Pachamama-Katechese statt Weihnachtsbotschaft

Jesus Christus oder Pachamama?


Weihnachtskonzert aus dem Vatikan mit Pachamama-Katechese
Weihnachtskonzert aus dem Vatikan mit Pachamama-Katechese

(Rom) Gläu­bi­ges Stau­nen und Ergrif­fen­heit kenn­zeich­nen für den gläu­bi­gen Men­schen das jähr­li­che Weih­nachts­fest. Doch nicht ein­mal das wird ihnen von der der­zei­ti­gen Kir­chen­füh­rung ver­gönnt. Am Hei­li­gen Abend, zur Vigil des Hoch­fe­stes der Geburt Jesu Chri­sti, fand im Vati­kan ein Weih­nachts­kon­zert statt – samt einer „Kate­che­se“ über die Pacha­ma­ma.

Traditionelles Weihnachtskonzert

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Am 24. Dezem­ber ging auch in die­sem Jahr das inzwi­schen schon tra­di­tio­nel­le Weih­nachts­kon­zert in der Aula Pao­lo VI über die Büh­ne, bei dem inter­na­tio­nal bekann­te Musi­ker und Stars auf­tre­ten. Die Auf­zei­chung des Kon­zerts erfolg­te am 14. Dezem­ber. Seit sei­ner Ein­füh­rung 1993 wird es am Hei­li­gen Abend ita­li­en­weit ter­re­strisch aus­ge­strahlt und welt­weit von wei­te­ren Sen­dern über­nom­men. Die Über­tra­gung erfolgt abwech­selnd von der öffent­lich-recht­li­chen RAI oder von Media­set, der Fern­seh­hol­ding des ehe­ma­li­gen ita­lie­ni­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Sil­vio Berlusconi.

Eben­so „tra­di­tio­nell“ blieb Papst Fran­zis­kus dem Kon­zert fern, über­mit­tel­te aber eine ein­ge­spiel­te Gruß­bot­schaft. Unter dem Mot­to „Bil­den wir mit Papst Fran­zis­kus ein Netz für den Ama­zo­nas“ wer­den noch bis zum 31. Dezem­ber Spen­den für Ama­zo­nas-Pro­jek­te von Scho­las Occur­ren­tes, der umstrit­te­nen Stif­tung von Papst Fran­zis­kus, und des Mis­si­ons­werks des Sale­sia­ner­or­dens gesam­melt.

Wenig begei­stert war der Vati­ka­nist Mar­co Tosatti. 

„Weih­nach­ten ist in erster Linie die Fei­er der Geburt von Jesus Christus.“

Er stell­te die­se Wor­te des soeben im Amt bestä­tig­ten bri­ti­schen Pre­mier­mi­ni­sters Boris John­son, eines Angli­ka­ners, sei­nen kur­zen Anmer­kun­gen zum Kon­zert vor­an. Sie stam­men aus der Weih­nachts­bot­schaft des Brexi­ters, die die­ser auf den sozia­len Netz­wer­ken verbreitete.

„Doch genau wenn wir dach­ten, daß man uns wenig­stens zu Weih­nach­ten in Ruhe läßt, muß­ten wir auf Twit­ter sehen, was nun auch Sie sehen kön­nen: einen Aus­schnitt aus dem Weih­nachts­kon­zert in der Audi­enz­hal­le des Vatikans.“

So Tosat­ti, der wie folgt fortsetzt:

„Zur Vigil der Geburt Jesu Chri­sti konn­ten wir eine Indio-Frau (Latein­ame­ri­ka) sehen, die uns bei­brach­te, uns allen, Prä­la­ten, Bischö­fen, Publi­kum, Prä­sen­ta­to­rin, die Arme über der Brust zu kreu­zen, ein Ritu­al, das die Hir­ten wohl kaum voll­zo­gen haben, die vom Engel zur Krip­pe geru­fen wur­den. Und war­um das? Weil, wie die Indio-Frau erklär­te:
‚Auf die­se Wei­se wer­det ihr eine star­ke Vibra­ti­on spü­ren. Es ist das Herz, euer Herz, aber auch das Herz der Mut­ter Erde.
Auf der ande­ren Sei­te, wo die Stil­le ist, ist der Geist. Der Geist, der es ermög­licht, die Bot­schaft der Mut­ter zu hören.
Für uns indi­ge­ne Völ­ker ist die Mut­ter Erde, die Hicha Gueia alles. Sie ist die Mut­ter, die uns die Nah­rung gibt, das hei­li­ge Was­ser, die Heil­pflan­zen. Und was wir der Erde als Gaben brin­gen, um sie zu ehren, sind: die Pla­zen­ta und die ersten Haa­re, die wir abschnei­den.
Für uns ist die Mut­ter Erde fun­da­men­tal. Unse­re Ver­bin­dung zu ihr ist bestän­dig gege­ben, wie man den Puls fühlt, und wie man das Herz spürt.‘“

Die Amazonas-Indianerin hielt eine Katechese für die Naturreligion der Pachamama
Die Ama­zo­nas-India­ne­rin hielt eine Kate­che­se für die Natur­re­li­gi­on der Pachamama

Die „Pacha­ma­ma-Kate­che­se“ am Hei­li­gen Abend offen­bar­te, daß die Ein­füh­rung heid­ni­scher Göt­zen in den Vati­kan, wie zur Ama­zo­nas­syn­ode im ver­gan­ge­nen Okto­ber in Anwe­sen­heit von Papst Fran­zis­kus gesche­hen, kein Betriebs­un­fall war. Die Kri­tik wiegt schwer: Für den Ama­zo­nas (in Wirk­lich­keit vor allem für deut­sche Lan­de orga­ni­siert) wur­de im Rah­men­pro­gramm der Syn­ode die christ­li­che Bot­schaft durch Göt­zen­dienst ver­dun­kelt, der bis vor den Hoch­al­tar im Peters­dom hin­ein­ge­tra­gen wur­de – mit Wis­sen, Bil­li­gung und Teil­nah­me von Papst Franziskus.

