Lula da Silva: „Papst Franziskus denkt wie wir“

Brasilianische Sympathien


Luis Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien 2003–2011, wegen Korruption zu mehr als 20 Jahren Haft verurteilt.
Luiz Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien 2003–2011, wegen Korruption zu mehr als 20 Jahren Haft verurteilt.

(Bra­si­lia) Luiz Ina­cio Lula da Sil­va, Bra­si­li­ens sozia­li­sti­scher Ex-Prä­si­dent, erfreut sich der­zeit sei­ner Frei­heit. Aller­dings lasten auf ihm Ver­ur­tei­lun­gen zu mehr als 20 Jah­ren Gefäng­nis, die bald rechts­kräf­tig wer­den könn­ten. Er ist ein gro­ßer Freund von Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, der wie­der­um ein gro­ßer Freund von Papst Fran­zis­kus ist. Lula da Sil­va und Papst Fran­zis­kus haben in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gezeigt, daß die Volks­weis­heit stimmt, daß der Freund mei­nes Freun­des auch mein Freund ist. Als Lula im Gefäng­nis saß, wohin er bald wie­der zurück­keh­ren könn­te, schick­te ihm Fran­zis­kus Soli­da­ri­täts­adres­sen und ein Buch samt Wid­mung. Zudem sprach er wie­der­holt von einem Staats­streich und mein­te damit die Ver­ur­tei­lung Lulas wegen Kor­rup­ti­on und die Wahl eines christ­lich-kon­ser­va­ti­ven Staatspräsidenten.

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Lula bedank­te sich mit eben­sol­chem Lob und mit Aner­ken­nung für Papst Fran­zis­kus. In einem Inter­view mit der lin­ken, argen­ti­ni­schen Tages­zei­tung Pagina/​12 mit regel­mä­ßi­ger Homo-Bei­la­ge sag­te Lula am Sonntag:

„Fran­zis­kus ist alles, was wir uns von einem Papst wünschen.“

Titelseite von Pagina/12 im März 2013: Auftakt einer (bald abgeblasenen) Kampagne gegen Papst Franziskus
März 2013: Auf­takt einer (bald abge­bla­se­nen) Kam­pa­gne gegen Franziskus

Pagina/​12, die den Link­spe­ro­nis­mus unter­stützt, hat­te nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus die Anschul­di­gun­gen über sein Ver­hal­ten wäh­rend der argen­ti­ni­schen Mili­tär­dik­ta­tur wie­der­holt, die damals die ersten Tage sei­nes Pon­ti­fi­kats über­schat­te­ten. Autor der Anschul­di­gun­gen war der ehe­ma­li­ge, mar­xi­sti­sche Ter­ro­rist und heu­ti­ge Essay­ist Hora­cio Ver­bit­s­ky. Die radi­ka­le Lin­ke reagier­te auf die Wahl von Fran­zis­kus mit reflex­ar­ti­ger Kir­chen­feind­lich­keit. In alt­be­kann­ter Manier wur­de der neue Papst gleich mit Dreck­kü­beln über­gos­sen. Dabei wur­den fal­sche Infor­ma­tio­nen und Bild­fäl­schun­gen über eine angeb­li­che Zusam­men­ar­beit mit der Mili­tär­jun­ta ver­brei­tet. Die Anschul­di­gun­gen ver­schwan­den jedoch eben­so schnell wie­der, sobald sich her­um­ge­spro­chen hat­te, daß „der Papst so denkt wie wir“.

Genau das wie­der­hol­te nun auch Lula da Sil­va in sei­nem Interview:

„Fran­zis­kus ist ein Papst, der so denkt wie wir.“

Auch Pagina/​12, Initia­to­rin der dama­li­gen Kam­pa­gne, gehör­te 2013 zu den Medi­en, die die Anschul­di­gun­gen gegen Papst Fran­zis­kus von ihrer Inter­net­sei­te löschten.

Lula sag­te am Sonn­tag den Argen­ti­ni­ern, daß Fran­zis­kus „sehr vehe­ment gegen die Regie­rung von Jair Bol­so­n­a­ro war, als die Brän­de im Ama­zo­nas wüteten“. 

Der christ­lich-kon­ser­va­ti­ve Jair Bol­so­n­a­ro ist seit Anfang 2019 Staats- und Regie­rungs­chef von Bra­si­li­en, den die poli­ti­sche Lin­ke mit eben­sol­cher Här­te bekämpft wie Donald Trump in den USA. Die jähr­lich auf­tre­ten­den Brän­de in Bra­si­li­en wur­den 2019, jen­seits ihrer rea­len Dimen­si­on, vor allem inter­na­tio­nal zu Pro­pa­gan­da­zwecken für die Kli­ma­hy­ste­rie und gegen die Regie­rung Bol­so­n­a­ro instrumentalisiert.

Papst Fran­zis­kus besuch­te in den bis­her sie­ben Jah­ren sei­nes Pon­ti­fi­kats sei­ne Hei­mat Argen­ti­ni­en nicht und scheint auch kei­ne ent­spre­chen­den Absich­ten zu hegen. Für das Jahr 2020 sind kei­ne Plä­ne für einen Argen­ti­ni­en-Besuch bekannt. War­um das Kir­chen­ober­haupt sein Hei­mat­land mei­det, dar­über wur­de schon viel gerät­selt. Sein Freund Lula wirbt dort jeden­falls für den Papst.

„Ich habe gro­ßen Respekt vor Papst Fran­zis­kus. Ich glau­be, er zeich­net sich durch sei­ne Kohä­renz aus. Er zeich­net sich durch den Ver­such aus, die katho­li­sche Kir­che stär­ker für die Armen zu enga­gie­ren. Er setzt sich sehr stark für die Men­schen­rech­te ein, und er hat der Mensch­heit sehr posi­ti­ve Zei­chen gege­ben. Ich hof­fe, er kann die Refor­men durch­füh­ren, die er in der Kir­che durch­füh­ren muß.“

Dann wur­de der sozia­li­sti­sche Ex-Staats­prä­si­dent von Bra­si­li­en in sei­ner Absicht noch deutlicher:

„Ich bin froh, daß wir einen latein­ame­ri­ka­ni­schen, argen­ti­ni­schen Bischof haben, der so fort­schritt­lich denkt wie Papst Franziskus.“

„Sehr posi­tiv war auch die Amazonassynode.“

„Wenn wir das Ver­hal­ten des Pap­stes ana­ly­sie­ren, wenn wir fast all sei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Katho­li­ken auf der gan­zen Welt beob­ach­ten, sehen wir, daß er ein Papst ist, der sich für die Armen ein­setzt. Er bekämpft den Hun­ger, er bekämpft die Arbeits­lo­sig­keit, er bekämpft die Gewalt, er bekämpft die Ver­bre­chen gegen Frau­en und Schwar­ze. Mit ande­ren Wor­ten, er ist alles, was wir von einem Papst wol­len, er ist ein Papst, der so denkt wie wir.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: You­tube /​ Pagina/​12 (Screen­shot)

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