(New York) Die Volksweisheit ist davon überzeugt, dass Faulpelze dann aufwachen, wenn sie bequem mit der Mehrheit laufen können. Angewandt auf einen Bischof wäre das kein Kompliment. Doch genauso verhält es sich mit Bischof Robert McElroy von San Diego, wenn nicht noch schlimmer. Papst Franziskus setzte ihn 2015 auf den südlichsten Bischofssitz im Staat Kalifornien. McElroy gehört zum Kreis der deklarierten „Bergoglianer“ unter den US-Bischöfen. Zum Beginn des Präsidentschaftswahlkampfes in den USA erklärte McElroy, der katholischen Wählerschaft eine „Orientierungshilfe“ bieten zu wollen, indem er den Katholiken „Prioritäten“ nannte, nach denen sie ihre Wahlentscheidung treffen sollten.
Die Katholiken stellen, religiös gesehen, die weitaus größte Wählergruppe in den USA.
Bischof McElroy sprach den Katholiken ins Gewissen. Es stimme, dass Abtreibung in den USA jährlich den Tod von „mehr als 750.000 Kindern“ bedeute und weltweit sogar von 42 Millionen Kindern. „Die größte Bedrohung für die Zukunft der Menschheit“ sei jedoch „der unkontrollierte Klimawandel“. Entsprechend sollten die Katholiken als Wähler ihr Wahlverhalten ausrichten.
McElroy, eines der bergoglianischen Aushängeschilder im US-Episkopat, ist überzeugt, dass der heutige Klimawandel menschenverschuldet sei, weshalb er auch durch den Menschen verhindert werden könne, wenn die „richtige Klimapolitik“ betrieben werde. Die Ernennung McElroys war in progressiven Kreisen der USA begeistert als „franziskuskonform“ aufgenommen worden. Im November 2016 gehörte McElroy zu den Verlierern bei den Neuwahlen in der Amerikanischen Bischofskonferenz. Er unterlag im Rennen um den Vorsitz der Kommission Iustitia et Pax. Seither hat Franziskus durch weitere Bischofsernennungen die Achse allerdings weiter verschoben.
McElroy ist ein geistiger Ziehsohn des ehemaligen Erzbischofs von San Francisco, John Raphael Quinn (1977–1995), dessen Sekretär er war, und der sich als Theoretiker einer radikalen Reform des Papsttums hervortat. Der homophile Quinn erlaubte bereits vor 1983 in San Francisco die Bildung einer „Gay Church“, einer Kirche, die eigens zur seelsorglichen Betreuung von Homosexuellen geschaffen wurde.
Unter Berufung auf das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia von Papst Franziskus erlaubte McElroy in seinem Bistum sofort Katholiken in irregulären Verbindungen den Zugang zu den Sakramenten. Der Vatikanist Sandro Magister schrieb dazu im Dezember 2016:
„Mit den von Bischof McElroy für die Diözese San Diego festgelegten Richtlinien wird die Kommunion für die wiederverheiratet Geschiedenen in vollem Umfang Teil der Normalität. Eine Normalität, in der jedoch die Ehe nicht mehr unauflöslich, die Zweitehe problemlos zugelassen, die sakramentale Beichte verschwunden und die eucharistische Kommunion ad libitum zugänglich ist. Wie in irgendeiner protestantischen Kirche.“
So verwundert es nicht, daß Papst Franziskus ausgerechnet Bischof McElroy persönlich zum Synodalen der Amazonassynode ernannte.
Die „Propheten“ des Klimawahns
Die „Prophetin“ der menschengemachten, globalen Erderwärmung ist die inzwischen 17 Jahre alte Schwedin Greta Thunberg, deren „Qualifikation“ einzig darin besteht, wegen des bei ihr diagnostizierten Asperger-Syndroms an Depressionen, Zwangsstörungen, Wahrnehmungsdefiziten und Hyperaktivität zu leiden. Doch das Establishment spendet ihr stehenden Beifall, was nur eines bedeutet, dass sie genau das sagt, was das applaudierende Establishment hören will. Auch McElroy scheint in Thunberg eine Heilige in spe zu sehen. Jedenfalls zögert er nicht, unkritisch ihre wirren Hypothesen zu wiederholen, wie das auch die „Leitmedien“ tun. Als Bischof hat seine Prioritätensetzung allerdings Auswirkungen. Er macht sich zum Werkzeug derselben Kreise, die Greta Thunberg aufs Podest gestellt haben. Solche weltlichen „Heiligsprechungen“ geschehen weder zufällig noch fallen sie vom Himmel.
Denkfaulheit darf es bei einem Bischof nicht geben und doch kommt sie vor. Der aktuelle Klimaextremismus, der zur faktischen Ausschaltung der Medienvielfalt geführt hat, schlägt auch unter den Hirten der Kirche ihre Wurzeln, vor allem unter jenen, die gerne den Moden hinterherlaufen.
