Der Tod von General Suleimani und die Beziehungen des Vatikans zum Iran

Pulverfaß Naher Osten


Die Tötung von General Suleimani und das traditionell gute Verhältnis des Vatikans zu den Ajatollahs.

(Rom) Die Tötung des ira­ni­schen Gene­rals Qas­sem Sulei­ma­ni durch die USA erhöh­te die Kriegs­ge­fahr im Nahen Osten, obwohl kei­ne der bei­den Sei­ten an einer direk­ten Kon­fron­ta­ti­on inter­es­siert scheint. Mit Span­nung wur­de des­halb die dies­jäh­ri­ge Neu­jahrs­an­spra­che von Papst Fran­zis­kus an das Diplo­ma­ti­sche Corps erwar­tet. Für den Vati­ka­ni­sten San­dro Magi­ster war das Anlaß, einen Blick auf die Bezie­hun­gen zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und dem Iran bzw. den Schii­ten zu werfen.

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In sei­ner Rede wie­der­hol­te Fran­zis­kus weit­ge­hend sei­ne Stel­lung­nah­me beim Ange­lus vom 5. Janu­ar. Wört­lich sag­te er den Diplomaten:

„Besorg­nis­er­re­gend sind vor allem die Signa­le, die infol­ge der wach­sen­den Span­nung zwi­schen dem Iran und den Ver­ei­nig­ten Staa­ten aus der gan­zen Regi­on kom­men und vor allem den lang­sa­men Pro­zess des Wie­der­auf­baus des Irak gefähr­den, wenn dar­aus nicht sogar die Basis eines umfang­rei­chen Kon­flikts ent­steht, den wir alle ver­hin­dern möch­ten. Ich erneue­re daher mei­nen Appell an alle Betei­lig­ten, man möge eine wei­te­re Eska­la­ti­on ver­mei­den und unter vol­ler Ach­tung der inter­na­tio­na­len Rechts­ord­nung »die Flam­me des Dia­logs und der Selbst­be­herr­schung« am Bren­nen halten.“

Der ein­fluß­rei­che Gene­ral Sulei­ma­ni wur­de durch eine bewaff­ne­te Droh­ne getö­tet, kurz nach­dem er in Bag­dad ein­ge­trof­fen war, um die Ant­wort des Irans auf die von Sau­di-Ara­bi­en über­ra­schend signa­li­sier­te Bereit­schaft zu Frie­dens­ge­sprä­chen zu über­brin­gen. Die ent­spre­chen­den Aus­sa­gen des ira­ki­schen Pre­mier­mi­ni­sters nach dem Atten­tat sorg­ten für eini­ge Über­ra­schung und Irri­ta­tio­nen. War Gene­ral Sulei­ma­ni ein „Frie­dens­bo­te“? Zutref­fen­der könn­ten Stim­men sein, die in der Tötung Sulei­ma­nis das not­wen­di­ge Opfer sehen wol­len, um einen dro­hen­den Krieg zwi­schen den USA und dem Iran abzu­wen­den. Sol­che Hin­ter­grün­de oder Anspie­lun­gen fin­den sich in den Stel­lung­nah­men von Papst Fran­zis­kus natür­lich nicht.

General Suleimani mit Ayatollah Ali Chamenei, der als „Oberster Führer“ geistliches und politisches Oberhaupt der Islamischen Republik Iran ist (links).
Gene­ral Sulei­ma­ni (rechts) mit Aja­tol­lah Ali Cha­men­ei, dem geist­li­chen und poli­ti­schen Ober­haupt der Isla­mi­schen Repu­blik Iran ist (links).

Magi­ster erin­nert viel­mehr an die tra­di­tio­nell guten Bezie­hun­gen zwi­schen dem Vati­kan und dem Iran. Bereits 1954 wur­den unter dem Schah diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen zwi­schen Per­si­en und dem Hei­li­gen Stuhl auf­ge­nom­men und auch dann nicht abge­bro­chen, als der Schah 1979 gestürzt wur­de. Ein Ereig­nis, das für die USA hin­ge­gen trau­ma­tisch war und eine bis heu­te anhal­ten­de, schwer bela­sten­de Feind­schaft pro­vo­zier­te, aus der US-Prä­si­dent Donald Trump gera­de her­aus­kom­men möch­te – auf sei­ne Art. 

Die Kon­tak­te der katho­li­schen Kir­che beschränk­ten sich bereits vor 1979 nicht auf das pro-west­li­che Schah-Regime, son­dern gal­ten eben­so den Schii­ten und ihrer reli­giö­sen Füh­rung, den Aja­tol­lahs. Im Gegen­satz zu den Sun­ni­ten ver­fü­gen die Schii­ten über eine geist­li­che Hier­ar­chie, was Gesprä­che erleichtert.

