Die Rückzieher – Protest gegen die Pachamama im Vatikan

„Der Krampus wird nicht angebetet“


„Papst Franziskus hat durch sein Verhalten diesen notwendigen Schritt weder ermutigt noch gefördert, sondern erschwert. Und dies kann und muss jeder gläubige Christ unter Befremden und Protest feststellen, ohne dass er dadurch die geschuldete Ehrfurcht und Hochachtung vor dem Heiligen Vater verletzt.“
„Papst Franziskus hat durch sein Verhalten diesen notwendigen Schritt weder ermutigt noch gefördert, sondern erschwert. Und dies kann und muss jeder gläubige Christ unter Befremden und Protest feststellen, ohne dass er dadurch die geschuldete Ehrfurcht und Hochachtung vor dem Heiligen Vater verletzt.“

Kom­men­tar von Cle­mens Vic­tor Oldendorf. 

Anzei­ge

„In Chri­stus sind alle Reli­gio­nen ‚auf­ge­ho­ben‘, ‚auf­ge­ho­ben‘ in einem drei­fa­chen Sinn: Außer Kraft gesetzt, erhöht und bewahrt. Des­we­gen geschieht Inkul­tu­ra­ti­on immer in Anknüp­fung und Bruch zugleich.“ 

(Bischof Rudolf Voder­hol­zer von Regensburg). 

Gero P. Weis­haupt, als Kir­chen­recht­ler für die Gemes­sen­heit sei­ner Ein­schät­zun­gen bekannt und dafür geschätzt, Pole­mi­ken eben­so wie Spe­ku­la­tio­nen kon­se­quent zu mei­den, hat sich am 13. Novem­ber 2019 auf Kath­news dafür ver­wandt, dass die Akti­on Con­tra recen­tia sacri­le­gia „die Unver­sehrt­heit des Glau­bens und der Sit­ten sowie die Ehr­furcht gegen­über den Hir­ten“ wahrt und sohin von can. 212 § 3 CIC/​1983 gedeckt ist. Die­ser Canon garan­tiert Lai­en wie Kle­ri­kern das Recht, der kirch­li­chen Obrig­keit Beden­ken kund­zu­tun, die auf irgend­ei­ne Wei­se Wohl und Wehe der Kir­che betreffen.

Die Fra­ge ist berech­tigt, wel­chen Sinn dabei Unter­schrif­ten­ak­tio­nen haben, zumal die Inte­gri­tät des Glau­bens kei­ne Fra­ge demo­kra­ti­scher Mehr­heits­ver­hält­nis­se ist, doch wäre es den mei­sten Gläu­bi­gen anders über­haupt nicht mög­lich, die­ses ver­brief­te Recht aus­zu­üben, denn nicht jeder kann ein Unbe­ha­gen, das er bei einem pro­ble­ma­ti­schen Vor­gang deut­lich emp­fin­det, theo­lo­gisch auch selbst adäquat arti­ku­lie­ren und begrün­den, ist also dar­auf ange­wie­sen, sich einer ent­spre­chen­den For­mu­lie­rung anzu­schlie­ßen, und dies geschieht nun ein­mal am leich­te­sten, indem man eine Unter­schrift unter einen Text setzt, mit des­sen Aus­sa­ge die eige­ne Posi­ti­on am ehe­sten über­ein­stimmt. Im gegen­ständ­li­chen Fall geht es – wie soll­te es anders sein? – um die Rol­le, die ama­zo­ni­sche Pacha­ma­ma­skulp­tu­ren wäh­rend der ver­gan­ge­nen Ama­zo­nas-Syn­ode in Rom gespielt haben. 

