Vatikan–China: Man ist sich einig

Das Geheimabkommen „dient dem Wohlergehen der Katholiken“


Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz begegneten sich die Außenminister des Vatikans und der Volksrepublik China.
Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz begegneten sich die Außenminister des Vatikans und der Volksrepublik China.

(Mün­chen) Am Ran­de der Münch­ner Sicher­heits­kon­fe­renz kam es zu einem Tref­fen zwi­schen den Außen­mi­ni­stern des Vati­kans und der Volks­re­pu­blik China.

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Die Sicher­heits­kon­fe­renz, die vom 14.–16. Febru­ar zum 56. Mal in der baye­ri­schen Lan­des­haupt­stadt aus­ge­tra­gen wur­de, gehört zu den wich­tig­sten Think-Tank-Ver­an­stal­tun­gen des trans­at­lan­ti­schen Netz­wer­kes. Seit 2009 gibt es einen soge­nann­ten Advi­so­ry Coun­cil, einen Bei­rat, der den Vor­sit­zen­den „bei der stra­te­gi­schen Aus­rich­tung und Ent­wick­lung der Sicher­heits­kon­fe­renz unter­stützt“. Wäh­rend die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land im Bei­rat durch zwei Uni­ons­po­li­ti­ker ver­tre­ten ist, sit­zen für die USA aus­schließ­lich Ver­tre­ter der Demo­kra­ti­schen Par­tei dar­in. Ins­ge­samt fällt das Über­ge­wicht sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Poli­ti­ker auf, eben­so die Anwe­sen­heit des glo­ba­len Polit­ak­ti­vi­sten Geor­ge Sor­os, der als „Grün­der und Vor­sit­zen­der, Open Socie­ty Foun­da­ti­ons, New York“ geführt wird.

Am ersten Kon­fe­renz­tag kam es am Ran­de zu einem Tref­fen von Kuri­en­erz­bi­schof Paul Richard Gal­lag­her, Sekre­tär für die Bezie­hun­gen mit den Staa­ten im Staats­se­kre­ta­ri­at des Hei­li­gen Stuhls und damit der „Außen­mi­ni­ster“ des Vati­kans, und Wang Yi, Staats­rat und Außen­mi­ni­ster der Volks­re­pu­blik Chi­na. Das Tref­fen fand in einer „herz­li­chen Atmo­sphä­re“ statt, wie das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt am sel­ben Tag bekannt­gab. Bei­de Sei­ten hät­ten die „posi­ti­ve Ent­wick­lung“ der Bezie­hun­gen betont. Beson­ders her­vor­ge­ho­ben wur­de, laut vati­ka­ni­scher Erklä­rung, das „Pro­vi­so­ri­sche Abkom­men über die Ernen­nung von Bischö­fen“, das am 22. Sep­tem­ber 2018 in Peking unter­zeich­net wur­de. Die Außen­mi­ni­ster erneu­er­ten den Wil­len, den insti­tu­tio­nel­len Dia­log auf bila­te­ra­ler Ebe­ne fort­zu­set­zen, „um das Leben der katho­li­schen Kir­che zu begün­sti­gen und zum Wohl des chi­ne­si­schen Vol­kes“. Schließ­lich wur­de auch der gemein­sa­me Wunsch zu mehr inter­na­tio­na­ler Zusam­men­ar­beit zur För­de­rung der zivi­len Koexi­stenz und des Frie­dens in der Welt bekun­det. Eben­so fand ein Gedan­ken­aus­tausch über den inter­kul­tu­rel­len Dia­log und die Men­schen­rech­te statt, so die Vatikan-Erklärung.

Das chi­ne­si­sche Außen­mi­ni­ste­ri­um ver­öf­fent­lich­te am 15. Febru­ar eine offi­zi­el­le Stel­lung­nah­me, die zur Begeg­nung fast wort­gleich die Stel­lung­nah­me des Vati­kans wie­der­hol­te, aller­dings beton­te, daß es der Vati­kan gewe­sen sei, der die Begeg­nung wünsch­te. Die zen­tra­le Stel­le lautet:

„Papst Fran­zis­kus ist mit Chi­na und dem Aus­tausch zwi­schen bei­den Sei­ten ver­traut. Das pro­vi­so­ri­sche Abkom­men über die Ernen­nung von Bischö­fen, das 2018 von bei­den Sei­ten unter­zeich­net wur­de, ist sehr wich­tig und wird dazu bei­tra­gen, das Wohl­erge­hen der Katho­li­ken und des chi­ne­si­schen Vol­kes und den Welt­frie­den zu fördern.“

Wäre da nicht die Ver­spä­tung der chi­ne­si­schen Stel­lung­nah­me, die offen­legt, daß man in Peking zuerst die Pres­se­er­klä­rung des Hei­li­gen Stuhls sehen woll­te, ehe man selbst an die Öffent­lich­keit trat – was ein offen­sicht­li­ches Miß­trau­en signa­li­siert –, lie­ßen sich kei­ne Mei­nungs­un­ter­schie­de aus­ma­chen. In Rech­nung zu stel­len ist, daß das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt sei­ne Erklä­rung unge­wöhn­lich spät, nach 21 Uhr, ver­öf­fent­lich­te. Um die­se Zeit war es in Peking bereits 4 Uhr morgens.

Bei­de Sei­ten sind sich dar­in einig, daß das Geheim­ab­kom­men von 2018, des­sen Inhalt bis­her nicht ver­öf­fent­licht wur­de, dem „Wohl­erge­hen der Katho­li­ken“ dient. 

Nicht alle Katho­li­ken Chi­nas sind die­ser Mei­nung, weder Kar­di­nal Joseph Zen noch die Untergrundkirche.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Asia­News

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7 Kommentare

  1. Man ist sich einig.…
    Ich kann es nicht mehr hören, wie gemein
    die Hir­ten mit den ver­folg­ten Christen
    umgehen.Diese Scheinheiligkeit.….
    Ist das Wohl­erge­hen mit der massiven
    Ver­fol­gung der Chri­sten gemeint?

  2. Ich den­ke manch­mal, viel­leicht ist die Epi­de­mie ja auch eine Zulas­sung einer Stra­fe Got­tes für die Ver­fol­gung der Katho­li­ken und für die amt­li­che Zer­stö­rung der Kirchen.

    • So wie in Austra­li­en die ver­hee­ren­den Brän­de sicher­lich auch eine Stra­fe Got­tes sind für den Schau­pro­zess gegen den unschul­di­gen Kar­di­nal Pell.
      Um wie­viel mehr wird ein­mal Rom dafür büßen müs­sen, dass der Kar­di­nal fal­len gelas­sen wurde.

  3. Die sich immer noch aus­brei­ten­de Coro­na-Epi­de­mie in Chi­na ver­ste­he ich als star­kes, an Chi­nas kom­mu­ni­sti­sche Füh­rungs­eli­te gerich­te­tes Zei­chen zur Kor­rek­tur ihrer gegen die Kir­che gerich­te­ten Ver­hal­tens. Eben­so als sehr ernst zu neh­men­de Mah­nung an den Vati­kan, die glau­bens­treu­en chi­ne­si­schen Katho­li­ken nicht zu verraten.

  4. „…….. ist sehr wich­tig und wird dazu bei­tra­gen, das Wohl­erge­hen der Katho­li­ken und des chi­ne­si­schen Vol­kes und den Welt­frie­den zu för­dern.“ Was ein hirn­ris­si­ges Gequatsche !
    Chri­stus hat es anders gesagt, was gibt die­sen „Räu­ber­kle­ri­kern“ eigent­lich das Recht obi­ges zu tun ?

  5. Der Kuri­en­erz­bi­schof Paul Richard Gal­lag­her, Sekre­tär im Staats­se­kre­ta­ri­at des Hei­li­gen Stuhls und Außen­mi­ni­ster des Vati­kans schweigt wie­der ein­mal und trau­te sich nicht dem Wang Yi, Staats­rat und Außen­mi­ni­ster der Volks­re­pu­blik Chi­na sei­nen kri­ti­schen Mei­nung zu äußern sowie die grau­sa­me Katho­li­ken­ver­fol­gun­gen im kom­mu­ni­sti­schen Chi­na zu kri­ti­sie­ren. Viel­leicht haben sie sogar gemein­sam neue Ver­fol­gun­gen gegen die Katho­li­ken in Chi­na geplant. Man braucht sich gar nicht mehr wun­dern, denn Vati­kan ist jetzt auch ein kom­mu­ni­sti­schen Staat geworden.

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