„Mit dem schii­ti­schen Islam gibt es eine kon­so­li­dier­te­re Tra­di­ti­on des kul­tu­rel­len Aus­tau­sches als mit dem sun­ni­ti­schen Islam“, so Magister.

Auf geo­po­li­ti­scher Ebe­ne sah die vati­ka­ni­sche Diplo­ma­tie im Iran weit „mehr einen Fak­tor der Sta­bi­li­sie­rung als des Kon­flikts“ und nicht zuletzt „der Pro­tek­ti­on der christ­li­chen Min­der­hei­ten im Iran und im nahen Syrien“. 

Die­se Fest­stel­lung Magi­sters mag ver­wun­dern, fin­det aber ihre Bestä­ti­gung. Die Aja­tol­lahs erken­nen die histo­ri­schen Kir­chen an, dar­un­ter auch die katho­li­sche Kir­che, wäh­rend sie die evan­ge­li­ka­len Frei­kir­chen US-ame­ri­ka­ni­schen Zuschnitts ableh­nen. Das hat zwei Grün­de: ein­mal wegen der „Aggres­si­vi­tät“, mit der man­che Frei­kir­chen wer­ben, was als Pro­vo­ka­ti­on auf­ge­faßt wird; zum ande­ren wegen der Über­zeu­gung, daß die Frei­kir­chen den US-Geheim­dien­sten als Tar­nung die­nen, um Agen­ten und Pro­vo­ka­teu­re ins Land zu schleu­sen, Kol­la­bo­ra­teu­re anzu­wer­ben, Spio­na­ge zu betrei­ben und ope­ra­ti­ve Ein­sät­ze durch­zu­füh­ren. Bei­de Vor­wür­fe sind nicht unbegründet.

Dar­auf geht Magi­ster nicht ein. Er weist dar­auf hin, daß der Hei­li­ge Stuhl seit Beginn des von US-Prä­si­dent Barack Oba­ma vom Zaun gebro­che­nen Syri­en­kon­flikts kein „Regime chan­ge“, kei­nen Macht­wech­sel unter­stütz­te. Im Gegen­teil. Die Chri­sten Syri­ens ste­hen hin­ter Staats­prä­si­dent Bas­har al-Assad, in dem sie die ein­zi­ge Garan­tie sehen, nicht aus­ge­löscht zu wer­den. Assads Macht wird nicht zuletzt von den Al-Quds-Bri­ga­den gestützt, die Teil der ira­ni­schen Revo­lu­ti­ons­gar­den sind und von Gene­ral Sulei­ma­ni befeh­ligt wur­den. Im Umgang mit der sun­ni­ti­schen Zivil­be­völ­ke­rung in Syri­en mach­ten sich die­se schii­ti­schen Ein­hei­ten kei­nen guten Namen. 

Jüngst, so Magi­ster, waren aus dem Vati­kan unge­wohn­te Signa­le zu ver­neh­men, die von den tra­di­tio­nell guten Bezie­hun­gen zur Isla­mi­schen Repu­blik Iran abwei­chen und eine Distan­zie­rung erken­nen las­sen. Das jüng­ste Signal wird von ihm aus­führ­lich besprochen.

Im Heft 4069 der römi­schen Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà Cat­to­li­ca, die nur weni­ge Stun­den vor dem töd­li­chen Angriff auf Gene­ral Sulei­ma­ni in Druck ging, fin­det sich der Auf­satz „Der ‚hei­ße Herbst‘ im Liba­non und im Irak“. Er stammt aus der Feder von P. Gio­van­ni Sale SJ, dem Haus­hi­sto­ri­ker der Zeit­schrift, deren Arti­kel nur mit Druck­erlaub­nis des Hei­li­gen Stuhls erschei­nen dür­fen. Ihr Schrift­lei­ter, P. Anto­nio Spa­da­ro SJ, gehört zum eng­sten Ver­trau­ten­kreis von Papst Fran­zis­kus. Magi­ster bezeich­net Sales Arti­kel daher als „inter­es­san­ten ‚Test‘“. Er las­se erken­nen, wie der Vati­kan die aktu­el­len Hege­mo­nie­be­stre­bun­gen des Iran sieht, die nicht nur Syri­en, son­dern auch den Liba­non und den Irak betreffen.