Nun wur­den auch zur Weih­nachts­vi­gil die katho­li­sche Öffent­lich­keit und die Men­schen guten Wil­lens in der Fern­seh­über­tra­gung aus dem Vati­kan über den vor­christ­li­chen, heid­ni­schen Göt­zen der Pacha­ma­ma belehrt.

Zu offen­sicht­lich und zu demon­stra­tiv sind Syn­kre­tis­mus, Pan­the­is­mus und letzt­lich Rela­ti­vis­mus, als daß die blo­ße Erklä­rung von Papst Fran­zis­kus, es gesche­he alles ohne göt­zen­die­ne­ri­sche Absicht, aus­rei­chend wäre.

Tosat­ti sieht in der beschwich­ti­gen­den Reak­ti­on des Hei­li­gen Stuhls auf die Kri­tik zur Pacha­ma­ma-Eta­blie­rung eine Heu­che­lei in der Art jenes Kle­ri­ka­lis­mus den Fran­zis­kus wie­der­holt kri­ti­sier­te, aber in sei­ner unmit­tel­ba­ren Umge­bung nicht zu erken­nen scheint. Der neue Vor­fall zeigt auch, daß die Kri­tik von der der­zei­ti­gen Vati­kan­füh­rung nicht ernst­ge­nom­men wird.

Die Kri­ti­ker der Pacha­ma­ma bei der Ama­zo­nas­syn­ode, wie der Vati­ka­nist erin­nert, wur­den vom päpst­li­chen Umfeld als Men­schen abge­stem­pelt, die „schlecht den­ken“ wür­den, „starr“, streng und unfle­xi­bel sei­en. Die wort­rei­chen Win­dun­gen, mit denen Spre­cher und Ver­tre­ter des Vati­kans sich wäh­rend der Syn­ode wan­den, um die heid­ni­sche Göt­zen­die­ne­rei der Pacha­ma­ma zu bestrei­ten, klingt in den Ohren nach, wes­halb Tosat­ti die Fra­ge stellt: 

Der ganze Saal, einschließlich die anwesenden Prälaten, machten beim Pachamama-Ritual mit
Der gan­ze Saal, ein­schließ­lich die anwe­sen­den Prä­la­ten, mach­te beim Pacha­ma­ma-Ritu­al mit

„Zur Weih­nachts­vi­gil im Vati­kan in welt­wei­ter Fern­seh­über­tra­gung eine Frau zu haben, die den Bischö­fen bei­bringt, ‚den Geist zu spü­ren, der es ermög­licht, die Bot­schaft der Mut­ter Erde zu hören‘, ist was genau?“

Der gan­ze Saal beflei­ßig­te sich, mit­zu­ma­chen, um „die Stim­me“ der Pacha­ma­ma zu hören, Kar­di­nä­le, Bischö­fe, Prä­la­ten, alle. 

Der Vati­ka­nist füg­te des­halb hinzu:

„Sogar zu Weih­nach­ten: Man kann sagen, daß man wirk­lich genug hat von die­sen Nar­ren­pos­sen. Oder ist das jetzt auch starrsinnig?“

Da das Kon­zert am 14. Dezem­ber auf­ge­zeich­net wur­de, gab es zehn Tage die Mög­lich­keit, die unmög­li­che Pacha­ma­ma-Eta­blie­rung her­aus­zu­strei­chen. Der Umstand, daß der heid­ni­sche Erd­göt­ze, bei den Inkas noch als Dra­chen­gott ver­ehrt, nicht als Pacha­ma­ma, son­dern als „Mut­ter Erde“ ange­spro­chen wur­de, ändert nichts. Damit wur­de die irri­tie­ren­de Ver­schleie­rung, die im der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kat ein­ge­führt wur­de, nur um ein Kapi­tel rei­cher. Offen­bar wol­len eini­ge Vati­kan­ver­ant­wort­li­che aus dem nahen Umfeld von Fran­zis­kus eso­te­ri­sche Strö­mun­gen ansprechen. 

Am Hei­li­gen Abend erfolg­te die Erst­aus­strah­lung des Kon­zer­tes und am Nach­mit­tag des Christ­ta­ges die erste Wie­der­ho­lung. Eine zwei­te Wie­der­ho­lung ist für den 30. Dezem­ber geplant. Die Pacha­ma­ma-Kate­che­se wird bis Jah­res­en­de von vie­len Men­schen gehört und das Ritu­al gese­hen wor­den sein.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Con­cer­to di Nata­le (Screen­shots)

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