Seltsame Zusammenhänge

Eine kleine Reflexion über die Christliche Demokratie, Kolonialismus, Liberalismus, Imperialismus und Sozialismus


Cecile Rhodes, Karl Popper, George Soros (v.l.): Welcher Faden verbindet sie?
Cecile Rhodes, Karl Popper, George Soros (v.l.): Welcher Faden verbindet sie?

von End­re A. Bárdossy*

Anzei­ge

Im letz­ten Auf­satz, der von mei­ner Wenig­keit in die­sem Blog in gene­rö­ser Wei­se ver­öf­fent­licht wor­den ist, hat sich – unter­halb des Zwi­schen­ti­tels „Ver­ball­hor­nung der Begrif­fe“ – ein kapi­ta­ler Tipp­feh­ler ein­ge­schli­chen: „ENDCULTURATION“ (Zei­le 7). Natür­lich heißt der eng­li­sche Ter­mi­nus nicht „End-, son­dern Encul­tu­ra­ti­on“. Unglück­li­cher­wei­se ver­dirbt dabei das fet­te „D“ den Sinn die­ses Fach­wor­tes, das aus den Human­wis­sen­schaf­ten des XIX. Jahr­hun­derts stammt. Eine Berich­ti­gung ist auch für die fol­gen­den Über­le­gun­gen von gro­ßem Belang, daher ist hier kurz und bün­dig die Wie­der­ho­lung der Defi­ni­tio­nen angezeigt: 

  1. Cul­tu­re ist die fleisch­ge­wor­de­ne Reli­gi­on eines Vol­kes (T. S. Eli­ot, 1949). Dem­nach ist jede Reli­gi­on als Lebens­mit­tel­punkt immer Kul­tur­pro­du­zent und nicht Kul­tur­pro­dukt. Aller­dings ist es logisch unmög­lich zwei Reli­gio­nen (oder Welt­an­schau­un­gen als Reli­gi­ons­er­satz) gleich­zei­tig für wahr zu halten. 
  2. Encul­tu­ra­ti­on (ver­bal encul­tu­ra­te /​ ein­kul­tur­ie­ren) bedeu­tet, daß das neu­ge­bo­re­ne Kind in eine bestimm­te Kul­tur sei­ner Umge­bung hin­ein­wach­sen muß, wie es der Zeit, dem Raum und der Posi­ti­on der Eltern ent­spricht. Dabei wer­den die grund­le­gen­den Wer­te und Ver­hal­tens­wei­sen ange­eig­net (M. J. Her­sko­vits, 1948). 
  3. Accul­tu­ra­ti­on (ety­mo­lo­gisch Ad-cul­tu­ra­ti­on) bedeu­tet dage­gen den Kul­tur­wan­del eines Vol­kes, Stam­mes oder Indi­vi­du­ums im halb- oder vollerwach­se­nen Alter. Das heißt in einer pri­mär, bereits „ein­kul­tur­ier­ten“ Ver­fas­sung, mit allem was dazu­ge­hört wie Spra­che, Reli­gi­on, Sit­ten, Bil­dung, Iden­ti­tät und nicht zuletzt mit Beja­hung oder Fru­stra­ti­on der Lebens­freu­de dafür, daß ein neu­er, dro­hen­der oder ersehn­ter Lebens­mit­tel­punkt gesetzt wer­den muß (J. W. Powell, 1880).

Der Unter­schied der bei­den Ter­mi­ni besteht dar­in, daß die „Ein­kul­tur­ie­rung“ für das neu­ge­bo­re­ne Kind die pri­mä­re Kul­tur­ver­fas­sung, wäh­rend die „Akkul­tur­ie­rung“ viel­mehr einen sekun­dä­ren Kul­tur­wan­del, und eine Umer­zie­hung der gan­zen See­le im Erwach­se­nen­al­ter ver­mit­teln soll. 

Mit der Not­wen­dig­keit des Ein­mal­eins resul­tiert aus jedem Akkul­tu­ra­ti­ons­pro­zeß eine par­ti­el­le oder kom­plet­te Ver­drän­gung oder Anpas­sung. Anpas­sung bedeu­tet Assi­mi­la­ti­on, Rela­ti­vie­rung und /​ oder Kor­rup­ti­on der unver­ein­ba­ren, eige­nen oder frem­den kul­tu­rel­len Ele­men­te, wobei die Gewin­ner-Par­tei „ver­drän­gen“ kann, und die Ver­lie­rer-Par­tei fein oder grob, aber jeden­falls „bei­geben“ muß: manch­mal ein­sei­tig, manch­mal viel­leicht doch auch wech­sel­sei­tig. Wer die grö­ße­re Zahl und mehr Vita­li­tät, wer den grö­ße­ren Druck und die bes­se­ren Waf­fen (Argu­men­te) auf sei­ner Sei­te hat, der hat den grö­ße­ren Ein­fluß im End­ergeb­nis: Amboß oder Ham­mer – mein­te schon der alte Goe­the. Ter­ti­um non datur.

Gro­be Inkom­pa­ti­bi­li­tä­ten kön­nen nicht kon­flikt­frei, in „Dia­log­form“ weg­ge­plau­dert und nur um den Preis einer gro­ßen Schlacht oder einer gro­ßen Opfer­be­reit­schaft bewäl­tigt wer­den. Die übli­chen Sze­na­ri­en für einen gewal­ti­gen Anprall der Kul­tu­ren sind:

  • Flucht vor poli­ti­scher Ver­fol­gung, Krieg, Revo­lu­ti­on oder Naturkatastrophen, 
  • Aus­wan­de­rung aus wirt­schaft­li­cher Not, 
  • Kon­ver­si­on aus Grün­den der reli­giö­sen Über­zeu­gung oder der poli­ti­schen Weltanschauung,
  • Lie­bes­hei­rat zwi­schen Part­nern aus zwei weit aus­ein­an­der lie­gen­den Wel­ten… Die­se kann frei­lich auch unter kon­ti­nen­ta­len, natio­na­len oder unter gewal­ti­gen Stan­des­un­ter­schie­den zustandekommen. 

Zur Einleitung: Historia magistra vitae

Kolo­nia­lis­mus und Libe­ra­lis­mus in der moder­nen Welt hat­ten ihren Ursprung und ihre Blü­te im küh­len Kli­ma Groß­britanniens und im küh­len Tem­pe­ra­ment der Bri­ten. Sie haben eben­falls mit Ver­mi­schung und Kon­fron­ta­ti­on der Kul­tu­ren zu tun. Ganz neu sind sie frei­lich nicht. Für die­se Ver­hal­tens­mu­ster gibt es seit dem Alter­tum bis heu­te vie­le Schul­bei­spie­le der Geschich­te, die nach Cice­ros bekann­tem Spruch die Lehr­mei­ste­rin des Lebens ist. 

Die Ansied­lung der älte­sten Grie­chen war ein Para­de­bei­spiel der vor­wie­gend fried­li­chen Akkul­tu­ra­ti­on. Sie unter­schied sich inso­fern vom römi­schen Impe­ria­lis­mus, als die Han­dels­schif­fe vor den Legio­nen abso­lu­ten Vor­rang bewahr­ten. Die­se soge­nann­te „Gro­ße Kolo­ni­sa­ti­on“ im anti­ken Medi­ter­ra­ne­um erfolg­te von der Mit­te des VIII. bis ins VI. Jahr­hun­dert vor Chr., wodurch sich der Lebens­raum der Früh­zi­vi­li­sa­ti­on von der ibe­ri­schen Halb­in­sel bis zum Kau­ka­sus und von Süd­ruß­land bis Ägyp­ten erstreck­te. Die impe­ria­len Höhe­punk­te des römi­schen, spa­ni­schen, bri­ti­schen „Kolo­nia­lis­mus“ stel­len gera­de­zu die besten Bei­spie­le für die erzwun­ge­ne Akkul­tu­ra­ti­on dar. Frem­de Län­de­rei­en zu beset­zen, ver­lockt stets die Ambi­tio­nen aller Men­schen, die zu Macht gekom­men sind. Der dem­nächst grö­ßer wer­den­de Fisch frißt die ande­ren – das ist das eher­ne Gesetz, wel­ches die Geschich­te vor­an­treibt, Kul­tu­ren empor­hebt und unter­ge­hen läßt. 

Alex­an­der der Gro­ße, der mit 20 Jah­ren König von Make­do­ni­en wur­de (336–323 vor Chr.), läu­te­te den Unter­gang des Hel­le­nis­mus im dama­li­gen Abend­land ein. Nach sei­nem letz­ten gro­ßen Sieg gegen das zah­len­mä­ßig weit über­le­ge­ne Heer der Per­ser in der Schlacht von Gau­ga­me­la (331 vor Chr.) pro­kla­mier­te sich der stäm­mi­ge Make­do­ne – der Napo­lé­on ähn­lich klein­wüch­sig war – beim Ein­zug nach Baby­lon zum „König von Asi­en“. Selbst das reich­te ihm nicht: Der maß­lo­se Alex­an­der führ­te sei­ne Kriegs­zü­ge wei­ter bis zum bit­te­ren Ende. Aus der Pla­to­ni­schen Phi­lo­so­phie hat er die Grund­tu­gend aller Regie­ren­den, das „Maß­hal­ten­kön­nen“, nicht erlernt. Das Kon­zept kam mit latei­ni­scher Ver­mitt­lung (tem­pe­ran­tia) sogar ins Eng­li­sche (tem­pe­rance) und ins Deut­sche unse­rer Tage, wenn wir Wein auf eine gut abge­stimm­te Tem­pe­ra­tur brin­gen: weder zu kalt noch zu warm „tem­pe­rie­ren“ – oder auf wüste Lei­den­schaf­ten „mäßi­gend ein­wir­ken“ wol­len. Als Kurio­si­tät ist zu erwäh­nen, daß wir neben dem Begriff des Tem­pe­ra­ments auch die Tem­pe­ra­far­be – in einer mit Eigelb oder Milch gemisch­ten, wäß­rig-öli­gen Emul­si­on – aus der Kunst des Alter­tums geerbt haben. 

