ehemann bekannt (vgl. Mt 1,16) und gerade aufgrund dieser ehelichen Beziehung – die in ihrer ganzen geistlichen Tiefe zu erahnen ist – wird er in das Geheimnis Christi eingeführt, indem er Sein vermeintlicher Vater wird. Alles für Maria.
Konzentrieren wir uns für einen Augenblick auf das Matthäusevangelium (1, 18–19), in dem Josef von Nazareth zunächst als Ehemann Mariens und dann als „Gerechter“ dargestellt wird:
„Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, daß sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloß, sich in aller Stille von ihr zu trennen.“
Daraus verstehen wir, daß Maria und Josef bereits verheiratet waren, als die Jungfrau auf wundersame Weise mit ihrem Sohn Jesus schwanger wurde. Das Evangelium sagt „verlobt“ und unterstreicht den jüdischen Brauch, die Hochzeit in zwei Momenten zu feiern: einerseits die rechtliche Verbindung, die eigentliche Eheschließung mit allen zivilen und religiösen Auswirkungen, und andererseits das Zusammenleben, das auch ein Jahr nach dem Eheversprechen stattfinden konnte. Auch das Lukasevangelium berichtet, daß Josef bereits durch den Bund der Ehe mit Maria vereint war. Tatsächlich wurde der Engel „zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte“ (1, 27). Aus dieser gebenedeiten ehelichen Verbindung mit Maria nimmt auch die Beziehung des heiligen Josef zu Jesus Gestalt an. Der heilige Zimmermann kommt durch die Gottesmutter in persönlichen Kontakt mit Jesus, denn er ist es, der dem Sohn Marias den Namen „Jesus“ gibt (vgl. Mt 1, 21). Sogar im Moment der Anbetung durch die Hirten, die herbeieilten, um das Zeichen Gottes zu sehen, steht Josef an der Seite von Maria und Jesus: „So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag“ (Lk 2, 16), als wollte uns das Evangelium sagen, daß der christliche Weg, der dazu führt, vollständig zu entdecken, wer dieses Kind ist, von Maria zu Jesus führt. Durch die Ehe mit Maria drückt Josef Jesus an sich und hält ihn in seinen Armen. Er ist daher das vollkommene Bild der Weihe an Maria, jenes klassischen Adagios, das da lautet: Zu Jesus durch Maria.
Lassen Sie uns tiefer über die einzigartige und jungfräuliche Ehe des heiligen Josef mit der Gottesmutter nachdenken, die der wahre Schlüssel zum Verständnis des Zimmermanns von Nazareth als Prototyp, als beispielgebendes Vorbild für die Marienweihe ist.
Diese heilige Ehe war zweifellos außergewöhnlich. Wenn wir dieses Geheimnis betrachten, müssen wir über seine natürliche Bedeutung hinausgehen und auf die Tiefe des geistlichen Aspekts abzielen. In der Tat weist alles auf eine besondere und völlig spirituelle Verbindung hin. In der gerade zitierten Erzählung von Matthäus (1, 18–19), in der wir die Tatsache erfahren haben, daß Josef bereits mit Maria verheiratet war, als er noch nicht mit ihr zusammenlebte, können wir durch eine anagogische [hinaufführende] Lektüre des Textes noch etwas mehr entdecken.
Als Josef bereits am Anfang und rechtmäßig mit Maria verheiratet war, war er noch nicht vollständig mit ihr vereint. Das können wir dahingehend lesen, daß er ihr noch nicht geweiht war , da sie ansonsten bereits im gegenseitigen Einvernehmen jungfräulich und keusch zusammengelebt hätten. Die Gründe dafür werden wir gleich sehen.
Die Josefsehe sollte nämlich noch in einem anderen Licht betrachtet werden: Die eheliche Verbindung und ihr Vollzug ist als Weihe an Maria zu lesen, als eine vollständige Selbsthingabe Josefs an die Jungfrau. Der Vollzug der Ehe erhält damit eine neue geistliche Bedeutung und kündigt die mystische Ehe an, die Jesus am Kreuz mit der Kirche eingehen wird. Wie für den gekreuzigten Jesus wird das Geschenk seiner selbst an die Braut in seiner Liebe „bis zur Vollendung“ verzehrt (Joh 13, 1). Es ist eine totale Liebe bis zum Tod, so wird es für den heiligen Josef sein. Seine totale Liebe zu Maria wird im Opfer seiner selbst bis zum Tod vollzogen, um eins mit Maria zu sein und an der Erlösung Christi teilzunehmen. Diese Weihe an Maria erfolgt nach der Offenbarung des Engels, als Josef sich genau bewußt war, wer Maria ist und wer der Sohn ist, den sie in ihrem Leib trug. Jetzt ist Josef bereit, Maria in sein Leben aufzunehmen und durch sie für Jesus zu sorgen. Wir können das alles im Lichte der Erzählung des Matthäusevangeliums (1, 20–24) betrachten, in der wir lesen:
„Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.
Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.“
An dieser Stelle sollten wir uns vor allem auf den letzten Satz dieser Perikope konzentrieren, der im griechischen Original lautet: „kai parélaben tèn gynaîka autou“ („nahm seine Braut mit sich“). Das Verb para-lambano, „nehmen“, hat im Allgemeinen zwei Bedeutungen: 1) mit sich selbst nehmen, mit sich vereinen oder 2) empfangen, was weitergegeben wird. Dieses Verb ist dasselbe, das wir im Johannesevangelium (19, 27) finden, um die Handlung des Nehmens/Empfangens von Maria im eigenen Leben durch den Lieblingsjünger zu beschreiben:
„Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“
Das Original sagt: élaben o mathetès autèn eis ta ídia, „er nahm sie zu seinen liebsten Dingen“ [in sein Eigentum]. Daher können wir leicht daraus schließen, daß auch Josef mehr als jeder andere „von jener Stunde an“, in der er vom Engel mit Hilfe des Heiligen Geistes über das Geheimnis Mariens und des Kindes in ihrem Leib unterrichtet wurde (indem bereits die Worte Unseres Herren am Kreuz an den geliebten Jünger in Bezug auf seine Mutter anklingen), nahm er Maria zu sich. Von diesem Moment der vollkommenen Vereinigung mit Maria an übergab sich Josef ihr ganz, damit er durch sie in das Geheimnis Christi eintreten und aktiv am Werk der Erlösung teilnehmen konnte.