„Vorwürfe, Anschuldigungen oder gar Verleumdungen des Heiligen Vaters“ liegen nicht vor

Für ihre Initia­ti­ve berie­fen sich die Orga­ni­sa­to­ren des Pro­test­schrei­bens auf Ein­schät­zun­gen drei­er Kar­di­nä­le, unter ande­rem aber auch auf Aus­sa­gen des Regens­bur­ger Bischofs Rudolf Voder­hol­zer. Die­ser distan­zier­te sich in einer Stel­lung­nah­me, die eben­falls unter dem Datum des 13. Novem­ber 2019 auf der Home­page des Bis­tums Regens­burg auf­ge­ru­fen wer­den kann, als nicht ziel­füh­rend von der Unter­schrif­ten­samm­lung, weil er offen­bar dar­in „Vor­wür­fe, Anschul­di­gun­gen oder gar Ver­leum­dun­gen des Hei­li­gen Vaters“ erblickt. Unter Beru­fung auf die­se Stel­lung­nah­me zog tags dar­auf die Regens­bur­ger Für­stin Glo­ria von Thurn und Taxis ihre ursprüng­lich gege­be­ne, pro­mi­nen­te Unter­schrift zurück. 

Zwi­schen­zeit­lich hat­te auch der Stutt­gar­ter Haus­obe­re der Petrus­bru­der­schaft, Pater Ste­fan Dre­her, die Initia­ti­ve mit sei­ner Unter­schrift unter­stützt, die­se dann jedoch offen­bar auf Anwei­sung des Distrikt­obe­ren eben­so wie­der zurück­ge­zo­gen. Ein Vor­gang, der, wenn er sich so zuge­tra­gen hat, sehr bedau­er­lich ist, vor allem, weil man sich wün­schen wür­de, dass kon­struk­tiv eben­falls so umge­hend und wir­kungs­voll im Distrikt agiert wür­de.  Dre­her hat­te sei­ne Unter­schrift selbst­ver­ständ­lich zwar als Prie­ster, nicht aber im Namen der Petrus­bru­der­schaft, son­dern als Pri­vat­per­son gege­ben, in eige­ner Ver­ant­wor­tung. Des­halb wäre er mei­nes Erach­tens trotz sei­nes Gehor­sams­ver­hält­nis­ses zu sei­nem Vor­ge­setz­ten nicht dazu ver­pflich­tet gewe­sen, sei­ne Unter­schrift zu wider­ru­fen. Des­halb gilt für ihn muta­tis mut­an­dis ent­spre­chend, was anschlie­ßend für das Ver­hält­nis der Für­stin zu ihrem Orts­or­di­na­ri­us Bischof Voder­hol­zer von Regens­burg gesagt wer­den wird. 

Umso mehr Hoch­ach­tung und Respekt ver­die­nen ange­sichts des­sen jeden­falls Prie­ster, die Rück­grat besit­zen und bei­spiels­wei­se (sogar inner­halb der Petrus­bru­der­schaft!) dem Auf­ruf der Pius­bru­der­schaft gefolgt sind und am 10. Novem­ber 2019 die hei­li­ge Mes­se zur Süh­ne für die Pacha­ma­ma-Zere­mo­nien, die sich wäh­rend der Syn­ode im Vati­kan abge­spielt hat­ten, gefei­ert haben. 

Der eigentlich problematische Kernsatz der Bischöflichen Stellungnahme 

Ihr Rück­zug von der Unter­schrif­ten­li­ste ent­springt bei Glo­ria von Thurn und Taxis zum min­de­sten einem unre­flek­tier­ten Loya­li­täts­ver­ständ­nis gegen­über dem eige­nen Ortsoberhirten. 

Der am mei­sten pro­ble­ma­ti­sche Satz, den die­ser in sei­ner Stel­lung­nah­me aus einer zuvor gehal­te­nen Pre­digt, wegen der er für die Unter­schrif­ten­ak­ti­on in Anspruch genom­men wur­de, zitiert, ist die­sem Kom­men­tar als Mot­to vor­an­ge­stellt:

„In Chri­stus sind alle Reli­gio­nen ‚auf­ge­ho­ben‘, ‚auf­ge­ho­ben‘ in einem drei­fa­chen Sinn: Außer Kraft gesetzt, erhöht und bewahrt. Des­we­gen geschieht Inkul­tu­ra­ti­on immer in Anknüp­fung und Bruch zugleich.“ 