An wessen Wesen soll die Welt genesen? 

Cecil John Rho­des (1853–1902), ein bri­tisch-süd­afri­ka­ni­scher Staats- und Geschäfts­mann, erwirk­te die Kolo­ni­sie­rung Rho­de­si­ens und damit ein wenig Welt­be­rühmt­heit. Die Leit­sät­ze des gren­zen­lo­sen, von jeg­li­cher mora­li­schen Hem­mung „befrei­ten“ Libe­ra­lis­mus im XIX. Jahr­hun­dert kön­nen nir­gend­wo prä­gnan­ter belegt wer­den als aus sei­ner Feder:

  1. Remem­ber that you are an Eng­lish­man, and have con­se­quent­ly won first pri­ze in the lot­tery of life.
    Erin­ne­re, daß du Eng­län­der bist und folg­lich den ersten Preis in der Lot­te­rie des Lebens gewon­nen hast. 
  2. Having read the histo­ries of other count­ries, I saw that expan­si­on was ever­ything, and that the world’s sur­face being limi­t­ed, the gre­at object of pre­sent huma­ni­ty should be to take as much of the world as it pos­si­bly could.
    Nach der Lek­tü­re der Geschich­ten ande­rer Län­der erkann­te ich, daß es bei der begrenz­ten Flä­che der Welt allein auf die Expan­si­on ankommt. Wir soll­ten also von der Welt jeweils so viel wie mög­lich in Besitz nehmen. 
  3. We must find new lands from which we can easi­ly obtain raw mate­ri­als and at the same time exploit the cheap slave labor that is available from the nati­ves of the colo­nies. The colo­nies would also pro­vi­de a dum­ping ground for the sur­plus goods pro­du­ced in our fac­to­ries.
    Wir müs­sen neue Kolo­nien fin­den, aus denen wir leicht Roh­stof­fe bezie­hen und gleich­zei­tig die bil­li­ge Skla­ven­ar­beit aus­beu­ten kön­nen, die von den Ein­ge­bo­re­nen zur Ver­fü­gung gestellt wird. Die Kolo­nien wür­den auch Dum­ping-Märk­te für unse­re über­schüs­si­gen Fabrik­wa­ren bieten. 
  4. I have found out one thing and that is, if you have an idea, and it is a good idea, if you only stick to it you will come out all right.
    Ich habe eine Sache her­aus­ge­fun­den, und zwar, wenn du eine Idee hast, und sie ist wirk­lich eine gute Idee, dann hal­te dich nur dar­an, nichts kann schief­ge­hen dabei. 
  5. So litt­le done, so much to do.
    So wenig getan, so viel zu tun. 
Cecil John Rhodes. Denkmal vor der Universität Kapstadt
Cecil John Rho­des. Denk­mal vor der Uni­ver­si­tät Kapstadt

C. J. Rho­des war am Höhe­punkt des bri­ti­schen Impe­ria­lis­mus eine füh­ren­de Gestalt des libe­ral ent­fes­sel­ten Wett­laufs um Afri­ka und sei­ne Natur­schät­ze. Mit der Indu­stri­el­len Revo­lu­ti­on hat sich die abend­län­di­sche Zivi­li­sa­ti­on noch ein­mal über Was­ser hal­ten kön­nen. Obwohl wir ohne Eisen­bahn und Auto­bahn, hoch­kom­pli­zier­te Appa­ra­te, Maschi­nen, Fabri­ken und der­glei­chen nicht mehr exi­stie­ren könn­ten – auch im tief­schwar­zen Afri­ka, Ara­bi­en oder Chi­na nicht –, wird die glor­rei­che Revo­lu­ti­on der Pro­duk­ti­vi­tät von den sozia­len und grü­nen Hyste­ri­kern als „Kapi­ta­lis­mus“ ver­flucht. Ohne den Tri­umph­zug der ersten Dampf­ma­schi­ne (James Watt 1773) von Man­che­ster bis an die Enden der Welt, ohne die Han­dels­schif­fe der Markt­wirt­schaft von Stock­holm bis Bue­nos Aires oder Hong­kong hät­ten wir längst, von Seu­chen geplagt, elen­dig ver­hun­gern kön­nen, wie es in der Drit­ten Welt nicht unbe­kannt ist. 

Kolonisierung als Vorstufe der Zivilisation

Kolo­nie bedeu­tet schlicht und ein­fach „Sied­lung“. Im dop­pel­ten Sinn ist sie nicht nur eng­stens ver­wandt mit Aus­deh­nung der Boden­kul­tur, Urbar­ma­chung der Wüste, Kul­ti­vie­rung der Wild­nis, son­dern dar­über hin­aus auch mit der Expan­si­on der Kul­tur und Zivi­li­sa­ti­on. Da die Sache uralt ist, geht sie auf das latei­ni­sche Verb cole­re, cul­tus (pfle­gen, kul­ti­vie­ren, das Land bestel­len) zurück. Die grie­chi­sche Ety­mo­lo­gie klingt eben­falls inter­es­sant: Apoi­kia (Ansied­lung) stammt aus ap-oikeo (aus­wan­dern), d. h. apo- /​ ent­fernt von der Hei­mat (Oikos, Oikia), nicht zuhau­se wohnen.

Die Kolo­ni­sie­rung wird heu­te nicht mehr in ihrem ech­ten, grie­chisch-römi­schen, posi­ti­ven Sinn ver­stan­den. Die fried­li­che Ver­brei­tung der Zivi­li­sa­ti­on in den Kolo­nien wäre an und für sich ein lobens­wer­ter Pro­zeß, aber die Miß­bräu­che und Wider­sprü­che des hem­mungs­los orga­ni­sier­ten, gren­zen­los libe­ra­li­sier­ten Kolo­nia­lis­mus för­der­ten nicht das Bür­ger­tum und die Eman­zi­pa­ti­on der Indi­ge­nen. Ent­ge­gen der fal­schen Volks­ety­mo­lo­gie lei­tet sich das latei­ni­sche Wort Indi­ge­na nicht von den „India­nern, Negern oder Eski­mos“ ab, son­dern bedeu­tet schlicht und ein­fach „Inlän­der“ (lat. Urein­woh­ner, Ein­hei­mi­sche, Ein­ge­bo­re­ne, Boden­stän­di­ge). In Euro­pa sind wir zuhau­se und haben somit die Rech­te, Vor­rech­te und die Pflich­ten der Indi­ge­nen auf Selbst­ver­tei­di­gung – sei es gestern, heu­te und mor­gen. Histo­ri­sche Schul­den gegen­sei­tig auf­zu­rech­nen, wird wohl nur neue Schul­den resultieren.

Ziellose Flucht vor der Realität...
Ziel­lo­se Flucht vor der Realität… 

Die Hel­den der Ent­ko­lo­ni­sie­rung tra­gen daher die Ver­ant­wor­tung für die Rück­fäl­le der Ent­zi­vi­li­sie­rung und für die Fixie­rung des Rück­stan­des. Im geo­gra­phi­schen Cha­os pfle­gen sie nur einen lee­ren Nomi­na­lis­mus mit exo­ti­schen Län­der- und Orts­na­men, aber den eige­nen Fort­schritt för­dern sie kaum. Mit den soge­nann­ten Flücht­lin­gen wer­den nur die poten­ti­el­len Bau­leu­te ihrer Hei­mat­län­der in Euro­pa früh­zei­tig „pen­sio­niert…“. Nach ihrer Ent­las­sung in den Frei­stil­kampf des inter­na­tio­na­len Libe­ra­lis­mus, Impe­ria­lis­mus und Sozia­lis­mus schei­nen eher Krieg und Elend in den ehe­ma­li­gen Kolo­nien Kon­junk­tur zu haben. Mehr als jemals zuvor. Und die euro-ame­ri­ka­ni­sche Zivi­li­sa­ti­on – die Bon­zen der Euro­päi­schen Uni­on an der Spit­ze: Frank­reich und Deutsch­land – lie­fert ihnen die Waf­fen dazu. 

Vie­le von ihnen erin­nern sich zwar der Seg­nun­gen und Flü­che der Kolo­ni­al­zei­ten, so träu­men sie nun von einem arbeits­lo­sen Leben in Euro­pa – in der Hän­ge­mat­te des Sozi­al­staa­tes. Die jun­gen Migran­ten wan­dern wie ehe­mals die wei­ßen Sied­ler über wei­te Strecken, aber in die ver­kehr­te Rich­tung einer aus­weg­lo­sen Sack­gas­se, ledig­lich mit einem Mobil­te­le­phon, ohne Spra­che, ohne (anwend­ba­re) Bil­dung, ohne Beruf und ohne eine hei­rats­fä­hi­ge Frau für eine befrie­di­gen­de Zukunft. Sie strö­men unge­be­ten Rich­tung Euro­pa, mit einem gro­ßen Unter­schied: Die wei­ßen Erobe­rer tra­fen in Afri­ka mit Waf­fen und Wis­sen bestens gerü­stet ein. Die Schwar­zen kom­men in einem Gummi­boot mit lee­ren Hän­den, und las­sen sich „ret­ten“ von soge­nann­ten Gut­men­schen – die Rechts­bre­cher und kei­ne Wohl­tä­ter sind – und Illu­sio­nen, denn die unlös­ba­ren Pro­ble­me fan­gen erst an, sobald sie das Fest­land betre­ten haben. Nach­dem die ehe­ma­li­ge Arbei­ter­klas­se des XIX. Jahr­hun­derts aus der Unmün­dig­keit defi­ni­tiv erwach­sen ist, haben sich alle links­li­be­ra­len Kräf­te der neu­en Kli­en­tel ange­nom­men: Sie ver­locken völ­lig unan­ge­paß­te, nicht assimilier­bare, nai­ve Migran­ten aus Schwarz­afri­ka, dem Nahen und Fer­nen Osten. Ihre letz­ten Erspar­nis­se wer­den von Schlep­per­ban­den kas­siert. Eine zusätz­li­che Volks­schu­le in ihren Hei­mat­län­dern zu besu­chen wäre dienst­vol­ler gewe­sen, als im Schlauch­boot einen Aus­flug in die Frem­de zu wagen. 