Am kommenden 3. März werden 15 Staaten in den USA über den Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei entscheiden. Der Sieger wird der Herausforderer von US-Präsident Donald Trump sein. Das Rennen zwischen den demokratischen Bewerbern ist noch völlig offen, während die Wiederwahl Trumps immer wahrscheinlicher wird.
Vor diesem Hintergrund hielt der Bischof an der Universität seiner Bischofsstadt einen Vortrag, über den die San Diego Union-Tribune berichtete, und gab seine „Empfehlungen“ mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen ab. Als bevölkerungsreichster Staat der USA ist Kalifornien seit 30 Jahren bei Bundeswahlen die wichtigste Stütze der Demokratischen Partei.
Obwohl McElroy den Anspruch erhob, moralische „Orientierungshilfen“ anzubieten, zog er in Wirklichkeit jene Katholiken an den Ohren, die nach wie vor der Überzeugung sind, dass Abtreibung das schlimmste Übel im unmittelbaren, aber auch im weiteren Sinn ist, denn Abtreibung bedeutet jedes Mal den sicheren Tod eines unschuldigen ungeborenen Kindes. Auf einem solchermaßen verwundeten Gemeinwesen kann schwerlich ein Segen liegen.
Der Bischof schien ihnen zunächst recht zu geben, indem er das makabre Ausmaß der Abtreibungsindustrie bezifferte und von „mehr als 750.000“ getöteten Kindern jedes Jahr allein in den USA sprach. Doch dann wechselte er schlagartig das Spielfeld und setzte mit den Worten fort:
„Die langfristige Opferbilanz, die durch den unkontrollierten Klimawandel verursacht wird, ist die größte Bedrohung der ganzen Menschheit.“
Der Superlativ muß sein, denn schließlich verfolgt die Formulierung den Zweck, ein vorgenannte Anliegen zu toppen.
Kein Ausrutscher
Dieselbe Meinung hatte McElroy bereits bei der Herbstvollversammlung der Amerikanischen Bischofskonferenz im November 2019 vertreten, als die „Bergoglianer“ den Versuch unternahmen, die Abtreibung als Priorität der Bischofskonferenz zu kippen. McElroy sekundierte damals dem Wortführer der progressiven Bischöfe, Kardinal Blase Cupich von Chicago, der den Auftakt machte. Abtreibung sei kein herausragendes Thema, wenn es um soziale Gerechtigkeit und die Verwirklichung der kirchlichen Soziallehre gehe, so der Bischof von San Diego.
Wenn nicht die Abtreibung, was dann? Nun weiß man es: der Klimawandel.
McElroy ging damals soweit, zu sagen, daß eine Priorität Lebensrecht „nicht mit der Lehre des Papstes übereinstimmt“, wenn nicht sogar mit dieser „unvereinbar“ sei. Es sei ein „schwerwiegender Nachteil für unser Volk“, wenn nicht das vermittelt werde, was der Papst lehre. Der Bischofs sagte nichts weniger als, daß es ein „schwerwiegender Nachteil für unser Volk“ sei, wenn die Abtreibung zurückgedrängt und überwunden werde.
Eine Reihe von Bischöfen widersprachen ihm entschieden. Die Abstimmung ging mit 143 : 69 Stimmen eindeutig zugunsten der Lebensrechtsfrage als Priorität der Bischofskonferenz aus. Bischof Joseph Strickland von Tyler, einer der Bischöfe, die McElroy gekontert hatten, twitterte damals:
„Gott sei Dank hat die Bischofskonferenz dafür gestimmt, die Vorrangstellung der Heiligkeit des Lebens der Ungeborenen zu wahren. Es ist traurig, daß 69 mit Nein gestimmt haben.“
Ihre Zahl zeigt die aktuelle Stärke der Bergoglianer in der Amerikanischen Bischofskonferenz an. Tendenz, dank Franziskus, steigend.
Fakten versus Fiktion
Die intellektuelle Redlichkeit wurde von Bischof McElroy mit seiner Rede an der Universität von San Diego schwer strapaziert. Einerseits sprach er Fakten aus, die Fakten, daß jährlich in den USA mehr als 750.000 und weltweit 42 Millionen unschuldige Kinder durch Abtreibung getötet werden, um dann aber zu Fiktionen zu wechseln, und mit diesen die Fakten vom Tisch zu fegen. Die von ihm behauptete „Opferbilanz durch unkontrollierten Klimawandel“ ist bloß ein hypothetisches Gedankenspiel, das durch keine Beweise gestützt wird. Vielmehr läßt sich das Gegenteil nachweisen.
Ein wahllos herausgegriffenes Beispiel soll genügen: Wer einmal auf den Scilly-Inseln vor der englischen Küste stand und dort erfahren hat, dass die Insel-Gruppe, fünf bewohnte und 140 unbewohnte Inseln, einst eine zusammenhängende Einheit bildete, die durch den Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit in zahlreiche kleinere Inseln zerfallen ist; wer weiß, daß die Inseln frühestens um etwa 6000 vor Christus vom Menschen besiedelt wurden und heute stärker besiedelt sind denn je; und wer weiß, dass sich die Bewohner wegen vielem sorgen, aber nicht wegen des Anstiegs des Meeresspiegels, hat zur derzeit veranstalteten Klimahysterie keine Fragen mehr. Jedenfalls keine Fragen, die über die Feststellung hinausgehen, dass der Mensch schon immer mit dem natürlichen Klimawandel zu leben und sich anzupassen wusste, dafür ist ihm ja der Verstand gegeben.
