
(Brasilia) Gegen den Streaminganbieter Netflix wurde in Brasilien ein Verbot verhängt, die gotteslästerliche Jesus-Parodie „A primeira tentação de Cristo“ (Die erste Versuchung Christi) zu zeigen, in dem Jesus als Schwuler zu zeigen. Keine 24 Stunden später wurde das Verbot vom Obersten Gerichtshof im Namen der „Meinungsfreiheit“ wieder aufgehoben. Eine Wende, die von aufmerksamen Beobachtern bereits vorhergesagt worden war – als Ausdruck eines unerbittlich geführten Kampfes gegen das Christentum.
Fast zwei Millionen Brasilianer haben eine Petition unterzeichnet, mit der sie Netflix auffordern, das Video der Satire-Gruppe Porta dos Fundos wegen Gotteslästerung und Beleidigung ihrer religiösen Gefühle zu löschen. Netflix verteidigte sich mit dem Hinweis, es handle sich nur um eine Parodie, und man nehme nur das Recht der freien Meinungsäußerung in Anspruch. Um Anstand und Redlichkeit war der Anbieter damit nicht bemüht, denn auch in Los Gatos in Kalifornien, wo sich der Firmensitz von Netflix befindet, weiß man, daß kein Christ, der diese Bezeichnung verdient, sich über Jesus lustig machen würde, schon gar nicht auf eine so niederträchtige Weise.
Kritiker werfen Autoren und Produzenten vor, die christliche Religion mit Absicht herabzusetzen und zu beleidigen. Jesus wird als Schwuler gezeigt, die Apostel als eine Bande von Alkoholikern, die Gottesmutter Maria als Marihuana-rauchende Ehebrecherin, die ein sexuelles Verhältnis mit Gott Vater hat, und die heiligen Drei Könige als Hurenböcke. Eine Anhäufung von Widerlichkeiten, die zeigen, daß die Macher unter dem Mäntelchen der Satire antichristliche Propaganda der untersten Schublade betreiben. Von der Gotteslästerung ganz zu schweigen.
Bestätigt wird das indirekt von Fábio Porchat und Gregorio Duvivier, den Autoren von „Die erste Versuchung Christi“ und Gründern der Satire-Gruppe Porta dos Fundos, die sich beide als Atheisten bekennen und der politischen Linken zurechnen. Beide sind selbst Hauptdarsteller der gotteslästerlichen Parodie: Porchat spielt Orlando, den schwulen Liebhaber von „Jesus“, Duvivier den Judas. Gregorio Duvivier gab sich damit aber noch nicht zufrieden. Wenige Tage nach dem Sendestart des Videos legte er in der Tageszeitung Folha de S.Paulo, der brasilianischen New York Times oder Süddeutschen, noch nach, indem er Jesus Christus nicht nur als Homosexuellen, sondern auch als Marxisten darstellte. Für Gotteslästerung und Christenfeindlichkeit stehen die Spalten der Medien offenbar immer offen.

Netflix verbreitet das Video nicht nur. Es wurde exklusiv im Auftrag des Streaminganbieters produziert.
Die Entscheidung, das Weihnachtsfest zum Anlaß zu nehmen, wird als Beweis der böswilligen Absichten gesehen. Netflix bietet das Video seit dem 3. Dezember 2019 an. Viele Brasilianer sind der Meinung, daß es dabei auch um Politik geht. „Es ist kein Zufall, daß die religiösen Gefühle gerade jetzt beleidigt werden, wo Brasilien einen Präsidenten hat, der den christlichen Glauben ernst nimmt“, sagt der christliche Publizist Liberto Alves Ferreira.
Gemeint ist Jair Bolsonaro, der seit einem Jahr Brasiliens Staats- und Regierungschef ist. Die politische Linke kann den Wahlsieg Bolsonaros, den sie kurz zuvor noch als christlich-konservativen Außenseiter belächelte, nicht verkraften. Selbst Papst Franziskus ergriff – wie zuvor im US-Wahlkampf – Partei gegen ihn, ohne seinen Namen zu nennen. Brasiliens Katholiken wurden sogar unfreiwillige Zeugen einer bis dahin beispiellosen Aktion: Franziskus sprach mitten im Wahlkampf von einem „Staatsstreich“ und meinte damit die sich abzeichnende Abwahl der bisher regierenden Sozialisten und die Wahl Bolsonaros. Dennoch wurde der Katholik Bolsonaro, der mit einer Freikirchlerin verheiratet ist, vom brasilianischen Wahlvolk demokratisch zum Staatspräsidenten gewählt. Die zahlenmäßig aufstrebenden und an Einfluß gewinnenden Freikirchen in Brasilien unterstützten ihn im Wahlkampf, während tonangebende Hierarchen der befreiungstheologisch orientierten katholischen Ortskirche auf die Sozialisten setzten.