Anno dazu­mal wur­den die neu­en Sied­lun­gen für die Bri­ti­sche Kro­ne, die von Rho­des mit tech­no­lo­gi­scher Über­legenheit, schar­fem Geschäfts­sinn und mit dem Import von ele­men­ta­ren Bil­dungs­gü­tern gewon­nen wur­den, nach ihm „Rho­de­si­en“ benannt. Zwei­fel­los trägt jede beschei­de­ne Hebung des Bil­dungs­not­stan­des zur Hebung der Produktivi­tät der bil­li­gen Arbeits­kräf­te bei. Auch ihr nied­ri­ger Lebens­stan­dard hob sich vom abso­lu­ten Null­punkt zum be­scheidenen Wenig. Aus der euro­zen­tri­schen Sicht wur­de es rech­tens emp­fun­den, obwohl die Ver­tei­lung der Reich­tü­mer sehr asym­me­trisch war. Unter Anfüh­rung der Sied­ler­wirt­schaft gab es im Durch­schnitt den­noch eine lang­sa­me, aber ste­ti­ge Auf­wärts­be­we­gung mit einer mäßi­gen Huma­ni­sie­rung. Zum aller­min­de­sten haben sie sich oft die Spra­chen ihrer eng­li­schen, spa­ni­schen oder fran­zö­si­schen Kolo­ni­al­her­ren ange­eig­net, was in der glo­bal wer­den­den Welt allein schon ein gro­ßer Schatz ist, um bestehen zu kön­nen. Ähn­lich wie in der nicht immer glor­rei­chen Geschich­te der Ersten Welt, war die Kolo­ni­sa­ti­on eine viel­fach unge­rech­te, aber effek­ti­ve Vor­stu­fe zur Zivi­li­sa­ti­on. Sowohl His­pa­no- wie auch Anglo-Ame­ri­ka, Kana­da, Austra­li­en, Neu­see­land, Indi­en waren Kolo­nien. Heu­te sind sie (mehr oder min­der hoch) ent­wickel­te Staa­ten, was sie ohne ihre kolo­nia­le Vor­ge­schich­te doch nicht hät­ten wer­den kön­nen. Wenn es vor allem in Afri­ka und Tei­len Asi­ens nicht so weit gekom­men ist, liegt es viel­leicht – teil­wei­se zumin­dest – am Cha­rak­ter und Geschick der ein­ge­bo­re­nen Inländer. 

Da die schwar­zen Legen­den und Geschich­ten der Huma­ni­tät das Böse unent­wegt in den Vor­der­grund keh­ren, ist es lei­der nicht zu leug­nen, daß Peit­sche, Aggres­si­on und Aus­beu­tung – weder in der alter­tüm­li­chen Galee­ren­skla­ve­rei noch unter der Ägi­de des moder­nen Kolo­nia­lis­mus – nie­mals zur Gän­ze fehl­ten. Aber auch die Schwarz-Weiß-Male­rei hat gewis­ser­ma­ßen ihre gebleich­te Kehr­sei­te: Kein ver­nünf­ti­ger, noch so gie­ri­ger Unter­neh­mer oder Sied­ler will sei­ne Arbei­ter und Kun­den zu Tode schin­den, denn damit ver­lö­re er nur die Pro­duk­ti­ons­kräf­te und die Abneh­mer sei­ner Waren. Der lang­sam stei­gen­de Wohl­stand ist also der wirk­sam­ste Mul­ti­pli­ka­tor des Kapi­ta­lis­mus sowohl im Mut­ter­land wie auch in den Kolo­nien, wenn auch hier­orts noch­mals viel lang­sa­mer, aber eben­falls ste­tig. Marx und Engels ver­kal­ku­lier­ten sich, als sie die pro­le­ta­ri­sche Revo­lu­ti­on schür­ten. Im fort­schritt­li­chen Kapi­ta­lis­mus erlosch bald das revo­lu­tio­nä­re Feu­er, und loder­te im Elend der rück­schritt­lich­sten Agrar­län­der – Ruß­land, Chi­na, Cuba – umso hef­ti­ger wie­der auf. Unter ana­lo­gen Ver­hält­nis­sen nach dem Ersten Welt­krieg im aus­ge­plün­der­ten Deut­schen Reich for­mier­te sich der natio­nal-sozia­li­sti­sche, rech­te Zwil­lings­bru­der des pro­le­ta­ri­schen Links-Sozia­lis­mus. Die­se Gebrü­der nähr­ten sich vor allem aus der arbeits­lo­sen, ins Elend ver­sun­ke­nen Land­be­völ­ke­rung. Die Mas­sen ström­ten ent­we­der in die rasant wach­sen­den Haupt­städ­te oder wan­der­ten nach Über­see aus: Juden und Nicht­ju­den gleicherweise. 

Wo es aber genug Kapi­tal und Arbeit gab, dort gewann auch der Fort­schritt eine Chan­ce. Die kom­mu­ni­sti­schen Erhe­bun­gen wur­den nicht vom Kapi­ta­lis­mus, son­dern vom Feh­len eines lebens­fä­hi­gen Kapi­ta­lis­mus aus­ge­löst. Die Kolo­ni­al­her­ren haben die Geschich­te nicht stu­diert, sonst hät­ten sie viel Übel erspa­ren kön­nen. Die eng­li­schen Inge­nieu­re brach­ten nicht nur Schät­ze aus den Kolo­nien, son­dern eini­ges an Wer­ten auch ein: Eisen­bahn, Indu­strie, Insti­tu­tio­nen. Das Bri­ti­sche Reich hat­te wohl des­halb eine län­ge­re Lebens­dau­er als die Land­be­set­zer aus Frank­reich, Bel­gi­en, den Nie­der­lan­den oder Portugal.

Rhodes‘ lesenswertes Curriculum

Um den Ver­lauf der Geschich­te ver­ste­hen zu kön­nen, ist es immer lehr­reich die Cur­ri­cu­la ihrer Prot­ago­ni­sten unter die Lupe neh­men. Cecil war der Sohn eines angli­ka­ni­schen Pfar­rers. Als Kind litt er lan­ge unter Tuber­ku­lo­se, und sei­ne Eltern schick­ten ihn im Alter von 17 Jah­ren nach Süd­afri­ka zu sei­nem Bru­der Her­bert, der es dort mit der Bewirt­schaf­tung von Baum­woll­plan­ta­gen, Gold- und Dia­man­ten­mi­nen zu Wohl­stand brach­te (1870). Daß die Gegend dort nicht gänz­lich unwirt­lich war, davon zeugt am ver­trau­lich­sten die Archi­tek­tur der Epo­che, die von eng­li­schen und vor­mals nie­der­län­di­schen Sied­lern errich­tet wur­de. Rat- und Bür­ger­häu­ser aus schmucken, rot­ge­brann­ten Back­stein­zie­geln, auch die Eisen­bahn­li­ni­en mit ihren typi­schen Wäch­ter­häus­chen und Bahn­sta­tio­nen ergän­zen das Bild, wo es frü­her nur Laub­hüt­ten und Bruch­bu­den gab. 

Bald über­lie­ßen die Gebrü­der Rho­des die Geschäfts­füh­rung einem ver­läß­li­chen Part­ner und fuh­ren nach Eng­land (1873). Dort besuch­te Cecil das Ori­el Col­lege. 1877 wur­de er in die Oxfor­der Apol­lo-Loge als Frei­mau­rer aufge­nommen. Die Logen­brü­der über­nah­men auf die­sem Wege die glo­ba­le Welt­be­herr­schung in ihre Hand. Während­dessen lie­fen die Geschäf­te in Süd­afri­ka bestens wei­ter. 1880 grün­de­ten die Rho­des als Haupt­ei­gen­tü­mer eine Mining Com­pa­ny mit einem Start­ka­pi­tal von nicht weni­ger als 200.000 £. Glück­li­cher­wei­se schloß Cecil auch sein Abschluß­ex­amen ab, und war nun Rechts­an­walt (1881). Im sel­ben Jahr wur­de er auch Par­la­ments­mit­glied in der Kap­ko­lo­nie und behielt die­sen Sitz bis an sein Lebensende.

Rho­des schaff­te es, die Kap­ko­lo­nie Rich­tung Nor­den bedeu­tend aus­zu­deh­nen. Die neu­en Gebie­te wur­den an die Eisen­bahn von Süd­afri­ka ange­schlos­sen und nach ihm als Nord- und Süd­rho­de­si­en benannt. Seit 1964 hei­ßen sie Sam­bia und Sim­bab­we, doch bis 1923 kon­trol­lier­te die von Rho­des gegrün­de­te Bri­ti­sche Süd­afri­ka-Gesell­schaft die­ses Gebiet.