Sale ist ein aus­ge­wie­se­ner Ken­ner der isla­mi­schen Welt und ihrer Geschich­te. Auf zehn Sei­ten bie­tet er einen Über­blick über die Pro­te­ste und Unru­hen, die seit eini­gen Mona­ten im Liba­non, im Irak, aber auch im Iran auf­ge­flammt sind. Der Jesu­it legt dar, daß der vor­wie­gend von jun­gen Leu­ten getra­ge­ne Pro­test sich im Irak vor allem gegen „die Aja­tol­lahs von Tehe­ran“ rich­tet, die „sehr dar­an inter­es­siert sind, die Regi­on des soge­nann­ten ‚schii­ti­schen Halb­mon­des‘ stra­te­gisch zu kontrollieren“.

Der schiitische Halbmond
Der schii­ti­sche Halbmond

Im Irak gilt der­zeit „ein nicht amt­li­ches Quo­ten­sy­stem“, das „die Macht unter den drei gro­ßen Wäh­ler­grup­pen auf­teilt: den Schii­ten, den Sun­ni­ten und den Kur­den“. Zur genau­en Stär­ke die­ser Grup­pen lie­gen nur unge­fäh­re Zah­len vor. Dem­nach dürf­ten 58 Pro­zent der Ira­ker Schii­ten und 38 Pro­zent Sun­ni­ten sein. Die Kur­den sind hin­ge­gen eine eth­ni­sche Grup­pe. Sie machen etwa 15 Pro­zent der ira­ki­schen Bevöl­ke­rung aus, die zum Groß­teil Sun­ni­ten sind. Das Quo­ten­sy­stem garan­tiert den Schii­ten den Vor­rang, der mili­tä­risch vom Iran abge­si­chert wird.

Zu die­ser mili­tä­ri­schen Absi­che­rung im Zusam­men­hang mit den Unru­hen schreibt Sale:

„Seit dem Aus­bruch der Pro­te­ste am 1. Okto­ber 2019 sind nach offi­zi­el­len Schät­zun­gen rund 360 Men­schen ums Leben gekom­men, wäh­rend die Zahl der Ver­letz­ten 16.000 beträgt. Wäh­rend der ersten Woche des Auf­stands gab es nicht iden­ti­fi­zier­te, aber dem Iran zuge­schrie­be­ne Hecken­schüt­zen, die auf die Men­ge schos­sen. Auch die Bereit­schafts­po­li­zei der Bri­ga­de 46, die für die Sicher­heit des extrem geschütz­ten ‚grü­nen Bereichs‘ zustän­dig ist, in dem sich die Regie­rung befin­det, betei­lig­te sich aktiv an der Repres­si­on, indem sie schar­fe Muni­ti­on abfeuerte.“

Den­noch grif­fen die Unru­hen Mit­te Novem­ber auch auf den Iran über und wur­den auch dort blu­tig unterdrückt.

„Vie­le Demon­stran­ten pro­te­stie­ren gegen die teu­re Außen­po­li­tik der Isla­mi­schen Repu­blik zur Unter­stüt­zung ihrer Ver­bün­de­ten und regio­na­len Kli­en­tel: die His­bol­lah im Liba­non, die Hut­hi im Jemen, die syri­sche Regie­rung und die zahl­rei­chen schii­ti­schen Mili­zen im Irak. […] Die Demon­stra­tio­nen wur­den von der Poli­zei hart unter­drückt, die nicht zöger­te, wie im Irak schar­fe Muni­ti­on gegen die Demon­stran­ten ein­zu­set­zen, was laut Amne­sty Inter­na­tio­nal min­de­stens 208 Todes­op­fer for­der­te. […] Die Unru­hen gin­gen jedoch wei­ter, auch weil die sozia­le Unzu­frie­den­heit, die das Land erschüt­tert, nicht nur wirt­schaft­lich Natur ist, son­dern tie­fer. Der Export der isla­mi­schen Revo­lu­ti­on, die das Regime legi­ti­miert und öffent­li­che Gel­der in fer­nen Krie­gen aus­gibt, aber sei­ne Bür­ger der Grund­ver­sor­gung beraubt, ist umstritten.“

Zum Abschluß sei­ner Ana­ly­se schreibt Sale:

„Die Pro­pa­gan­da des Regimes inter­pre­tier­te die Tat­sa­chen sofort nach den übli­chen Scha­blo­nen: Die Auf­stän­de auf den Stra­ßen wur­den von den Fein­den der isla­mi­schen Revo­lu­ti­on betrie­ben. […] Aber selbst wenn die Pro­te­ste im Iran, im Irak und im Liba­non irgend­wie nie­der­ge­hal­ten wer­den soll­ten, wür­de das Pro­blem für Tehe­ran bestehen­blei­ben. Es sind nicht nur Ame­ri­ka­ner, Israe­lis oder Sau­dis, die den schii­ti­schen Ein­fluß auf die Regi­on begren­zen wol­len und die Füh­rer der Isla­mi­schen Repu­blik beun­ru­hi­gen. Der Druck kommt auch von den ver­arm­ten und des­il­lu­sio­nier­ten Gemein­schaf­ten des Nahen Ostens, für die die alten Wider­stands­pa­ro­len gegen die ‚äuße­ren Fein­de‘ der schii­ti­schen Revo­lu­ti­on nicht mehr aus­rei­chen und auch nicht mehr brauch­bar sind‘.“

Soweit die Civil­tà Cat­to­li­ca.

Papst Franziskus mit Irans Staatspräsident Hassan Rohani (2016).
Papst Fran­zis­kus mit Irans Staats­prä­si­dent Hassan Roha­ni (2016).

„Es gibt aber noch das, was nicht gesagt wird und was der Vati­kan weiß, aber vor­zieht nicht zu sagen“, so Magister.

Dazu gehört die Rol­le, die Gene­ral Sulei­ma­ni vie­le Jah­re spiel­te, „bevor ihn in der Nacht auf den 3. Janu­ar eine von einer ame­ri­ka­ni­schen Droh­ne abge­schos­se­ne Rake­te knapp außer­halb des Flug­ha­fens von Bag­dad aus­lösch­te“. Magi­ster weiter:

„Wenn Pater Sale die ’nicht iden­ti­fi­zier­ten, aber dem Iran zuge­schrie­be­ne­n­en Hecken­schüt­zen‘ erwähnt, die in Bag­dad auf Demon­stran­ten schos­sen, sagt er nicht, daß bei der Zusam­men­kunft der ira­ki­schen Sicher­heits­kräf­te mit Pre­mier­mi­ni­ster Adil Abdul Mah­di am Beginn der Pro­te­ste, um zu ent­schei­den, wie die­se unter­drückt wer­den könn­ten, Sulei­ma­ni den Vor­sitz führ­te, wie aus einem detail­lier­ten Kor­re­spon­den­ten­be­richt von Asso­cia­ted Press  her­vor­geht. Am näch­sten Tag eröff­ne­ten die Hecken­schüt­zen von den Dächern das Feuer.“

Bei den Opfer­zah­len von Bag­dad hält sich die Civil­tà Cat­to­li­ca an die „amt­li­chen Schätzungen“.

„In den drei Mona­ten der Kund­ge­bun­gen scheint es mehr Tote und Ver­letz­te gege­ben zu haben, näm­lich 600 und 22.000 laut dem, was der Cor­rie­re del­la Sera vom 8. Janu­ar unter Beru­fung auf Ahmed al Mut­lak, Par­la­ments­mit­glied und Gene­ral­se­kre­tär der ira­ki­schen Sun­ni­ten­par­tei Ver­hand­lung und Wan­del, berichtete“. 

Mit Ahmed al-Mut­lak ist in Wirk­lich­keit Saleh al-Mut­lak gemeint, Vor­sit­zen­der der Ira­ki­schen Front für den Natio­na­len Dia­log und Vor­sit­zen­der der sun­ni­ti­schen Koali­ti­on Al-Ara­bi­ya, die sich bei den Par­la­ments­wah­len 2018 dem Bünd­nis Al-Wata­ni­ya anschloß. Obwohl 1977 aus der Baath-Par­tei ent­las­sen und erst wie­der seit dem Sturz von Sad­dam Hus­sein poli­tisch aktiv, steht Mut­lak ihren Posi­tio­nen nahe. Von 2010–2015 war der Sun­nit neben einem Schii­ten und einem Kur­den drit­ter stell­ver­tre­ten­der Mini­ster­prä­si­dent des Irak.

Sulei­ma­ni wird im Irak auch für das Ver­schwin­den von 12.000 Sun­ni­ten ver­ant­wort­lich gemacht, die unter dem Ver­dacht, Oppo­si­tio­nel­le zu sein, gefan­gen­ge­nom­men wur­den, als sie sich aus ira­ki­schen Regio­nen, die vom Isla­mi­schen Staat (IS) erobert wur­den, auf der Flucht in den schii­ti­schen Süden befanden.