Die grausame Bilanz des globalen Abtreibungsmassakers betrifft nackte Tatsachen, die angebliche „Opferbilanz der Zukunft“ des „unkontrollierten Klimawandels“ ist nur heiße Luft. Davon wird zwar palavert, aber es werden keine Beweise geliefert, so geschehen durch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres im Dezember 2018 in Kattowitz, als er im dramatischen Tonfall und im Plural von ganzen Ländern sprach, die unmittelbar davon bedroht seien, im Meer zu versinken, aber aus gutem Grund kein Land beim Namen nannte. Alle diesbezüglichen Schätzungen sind unbelegte Behauptungen, die mit realen Toten nicht einmal in einem Atemzug genannt, geschweige denn aufgerechnet werden können.
Die Abtreibungstoten sind jedoch das große Tabu, an dem nicht gerührt werden soll. Darum geht es. Daß ein Bischof dabei mitmacht, ist sehr besorgniserregend. Leider ist er in der Kirche unter Papst Franziskus, der gleich zu Beginn seines Pontifikats sinngemäß Ähnliches sagte wie Bischof McElroy, keine Ausnahme mehr.
Im September 2019 erklärte der Franziskanerpater Daniel Horan im progressiven National Catholic Reporter, dass es überflüssig sei gegen Abtreibung und Euthanasie zu sein, „wenn es keine Luft zum Atmen, kein Wasser zum Trinken, kein Land zum Bebauen, keine Pflanzen oder Tiere zum Essen oder kein von Überschwemmungen, Orkanen, Bränden, Tornados, Erdbeben oder anderen verheerenden, meteorologischen Phänomenen freies Habitat gibt“. Nicht von ungefähr lautete die Überschrift seines Artikels: „Der Klimawandel ist heute die wichtigste Lebensfrage“, und richtete sich gezielt gegen die Lebensrechtsbewegung.
Solange irgendein Schwätzer solchen Unsinn von sich gibt, kann man darüber hinweggehen; wenn es sich um einen Ordensmann und Priester oder einen Bischof handelt, ist das nicht möglich. Wer wenn nicht ein Priester oder Bischof weiß, dass die Welt von Gott erschaffen und zusammengehalten wird. Die bedrohlichen Naturphänomene sind Teil der gefallenen Natur, aber sie bestimmen nicht über Untergang und Ende der Welt. Spätestens dann, wenn gefordert wird, daß der Mensch wegen des Klimas weniger Tiere halten und weniger Kinder zeugen soll, müßten alle Alarmglocken des gesunden Menschenverstandes läuten. Was hier des Weges kommt, ist ein alter Bekannter. Es ist das häßliche Gesicht des menschenfeindlichen Malthusianismus in neuem Gewand und mit neuer Maske.
Und überhaupt: Spielt Gott für P. Horan und Bischof McElroy noch eine Rolle, oder ist er nur der ferne Demiurg, der die Welt erschaffen und dann sich selbst überlassen hat, wie es die Freimaurer behaupten?
Neue Bischöfe braucht das Land
Hinter der Klimahysterie, der extremsten Form des Klimawahns, steht eine Welt ohne Gott, die dem Menschen und der Gnadenlosigkeit seiner „guten Absichten“ ausgeliefert ist. Einem Menschen, der sogar das Klima kontrollieren und dirigistisch lenken möchte. Das ist eine Gedankenwelt, der die Hirten die ganz andere Sicht der Kirche entgegensetzen sollten. Sollten! Stattdessen gibt es kirchliche Trittbrettfahrer, die bereit sind, den gesunden Menschenverstand, den der Glaube widerspiegelt, durch „neue Prinzipien“ zu ersetzen. Die neuen „nicht verhandelbaren Werte“ sind nicht mehr die Heiligkeit des Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod und auch nicht mehr die Bewahrung der Schöpfung, sondern Massenmigration, Homosexualisierung, Klimawahn und Transhumanismus. Der Begriff Kontrollwahn trifft es schon recht deutlich.
Hinter all diesen Agenden steht eine Verfremdung der Natur. Die Zersetzung der natürlichen Schöpfungsordnung ist allerdings eine wirkliche Gefahr für die Menschheit, denn Gott lässt Seiner bekanntlich nicht spotten. Wer immer „Revolution“ spielen will, begibt sich und vor allem andere auf todbringendes Glatteis.
Es erstaunt, wie vernunftwidrig gesprochen und gehandelt werden kann. Geschieht dies durch einen Bischof, ist es besonders schmerzlich und lässt geradezu den Ruf in Richtung Rom und den Papst hervorbrechen:
Neue Bischöfe braucht das Land! Gebt uns neue Bischöfe!
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/ncronline (Screenshot)