Papst Franziskus hebt den Zölibat auf

Das nächste umstrittene nachsynodale Schreiben


Franziskus und die Amazonas-Synodalen – ausgeklügelt ausgewählter Regional-Zirkel mit vorgefertigtem Ergebnis und globalen Konsequenzen.
Franziskus und die Amazonas-Synodalen – ausgeklügelt ausgewählter Regional-Zirkel mit vorgefertigtem Ergebnis und globalen Konsequenzen.

Von Rober­to de Mattei*

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Die Nach­richt, die wir vor­weg­neh­men, lag in der Luft. Die Bestä­ti­gung erreicht uns auf ver­trau­li­chem Wege durch eini­ge Bischö­fe, die einen Teil (nicht das Gan­ze) des nach­syn­oda­len Apo­sto­li­schen Schrei­bens von Papst Fran­zis­kus zur Ama­zo­nas­syn­ode erhal­ten haben. Die­ser Teil behan­delt im Wesent­li­chen den Para­gra­phen 111 des Schluß­do­ku­ments der Synode.

„Vie­le kirch­li­che Gemein­schaf­ten im Ama­zo­nas­ge­biet haben enor­me Schwie­rig­kei­ten beim Zugang zur Eucha­ri­stie. Es ver­ge­hen Mona­te oder Jah­re, bis ein Prie­ster in eine Gemein­de zurück­keh­ren kann, um die Eucha­ri­stie zu fei­ern, das Sakra­ment der Ver­söh­nung zu spen­den oder die Kran­ken­sal­bung für die Kran­ken der Gemein­de zu zelebrieren.

Wir schät­zen den Zöli­bat als Geschenk Got­tes, sofern die­ses Geschenk es dem zum Prie­ster­tum geweih­ten mis­sio­na­ri­schen Jün­ger ermög­licht, sich voll und ganz dem Dienst des Hei­li­gen Vol­kes Got­tes zu wid­men. Es sti­mu­liert die pasto­ra­le Lie­be, und wir beten, daß es vie­le Beru­fun­gen gibt, die das zöli­ba­t­ä­re Prie­ster­tum leben. Wir wis­sen, daß die­se Dis­zi­plin ‚vom Wesen des Prie­ster­tums selbst nicht gefor­dert ist‘ (PO, 16), obwohl es aus vie­len Grün­den ein Ver­hält­nis der Nütz­lich­keit dazu gibt. In sei­ner Enzy­kli­ka über den Zöli­bat der Prie­ster hielt der hl. Paul VI. die­ses Gesetz auf­recht und leg­te die theo­lo­gi­schen, spi­ri­tu­el­len und pasto­ra­len Beweg­grün­de offen, die es moti­vie­ren. 1992 bestä­tig­te die nach­syn­oda­le Ermah­nung des hei­li­gen Johan­nes Paul II. zur Prie­ster­aus­bil­dung die­se Tra­di­ti­on in der latei­ni­schen Kir­che (PDV, 29). In Anbe­tracht der Tat­sa­che, daß legi­ti­me Viel­falt die Gemein­schaft und die Ein­heit der Kir­che nicht beein­träch­tigt, son­dern zum Aus­druck bringt und zu ihren Dien­sten steht (vgl. LG, 13; OE, 6), wie die bestehen­de Viel­falt der Riten und Dis­zi­pli­nen bezeugt, schla­gen wir vor, daß im Rah­men von Lumen Gen­ti­um 26 die zustän­di­ge Behör­de Kri­te­ri­en und Bestim­mun­gen für die Wei­he geeig­ne­ter und aner­kann­ter Män­ner der Gemein­de zu Prie­stern fest­legt, die ein frucht­brin­gen­des stän­di­ges Dia­ko­nat aus­üben und eine ange­mes­se­ne Aus­bil­dung für das Prie­ster­tum erhal­ten, um das Leben der christ­li­chen Gemein­de zu unter­stüt­zen durch die Ver­kün­di­gung des Wor­tes und die Fei­er der Sakra­men­te in den ent­le­gen­sten Gebie­ten des Amazonasgebiets.“

Die Bre­sche ist also geschla­gen. Es gibt dann kei­nen Grund, in ande­ren Regio­nen der Welt zu ver­bie­ten, was in eini­gen Gebie­ten des Ama­zo­nas erlaubt sein wird. Die deut­schen Bischö­fe, und nicht nur sie, ste­hen bereit, den Zugang zum Prie­ster­tum für ver­hei­ra­te­te Män­ner zu öff­nen, die von der zustän­di­gen Auto­ri­tät als geeig­net befun­den wer­den. Was damit liqui­diert wird, ist nicht nur eine ver­än­der­ba­re „kirch­li­che Dis­zi­plin“, son­dern ein Gesetz der Kir­che, das auf einem Gebot gött­li­chen und apo­sto­li­schen Ursprungs beruht.

Vor fünf­zig Jah­ren las Kar­di­nal Leo-Joseph Sue­n­ens auf dem Sym­po­si­um der euro­päi­schen Bischö­fe im Juli 1969 in Chur bei sei­ner Abschluß­re­de einen Appell von Hans Küng vor, den Zöli­bat der Prie­ster abzu­schaf­fen. Die­se For­de­rung stimm­te mit der von der pro­gres­si­ven Theo­lo­gie der Sexua­li­tät zuer­kann­ten Rol­le über­ein: ein Instinkt, den der Mensch nicht durch Aske­se unter­drücken, son­dern „befrei­en“ soll­te, indem er im Sex eine Form der „Ver­wirk­li­chung“ der mensch­li­chen Per­son fin­det. Seit­dem hat sich die­se For­de­rung aus­ge­wei­tet und geht mit dem Säku­la­ri­sie­rungs- und Selbst­zer­stö­rungs­pro­zeß der Kir­che einher.

In Wirk­lich­keit waren in Kri­sen­zei­ten immer die Über­tre­tun­gen des Zöli­bats und die Simo­nie die gro­ßen Pla­gen, die den mysti­schen Leib Chri­sti heim­ge­sucht haben. Und der Ruf nach Ent­halt­sam­keit und nach Armut, wie sie das Evan­ge­li­um nennt, waren das Ban­ner der gro­ßen Hei­li­gen der kirch­li­chen Erneue­rung. In den kom­men­den Febru­ar­ta­gen wird der Anti-Refor­mer nicht wie so oft ein Bischof oder eine Grup­pe von Bischö­fen sein, son­dern der Nach­fol­ger des hei­li­gen Petrus.

Der kirch­li­che Zöli­bat ist Ruhm und Ehre der Kir­che, und was ihn dazu macht, ist der Wil­le Chri­sti, den die Apo­stel in unse­re Zeit über­lie­fert haben. 

Ist es vor­stell­bar, daß die Katho­li­ken ange­sichts die­ses Skan­dals schwei­gen können?

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017 und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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