Die schii­ti­schen Mili­zen, die direkt oder indi­rekt unter dem Kom­man­do von Gene­ral Sulei­ma­ni stan­den, zäh­len mehr als 140.000 Mann. Dar­un­ter sol­len sich zahl­rei­che Ira­ner befin­den. Sie über­schnei­den sich  teil­wei­se mit offi­zi­el­len Ein­hei­ten der ira­ki­schen Streit­kräf­te. Laut Mut­lak han­delt es sich beim Ober­be­fehls­ha­ber der schii­ti­schen Mili­zen Al-Haschd asch-Shaa­bi (Natio­na­le Volks­mo­bil­ma­chungs­kräf­te) um den­sel­ben Faleh al-Fayaz, der den ira­ki­schen Mili­tär­nach­rich­ten­dienst befeh­ligt. Des­sen Stell­ver­tre­ter Abu Mah­di al-Muhan­dis wur­de zusam­men mit Gene­ral Sulei­ma­ni getö­tet. Muhan­dis war gleich­zei­tig auch Kom­man­dant der para­mi­li­tä­ri­schen Schii­ten-Miliz Kataib His­bol­lah, jener bereits erwähn­ten Bri­ga­de 46. Die­se Miliz hat­te Ende Dezem­ber die US-Bot­schaft in Bag­dad ange­grif­fen und Mit­te Dezem­ber ein Dut­zend fried­li­cher Demon­stran­ten in einer Gara­ge von Bag­dad getö­tet, wie Danie­le Rai­ne­ri, der Kor­re­spon­dent der Tages­zei­tung Il Foglio berichtete.

Die Natio­na­len Volks­mo­bil­ma­chungs­kräf­te waren 2014 zum Kampf gegen den Isla­mi­schen Staat (IS) gebil­det worden.

Fahne von Kataib Hisbollah, der Brigade 46 der Nationalen Volksmobilisierungskräfte.
Fah­ne von Kataib His­bol­lah, der Bri­ga­de 46 der Natio­na­len Volksmobilisierungskräfte.

„Sulei­ma­ni war der unein­ge­schränk­te Stra­te­ge an der Spit­ze der Al-Quds-Mili­zen der Revo­lu­ti­ons­wäch­ter, den Eli­ten­ein­hei­ten der Isla­mi­schen Repu­blik Iran, die den Auf­trag haben, ver­deck­te Ope­ra­tio­nen im Aus­land durchzuführen.“

Die Unter­stüt­zung von Assad im Syri­en­krieg war sein größ­ter Auf­trag. Sulei­ma­ni war es, der Ruß­lands Staats­prä­si­den­ten Putin über­zeu­gen konn­te, mit Luft­an­grif­fen in Syri­en zu inter­ve­nie­ren, wäh­rend er mit Boden­trup­pen gegen den Isla­mi­schen Staat (IS) kämpf­te. Der Groß­teil sei­ner Kämp­fer stamm­te nicht aus dem Iran, son­dern wur­de von ihm in der gan­zen schii­ti­schen Welt rekru­tiert. Bei sei­nem Vor­marsch ver­mied er den ver­lust­rei­chen Kampf um jedes Haus und bevor­zug­te das Mit­tel der Bela­ge­rung. Das koste­te zwar Zeit, erwies sich aber als erfolg­reich, zumal er nicht zwi­schen Kämp­fern und Zivi­li­sten unter­schied, um den Druck zu maxi­mie­ren. Die Stra­te­gie eines „spar­sa­men Krie­ges“ for­der­te Hun­dert­tau­sen­de Tote. „Die Über­le­ben­den haben sei­ne Tötung vor weni­gen Tagen nicht beweint“, so Magister.

Bei Sulei­ma­nis Begräb­nis, dem Volks­mas­sen bei­wohn­ten, waren jene, die in den Wochen zuvor gegen den „Export der isla­mi­schen Revo­lu­ti­on“ demon­striert hat­ten, was die Haupt­auf­ga­be des Gene­rals war, wohl nicht anwesend.

Magi­ster abschließend:

„Schon gar nicht die Fami­li­en der ‚min­de­stens 208 Toten‘, die La Civi­li­tà Cat­to­li­ca unter Beru­fung auf Amne­sty Inter­na­tio­nal  nennt, und die der letz­te Preis für den Wunsch nach Frei­heit waren, die von Sulei­ma­ni so gehaßt wurde.“

Der Iran webt unter­des­sen wei­ter am Mythos Sulei­ma­ni. An ihm wur­de schon gestrickt, als der Gene­ral noch am Leben war. Ein Mythos aber ist nur ein Mythos.

Text: Andre­as Becker
Bild: Civil­tà Cattolica/​Settimo Cielo/Vatican.va/Wikicommons (Screen­shots)

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