1890 wur­de Rho­des zum Pre­mier­mi­ni­ster der Kap­ko­lo­nie gewählt. Sei­ne Visi­on war die Ver­ei­ni­gung sei­ner Wahl­hei­mat samt allen süd­afri­ka­ni­schen Repu­bli­ken unter bri­ti­scher Fah­ne, auch um den Preis von Ver­schwö­run­gen und klei­ne­ren, loka­len Krie­gen. Als Real­po­li­ti­ker küm­mer­te er sich vor allem um Rho­de­si­ens wirtschaft­liche Wei­ter­ent­wick­lung und trieb unter ande­rem den Eisen­bahn­bau vor­an. Er ist auch der Grün­der der Uni­ver­si­tät Kap­stadt, Afri­kas älte­ste Hoch­schu­le über­haupt. Mit dem unvoll­ende­ten Kap-Kai­ro-Plan ver­folg­te er das enor­me Vor­ha­ben, mit einer Eisen­bahn­li­nie Süd­afrika lücken­los in bri­ti­scher Hand bis zum Mit­tel­meer im Nor­den zu ver­bin­den, das nur mit der kolos­sa­len Trans­si­bi­ri­schen Eisen­bahn ver­gleich­bar ist. Rho­des ver­starb 1902, ohne die­sen Traum ver­wirk­li­chen zu kön­nen. The Rho­des Colossus, eine berühm­te Kari­ka­tur von Edward Lin­ley Sam­bourne (The Times, 1892), ist eine sar­ka­sti­sche Anspie­lung auf das drit­te Welt­wun­der, den Koloß von Rho­dos, um den impe­ria­len Wett­lauf um Afri­ka bloßzustellen. 

Durch das Gold- und Dia­man­ten­ge­schäft war Rho­des zu einem der reich­sten Män­ner der Welt gewor­den. Er brach­te einen Groß­teil sei­nes Ver­mö­gens testa­men­ta­risch in die Rho­des-Stif­tung ein, die jähr­lich 200 Stu­den­ten ein Stipen­dium zum Besuch der Uni­ver­si­tät Oxford ver­leiht. Die Rho­des-Stif­tung exi­stiert bis heu­te. Einer der pro­mi­nen­te­sten Sti­pen­dia­ten war Bill Clinton.

Nelson Mandela (1918–2013)
Nel­son Man­de­la (1918–2013)

Die Man­de­la-Rho­des-Stif­tung wur­de (2002) aus Anlaß des hun­dert­jäh­ri­gen Jubi­lä­ums des Rho­des-Trusts in Part­ner­schaft mit der Nel­son-Man­de­la-Stif­tung gegrün­det. Auch ihr Ziel ist es, Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten für Afri­ka her­an­zu­bil­den im Gei­ste des Unter­neh­mer­tums, der Erzie­hung und der Ver­söh­nung, wie sie Cecil Rho­des und Nel­son Man­de­la reprä­sen­tier­ten. Hier­für wer­den eben­falls Sti­pen­di­en für Stu­di­en an der Uni­ver­si­tät Oxford gezahlt. An den Fei­er­lich­kei­ten nah­men neben Nel­son Man­de­la, dem ehe­ma­li­gen süd­afri­ka­ni­schen Staats­präsidenten, auch der ehe­ma­li­ge US-Prä­si­dent Bill Clin­ton sowie der dama­li­ge bri­ti­sche Pre­mier­mi­ni­ster Tony Blair teil. 

Höhenflug und Niedergang des Liberalismus 

Der euro­päi­sche „Wett­lauf um Afri­ka“ an der Jahr­hun­dert­wen­de ist ein Lehr­buch­bei­spiel von Akkul­tu­ra­ti­ons­pro­ble­men aus der jüng­sten Geschich­te. Tat­sa­che ist, daß die libe­ral gesinn­ten Gei­ster der euro­päi­schen Auf­klä­rung – auch bei stren­ger Aus­beu­tung – den­noch ein nicht unwe­sent­li­ches Mit­bring­sel für die kolo­ni­sier­ten Län­der erwirt­schaf­tet haben. Die ver­arm­ten Land­stri­che wur­den urbar gemacht, besie­delt, wirt­schaft­lich erschlos­sen und, wenn auch unter Leid und Unge­rech­tig­keit, so doch lang­sam, mil­li­me­ter­wei­se zivi­li­siert. Auch die römi­schen Legio­nen brach­ten den Bar­ba­ren nicht nur Nie­der­la­gen, son­dern auch die ersten gepfla­ster­ten Kriegs- und Han­dels­stra­ßen, die ersten Buch­sta­ben und wohl auch die ersten Ther­mal­bä­der. Die Tage des römi­schen, aber auch des bri­ti­schen Libe­ra­lis­mus waren den­noch gezählt. 

Was schwe­rer wiegt, stell­te sich eben­falls her­aus. Die heim­li­chen, dop­pel­bö­di­gen Schwä­chen der auf­ge­klär­ten, seit Adam Smith (1723–1790) ach so „Offe­nen Gesell­schaft“ sind von der Geschich­te eben­falls defi­ni­tiv ent­larvt wor­den. Die Libe­ra­len erhe­ben im glo­ba­len Welt­han­del auf dem „frei­en“ Markt nur dann Zöl­le, wenn die­se für sie gün­stig und nötig sind. Die Schutz­zöl­le frem­der Dritt­län­der hal­ten sie dage­gen stets für ver­werf­li­che Hemm­nis­se des über­bor­den­den Freihandels. 

Der dia­lek­ti­sche Umschlag von Libe­ra­lis­mus in Impe­ria­lis­mus wird stets an der ver­häng­nis­vol­len Schei­dung der Tri­umph- und Pro­fit­sucht von allen ethi­schen Grund­la­gen erkenn­bar. Auch die sowjet­rus­si­sche Schreckensherr­schaft war ein grau­sa­mer Impe­ria­lis­mus sui gene­ris. Der Staats­ka­pi­ta­lis­mus des „frei­en“ Westens will unter dem Vor­wand der reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie, mit­tels Gesetz­ge­bung und Besteue­rung, mit Bei­stand des Euro­päi­schen Gerichts­ho­fes und der Zen­tral­bank nur das schaf­fen, was die Kom­mu­ni­sten mit ande­ren Waf­fen nicht erreicht haben. Ein­fa­cher aus­ge­drückt: Geor­ge Orwell (1903–1950) erkann­te näm­lich rich­tig, daß im Sozia­lis­mus aller Schat­tie­run­gen die herr­schen­den Schich­ten „glei­cher“ sind als die ande­ren. Sie wol­len auf Kosten der ech­ten Lei­stungs­trä­ger leben und Macht aus­üben, ohne Rück­sicht auf die ver­hee­ren­den Fol­gen der dafür zwin­gend not­wen­di­gen Ent­mo­ra­li­sie­rung und der Läh­mung der Kreativität. 

Ohne die guten Sit­ten eines pflicht­be­wuß­ten Beam­ten oder eines ordent­li­chen Kauf­man­nes (Pünkt­lich­keit, Ver­läß­lich­keit, Aus­dau­er… Gerech­tig­keit etc.) ist nicht nur das Finanz­amt, son­dern auch der Markt nur eine orga­ni­sier­te Räu­ber­ban­de. Wo sich „Libe­ra­lis­mus & Sozia­lis­mus“ kon­so­li­diert haben, dort ent­facht sich unver­meid­bar auch ihr impe­ria­les Geha­be. Wenn alle mora­li­schen Stricke rei­ßen und alles erlaubt ist, was nicht ver­bo­ten ist, so bre­chen eigen­wil­li­ge Min­der­hei­ten (Par­tei­en) immer aus den Kon­di­tio­nen des fai­ren Wett­be­werbs aus, um Allein­herr­scher zu wer­den, sei es in einer demo­kra­ti­schen und /​ oder öko­no­mi­schen Pol­po­si­ti­on und Kor­rup­ti­on.

Sobald der ech­te Unter­neh­mer­geist durch das unmo­ra­li­sche Trei­ben und das Trei­ben­las­sen von lei­stungs­scheu­en Inter­es­sen­grup­pen, Lob­bies, Klicken, Gre­mi­en, Par­tei­en und Gewerk­schaf­ten über­wäl­tigt wird, gehen auch die Güter und Wer­te der ver­bind­li­chen Treue und Ehre unter. Im Gegen­satz zu einer ech­ten Lebens­ge­mein­schaft (lat. Com­mu­nio) wie die unkünd­ba­re Ehe, die Fami­lie oder die Hei­mat (lat. Patria, Nati­on) bedeu­tet die latei­ni­sche Socie­tas vor­wie­gend ein spe­zi­fi­sches, mei­stens kurz befri­ste­tes Zweck­bünd­nis (lat. Asso­zia­ti­on), eine locke­re Gesel­lig­keit oder ledig­lich eine Spaß­ge­sell­schaft, die durch ein flüch­ti­ges, meist über­trie­be­nes Inter­es­se zusam­men­ge­hal­ten wird. Eine Gemein­schaft zeich­net sich dage­gen unver­kenn­bar auch als eine ech­te, wehr­haf­te, selbst­er­hal­ten­de Leistungs­gemeinschaft aus: Unus pro omni­bus – omnes pro uno (Einer für alle – alle für einen). Was frei­lich nur in einer mora­lisch sau­be­ren Gemein­schaft wahr sein kann. Robin Hoods „Gano­ven­eh­re“ schafft kei­ne Gemein­schaft, son­dern Kom­pli­zen­schaft. Pla­ton fol­gend kön­nen wir die Gemein­schaft viel­leicht als eine rela­ti­ve – inne­re und äuße­re – Aut­ar­kie (Selb­stän­dig­keit, Unab­hän­gig­keit) auffassen. 

