(Rom) Am Hochfest Erscheinung des Herrn, bei uns bekannt als Dreikönigsfest, ersetzte ein Bischof das Glaubensbekenntnis durch Schweigen. Die Unterlassung verteidigt der Bischof mit dem Hinweis, daß in der Kirche „auch Orthodoxe, Waldenser und Nichtgläubige anwesend waren“.
Der Horror missae ereignete sich am 6. Januar in der Kathedrale von Pinarolo, einer kleinen Diözese im Voralpenland von Piemont. Der Handelnde ist Msgr. Derio Olivero. Den Pastoraltheologen hatte Papst Franziskus im Juli 2017 zum Bischof ernannt. Bis dahin war er Generalvikar des Bistums, von dem er am 15. Oktober jenes Jahres Besitz ergriff.
Wie andernorts wird unter Bischof Olivero auch in Pinerolo das Hochfest Epiphanie in ein „Fest der Völker“ umbenannt und offensichtlich auch umgedeutet.
Als am vergangenen Montag in der Messe das Credo folgen sollte, blieb in der Bischofskirche alles still. Anstatt zu bekennen, woran Christen glauben, verordnete der Bischof am Ende seiner Predigt und zur Irritation der Gläubigen „einen Moment der Stille“.
Msgr. Olivero unterließ es nicht nur selbst, den Glauben zu bekennen, sondern verhinderte auch, daß die anwesenden Gläubigen das Glaubensbekenntnis ablegten.
Das Credo gehört zu den festen Bestandteilen der Messe, das an gebotenen Tagen, das sind Sonn- und Feiertage, nie ausgelassen und auch nicht leise gesprochen werden darf. Das widerspräche jeder Logik, da bereits das Wort verdeutlicht, daß es sich um ein öffentliches Bekenntnis handelt. Im Credo sind die Wahrheiten des katholischen Glaubens verdichtet. „Der Eingriff des Bischofs ist inakzeptabel“, so NBQ.
Wörtlich hatte der Bischof in der Kathedrale zum Credo erklärt:
„Da auch Nichtgläubige hier sind, spricht es jeder still. Wer glaubt, kann es sagen, und wer nicht glaubt oder einen anderen Glauben hat, wird im Stillen die Gründe seines Bekenntnisses sprechen.“
Auf diese Anweisung folgten mehrere Minuten der Irritation und der Verlegenheit. Dann ließ der Bischof die Messe fortsetzen, als sei nichts gewesen.
„Ich respektiere das Missale 56 Sonntage im Jahr“
Die bischöfliche Kurie war im Anschluß bemüht, die Entscheidung des Bischofs zu verteidigen, und meinte allen Ernstes, die Auslassung des Glaubensbekenntnisses sei erfolgt, „um es besser zu verinnerlichen“.
Auf Nachfrage verteidigte auch Msgr. Olivero seinen schwerwiegenden Eingriff in die Heilige Messe. Der Internetzeitung La Nuova Bussola Quotidiana (NBQ) ließ er von seinem Pressesprecher ungerührt mitteilen:
„Ich respektiere das Missale das ganze Jahr, aber es waren auch Orthodoxe, Waldenser und Nichtgläubige anwesend… Meines Erachtens stellt das keine Verletzung von gar nichts dar.“
Nur: Die Vertreter anderer Konfessionen und Behördenvertreter, nur diese konnte der Bischof mit „Nichtgläubige“ meinen, hatten sich auf seine Einladung in der Kathedrale eingefunden und zwar zu einer Meßfeier. Sie taugen daher nicht als Vorwand, das Glaubensbekenntnis zu unterschlagen.
Der Bischof ließ zudem ausrichten, er respektiere die Liturgie „immer“ und begehe keine liturgischen Mißbräuche. Wegen der Anwesenheit von Andersgläubigen „habe ich gedacht, daß die Katholiken das Credo im Stillen sprechen könnten, und die anderen wie die Waldenser und die Orthodoxen könnten etwas bekennen, woran sie glauben. Das alles still, aber ich wiederhole meine absolute Treue zum Missale.“
NBQ wirft dem Bischof ein schwerwiegendes Versagen in drei Punkten vor:
- Die Gläubigen wurden wegen eines „falschen ökumenischen Geistes“ ihrer Identität entblößt und das nicht irgendwo, sondern im höchsten Ausdruck der kirchlichen und christlichen Identität: der Messe.
- Der Glaube wurde subjektiviert und zu einem persönlichen und privaten Akt reduziert, der nicht öffentlich zu proklamieren sei, was letztlich bedeutet, daß man sich seines Glaubens schämen muß und ihn besser versteckt.
- Der Verzicht, Christus zu bekennen, ist das genaue Gegenteil dessen, was zu tun ist, um Christus den Nichtchristen und den Nicht-Katholiken zu verkündigen.
Die Selbstrechtfertigung des Bischofs, er respektiere an „56 Sonntagen im Jahr“ das Missale, da könne er sich ja an einem Tag eine Ausnahme erlauben, wirft erhebliche Zweifel zu seinem Verständnis der Messe und der Ordnung auf. Nicht minder schwerwiegend ist der offensichtlich dahinterstehende Gedanke, nach dem der Bischof die in ein „Fest der Völker“ umgedeutete Messe zum Hochfest wie irgendeine andere öffentliche Veranstaltung sieht. „Rücksichtnahmen“ aller Art kennt man von weltlichen Kundgebungen staatlicher Institutionen. Einen Bischof muß es allerdings allein um die Salus animarum gehen, um das Seelenheil der ihm Anvertrauten und sein eigenes.
NBQ zitiert zum Vorfall die Worte des Priesters Don Salvo Priola, der Anfang 2018 wegen eines ähnlichen Falles den Gläubigen sagte:
„Sie müssen den Mut haben, wenn Sie einen Priester Dinge sagen hören, die gegen den katholischen Glauben verstoßen, aufzustehen und auch während der Messe zu sagen: ‚Das ist ihnen nicht erlaubt‘. Es ist Zeit aufzustehen, wenn Sie Dinge hören, die unserem Glaubensbekenntnis widersprechen, auch wenn es Ihnen ein Bischof sagt. Stehen Sie auf und sagen Sie: ‚Exzellenz, das ist ihnen nicht erlaubt‘.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: NBQ