Staatspräsident Bolsonaro selbst nahm bisher nicht zu der gotteslästerlichen Jesus-Parodie Stellung. Sein Sohn aber bezeichnete sie auf Twitter als „Müll“. Eduardo Bolsonaro ist seit 2015 Parlamentsabgeordneter. Bei seiner Wiederwahl 2018 erhielt er 1,8 Millionen Wählerstimmen. Seither ist er der Abgeordnete, der mit den meisten Stimmen in der Geschichte Brasiliens ins Parlament gewählt wurde. Auf Twitter entschuldigte er sich bei den Christen anderer Länder für das Video und schrieb, daß die Autoren und Produzenten nicht für die brasilianische Gesellschaft stünden.
Die Intervention des Obersten Gerichtshofes
Der Protest der Christen und die Entscheidung eines Bundesrichters zogen Reaktionen nach sich, die vorhersehbar waren. Die im Zeitalter des Anti-Phobismus und der Ablehnung „jeglicher“ Form der Diskriminierung propagierten Postulate gelten nicht für Christen und den christlichen Glauben. Sobald Christen auf Diskriminierungen aufmerksam machen, schallt ihnen die geballte Empörung der selbsternannten Verteidiger der „Freiheit“ entgegen.
Europas „liberale“ Medien sahen sich bemüßigt, die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst zu verteidigen. Kritiker der Jesus-Satire wurden als „Faschisten“ tituliert, Kritik von Christen a priori zurückgewiesen. Eine üble Sache.
Der wirkliche Klimawandel, der zu schaffen macht, betrifft nicht die Natur, sondern das politische Klima. Die echte Gefahr ist nicht eine CO2-Zunahme oder der Anstieg der Weltmeere um einige Millimeter, sondern das christenfeindliche Klima, das erzeugt wurde und den öffentlichen Raum in den Würgegriff nimmt.
Während ein brasilianisches Bundesgericht Netflix am Mittwoch anordnete, das Video wegen Beleidigung der christlichen Religion vom Netz zu nehmen, hob der Oberste Gerichtshof am Donnerstag die Entscheidung wieder auf und begründete dies mit dem „universalen Recht der freien Meinungsäußerung“. Die Höchstrichter hatten es damit sogar besonders eilig. Sie wurden innerhalb von 24 Stunden tätig. „Die Eile sagt viel aus, denn die Mühlen der Justiz mahlen ansonsten nicht so schnell. Hier geht es um einen Kulturkampf, hinter dem starke Kräfte stehen“, so Alves Ferreira.

Die Anspielung bezieht sich nicht nur auf José Antonio Dias Toffoli, den Präsidenten des Obersten Gerichtshofes, aber sehr wohl auch.
Toffoli gilt als direkter Exponent der sozialistischen Arbeiterpartei (PT). Als Rechtsanwalt vertrat er deren Gewerkschaft und auch die Partei in Rechtssachen. 2017 gehörte er zur Wahlkampfleitung von Ex-Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva, bevor dieser wegen Korruption zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Lula und die Arbeiterpartei waren es auch, die Toffoli zu einer steilen Karriere verhalfen. 2007 machte ihn Lula zum Generalbundesanwalt von Brasilien, 2012 berief er ihn an das Oberste Wahlgericht des Landes. Von 2014–2016 war Toffoli Präsident dieser Justizbehörde, die zu den brasilianischen Höchstgerichten zählt und letztinstanzliche Entscheidungen in Wahlrechtsfragen trifft. Ein wichtiges Amt, denn Anfechtungen und Streitfälle dazu gibt es in Brasilien viele.
Als Lula bereits im Gefängnis saß und sich die Wahlniederlage im Oktober 2018 für die Sozialisten bereits abzeichnete, wurde Toffoli noch im September zum Präsidenten des Obersten Gerichtshofs ernannt.
Verquickungen und Verstrickungen
Im Zusammenhang mit dem Odebrecht-Skandal berichtete die brasilianische Zeitschrift Crusoé am 11. April 2019 über ein Dokument von Odebrecht aus der Zeit, als Toffoli Generalbundesanwalt war, in dem er als „Freund eines Freundes meines Vaters“ bezeichnet wird.
Der Unternehmer und Milliardär Odebrecht wurde wegen Korruption, Geldwäsche und Bildung einer kriminellen Organisation zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Zuge des Odebrecht-Skandals wurden auch die früheren sozialistischen Staatspräsidenten Lula da Silva und Dilma Rousseff schwer belastet. Beide müssen sich dafür noch oder erneut vor Gericht verantworten.
Die Bedeutung, wer wie die Gerichtshöfe besetzen kann, lassen einige Entscheidungen der jüngsten Zeit erahnen.
Beispiel 1: Odebrecht, im Juni 2015 von der Bundespolizei verhaftet und im März 2016 zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt, wurde bereits im Dezember 2017 in den Hausarrest entlassen. Seither verbüßt er die Haftstrafe in seiner Luxusvilla in São Paulo.