Ist die Christliche Demokratie das utopische Gegenstück zum enthemmten Liberalismus und zur Diktatur der Mehrheit?

Der Tur­bo-Kapi­ta­lis­mus mul­ti­pli­ziert sich sel­ber zu Tode, weil er nicht Maß hal­ten kann. In den Tur­bu­len­zen der maß­lo­sen „frei­en“ Markt­wirt­schaft kön­nen aber die Wor­te des wei­sen Pap­stes Bene­dikt XVI. einen siche­ren Halt bie­ten (Spe sal­vi, 2007, § 4): 

„Das Chri­sten­tum hat­te kei­ne sozi­al­re­vo­lu­tio­nä­re Bot­schaft gebracht, etwa wie die, mit der Spar­ta­kus in blu­ti­gen Kämp­fen geschei­tert war. Jesus war nicht Spar­ta­kus, er war kein Befrei­ungs­kämp­fer wie Bar­ab­bas oder Bar-Koch­ba. Was Jesus, der selbst am Kreuz gestor­ben war, gebracht hat­te, war etwas ganz ande­res: die Begeg­nung mit dem Herrn aller Her­ren, die Begeg­nung mit dem leben­di­gen Gott und so die Begeg­nung mit einer Hoff­nung, die stär­ker war als die Lei­den der Skla­ve­rei und daher von innen her das Leben und die Welt umgestaltete. 

Was neu gewor­den war, wird am deut­lich­sten im Brief des hei­li­gen Pau­lus an Phi­le­mon. Das ist ein ganz persön­licher Brief, den Pau­lus im Gefäng­nis schreibt und dem davon­ge­lau­fe­nen Skla­ven One­si­mus für sei­nen Herrn – eben Phi­le­mon – mit­gibt. Ja, Pau­lus schickt den zu ihm geflo­he­nen Skla­ven an sei­nen Herrn zurück, nicht befeh­lend, son­dern bittend: 

Ich bit­te dich sehr für mein Kind One­si­mus, dem ich im Gefäng­nis zum Vater gewor­den bin […] Ich schicke ihn zu dir zurück, das bedeu­tet mein eige­nes Herz […] Viel­leicht wur­de er nur des­halb eine Wei­le von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurück­er­hältst, nicht mehr als Skla­ven, son­dern weit mehr: als gelieb­ten Bru­der (Phlm 10–16)

Die Men­schen, die sich ihrem zivi­len Sta­tus nach als Her­ren und Skla­ven gegen­über­ste­hen, sind als Glie­der der einen Kir­che ein­an­der Brü­der und Schwe­stern gewor­den – so rede­ten sich die Chri­sten an; sie waren durch die Tau­fe neu gebo­ren, mit dem glei­chen Geist getränkt und emp­fin­gen neben­ein­an­der und mit­ein­an­der den Leib des Herrn. Das ver­än­der­te, auch wenn die äuße­ren Struk­tu­ren gleich blie­ben, von innen her die Gesell­schaft.

Die christ­li­che Gemein­schaft, die christ­li­che Fami­lie und Nati­on sind kei­ne Uto­pien, aller­dings sind dafür Lei­stun­gen – Taten und Tat­sa­chen – die Vor­aus­set­zung, nicht nur Gut­gläu­big­keit und ein guter Wille. 

Die undankbare Nachwelt

Es steht indis­ku­ta­bel fest, daß C. J. Rho­des – obwohl Sohn eines angli­ka­ni­schen Geist­li­chen, – sei­ne poli­ti­schen und geschäft­li­chen Über­le­gun­gen nicht im Gei­ste des Phi­le­mon­brie­fes, son­dern durch und durch nach gewinn­ori­en­tier­ten Kri­te­ri­en anstell­te. Ein maß­vol­ler Gewinn ent­spricht sicher­lich der Klug­heit und Gerech­tig­keit. Aber bei einer maß­lo­sen Aus­beu­tung hört der Spaß auf. Wo die Gren­zen zu zie­hen sind, hängt von der objek­ti­ven Situa­ti­on ab und stellt ganz und gar kei­ne sub­jek­ti­ve, will­kür­li­che Gewis­sens­fra­ge dar, die auf­rich­tig ent­schie­den wer­den muß: Was du dir selbst nicht wün­schen magst, sollst ande­ren auch nicht antun. 

Wie groß waren die Sün­den des bri­ti­schen Kolo­nia­lis­mus, das wer­den allein die Kla­gen der ehe­ma­li­gen Leid­tra­gen­den vor dem Jüng­sten Gericht aus­sa­gen kön­nen. Wer jetzt schon den mora­li­schen Zei­ge­fin­ger erhe­ben und den ersten Stein wer­fen möch­te, soll­te sich wie immer lie­ber zurück­hal­tend, ver­söhn­lich und reu­mü­tig zeigen. 

Der römi­sche Dich­ter Mar­cus Vale­ri­us Mar­tia­lis (40–103 nach Chr.) frag­te sar­ka­stisch: „Dic mihi, si fias tu leo, qua­lis eris?“ „Sag mir auf­rich­tig, wenn du ein Löwe wärest, wie hät­test du dich ver­hal­ten wollen?“

Rhodes-Must-Fall-Campaign
Rho­des-Must-Fall-Cam­paign (2015)

Wenn es um histo­ri­sche Ver­dien­ste geht, soll­te man gerech­ter­wei­se aus­ge­wo­gen und unpar­tei­isch urtei­len. Objek­tiv ist fest­zu­stel­len: Auch bei Rho­des sam­mel­ten sich gute Wer­ke an. Die Univer­sität Kap­stadt, die aller­er­ste des schwar­zen Kon­ti­nents über­haupt, wur­de nicht von mit­tel­lo­sen Inlän­dern, son­dern von Cecil Rho­des errich­tet. Sei­ne Sta­tue vor der Uni­ver­si­tät Kap­stadt wur­de von rebel­lie­ren­den Stu­den­ten demo­liert (2015). Der grie­chisch an­mutende Tem­pel der Wis­sen­schaf­ten steht immer noch vor dem impo­san­ten Berg­mas­siv. Ver­söh­nung ist der ein­zi­ge rech­te Aus­weg aus dem Cha­os, das die Welt immer wie­der zu erschüt­tern droht. 

Griechisches Ethos und christliche Moral sind in Vergessenheit geraten

Vik­tor Orbán ist viel­leicht der letz­te kon­ser­va­ti­ve Christ­de­mo­krat von gro­ßem For­mat, der in der Euro­päi­schen Volks­par­tei sei­nen festen christ­li­chen Glau­ben auch prak­tisch umset­zen will. Denn Mer­kels CDU/​CSU und Kur­zens ÖVP sind lan­ge nicht mehr christ­lich-demo­kra­tisch, son­dern weit­ge­hend links­li­be­ral geprägt; von Christ­lich-Sozia­len oder gar Christ­lich-Grü­nen ist erst gar nicht zu reden. In Über­ein­stim­mung mit Papst Bene­dikt XVI. begrün­de­te Orbán phi­lo­so­phisch, histo­risch und prak­tisch-poli­tisch, daß hin­ter jeder Dis­kus­si­on und tie­fer Dif­fe­renz zwi­schen Regie­ren­den und Oppo­nen­ten den­noch eine letz­te, mora­lisch gera­de noch trag­fä­hi­ge Bin­dung exi­stie­ren müß­te, bevor alle Ord­nung ins Cha­os stürzt. Die­se Bin­dung wur­de von Pla­ton (428–348 vor Chr.), dem eigent­li­chen Ahn­va­ter des Abend­lan­des, als das Gute (gr. Aga­thon), näm­lich als das Gemein­wohl (lat. Bonum com­mu­ne) der Stadt­ge­mein­schaft und sei­ner Bür­ger erkannt. 

Das von Pla­ton über­lie­fer­te Sokra­ti­sche Den­ken hat­te kei­ne in Stein gemei­ßel­ten, über­na­tür­li­chen Gebo­te wie die alten Juden den Mosai­schen Glau­ben. Die mär­chen­haf­te grie­chi­sche Mytho­lo­gie war viel­leicht fromm, aus ihr kann jedoch kei­nes­falls eine ernst­haf­te Theo­lo­gie abge­lei­tet wer­den. Pla­tons Haupt­tu­gen­den: die Klug­heit, das Maß­halten, die Gerech­tig­keit und der Mut, beru­hen also klar und deut­lich auf Argu­men­ten der natür­li­chen Ver­nunft. Sie wur­den erst­mals von Ambro­si­us (339–397) als Kar­di­nal­tu­gen­den bezeich­net und von Tho­mas von Aquin (1225–1274) voll in die christ­li­che Ethik integriert:

Vir­tus ali­qua dici­tur car­di­na­lis, qua­si prin­ci­pa­lis, quia super eam ali­ae virt­utes fir­man­tur, sicut osti­um in car­di­ne. Eine Tugend heißt Kar­di­nal- bzw. Haupt­tu­gend, weil an ihr die ande­ren Tugen­den befe­stigt sind wie die Tür in der Angel (De virt­utes 1. 12–14.).

Lat. car­do, car­di­nis; adj. car­di­na­lis heißt Tür­an­gel, Ach­se, Hauptsache.

