Bischof untersagt den Einsatz von Ministrantinnen

Bistum San Luis in Argentinien


Bischof Pedro Daniel Martinez Perea von San Luis untersagte den Einsatz von weiblichen Meßdienern.
Bischof Pedro Daniel Martinez Perea von San Luis untersagte den Einsatz von weiblichen Meßdienern.

(Bue­nos Aires) Der Bischof von San Luis, Msgr. Pedro Dani­el Mar­ti­nez Perea, unter­sag­te den Ein­satz von Mini­stran­tin­nen. Das Bis­tum umfaßt den gleich­na­mi­gen Staat (Pro­vinz) Argen­ti­ni­ens, der Hei­mat von Papst Franziskus. 

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Die Diö­ze­se ist ein Suf­fra­gan des Erz­bis­tums San Juan de Cuyo. Bischof Mar­ti­nez erließ am ver­gan­ge­nen 29. Okto­ber ein Dekret, mit dem er festlegte:

„(…) in der Diö­ze­se von San Luis den lit­ur­gi­schen Brauch bei­zu­be­hal­ten, nur männ­li­che Mini­stran­ten für den Altar­dienst zu akzeptieren.“ 

Zugleich bestimm­te der Bischof, daß jede gegen­tei­li­ge Pra­xis zu unter­blei­ben habe und dort, wo sie Ein­zug gehal­ten habe, wie­der auf­zu­ge­ben ist.

Der Bischof ver­weist im Dekret auf sei­ne im Kir­chen­recht ver­an­ker­te Juris­dik­ti­on im Bereich der Lit­ur­gie und die ent­spre­chen­de Aus­le­gung durch die Päpst­li­che Kom­mis­si­on für die Inter­pre­ta­ti­on der Geset­zes­tex­te, auf die ein­schlä­gi­gen Rund­schrei­ben und Instruk­tio­nen der römi­schen Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on von 1994 und 2004 sowie auf sei­ne Amtsvorgänger.

Dekret von Bischof Martinez
Dekret von Bischof Martinez

Der Altar­dienst steht in direk­tem Zusam­men­hang mit dem Altar­sa­kra­ment und damit dem Wei­he­sa­kra­ment. Das kapil­la­re Netz an Meß­or­ten, das im Lau­fe der Geschich­te ent­stand, mach­te es unmög­lich, den Altar­dienst über­all von Kle­ri­kern ver­rich­ten zu las­sen. Bis zur Lit­ur­gie­re­form (im über­lie­fer­ten Ritus bis heu­te) übten den Altar­dienst in der Eucha­ri­stie­fei­er des Bischofs und der Prie­ster Akoly­then aus. Bis 1972 erfolg­te die Beauf­tra­gung zum Akoly­then im Rah­men der Nie­de­ren Wei­hen als deren höch­ste Stu­fe. Da ein Prie­ster nicht allei­ne die Hei­li­ge Mes­se zele­brie­ren soll­te, hat­te frü­her zumin­dest ein Meß­die­ner anwe­send zu sein. Ein Bedarf, der durch die geweih­ten Akoly­then seit dem Früh­mit­tel­al­ter nicht mehr gedeckt wer­den konn­te. So ent­stand die Figur des Mini­stran­ten, meist Kin­der oder Jugend­li­che männ­li­chen Geschlechts. Ihr Altar­dienst wur­de von der Kir­che als Vor­stu­fe und Hin­füh­rung zum Prie­ster­tum gese­hen und ver­stan­den wor­den. Des­halb auch ihr jugend­li­ches Alter. 

Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil bekräf­tig­te, daß Mini­stran­ten einen „wahr­haft lit­ur­gi­schen Dienst“ ausüben.

Dazu gehör­te, daß im über­lie­fer­ten Ritus, der Altar­raum als hei­li­ger Boden, wäh­rend der Lit­ur­gie nur von jenen betre­ten wer­den durf­te, die an der Eucha­ri­stie­fei­er mit­wirk­ten, also Kle­ri­ker und Mini­stran­ten. Frau­en, Sinn­bild der gläu­bi­gen Gemein­de, des Lei­bes Chri­sti, wäh­rend der Prie­ster als Stell­ver­tre­ter Chri­sti das Haupt der Gemein­de reprä­sen­tiert, waren damit vom Betre­ten des Altar­rau­mes ausgeschlossen.

Aus die­sem Grund gibt es in der außer­or­dent­li­chen Form des Römi­schen Ritus auch heu­te kei­ne weib­li­chen Meßdiener.

