Herolde des Evangeliums erkennen römischen Kommissar nicht an

Grobe Formfehler und die Frage: „Warum?“


Herolde des Evangeliums wehren sich gegen den römischen Kommissar
Herolde des Evangeliums wehren sich gegen den römischen Kommissar

(Bra­si­lia) Die Herol­de des Evan­ge­li­ums haben in einer Pres­se­er­klä­rung ihren Wider­stand gegen den römi­schen Kom­mis­sars-Erlaß bekannt­ge­ge­ben. Man sei eine „pri­va­te“ Ver­ei­ni­gung, wes­halb der Vati­kan kei­ne Juris­dik­ti­on besit­ze, um sie unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung zu stel­len. Die Herol­de erken­nen des­halb den Apo­sto­li­schen Kom­mis­sar nicht an.

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In der Pres­se­mit­tei­lung „der pri­va­ten Ver­ei­ni­gung von Gläu­bi­gen Herol­de des Evan­ge­li­ums über die kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung“ heißt es, daß sich ihr Vor­sit­zen­der, Feli­pe Euge­nio Leca­ros Con­cha, am ver­gan­ge­nen 17. Okto­ber mit dem Gene­ral­rat der Ver­ei­ni­gung getrof­fen hat, um den römi­schen Kom­mis­sars-Erlaß und das wei­te­re Vor­ge­hen zu bespre­chen. Aus Rom waren die Herol­de des Evan­ge­li­ums infor­miert wor­den, daß sie unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt wur­den. Noch bevor sie das Dekret erhiel­ten, muß­te sie es in den Vati­kan­me­di­en lesen.

Die Herol­de des Evan­ge­li­ums zähl­ten 2017 welt­weit mehr als 40.000 Mit­glie­der. Sie sind straff und gut organisiert.

Die Ordens­kon­gre­ga­ti­on hat­te Ende Sep­tem­ber mit Bil­li­gung von Papst Fran­zis­kus Kar­di­nal Ray­mun­do Dama­s­ce­no Assis zum Kom­mis­sar ernannt und Bischof José Apa­re­ci­do Gon­çal­ves de Almei­da zu des­sen Assistenten.

Das Tref­fen des Gene­ral­rats fand „in einem Kli­ma völ­li­ger Trans­pa­renz und tie­fer Auf­rich­tig­keit statt, wie sie die Grund­la­ge die­ser kirch­li­chen Gemein­schaft bilden“.

Dabei wur­de „die abso­lu­te Ungül­tig­keit und voll­stän­di­ge Rechts­wid­rig­keit des oben genann­ten Dekrets“ fest­ge­stellt. Grund dafür sei ein dar­in „ent­hal­te­ner, grund­le­gen­der Feh­ler“, der eine „schwer­wie­gen­de kano­ni­sche Rechts­wid­rig­keit“ bedeu­te und die „Ungül­tig­keit“ zur Fol­ge habe.

Die Pres­se­mit­tei­lung ent­hält die voll­stän­di­ge Erklä­rung des Vor­sit­zen­den gegen­über dem von Rom ernann­ten Kom­mis­sar und sei­nem Adju­tan­ten, mit denen er am 18. Okto­ber zusammentraf.

„Wir müs­sen erklä­ren, daß wir Eure Emi­nenz als ‚Kom­mis­sar‘ der pri­va­ten Ver­ei­ni­gung von Gläu­bi­gen Herol­de des Evan­ge­li­ums nicht anerkennen.“

Das Hauptzentrum der Herolde des Evangeliums in Brasilien
Das Haupt­zen­trum der Herol­de des Evan­ge­li­ums in Brasilien

Der for­ma­le Feh­ler besteht, so die Herol­de, dar­in, daß sich das Dekret an eine „öffent­li­che Ver­ei­ni­gung von Gläu­bi­gen“ rich­tet, die Herol­de aber eine „pri­va­te Ver­ei­ni­gung“ sind. Der recht­li­che Unter­schied besteht im Grad der kirch­li­chen Aner­ken­nung und somit im Rechts­sta­tus. Die „pri­va­te Ver­ei­ni­gung“ stellt eine erste Stu­fe der Aner­ken­nung auf diö­ze­saner Ebe­ne, die in eine Aner­ken­nung als „öffent­li­che Ver­ei­ni­gung“ mün­den kann. 

Um die Sach­la­ge zu ver­an­schau­li­chen, schreibt der Vorsitzende:

„Es ist, als ob ein Justiz­be­am­ter im Haus von Anto­nio López mit einer Benach­rich­ti­gung für Pedro Rodrí­guez erscheint.“ 

Herr López erhält dadurch kei­ne rechts­gül­ti­ge gericht­li­che Benach­rich­ti­gung, da ein Per­so­nen­feh­ler vor­liegt. Eben­so kön­nen die Herol­de des Evan­ge­li­ums kein Dekret erhal­ten, das an eine ande­re Ver­ei­ni­gung gerich­tet ist.