Nach Robert Spae­mann, dem unver­geß­li­chen Phi­lo­so­phen unse­rer Tage, kann auch dem vor- und nicht-christ­li­chen Men­schen die Wahr­heits­fä­hig­keit nicht strei­tig gemacht wer­den. (Der letz­te Got­tes­be­weis, 2007)

Wanderwege und Lehrjahre von Karl Raimund Popper

Der halb­wüch­si­ge Karl Pop­per (1902–1994), Sohn eines zum Pro­te­stan­tis­mus kon­ver­tier­ten, wohl­ha­ben­den jüdi­schen Rechts­an­wal­tes, war zur Zeit der Aus­ru­fung der Repu­blik (1918/​19) mit 16 Jah­ren kurz­wei­lig, aus Trotz und Hetz, der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Öster­reichs bei­getre­ten. Von den Schie­ße­rei­en mit der Poli­zei eingeschüch­tert, wand­te er sich vom Mar­xis­mus sogleich wie­der ab. Er woll­te mal Musi­ker mal Tisch­ler wer­den, matu­rier­te als Exter­nist, stu­dier­te an einem Päd­ago­gi­schen Insti­tut, pro­mo­vier­te in Psy­cho­lo­gie (1928), und auf gewun­de­nen Wegen wur­de er schließ­lich doch Leh­rer an einer mitt­le­ren Fach­schu­le für Mathe­ma­tik und Phy­sik (1930–1935). Er bean­trag­te Urlaub ohne Gehalt und emi­grier­te nach einer Lon­don-Rei­se da jüdi­scher Abstam­mung vor der immi­nen­ten Gefahr des Natio­nal­so­zia­lis­mus zusam­men mit sei­ner Frau Hen­nie, vor­über­ge­hend nach Neu­see­land (1937). Bedau­er­li­cher­wei­se kamen meh­re­re Mit­glie­der sei­ner Fami­lie in der Juden­ver­fol­gung ums Leben. 

Am Kriegs­en­de ließ er sich behag­lich in Eng­land nie­der. Daher gilt er all­ge­mein als ein Austri­an-born, but Bri­tish phi­lo­so­pher. Da haben wir wie­der ein Para­de­bei­spiel für die Akkul­tu­ra­ti­on. Als Dozent der Uni­ver­si­tät Christ­church beschäf­tig­te er sich mit der Wahr­schein­lich­keits­theo­rie und brü­te­te neben­bei über zwei eher lite­ra­ri­sche als philo­sophische Bücher a la Mode der Zeit, wel­che sei­ne bei­den popu­lä­ren Best­sel­ler wurden: 

  • The Pover­ty of Histo­ri­cism (Manu­skript 1936, Buch 1944, dt. 1957) und
  • The Open Socie­ty and Its Enemies (1945, mit unzäh­li­gen Neuauflagen) 

Das Elend des Historizismus

Die erste Schrift ist ein Taschen­buch und ein Taschen­spie­ler­trick, womit aus dem Lauf der Geschich­te jede regel­mäßige Wie­der­ho­lung, Wer­tung oder Beleh­rung tschi­ri­bu-tschi­ri­ba gelöscht wer­den kann. Geschich­te wäre somit nur mehr eine rück­grat­lo­se Anhäu­fung von trocken­ge­leg­ten Daten. Es ist jedoch abso­lut wider­sin­nig zu behaup­ten, daß die Geschich­te der zivi­li­sier­ten Mensch­heit nur „so“ sinn­los oder zufäl­lig, völ­lig open end dahin­strömt wie ein Was­ser­fall der pri­mi­ti­ven Stam­mes­ge­sell­schaf­ten, oder wie ein ver­irr­ter Meteo­rit im Welt­all. Frei­lich ver­mö­gen sowohl die Histo­ri­ker wie die Hof­schran­zen viel­fach Miß­brauch im Über­maß zu betrei­ben, und der Geschich­te mit dia­lek­ti­schen Kunst­grif­fen eiser­ne Ten­den­zen und ziel­ge­rich­te­te End­lö­sun­gen anzudichten. 

Im Namen von jeder­manns Wil­lens­frei­heit und grund­sätz­li­chem, indi­vi­du­el­lem Pflicht­be­wußt­sein ver­die­nen frei­lich die ten­den­ziö­sen Idea­li­sie­run­gen der Geschich­te als Elend der Histo­ri­ker­zunft ange­pran­gert zu wer­den. Neben den Wer­ken Hegels, Mar­xens oder Fran­cis Fuku­ya­mas (Das Ende der Geschich­te, 1992) geben wir mutig zu, daß auch des hl. Augu­sti­nus Dicho­to­mie „Got­tes­staat /​ Welt­staat“ in die uto­pi­sche Lite­ra­tur gehört. Sein Alters­werk De civi­ta­te Dei wur­de wäh­rend der drei­zehn Jah­re sei­ner lan­gen Ent­ste­hungs­zeit (413–426) beträcht­lich in die Län­ge geplau­dert. Gute Lite­ra­tur paßt nicht in die eigent­li­che Kom­pe­tenz der Phi­lo­so­phen und Theo­lo­gen. Pla­tons lite­ra­ri­sches Genie ist wohl eine sel­te­ne Ausnahme. 

Für die Welt­ge­schich­te gibt es also kei­ne simp­len Erklä­rungs­mo­del­le, weil es auch kei­ne Gerad­li­nig­keit des histori­schen Ablaufs gibt. Die fei­gen Kon­zils­vä­ter des Vati­ca­num II (1962–1965) unter Papst Paul VI. trau­ten sich eine Kri­tik des dama­li­gen Kom­mu­nis­mus nicht zu. Nie­mand sah das Ende des Sowjet-Impe­ria­lis­mus vor­aus. Sodann zie­hen aber die noto­ri­schen Unklug­hei­ten, Exzes­se, Unge­rech­tig­kei­ten und Mut­lo­sig­keit der Anfüh­rer und der ange­führ­ten Völ­ker wie eh und je – gestern, heu­te und mor­gen – mit höch­ster Wahr­schein­lich­keit nicht nur den Unter­gang, son­dern beim Ein­tre­ten der Ereig­nis­se auch eine gro­ße Über­ra­schung nach sich: Der Fall Alex­an­dri­ens (30 vor Chr.), die Plün­de­rung Roms durch Ala­richs Goten (410), der Fall Kon­stan­ti­no­pels durch die Hand des Osmani­schen Rei­ches (1453), die Abdan­kung des letz­ten römisch-deut­schen Kai­sers Franz II. (1806), die letz­te Schlacht Napo­lé­ons bei Water­loo (1815), das Ende der neu­ge­grün­de­ten, eph­eme­ren Kai­ser­rei­che in Deutsch­land und Öster­reich (1804–1918), das Ende des Natio­nal-Sozia­lis­mus (1945), der Zer­fall der Sowjet­uni­on (1991) waren schockie­ren­de „Hal­te­punk­te, Zeit­ab­schnit­te“ (gr. Epo­che) der Geschich­te jeweils mit einer dra­ma­ti­schen morali­schen Deka­denz verbunden. 

Daß Klug­heit, Maß, Gerech­tig­keit und Mut den­noch immer wie­der gute Früch­te tra­gen – weil sie in Got­tes Schöp­fungs­plan ein­ge­bet­tet sind –, soll­te dafür von der Jugend immer wie­der neu ent­deckt wer­den. Für den Ver­lauf der Geschich­te gibt es kei­ne Prä­de­sti­na­ti­on: Wo? Wann? Wer? Was? Der Wie­der­auf­stieg setzt jeden­falls die Pfle­ge der vier Grund­tu­gen­den vor­aus. Die Geschich­te wird stets aus Frei­heit & Ver­ant­wor­tung, Tugen­den & Untu­gen­den neu gewo­ben. Das Gute kann nicht ver­ord­net wer­den, es muß aus frei­en Stücken einer frei­en Gemein­schaft gelei­stet werden. 

Die Offene Gesellschaft 

Pop­pers zwei­ter Best­sel­ler Die Offe­ne Gesell­schaft und ihre Fein­de ist eine lang­wie­ri­ge – nach mei­nem Emp­finden eine lang­wei­li­ge –, liber­tä­re Schmäh­schrift auf Pla­ton in zwei dicken Bän­den, in denen alles her­ab­ge­re­det und über­se­hen wird, was man im all­ge­mei­nen von ihm hoch­hält. Unver­schäm­ter­wei­se wird Pla­ton als Schirm­herr und Chef­ideo­lo­ge des damals toben­den deut­schen und sowjet­rus­si­schen Tota­li­ta­ris­mus hingestellt. 

Raffael: Die Schule von Athen.   Platon und Aristoteles (1510)    Das berühmte Gemälde zeigt eine geniale Allegorie:     Platons Zeigefinger deutet die transzendenten Ideen an, und     die Hand des Aristoteles zeigt auf die diesseitige Realität.
Raf­fa­el: Die Schu­le von Athen. Pla­ton und Ari­sto­te­les (1510). Das berühm­te Gemäl­de zeigt eine genia­le Alle­go­rie: Pla­tons Zei­ge­fin­ger deu­tet die tran­szen­den­ten Ideen an, und die Hand des Ari­sto­te­les zeigt auf die dies­sei­ti­ge Realität. 

