Franziskus ernennt weiteren Jesuiten zum Minister

Der Orden des Papstes


Der spanische Jesuit P. Guerrero wird im Januar 2020 neuer Präfekt des Wirtschaftssekretariats.
Der spanische Jesuit P. Guerrero wird im Januar 2020 neuer Präfekt des Wirtschaftssekretariats.

(Rom) Papst Fran­zis­kus ernann­te gestern einen neu­en Prä­fek­ten des Wirt­schafts­se­kre­ta­ri­ats der Römi­schen Kurie. Fast zwei­ein­halb Jah­re nach dem Rück­zug von Kar­di­nal Geor­ge Pell wird dadurch die Spit­ze des Dik­aste­ri­ums neu besetzt – genau am Tag, an dem der Ober­ste Gerichts­hof von Austra­li­en den Ein­spruch Pells gegen sei­ne Ver­ur­tei­lung für zuläs­sig erklärte.

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Neu­er Wirt­schafts­mi­ni­ster des Vati­kans wird der Jesu­it Juan Anto­nio Guer­re­ro Alves, Mit­glied der Gene­ral­lei­tung des Jesui­ten­or­dens. Der 60 Jah­re alte Spa­ni­er war bis­her Dele­gat des Ordens­ge­ne­rals für die Jesui­ten­nie­der­las­sun­gen in Rom und für pro­vinz­über­grei­fen­de Werke.

„Als Jesu­it ist es eine Freu­de, einen Auf­trag direkt vom Papst zu erhal­ten“, sag­te P. Guer­re­ro gegen­über Vati­can­News, der Nach­rich­ten­platt­form des Hei­li­gen Stuhls. Bereits in sei­ner bis­he­ri­gen Funk­ti­on hat­te der neue Dik­aste­ri­en­lei­ter engen Kon­takt mit dem Vati­kan, da sein Auf­ga­ben­be­reich neben der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na, der Spe­co­la Vati­ca­na, dem Rus­si­cum und ande­ren Bil­dungs­ein­rich­tun­gen auch Medi­en wie die Civil­tà Cat­to­li­ca, das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­um mit Radio Vati­kan und wei­te­re mehr umfaß­te. Im Sep­tem­ber 2017 etwa wur­den zwi­schen dem vati­ka­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­se­kre­ta­ri­at und dem Jesui­ten­or­den ein Abkom­men unter­zeich­net, mit dem der Orden star­ken Ein­fluß auf die vati­ka­ni­schen Medi­en erhielt. Papst Fran­zis­kus hat­te es so gewünscht.

Juan Antonio Guerrero, ab Januar 2020 Präfekt
P. Guer­re­ro, ab Janu­ar 2020 Präfekt

P. Guer­re­ro, gebo­ren 1959, trat im Alter von 20 Jah­ren in den Jesui­ten­or­den ein. Sei­ne Aus­bil­dung und sei­ne Stu­di­en absol­vier­te er in Bra­si­li­en, Spa­ni­en, Frank­reich und den USA. Er erwarb zwi­schen 1986 und 1994 Lizen­tia­te in Wirt­schaft, Phi­lo­so­phie und Theo­lo­gie. Von 1994–2003 lehr­te er Phi­lo­so­phie an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Comil­las in Spa­ni­en. Zur Pro­mo­ti­on kam es wegen ande­rer Auf­ga­ben im Orden nicht. 2003 wur­de er zum Novi­zen­mei­ster in Spa­ni­en ernannt und 2008 zum Pro­vin­zi­al sei­nes Ordens in Kasti­li­en. 2014 ent­sand­te ihn der dama­li­ge Gene­ral­obe­re für sechs Jah­re als Öko­nom und Pro­jekt­ko­or­di­na­tor nach Mozam­bi­que. Der neue Ordens­ge­ne­ral Arturo Sosa Abas­cal, seit Okto­ber 2016 im Amt, hol­te ihn nach nur drei Jah­ren zurück und berief ihn 2017 an die Gene­ral­lei­tung des Jesui­ten­or­dens nach Rom.

P. Guer­re­ro spricht Spa­nisch, Por­tu­gie­sisch, Ita­lie­nisch, Fran­zö­sisch und Englisch.

Ordens­ge­ne­ral Sosa zeig­te sich sehr erfreut über die Beru­fung Guer­re­ros durch den Papst. Er ersuch­te Fran­zis­kus aller­dings, mit der Beauf­tra­gung kei­ne Bischofs­er­nen­nung zu ver­knüp­fen, damit P. Guer­re­ro sei­nen Dienst mit dem nor­ma­len Leben eines Jesui­ten erfül­len könne.