Im Wider­spruch zu die­sem Ver­ständ­nis des Mini­stran­ten als Vor­stu­fe zum Prie­ster­dienst steht das Her­an­zie­hen von Mäd­chen im Novus Ordo, wie es im deut­schen Sprach­raum seit den 70er Jah­ren erfolg­te und sich immer mehr durch­setz­te. 1994 erlaub­te Rom dem jewei­li­gen Orts­bi­schof, indem eine in man­chen Län­dern bereits vor­herr­schen­de Pra­xis nach­träg­lich abge­seg­net wur­de, auch Mäd­chen zum Altar­dienst zuzu­las­sen. Damit wur­de aber nicht außer Kraft gesetzt, daß der Altar­dienst im Nor­mal­fall von Mini­stran­ten männ­li­chen Geschlechts aus­ge­übt wer­den soll­te. Um einer gegen­läu­fi­gen Ent­wick­lung ent­ge­gen­zu­wir­ken, bekräf­tig­te Rom 2001 Vor­be­hal­te gegen Mini­stran­tin­nen, indem die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on erklär­te, daß männ­li­che Mini­stran­ten nicht durch weib­li­che ver­drängt wer­den dürf­ten. Genau das zeigt aber die Pra­xis: je mehr Mäd­chen den Altar­dienst ver­rich­ten, desto weni­ger Jun­gen fin­den sich dafür.

In der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land wur­de die Fra­ge des Ein­sat­zes von Mäd­chen zu einem Gleich­be­rech­ti­gungs­dis­kurs im Sin­ne eines welt­li­chen, femi­ni­sti­schen Kampf­plat­zes. Bereits am Beginn des 21. Jahr­hun­derts gab es in Deutsch­land mehr weib­li­che als männ­li­che Ministranten.

Als Papst Bene­dikt XVI. 2011 sei­nen letz­ten Deutsch­land­be­such absol­vier­te, wur­den Frau­en auch bei der Papst­mes­se als Meß­die­ner ein­ge­setzt, was von Beob­ach­tern als unfreund­li­cher Akt und als Zwangs­ge­ste der deut­schen Orts­kir­che gegen­über dem Kir­chen­ober­haupt gewer­tet wurde.

Ganz anders ent­schied nun Bischof Mar­ti­nez von San Luis. Er mach­te von sei­nem Recht als Orts­bi­schof Gebrauch, die Mög­lich­keit von Meß­die­ne­rin­nen auszuschließen.

Das Bis­tum San Luis stellt in meh­rer­lei Hin­sicht eine Aus­nah­me dar. Von 1971–2001 war dort der Kapu­zi­ner und Kir­chen­recht­ler Juan Rodol­fo Lai­se Bischof. Msgr. Lai­se wur­de inter­na­tio­nal als Ver­tei­di­ger der knien­den Mund­kom­mu­ni­on bekannt. 1997 ver­öf­fent­lich­te er dazu ein Buch.

Bischof Lai­se, Nach­kom­me deut­scher Ein­wan­de­rer, ein beson­de­rer Ver­eh­rer sei­nes hei­li­gen Ordens­mit­bru­ders Pater Pio von Piet­rel­ci­na, zog sich nach sei­ner Eme­ri­tie­rung in den Kapu­zi­ner­kon­vent von San Gio­van­ni Roton­do in Ita­li­en zurück. Am Grab von Pater Pio war er bis zu sei­nem Tod am 22. Juli 2019 im Alter von 92 Jah­ren in meh­re­ren Spra­chen als Beicht­va­ter tätig. Mehr­mals mel­de­te er sich zur Ver­tei­di­gung des über­lie­fer­ten Ritus und gegen Bestre­bun­gen zur Inter­kom­mu­ni­on zu Wort. 

Bischof Mar­ti­nez ver­weist in sei­nem Dekret aus­drück­lich auf sei­ne Amts­vor­gän­ger, Bischof Lai­se und Bischof Jor­ge Luis Lona (2001–2011), die sich „aus­drück­lich“ für die Bei­be­hal­tung von aus­schließ­lich männ­li­chen Meß­die­ner aus­ge­spro­chen hatten.

Pri­vat zele­brier­te Bischof Lai­se in San Gio­van­ni Roton­do täg­lich die hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus. Wegen der Wider­stän­de sei­ner ita­lie­ni­schen Ordens­mit­brü­der ver­zich­te­te er auf eine öffent­li­che Zelebration.

Als Bischof hat­te Msgr. Lai­se im Bis­tum San Luis die Hand­kom­mu­ni­on unter­sagt und allein die ehr­fürch­ti­ge Mund­kom­mu­ni­on erlaubt. Auf die­ser Linie erfolg­te durch sei­nen Nach­nach­fol­ger nun das Dekret mit dem Ver­bot von Mini­stran­tin­nen und der allei­ni­gen Zulas­sung von Mini­stran­ten zu sehen.

Der amtie­ren­de Bischof Mar­ti­nez wur­de 2009 von Papst Bene­dikt XVI. ernannt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Dióce­sis de San Luis/​Secretum meum mihi (Screen­shots)

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