Na, mehr brauch­ten sei­ne wild ent­fes­sel­ten Stu­den­ten nicht… Unter ihnen befand sich ein jun­ger, unga­ri­scher Emi­grant, aus dem dank sei­ner erfolg­rei­chen, libe­ra­len Devi­sen­spe­ku­la­ti­on ein ame­ri­ka­ni­scher Krö­sus wer­den soll­te: Geor­ge Sor­os – auf dem Weg der poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Akkul­tu­ra­ti­on von einem ein­fa­chen, jüdi­schen „Flücht­lings­kind“ zu einem schil­lern­den „Mul­ti­mil­li­ar­där & Zen­tral­fi­gur“ der inter­na­tio­na­len Geheim­nis­tue­rei in der Hohen Politik. 

Auf den Holzwegen des Liberalismus – Popper war für George Soros der Stichwortgeber

Pop­pers Vor­zugs­schü­ler ver­steht sich heu­te als Inspek­tor, Voll­strecker und Garant der links­li­be­ra­len „Offe­nen Gesell­schaft“, in der er als Phil­an­throp ver­klei­det und mit Mil­li­ar­den jon­glie­rend ins­ge­heim die Strip­pen zieht. 

Der jun­ge Dozent Pop­per genoß anschei­nend in der fri­schen Luft von Neu­see­land sehr viel freie Zeit, um gegen Phi­lo­so­phen erster Ord­nung wie Pla­ton und Ari­sto­te­les und Histo­ri­ker vom Fach wie Oswald Speng­ler sei­ne dilet­tan­ti­schen Pam­phle­te los­zu­tre­ten. Da er sel­ber weder eine aka­de­mi­sche Vor­bil­dung noch Fein­ge­fühl für Phi­lo­so­phie und Geschich­te hat­te, tram­pel­te er wie ein Ele­fant mit sen­sa­tio­nel­len Sprü­chen im Por­zel­lan­la­den der eng­li­schen Salon­ge­lehr­ten. Marx wird von ihm eben­falls kri­ti­siert – aber scho­nen­der, ja bei­na­he so wohl­wol­lend ver­hal­ten wie wenn man sich sel­ber eine sanf­te Selbst­kri­tik für die Jugend­sün­den in der KPÖ (Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei Öster­reichs) zumu­ten will. 

Auf Für­spra­che sei­nes Lands­man­nes, Fried­rich August von Hay­ek (1899–1992), wur­de Pop­per Lehr­be­auf­trag­ter an der Lon­don School of Eco­no­mics (1946–1969), obwohl er zur Öko­no­mie nichts Spe­zi­fi­sches, es sei denn epistemo­logische Gemein­plät­ze wie die „Pla­nung einer Stück­werk­tech­no­lo­gie“ bei­getra­gen hat. Wäh­rend Pop­per mehr von den links­li­be­ra­len Popu­li­sten gefei­ert wur­de, war von Hay­ek sein Leben lang ein kon­ser­va­ti­ver, rech­ter Libe­ra­ler, ein kom­pe­ten­ter Wis­sen­schaft­ler und Nobel­preis­trä­ger für Öko­no­mie (1974).

Pop­per steu­er­te dage­gen eher leich­te­re „Orchi­deen-The­men“ zur all­ge­mei­nen Erkennt­nis- und Wis­sen­schafts­theo­rie sowie zu den links­li­be­ra­len Sozi­al­wis­sen­schaf­ten bei. Unter dem anspruchs­vol­len Titel Kri­ti­scher Ratio­na­lis­mus – der eine Art Pro­ba­bi­lis­mus und metho­di­sche Wider­le­gung von Hypo­the­sen bedeu­tet – erlang­ten die­se Bei­trä­ge mehr Beach­tung als sie eigent­lich ver­dien­ten. Kur­zer­hand könn­ten sie als eine Art „ver­edel­ter“ Posi­ti­vis­mus cha­rak­te­ri­siert wer­den, die sich in der Tat aus dem vul­gä­ren Wie­ner Posi­ti­vis­mus sei­ner Jugend­zeit unter dem Ein­fluß von Kant ver­fei­nert hat­ten. Die hal­be Welt aus den Human­wis­sen­schaf­ten hul­dig­te ihm. Aus­schlag­ge­bend für sei­ne Popu­la­ri­tät war, daß sein küh­ler Ratio­na­lis­mus dem eng­li­schen Prag­ma­tis­mus eines Bert­rand Rus­sels (der neben­bei eben­falls an der Lon­don School of Eco­no­mics sei­ne liber­tär-unmo­ra­li­schen Weis­hei­ten aus­streu­te) und dem Zeit­geist weit­ge­hend impo­nier­te. Köni­gin Eliza­beth II. bestens anemp­foh­len, wur­de Pop­per in den Orden der Com­pa­n­ions of Honour (CH) auf­ge­nom­men und zum Rit­ter geschla­gen (1965).

Als Kult­fi­gur der deut­schen und öster­rei­chi­schen Sozi­al­de­mo­kra­ten und Sozi­al­wis­sen­schaft­ler – end­lich einen ech­ten Rit­ter in ihren Rei­hen zu haben – erlang­te die Mar­ke „Sir Karl Pop­per“ Welt­ruhm im Tru­bel der frü­hen 70er Jah­re. Er fand Ein­gang ins Herz und Hirn der 68er-Gene­ra­ti­on und der intel­lek­tu­el­len Lon­do­ner Salons. Man­che Wie­ner Jung­so­zia­li­sten sahen in ihm den neu­en Vor­den­ker für eine ver­bür­ger­lich­te Inter­na­tio­na­le des Neo-Sozia­lis­mus der Intel­lek­tu­el­len. Sie woll­ten das ana­chro­ni­stisch gewor­de­ne, alte Aus­lauf­mo­dell des Klas­sen­kamp­fes der Pro­le­ta­ri­er (die es auf der Höhe des all­ge­mei­nen Wohl­stan­des immer weni­ger bis eigent­lich gar nicht mehr gibt…) in einer dia­lek­ti­schen Zwick­müh­le umin­ter­pre­tie­ren, oppor­tu­ni­stisch, je nach tak­ti­schem Bedarf: 

Marx rausPop­per rein!
Pop­per raus – Marx rein!

Hel­mut Schmidt (SPD-Alt­bun­des­kanz­ler 1974–1982) war ein per­sön­li­cher Freund und Bewun­de­rer Pop­pers. Sie stan­den in engem Brief­kon­takt mit­ein­an­der. Pop­pers Büste steht im Arka­den­hof der Uni­ver­si­tät Wien, obwohl er hier nie als Pro­fes­sor tätig war. Er ist Ehren­bür­ger der roten Gemein­de Wien, obwohl er gei­stig und leib­lich fern von hier in sei­ner Lon­do­ner Wahl­hei­mat leb­te, wirk­te und ver­starb. Sir Karl und Lady Hen­nie – als links­li­be­ra­le, eng­li­sche Hoch­ari­sto­kra­ten – wur­den dann nach ihrem Able­ben (1994) doch in Wien, auf dem klei­nen Lain­zer Fried­hof in einem 1936 ange­leg­ten, beschei­de­nen Fami­li­en­grab der Frau bei­gesetzt, die von der Stadt­ver­wal­tung als post­hu­me Aus­zeich­nung zum „Ehren­grab auf Fried­hofs­zeit“ erklärt wurde. 

Akkulturation der aussterbenden Christdemokratie auf Magyarisch: Liberal – illiberal… wie ist das zu verstehen?

Ange­la Mer­kel hat bei Gele­gen­heit pole­misch gesagt, daß sie Vik­tor Orbáns Gedan­ken über die illi­be­ra­le Demo­kratie nicht ver­ste­hen kann. Eher ist anzu­neh­men, daß sie sie nicht ver­ste­hen will. In der Tat ist aber die Sache für eine links-libe­ra­le alte Frau aus der ehe­ma­li­gen Sowje­ti­schen Besat­zungs­zo­ne doch nicht so ein­fach zu erklä­ren, die bekannt­lich in einer kommu­nistischen Pasto­ren­fa­mi­lie „ein­kul­tur­iert“ wor­den war. Um ihr behilf­lich zu sein, wäre es nötig, erst ein­mal in einem belie­bi­gen latei­ni­schen Wör­ter­buch nachzuschlagen: 

  • Libe­ra­lis heißt groß­zü­gig, frei­ge­big, gene­rös… und 
  • illi­be­ra­lis mit einem pri­va­ti­ven Prä­fix das Gegen­teil: knau­se­rig. Daher ist die „Illi­be­ra­li­tas /​ Knau­se­rei“ von Orbán sicher­lich nicht gemeint, was nur ein fata­les Eigen­tor wäre! 

Aber… aber… wo liegt der Hund begra­ben? Der Sache liegt eine weit zurück­lie­gen­de, schlaue Manipula­tion aus der Zeit der europäi­schen Aufklä­rung zugrun­de. Die edlen Begrif­fe der „Liber­tas & Libe­ra­li­tas“ (Frei­heit und Groß­zü­gig­keit) der alten Grie­chen und Römer hat man gründ­lichst in Ver­ges­sen­heit gedrängt und die Frei­heit mit der mora­lisch nega­ti­ven „Ent­fes­se­lung, Ent­hem­mung“, ja mit dem Ter­ror in der Ven­dée  iden­ti­fi­ziert. Das Liber­tä­re, das zügel­los Frei­gei­sti­ge und Revo­lu­tio­nä­re sind dafür im kol­lek­ti­ven Bewußt­sein fest ver­an­kert wor­den. Nicht umsonst nen­nen sich die tief­ro­ten, ame­ri­ka­ni­schen Sozia­li­sten „Libe­ral Demo­crats“.