Ent­schei­dend jedoch sei, so der Vor­sit­zen­de, daß die Herol­de des Evan­ge­li­ums als „pri­va­te Ver­ei­ni­gung von Gläu­bi­gen“ gar nicht Gegen­stand einer kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung sein kön­nen, da eine sol­che vom Kir­chen­recht nicht vor­ge­se­hen ist. Eine pri­va­te Ver­ei­ni­gung einem Kom­mis­sar unter­stel­len zu wol­len, hie­ße „das hei­li­ge und unan­tast­ba­re Recht der Gläu­bi­gen zu ver­letz­ten, sich in der Kir­che mit eige­nen Sta­tu­ten und eige­ner Lei­tung zusam­men­schlie­ßen zu können“.

„Wenn das Dik­aste­ri­um für Lai­en, Fami­lie und Leben, dem wir direkt unter­ste­hen, kei­ne Maß­nah­men ergreift, ist für uns die Ange­le­gen­heit been­det, das habe ich Sei­ner Emi­nenz mitgeteilt.“

  • Die Posi­ti­on der Herol­de des Evan­ge­li­ums stützt sich auf die Gut­ach­ten von Kir­chen­recht­lern, die von der Ver­ei­ni­gung hin­zu­ge­zo­gen wur­den. Die­se stell­ten fest, daß das römi­sche Dekret gegen Canon 318 des Codex Iuris Cano­ni­ci ver­stößt, der eine kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung nur für Gesell­schaf­ten und öffent­li­che Ver­ei­ni­gun­gen vor­sieht. Eben­so ver­stößt es gegen die Cano­nes 50 und 51, weil es nicht aus­rei­chend begrün­det ist und die Ver­ei­ni­gung vor­her nicht ange­hört wurde.
  • Laut Gut­ach­ten „des renom­mier­ten Kano­ni­sten Llu­is Mar­ti­nez Sist­ach kön­nen nur öffent­li­che Ver­ei­ni­gun­gen von der zustän­di­gen kirch­li­chen Auto­ri­tät in schwer­wie­gen­den Fäl­len und aus schwer­wie­gen­den Grün­den vor­über­ge­hend“ einer kom­mis­sa­ri­schen Lei­tung unter­stellt werden. 
  • Für pri­va­te Ver­ei­ni­gun­gen gel­te die­se Juris­dik­ti­on nicht. Die kirch­li­che Auto­ri­tät habe daher kei­ne Mög­lich­keit den bei einer von den ver­eins­ei­ge­nen Sta­tu­ten gere­gel­ten, ord­nungs­ge­mä­ßen Wahl gewähl­ten Vor­sit­zen­den und die Ver­eins­lei­tung zu erset­zen (Ius Cano­ni­cum, XXVI, Nr. 51, 1986, S. 173).
  • Es wird zudem dar­auf hin­ge­wie­sen, daß in Zivil­sa­chen das rechts­kräf­ti­ge Urteil des Tri­bu­nal de Rela­ción de Coim­bra, Por­tu­gal, vom 17. Mai 2011, ein­stim­mig fest­stell­te, daß „die pri­va­ten Ver­ei­ni­gun­gen von Gläu­bi­gen der Auf­sicht der zustän­di­gen kirch­li­chen Behör­den unter­lie­gen, die­se aber nicht unter Ver­weis auf ihre ‚Wach­sam­keits­pflicht‘ Kom­mis­sa­re als Ver­tre­ter der Ver­ei­ni­gung ernen­nen kön­nen“. Die Bezie­hun­gen zwi­schen Por­tu­gal und dem Hei­li­gen Stuhl sind durch ein Kon­kor­dat gere­gelt, das in Kraft ist.
  • Das wich­tig­ste Zeug­nis in die­sem Sin­ne stammt jedoch vom Dik­aste­ri­um für Lai­en, Fami­lie und Leben selbst: Es annul­lier­te das Kom­mis­sars-Dekret des Erz­bis­tums Dia­man­ti­na (Bra­si­li­en) gegen die pri­va­te Ver­ei­ni­gung von Gläu­bi­gen Pala­bra Viva. Das Dekret wur­de vom Hei­li­gen Stuhl am 15. März 2016 für nich­tig erklärt. Begrün­det wur­de die Annul­lie­rung und Nich­tig­keits­er­klä­rung damit, daß laut gel­ten­dem Recht die Ernen­nung eines Kom­mis­sars (Can. 318) nur für öffent­li­che Ver­ei­ni­gun­gen von Gläu­bi­gen vor­ge­se­hen ist (Cann. 312–320). Eine ent­spre­chen­de Anwen­dung auf eine pri­va­te Ver­ei­ni­gung von Gläu­bi­gen sei nicht legi­tim und die Ernen­nung eines Kom­mis­sars daher nicht zulässig.