Ein letzter Punkt muß noch geklärt werden, um ein vollständiges Bild der Ehe des heiligen Josef mit Maria als Weihe an sie zu zeichnen. Die Tatsache, daß die Ehe jungfräulich und keusch war, ist von großer Bedeutung. Das beweist, daß die vollständige Übergabe, die Josef in der zweiten Phase der Hochzeit an Maria vorgenommen hat, als geistliche Vollendung dieser Vereinigung verstanden werden muß. Das Evangelium, das die Art und Weise unterstreicht, wie Josef Maria in seinem Leben begrüßt, sagt auch:
„Ohne daß er sie erkannte, gebar sie ihren Sohn. Und er gab ihm den Namen Jesus“ (Mt 1, 25).
Das ist sicher die korrekte Übersetzung des Originaltextes, der jedoch die Partikel „bis zu“ (éos) enthält. Wörtlicher übersetzt sollte der Text daher lauten: Josef „erkannte sie nicht, bis sie ihren Sohn gebar, und er ihn Jesus nannte“. Die Präposition „bis“ bedeutet jedoch nicht, daß Maria und Josef nach der Geburt Jesu eine normale eheliche Beziehung hatten. Tatsächlich gibt es mehrere biblische Beispiele, bei denen bis niemals eine spätere Änderung impliziert. Wir können uns unter anderem an die Worte des messianischen Psalms 110, 1 erinnern: „So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, bis ich dir deine Feinde als Schemel unter die Füße lege.“ Es ist offensichtlich, daß Christus nicht nur zur Rechten des Vaters regiert, bis seine Feinde besiegt sind. Selbst als Jesus seinen Aposteln versprach, „bis zum Ende der Welt“ bei ihnen zu bleiben (Mt 28, 20), wollte er nicht implizieren, daß er nur bis zur Parousia, bis zu seiner Wiederkunft, bei ihnen sein würde. Im Gegenteil, mit der zeitlichen Präposition bis zu möchte der Evangelist sagen, daß Josef und Maria im Gegensatz zu einem gewöhnlichen jüdischen Paar ihre Ehe in der Hochzeitsnacht nicht vollzogen haben. Dies liegt daran, daß Maria ein Jungfräulichkeitsgelübde abgelegt hatte, wie aus ihrer Antwort auf den Engel deutlich hervorgeht:
„Ich erkenne keinen Mann“ (Lk 1, 34).
Das war der jüdischen Tradition nicht unbekannt, aber es war ein Enthaltsamkeitsgelübde gemäß dem Buch Numeri (Kap. 30), das Josef akzeptiert und daher unterstützt hatte.
Lassen Sie uns nun versuchen, daraus einige Schlußfolgerungen zu ziehen. Stellen wir uns vor, was es für den heiligen Josef auf praktischer Ebene bedeuten konnte, Maria in seinem Leben zu empfangen, damit jeder im großen Patriarchen ein Vorbild und Beispiel der Marienweihe haben kann:
- Es bedeutete für den heiligen Josef vor allem, sein ganzes Leben mit Maria zu teilen: Gedanken, Willen, Güter, um Jesus zu gefallen und den Willen Gottes zu tun.
- Es bedeutete, daß er Maria immer auf keusche Weise gehorsam war, um dem Gehorsam Jesu gegenüber dem Vater zu entsprechen.
- Es bedeutete, Maria von ganzem keuschem Herzen zu lieben, um immer wachsam zu bleiben in seinem Dienst als Hüter Christi und Diener der Erlösung.
- Schließlich bedeutete es, hingebungsvoll in der Gegenwart Marias zu bleiben und so immer in der Gegenwart Jesu zu sein.
Maria zu kennen bedeutete für Josef, Gott zu kennen, wo Er wohnt.
Die Weihe an Maria, die der heilige Josef vor allen als erster und auf vollkommene Weise vollzog, sollte darauf abzielen, zunächst die keusche Josefs-Disposition des Herzens zu erreichen. In dem Maße, in dem wir die Gottesmutter mit einem reinen Herzen lieben, mit dem reinen Herzen des heiligen Josef, nimmt sie uns als Antwort darauf unter ihren Mantel der Reinheit und macht uns zu Brautleuten ihrer Liebe, um uns vor allen Fallstricken der Unreinheit und der Gottlosigkeit, die in der Welt vorhanden sind, zu schützen.
Möge der heilige Josef noch bekannter werden als Patriarch der Liebe zu Jesus durch Maria und in seiner Rolle als mystischer Gatte der seligen Jungfrau und Gottesmutter.
*P. Serafino M. Lanzetta, promovierter Dogmatiker, gehörte dem Orden der Franziskaner der Immakulata an, heute ist er Pfarrer im englischen Bistum Portsmouth, dort gründete er nach deren Vorbild die altrituelle Ordensgemeinschaft der Familie der Unbefleckten Jungfrau und des heiligen Franziskus, deren Priester in der Seelsorge in der überlieferten und in der ordentlichen Form des Römischen Ritus zelebrieren.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana
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