Der verhinderte Kardinal

Zur Emeritierung von Erzbischof Charles Joseph Chaput


Bischof Perez (links) wird Nachfolger von Erzbischof Charles Joseph Chaput als Erzbischof von Philadelphia.
Bischof Perez (links) wird Nachfolger von Erzbischof Charles Joseph Chaput als Erzbischof von Philadelphia.

(Rom) Papst Fran­zis­kus eme­ri­tier­te einen der her­aus­ra­gend­sten Bischö­fe und treue­sten Ver­tei­di­ger des Glau­bens in den USA. Msgr. Charles Joseph Cha­put war seit 2011 Erz­bi­schof von Phil­adel­phia, sei­ne Eme­ri­tie­rung erfolg­te aus Alters­grün­den. Erz­bi­schof Cha­put erreich­te vor kur­zem die Alters­gren­ze, für die das Kir­chen­recht das Rück­tritts­an­ge­bot vorsieht.

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Msgr. Cha­put trat im Alter von 20 Jah­ren in den Kapu­zi­ner­or­den ein und leg­te 1968 die ewi­gen Gelüb­de ab. 1970 wur­de er zum Prie­ster geweiht und über­nahm zahl­rei­che Auf­ga­ben im Orden, in der Seel­sor­ge und als Hoch­schul­leh­rer. 1988 ernann­te ihn Papst Johan­nes Paul II. zum Bischof von Rapid City in Süd-Dako­ta und 1997 zum Erz­bi­schof von Denver. 

Msgr. Cha­put ist durch sei­nen fran­ko­ka­na­di­schen Vater ein Nach­kom­me des fran­zö­si­schen Königs Lud­wig IX. (1214–1270), den die Kir­che als Hei­li­gen ver­ehrt. Cha­puts Mut­ter ist Ange­hö­ri­ge des India­ner­stamms der Pota­wato­mi. Sei­ne Groß­mutter müt­ter­li­cher­seits leb­te noch in einem India­ner­re­ser­vat. Er ist der zwei­te india­nisch­stäm­mi­ge US-Ame­ri­ka­ner, der zum Bischof geweiht wurde.

2011 erfolg­te durch Papst Bene­dikt XVI. Cha­puts Beru­fung zum Erz­bi­schof von Phil­adel­phia. Das ist einer der bedeu­tend­sten Bischofs­sit­ze in den USA, mit dem tra­di­tio­nell die Kar­di­nals­wür­de ver­bun­den ist, die ihm Bene­dikt XVI. nicht ver­lie­hen wur­de, weil Cha­puts Vor­gän­ger, Justin Kar­di­nal Riga­li, noch nicht das 80. Lebens­jahr voll­endet hat­te. Der deut­sche Papst hielt sich an das unge­schrie­be­ne Gesetz, daß kein Diö­ze­san­bi­schof zum Kar­di­nal kre­iert wird, solan­ge des­sen Vor­gän­ger mit Kar­di­nals­wür­de noch Papst­wäh­ler ist.

Im April 2015 fiel die­se Hür­de weg, doch zu einer Erhe­bung in das Kar­di­nals­kol­le­gi­um kam es den­noch nicht, da Fran­zis­kus im Gegen­satz zu sei­nem Vor­gän­ger die unge­schrie­be­ne Geset­ze der Kir­che weni­ger ach­tet. Damit sichert er sich grö­ße­ren Spiel­raum bei der Kre­ierung von Kardinälen.

Der Haupt­grund für das ver­wei­ger­te Kar­di­nals­pur­pur war jedoch das Kir­chen­ver­ständ­nis von Erz­bi­schof Cha­put. Im päpst­li­chen Umfeld wird er jenen zuge­rech­net, die abschät­zig als „reli­giö­se Rech­te“ bezeich­net wer­den. Man­geln­den Ein­satz für die Armen und Aus­ge­grenz­ten oder feh­len­de Sen­si­bi­li­tät für sozia­le Fra­gen konn­te man dem Kapu­zi­ner nicht vor­wer­fen. Wegen sei­ner kla­ren und uner­schrocke­nen Ver­tei­di­gung der nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te galt Erz­bi­schof Cha­put pro­gres­si­ven Kir­chen­krei­sen aber als „Kul­tur­kämp­fer“. Er erhob sei­ne Stim­me gegen Abtrei­bung, Eutha­na­sie, Homo-Ehe, embryo­na­le Stamm­stell­for­schung und trat für Ehe und Fami­lie, das Lebens­recht von der Zeu­gung bis zum natür­li­chen Tod und die Gewis­sens­frei­heit ein. Die Besei­ti­gung der Restrik­tio­nen der embryo­na­len Stamm­zell­for­schung durch US-Prä­si­dent Barack Oba­ma nann­te Cha­put „einen trau­ri­gen Sieg der Poli­tik über Wis­sen­schaft und Ethik“.

Auch sein Ein­satz zur Ver­tei­di­gung des sakra­men­ta­len Prie­ster­tums und des prie­ster­li­chen Zöli­bats gegen femi­ni­sti­sche und pro­gres­si­ve For­de­run­gen mach­ten ihn in bestimm­ten Kir­chen­krei­sen nicht gera­de beliebt. 

Das Kir­chen­recht sieht seit Papst Paul VI. vor, daß Bischö­fe mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res dem Papst ihren Rück­tritt anbie­ten müs­sen. Wäh­rend Fran­zis­kus am Diens­tag die Amts­zeit des erkrank­ten Erz­bi­schofs von Wien, Chri­stoph Schön­born OP, der eben­falls 75 wur­de, auf unbe­grenz­te Zeit ver­län­ger­te, eme­ri­tier­te er heu­te Erz­bi­schof Cha­put, der sich bester Gesund­heit erfreut. 

Die Ent­schei­dung über Eme­ri­tie­rung oder Bestä­ti­gung liegt allein im Ermes­sen des Pap­stes, doch kann beob­ach­tet wer­den, daß sie bevor­zugt nach Nähe­ver­hält­nis der Betrof­fe­nen zum päpst­li­chen Kurs erfol­gen – oder eben nicht.

Mit der Eme­ri­tie­rung gab der Hei­li­ge Stuhl auch die Ernen­nung eines Nach­fol­gers bekannt. Neu­er Erz­bi­schof von Phil­adel­phia ist Bischof Nel­son Jesus Perez, bis­her Bischof von Cleve­land im Staat Ohio. Erz­bi­schof Perez, Sohn von Exil­ku­ba­nern, wur­de 1961 in Miami gebo­ren. 1989 wur­de er für das Erz­bis­tum Phil­adel­phia zum Prie­ster geweiht. 2012 ernann­te ihn Papst Bene­dikt XVI. zum Weih­bi­schof von Rock­ville Cent­re im Staat New York. Fran­zis­kus beför­der­te ihn 2017 zum Bischof von Cleve­land und kei­ne zwei­ein­halb Jah­re spä­ter nun zum Erz­bi­schof von Philadelphia. 

Im Dezem­ber hat­te Perez erst­mals an einem Ad-Limi­na-Besuch in Rom teil­ge­nom­men und dabei auf Papst Fran­zis­kus einen offen­bar guten Ein­druck gemacht.

Wie das Pres­se­amt der Erz­diö­ze­se mit­teil­te, wird Erz­bi­schof Perez am kom­men­den 18. Febru­ar von sei­nem Bis­tum Besitz ergreifen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​MiL

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