Wegen zwei­fel­haf­ter Aus­sa­gen müß­te der Ordens­ge­ne­ral eigent­lich auf Kol­li­si­ons­kurs mit dem Papst sein, doch dem ist nicht so. Als Fran­zis­kus vor drei Tagen in sei­ner mor­gend­li­chen Pre­digt in San­ta Mar­ta von der Rea­li­tät des Teu­fels sprach, der „den Men­schen zer­stört, weil Gott sich uns gleich­ge­macht hat“, sahen dar­in eini­ge katho­li­sche Medi­en eine „indi­rek­te“ Ermah­nung von Gene­ral Sosa. Die­ser hat­te in einem Inter­view am 21. August 2019 geleug­net, daß der Teu­fel Per­son sei und real exi­stiert. Er sei viel­mehr eine „sym­bo­li­sche Rea­li­tät“ so der Jesui­ten­ge­ne­ral, der im Teu­fel nur eine mensch­li­che Pro­jek­ti­on für das Böse erken­nen will.

Jesuitengeneral Sosa
Jesui­ten­ge­ne­ral Sosa

Es hagel­te Kri­tik. Die Kir­che habe „immer vor Leu­ten gewarnt“, die sol­che Aus­sa­gen machen, so die Inter­na­tio­na­le Exor­zi­sten­ver­ei­ni­gung in einer Reak­ti­on. „Wer den Teu­fel leug­net, ist schon auf der Sei­te Satans“, sag­te der Zister­zi­en­ser­theo­lo­ge und Exor­zist, P. Ilde­bran­do Di Fulvio. 

Der Vati­kan aber schwieg zur Sache. Daß Fran­zis­kus mit sei­nen Wor­ten vom Diens­tag den „Schwar­zen Papst“ ermah­nen woll­te, muß des­halb bezwei­felt wer­den. Sol­che und ähn­li­che Aus­sa­gen wie­der­hol­te Fran­zis­kus bereits viel­fach, was den Gene­ral­obe­ren der Jesui­ten nicht dar­an hin­der­te, im Mai 2017 und nun erneut die Exi­stenz des Leib­haf­ti­gen in Abre­de zu stellen. 

Von Kon­se­quen­zen für ihn, wegen die­ser oder ande­rer nicht min­der umstrit­te­ner Äuße­run­gen, wur­de bis­her nichts bekannt. Viel­mehr trat Sosa im Vor­feld der Ama­zo­nas­syn­ode als Inter­pret, Ver­trau­ter und Ver­tei­di­ger von Fran­zis­kus und der Ama­zo­nas-Agen­da auf, indem er deren Kri­ti­ker ant­wor­te­te: „Sie wis­sen, daß Papst Fran­zis­kus nicht Mei­nung ändern wird“. Die Geg­ner der Ama­zo­nas-Agen­da hät­ten des­halb bereits die Nach­fol­ge von Fran­zis­kus im Auge. Ihr wirk­li­cher Angriff gel­te aber der „Visi­on des Zwei­ten Vaticanum“.

Fest steht: Die Ernen­nung von P. Guer­re­ro zum Wirt­schafts­mi­ni­ster des Hei­li­gen Stuhls bedeu­tet eine wei­te­re Stär­kung des Ein­flus­ses der Jesui­ten an der Kirchenspitze. 

Die Ernen­nung von P. Guer­re­ro erfolg­te kurz nach­dem bekannt wur­de, daß der Ober­ste Gerichts­hof von Austra­li­en den Ein­spruch von Kar­di­nal Geor­ge Pell gegen sei­ne Ver­ur­tei­lung für zuläs­sig erklär­te und dem­nächst ver­han­deln wird. Das Zusam­men­fal­len bei­der Ereig­nis­se wird ein unglück­li­cher Zufall sein Unglück­lich, weil der Ein­druck ent­ste­hen kann, der Vati­kan wol­le durch die Nach­be­set­zung sei­ner Stel­le jede Mög­lich­keit zur Rück­kehr für Kar­di­nal Pell aus­schlie­ßen, selbst wenn er frei­ge­spro­chen und reha­bi­li­tiert wer­den sollte.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can Media/​MiL (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. Wel­che Angst muss der Papst davor haben, dass Kar­di­nal Pell zurück­kommt. Was hat der Kar­di­nal im Vati­kan entdeckt?

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