Die argumentative Zulässigkeit einer rhetorischen Raffinesse

Das Wort­spiel mit dem deut­schen Aus­druck auf­ge­ho­ben kann mei­nes Erach­tens als seriö­ses, theo­lo­gi­sches Argu­ment nicht im Voll­sinn oder mit allen drei Bedeu­tungs­ebe­nen zugleich auf alle Reli­gio­nen ange­wandt wer­den. Am ehe­sten trifft das Argu­ment auf das Juden­tum zu, doch ist es wegen des­sen Viel­schich­tig­keit und der Tat­sa­che, dass das Selbst­ver­ständ­nis des nach­christ­li­chen Juden­tums, für das es essen­ti­ell und mehr noch iden­ti­täts­stif­tend ist, die Mes­sia­ni­tät Jesu von Naza­reth aus­zu­schlie­ßen, frag­lich, inwie­fern die Rede vom Auf­ge­ho­ben­sein über­haupt auf die­ses nach­christ­li­che Juden­tum anwend­bar ist oder nicht viel­mehr aus Sicht gläu­bi­ger Juden eine unzu­läs­si­ge Ver­ein­nah­mung sei­tens der Kir­che dar­stel­len muss.

Sieht man ein­mal von die­sem Ein­wand ab, so ist das Juden­tum gera­de des­we­gen im Neu­en Bund auf­ge­ho­ben, weil es selbst auf einem Bun­des­schluss Got­tes mit Sei­nem Volk Isra­el beruht. Mit ande­ren Völ­kern oder gar mit der Mensch­heits­fa­mi­lie an sich hat Gott kei­nen sol­chen Bund nicht geschlos­sen, ist man ver­sucht, für die Regens­bur­ger in bai­risch dop­pel­ter Ver­nei­nung zu beto­nen – dar­in besteht doch aus­ge­rech­net die Aus­er­wäh­lung Isra­els. Erst mit der Hei­den­mis­si­on der Kir­che wur­de der Neue Bund grund­sätz­lich all­um­fas­send; katholisch. 

Auch wenn man die Annah­me einer noch vor­erb­sünd­li­chen Urof­fen­ba­rung bejaht, bleibt die­se Tat­sa­che bestehen: Die Reli­gio­nen der Völ­ker sind kei­ne wei­te­ren Bun­des­schlüs­se Got­tes. Papst Paul VI. drückt das in Evan­ge­li­um nun­ti­an­di sinn­ge­mäß tref­fend in dem Bild aus, dass die Men­schen in ihrer Reli­gio­si­tät gleich­sam in intui­ti­ver Sehn­sucht die Hän­de nach dem Gött­li­chen aus­strecken, das Chri­sten­tum, die Kir­che, es aber ist, die die ange­streb­te Ver­bin­dung tat­säch­lich her­stellt.

Bei Reli­gio­nen, die über­haupt erst nach­christ­lich in der Geschich­te auf­tre­ten, allen vor­an der Islam, ist zusätz­lich zu fra­gen, auf wel­che Wei­se es mög­lich sein soll, dass sie in Chri­stus erhöht und bewahrt sein sollen. 

Pachamama als amazonische Folklore? 

Es ist unbe­strit­ten, dass es auch in Euro­pa viel Folk­lo­re gibt, die kirch­lich inte­griert wur­de, aber ursprüng­lich vor­christ­li­cher Reli­gio­si­tät ent­stammt. Der Weih­nachts­ter­min der West­kir­che war das Fest des Sol invic­tus, die Lit­ur­gie der Kir­che hat sich ziem­lich lan­ge gesträubt, Weih­rauch zu ver­wen­den, weil gera­de das Streu­en von Weih­rauch­trä­nen vor den Stand­bil­dern des römi­schen Kai­sers der von den Chri­sten ver­lang­te Gestus war, des­sen postu­lier­te Gött­lich­keit anzu­er­ken­nen. Das wäre die Ein­tritts­kar­te ins Pan­the­on für den Chri­sten­gott gewesen. 