Beispiel 2: Der ehemalige sozialistische Staatspräsident Lula da Silva (2003–2011) wurde im Zuge des Odebrecht-Skandals im März 2016 verhaftet. Seine Parteikollegin und Nachfolgerin Dilma Rousseff ernannte ihn darauf schnell zum Ministerpräsidenten, was ihn vor der Haft schützte. Erst im März 2017, nicht innerhalb von 24 Stunden, hob die Justiz das Ernennungsdekret wegen des offenkundigen Versuchs, ihm Straffreiheit zu verschaffen, wieder auf. Inzwischen hatte sich die U‑Haft natürlich erledigt und Lula blieb auf freiem Fuß. Im Juli 2017 wurde Lula wegen Korruption durch Odebrecht zu neun Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Da es erst ein Urteil erster Instanz war, blieb er weiterhin auf freiem Fuß. Im Berufungsverfahren im Januar 2018 wurde die Strafe vom Richtersenat einstimmig auf zwölf Jahre erhöht. Die sozialistische Arbeiterpartei nominierte ihn darauf zu ihrem Präsidentschaftskandidaten. Wegen der Schwere der Verurteilung war er aber nicht mehr wählbar. Ein Antrag, der ihm dennoch die Kandidatur verschaffen und vor dem Gefängnis schützen sollte, wurde vom Obersten Gerichtshof, damals noch ohne Toffoli, mit sechs gegen fünf Stimmen knapp abgelehnt. So wichtig können Richterernennungen sein. Die Verurteilung wegen Korruption und der Ausschluß von der Kandidatur wurden von der linken Propaganda als „Staatsstreich“ denunziert – und von Papst Franziskus wiederholt. Der ranghöchste brasilianische Vertraute von Franziskus, Kardinal Claudio Hummes, ist ein alter Freund Lulas.
Im April 2018 hatte Lula, da ein Urteil zweiter Instanz vorlag und wegen der Schwere der Strafe, seine Haft anzutreten und wurde verhaftet. Die Arbeiterpartei mußte einen anderen Kandidaten in den Wahlkampf schicken. Im Oktober 2018 gewann Jair Bolsonaro die Präsidentschaftswahlen und wurde am 1. Januar 2019 als neuer Staats- und Regierungschef angelobt. Wer wissen will, was linke Propaganda bedeutet, und wie unerbittlich sie ist, sollte einen Blick auf den Wikipedia-Eintrag zu Jair Bolsonaro werfen – nicht etwa den portugiesischen, sondern den deutschen. Dasselbe gilt, allerdings seitenverkehrt, für den Eintrag zu Lula da Silva.
Im April 2019 wurde die Haftstrafe Lulas vom Obersten Gerichtshof, nun mit Toffoli als Präsidenten, auf acht Jahre und zehn Monate verkürzt. Allerdings war Lula in der Zwischenzeit in einem weiteren Korruptionsprozeß zu weiteren 12 Jahren und elf Monaten verurteilt worden. Obwohl auf Lula eine Gesamtstrafe von 21 Jahren und neun Monaten lasten – die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs ist in beiden Verfahren noch ausständig –, wurde er am 7. November 2019 aus der Haft entlassen, weil ein Bundesrichter den Verdacht gegeben sah, daß man sich 2018 gegen Lula „verschworen“ habe, um ihn von der Kandidatur fernzuhalten. Die Korruptionsvorwürfe sind davon nicht betroffen.
Als Lula aus dem Gefängnis entlassen wurde, sagte er in Richtung des amtierenden Justizministers, der damals Bundesrichter war: „Sie haben versucht eine Idee zu töten. Aber diese Idee verschwindet nicht, und ich will weiter für sie kämpfen.“
Ob dies möglich sein wird, oder ob Lula bald zur Verbüßung seiner Strafe ins Gefängnis zurückmuß, darüber wird Toffoli als Präsident des Obersten Gerichtshofs maßgeblich mitentscheiden – so wie es im Fall des gotteslästerlichen Videos „Die erste Versuchung Christi“ der Fall war.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Netflix/Wikicommons/Twitter (Screenshots)
Faschismus ist weniger Ideologie als Verhalten. Charakterlosigkeit hoch 2.
Sie würden Satan niemals so beleidigen denn der Fürst dieser Welt genießt bei ihnen größte Hochachtung und Respekt. Spätestens in ihrer Sterbestunde werden sie merken das sie den Heiligen Geist beleidigt haben und das diese Sünde niemals vergeben wird, nicht in dieser Welt und in der anderen erst recht nicht.
Per Mariam ad Christum.
Eine filmische „Parodie“, die den „Propheten“ Mohammed auch nur annähernd so abstoßend verunglimpfen würde, hätte längst wieder zu weltweiten muslimischen Protesten und wohl auch Gewaltexzessen geführt. Von „Fatwas“ gegen die Autoren und Hauptdarsteller des gotteslästerlichen Machwerks „Die erste Versuchung Jesu“ ganz zu schweigen. Mancher wird sich vielleicht noch an die „Fatwa“ erinnern, mit welcher der iranische Ajatollah Khomeini im Jahr 1989 ein Todesurteil gegen Salman Rushdie wegen Veröffentlichung des Buches „Die satanischen Verse“ (und wegen Glaubensabfalls) verhängte.
Ohne an ähnliche christliche Reaktionen auch nur entfernt zu denken, empfindet man es doch als deprimierend, dass es keinerlei weltweiten Protest der christlichen Ökumene gibt, wenn ihr Heiligstes vor keiner noch so ekelerregenden und abstoßenden Blasphemie mehr geschützt ist.