Die natür­lich ent­ge­gen­ge­setz­te „Christ­li­che Demo­kra­tie“ ist nach einer geläu­fi­gen Volks­ety­mo­lo­gie in Ungarn an das „Nicht‑liberale“ (Illi­be­ra­le) gekop­pelt. Bekannt­lich wur­de der Libe­ra­lis­mus des XIX. Jahr­hun­derts im Bür­ger­krieg Ungarns gegen Öster­reich und Kroa­ti­en (1848/​49) von Lud­wig Kos­suth (einem Hochgrad‑Freimaurer) ent­facht, aber vom blut­jun­gen, 18jährigen Kai­ser Franz Joseph I. gna­den­los erdrückt. Der Libe­ra­lis­mus hat sich auch im Lau­fe sei­ner lan­gen Regie­rungs­zeit von nahe­zu 68 Jah­ren nicht ein­bür­gern kön­nen. Im poli­ti­schen Kli­ma nach sei­nem Tode gab es nicht ein­mal ein Schat­ten­da­sein für einen eta­blier­ten Libe­ra­lis­mus: weder unter dem Reichs­verweser Niko­laus Hor­thy unter deut­schen Druck noch unter dem Joch einer über 40 Jah­re andau­ern­den kommu­nistischen Dik­ta­tur unter Máty­ás Ráko­si & János Kádár. So bekam das „Libe­ra­le“ in Ungarn eher einen unchrist­lichen Unter­ton – ja sagen wir es frei her­aus –, unter­schwel­lig ein wenig den Bei­geschmack von den „libe­ra­len Juden“, wenn auch nicht direkt antisemi­tisch ver­fein­det, aber doch gegen die weit ent­le­ge­ne, englisch‑amerikanische, frei­mau­re­ri­sche Welt gerich­tet. Im Land des hl. Ste­phans, des staats­grün­den­den ersten Königs, erhielt somit das Christ­li­che sei­nen Anreiz bis heu­te nicht aus der Ableh­nung der Frei­heit, aber doch aus die­ser histo­risch „akkul­tur­ier­ten“ Ableh­nung des Libe­ra­len, das eine Domä­ne der poli­tisch und wirtschaft­lich tüch­ti­gen Juden gewor­den ist. Die nicht‑liberale, nicht‑entfesselte, dafür aber authen­ti­sche, ethisch‑gebundene, kon­ser­va­ti­ve Demo­kra­tie läßt sich jedoch nicht nur histo­risch, son­dern viel bes­ser noch aus phi­lo­so­phi­schen Grün­den herleiten: 

Der kon­ser­va­ti­ve Mensch wird immer mit dem Vor­wurf kon­fron­tiert, daß er die Ver­gan­gen­heit zurück­brin­gen möch­te. Mei­ner Mei­nung nach hängt der kon­ser­va­ti­ve Mensch nicht an den Ereig­nis­sen und Din­gen der Ver­gan­gen­heit, viel­mehr möch­te er die Sub­stanz, den ursprüng­li­chen Gehalt der all­ge­mei­nen Begrif­fe und Idea­le für das Mor­gen hin­über­ret­ten.
(Vero­ni­ka Kéri, in: MAGYAR DEMOKRATA, Wochen­zei­tung, am 7. August 2019, Budapest) 

Ohne auf den histo­ri­schen Uni­ver­sa­li­en­streit im XIV. Jahr­hun­dert hier ein­ge­hen zu kön­nen: Die Ver­fas­se­rin ver­tei­digt die Pla­to­ni­sche Idee, daß die Uni­ver­sa­li­en (= die all­ge­mei­nen Begrif­fe und Idea­le) für einen unga­ri­schen Christ­de­mo­kra­ten eben­so real sind wie die ein­zeln sei­en­den, indi­vi­du­el­len (kon­kre­ten) Sachen. Zum Bei­spiel all­ge­mei­ne Begrif­fe wie „Mensch­lich­keit, Gemein­schaft“ (und vie­le ande­re mehr) sind nicht nur Namen wie es die Nomi­na­li­sten und die moder­nen Posi­ti­vi­sten haben wol­len. Die Ehre ist für einen Magya­ren kein blo­ßes Zei­chen (kein „Fla­tus vocis“) oder Aus­hän­ge­schild, son­dern eben­so sei­end (kon­kret exi­stent) wie der Ein­zel­ne, real sei­en­de, indi­vi­du­el­le „Mensch“.

Die ersten Kir­chen­vä­ter ver­stan­den daher die ewi­gen Pla­to­ni­schen Ideen als Got­tes eige­ne Gedan­ken. Im konserva­tiven, kei­nes­falls „anti­se­mi­ti­schen, faschi­sti­schen“, aber patrio­tisch wie­der erwach­ten Mit­tel­eu­ro­pa häu­fen sich in eben­sol­cher Wei­se die Anzei­chen für das Ver­ständ­nis, daß auch die „Gren­zen“, vor allem die mora­li­schen, für die Erhal­tung der Zivi­li­sa­ti­on unver­zicht­bar sind. 

Zwei­tens besteht die Ver­fas­se­rin dar­auf, daß die Pfle­ge und Aner­zie­hung der all­ge­mei­nen Begrif­fe wich­ti­ger sei als die Poli­tik. Denn die­se ist die direk­te Fol­ge der erste­ren! Wenn wir ordent­li­cher den­ken, dann wird auch die rea­le Welt ordent­li­cher sein! 

Alle deut­schen Poli­ti­ker der Christ­lich Demo­kra­ti­schen Uni­on und der Christ­lich Sozia­len Uni­on (CDU/​CSU), die nur mehr dem Namen nach als sol­che exi­stie­ren, müß­ten ihrer Grün­dungs­dok­trin wie­der inne­wer­den. Denn wofür steht anson­sten das hohe „C“ in dem Kür­zel von Ade­nau­ers und Strau­ßens Par­tei? Die unan­ge­neh­me Wahr­heit für die west­li­chen Pan-Euro­kra­ten ist, daß im Osten Deutsch­lands, in Polen, in Tsche­chi­en, in der Slo­wa­kei und nicht zuletzt in Ungarn der christ­lich wohl­ver­stan­de­ne Patrio­tis­mus: Gene­ral De Gaulles, Kon­rad Ade­nau­ers, Alci­de de Gas­pe­ris und Robert Schu­mans Visi­on von „Euro­pe des patries et de la liber­té“, einem Euro­pa der Vater­län­der vom Atlan­tik bis zum Ural… noch nicht aus­ge­stor­ben ist. 

Der schran­ken­lo­se Glo­ba­lis­mus der Offe­nen Gesell­schaft, wo die alt­her­ge­brach­ten Begrif­fe der Huma­ni­tät unter einer Welt­re­gie­rung der UNO voll­ends ver­schwin­den, ver­dankt sei­ne Ent­ste­hung nicht der Näch­sten­lie­be. Die Armen – soweit sie nicht Kran­ke und Krüp­pel, unmün­di­ge Jugend­li­che oder Alte im wohl­ver­dien­ten Aus­ge­din­ge sind – müs­sen ihr Brot selbst ver­die­nen. Alles ande­re führt zu Ver­ren­kun­gen des öffent­li­chen Lebens. „Wer nicht arbei­ten will, der soll auch nicht essen“ (2. Thes­sa­lo­ni­cher­brief 3,10). Das ist durch­aus ein christ­li­cher, wenn auch ein har­ter Grund­satz des hl. Pau­lus, der für eine zivi­li­sier­te Welt­ord­nung immer unent­behr­li­cher wird. Die hin und wie­der erho­be­nen For­de­run­gen nach einem bedin­gungs­lo­sen Grund­ein­kom­men oder nach einem steu­er­frei­en Min­dest­lohn sind dage­gen die aku­te­sten Bedro­hun­gen der lei­stungs­ori­en­tier­ten Zivilisation. 

Offene Gesellschaft – hinter verschlossenen Polstertüren?

Sor­os, der sple­ndi­de Mäzen aller Links­li­be­ra­len, finan­ziert zahl­rei­che Stif­tun­gen und Ver­ei­ne wie z. B. den Euro­päi­schen Rat für aus­wär­ti­ge Bezie­hun­gen (ECFR: Euro­pean Coun­cil on For­eign Rela­ti­ons), eine eli­tä­re, pan‑eurokratische Denk­fa­brik aus Poli­tik, Wirt­schaft und Medi­en, die aus 33 euro­päi­schen Län­dern an die 350 Mit­glie­der zählt, wo auch Seba­sti­an Kurz und Wolf­gang Schüs­sel Mit­glie­der sind. 

Der ver­dutz­te Bür­ger fragt nun erstaunt, was haben unse­re Spit­zen­po­li­ti­ker gemein­sam mit Geor­ge Sor­os zu tun? Die­se bri­san­te Fra­ge wur­de von Katho​li​sches​.Info bereits 2017 gestellt. Sie wur­de von nie­man­dem beant­wor­tet. Und die­se Leu­te reden unver­schäm­ter­wei­se von einer Offe­nen Gesell­schaft – hin­ter ver­schlos­se­nen Türen?

Die Ver­se des Dich­ters Berz­se­nyi mögen die Quint­essenz die­ser gewun­de­nen Unter­su­chung abschließen:

Igy min­den ország támas­za, talpköv
A tisz­ta erkölcs, mel­ly ha meg­vé­sz:
Róma ledűl, s rabi­gá­ba görbed.

 (A magyarok­hoz. 1810)

                       *

Aller Län­der Stüt­ze, Grund­stein,
Die rei­ne Sit­te – wenn sie unter­geht:
Rom zer­bricht, unter dem Joch der Unfreiheit.

  (An die Ungarn. 1810)

Text: End­re A. Bár­d­os­sy, zum Autor sie­he.
Bild: Wiki­com­mons (Danie van der Merwe) 

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