Voder­hol­zer spricht an, dass die Reli­gio­nen der Rei­ni­gung bedür­fen, um sozu­sa­gen in Chri­stus auf­ge­ho­ben zu sein. Gera­de die­se Kathar­sis hat Pacha­ma­ma auf der Syn­ode indes nicht durch­lau­fen. Nie­mand unter­stellt Papst Fran­zis­kus, er hät­te Pacha­ma­ma per­sön­lich ange­be­tet. Das hat er gewiss nicht getan, sogar, wenn er rein räum­lich betrach­tet vor die­sen Sta­tu­en gebe­tet haben soll­te. Frei­lich, sol­ches Ver­hal­ten trägt nicht zur Klar­heit bei, geschwei­ge denn zur Wahrheit. 

Nur Anknüpfung, mangelnder Bruch

Der Hei­li­ge Vater hat jedoch sehr wohl sei­tens der Ama­zo­nas-India­ner Zere­mo­nien ermög­licht und war dabei anwe­send, in denen die Pacha­ma­ma­sta­tu­en gelin­de gesagt ein­deu­tig wie latreu­tisch behan­delt wor­den sind, und dage­gen erhebt sich die berech­tig­te Empö­rung der Unter­zeich­ne­rin­nen und Unterzeichner. 

Die Hier­ar­chie ist dage­gen aller­dings spä­te­stens seit Assi­si 1986 abge­stumpft. Des­we­gen wäre es unge­recht, jetzt allein ein Fehl­ver­hal­ten bei Papst Fran­zis­kus zu sehen. Selbst Bene­dikt XVI. nahm beim Besuch einer Moschee osten­ta­tiv eine Hand­hal­tung ein, die Mus­li­me beim Gebet pfle­gen. Sol­che Akte sind alle­samt über­flüs­sig, irre­füh­rend und ver­wir­rend und auch kei­nes­wegs dadurch gerecht­fer­tigt, dass sich in allen Reli­gio­nen mög­li­cher­wei­se Reste einer Urof­fen­ba­rung fin­den oder die­se Reli­gio­nen in einem sehr vagen Sin­ne wahr­heits­träch­tig sein mögen, irgend­wie mit der Wahr­heit schwan­ger gehen.

Der Krampus wird nicht angebetet 

In der Zeit der Jah­res­wen­de kom­men im alpi­nen Raum wie­der die Kram­pus­se und Perch­ten, deren Ursprung auf heid­ni­sche Vor­stel­lun­gen zurück­reicht. Aber Bischof Voder­hol­zer und Glo­ria von Thurn und Taxis sei­en ver­si­chert: Kein Tiro­ler betet die­se Teu­fels­mas­ken an. Ein Schritt, der am Ama­zo­nas und zuletzt in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten mit Pacha­ma­ma (noch) nicht voll­zo­gen wor­den ist. 

Tiroler Perchten – nur Folklore
Tiro­ler Perch­ten – nur Folklore

Papst Fran­zis­kus hat durch sein Ver­hal­ten die­sen not­wen­di­gen Schritt weder ermu­tigt noch geför­dert, son­dern erschwert. Und dies kann und muss jeder gläu­bi­ge Christ unter Befrem­den und Pro­test fest­stel­len, ohne dass er dadurch die geschul­de­te Ehr­furcht und Hoch­ach­tung vor dem Hei­li­gen Vater ver­letzt oder gar ganz ver­mis­sen lie­ße. Ich fra­ge Bischof Voder­hol­zer: Ist es Ihr Weg, Exzel­lenz, den Unter­zeich­nern das zu unter­stel­len? Falls ja, ist das, was gefor­dert ist, eine förm­li­che und öffent­li­che Ent­schul­di­gung Ihrer­seits. Falls nicht, stel­len Sie es bit­te – gege­be­nen­falls in einer wei­te­ren Bischöf­li­chen Stel­lung­nah­me –  unmiss­ver­ständ­lich klar und zwar, ohne unnö­tig Zeit zu verlieren! 

Bild: You­tube (Screen­shots)

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