Kar­di­nal Assis und Bischof Apa­re­ci­do nah­men am 18. Okto­ber die Aus­füh­run­gen des Vor­sit­zen­den der Herol­de des Evan­ge­li­ums zur Kennt­nis. Msgr. Apa­re­ci­do, selbst Kir­chen­recht­ler, habe erklärt, so die Aus­sendung wei­ter, daß er dem Hei­li­gen Stuhl schrei­ben und dar­le­gen wer­de, daß es „tat­säch­lich einen zuläs­si­gen Ein­wand gibt“.

Herolde des Evangeliums
Herol­de des Evangeliums

Die Ordens­kon­gre­ga­ti­on ver­fü­ge zudem, so die Herol­de, grund­sätz­lich über kei­ne Zustän­dig­keit über eine pri­va­te Ver­ei­ni­gung von Gläu­bi­gen, unab­hän­gig davon, ob deren Mit­glie­der Lai­en oder Kle­ri­ker sind.

Der Vor­sit­zen­de der Herol­de des Evan­ge­li­ums geht auch auf die Fra­ge der Grün­de für den römi­schen Kom­mis­sars-Erlaß ein. Es sei nach wie vor „ein unbe­kann­tes Rät­sel“, was der Ver­ei­ni­gung vor­ge­wor­fen wer­de. Die im Dekret genann­ten „Grün­de“ sei­en von so all­ge­mei­ner Natur und von „einer ver­däch­ti­gen Inkon­si­stenz“, daß die ein­zi­ge Fol­ge nur „gro­ße Ver­wir­rung“ sei:

„Weil wir uns bewußt sind, daß die Herol­de des Evan­ge­li­ums kei­ner­lei Ver­bre­chen began­gen haben und immer die Inte­gri­tät des Glau­bens und der Gebräu­che gewahrt haben. In die­sem Sin­ne fällt auf, daß die vor­he­ri­ge Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on, die in einer Atmo­sphä­re der kirch­li­chen Gemein­schaft statt­fand und alles von uns durch­leu­te­te, ohne irgend­ei­ne ‚pro­ble­ma­ti­sche‘ Fra­ge, geschwei­ge denn eine ‚schwer­wie­gen­de‘ abge­schlos­sen wurde.“

Rom wol­le die Ver­ei­ni­gung also auf ver­bis­se­ne und will­kür­li­che Wei­se kom­mis­sa­risch ver­wal­ten. Aber warum?

„Des­halb, und weil die Absicht von der Ordens­kon­gre­ga­ti­on aus­geht (eine Instanz, die kei­ne Zustän­dig­keit über unse­re Lai­en­ver­ei­ni­gung hat), ist dem Prä­fekt die­ser Kon­gre­ga­ti­on, Kar­di­nal Braz de Aviz, mit dem nöti­gen Respekt die Fra­ge zu stellen: 

„Wenn wir etwas falsch gemacht haben, dann sagen Sie uns klar und deut­lich was. Wenn aber nicht: War­um ver­su­chen Sie, uns um jeden Preis zu bestrafen?“

Bei der Begeg­nung mit den bei­den von Rom ernann­ten Prä­la­ten wur­de auch das „mora­li­sche Lyn­chen“ ange­spro­chen, des­sen Opfer die Herol­de des Evan­ge­li­ums seit dem römi­schen Kom­mis­sars-Erlaß durch Medi­en wur­den, die von „anti­re­li­giö­sen Vor­ur­tei­len“ gelei­tet sind. Die­se Kam­pa­gne habe „einen irrepa­ra­blen mora­li­schen Scha­den ange­rich­tet“, und die ver­ant­wort­li­che Lei­tung der Ver­ei­ni­gung müs­se „recht­zei­tig mit den nöti­gen Mit­teln reagie­ren“, auch sol­chen recht­li­cher Natur.

Die Aus­sendung schließt:

Wir rich­ten unse­re Augen auf die mil­de und mäch­ti­ge Jung­frau Maria, deren unfehl­ba­rer Hil­fe wir gewiß sind. Ihr wei­hen wir uns erneut und unser Apo­sto­lat der Ver­ei­ni­gung Herol­de des Evan­ge­li­ums, das ihr bereits ange­hört, alles zur grö­ße­ren Ehre Gottes.

São Pau­lo, 19. Okto­ber 2019

Im Geden­ken an den hei­li­gen Johan­nes von Bré­beuf,
den hei­li­gen Isaak Jogues und Gefähr­ten, Mär­ty­rer, und
den hei­li­gen Paul vom Kreuz

Hum­ber­to Goe­dert
Pres­se­ver­ant­wort­li­cher der Herol­de des Evangeliums

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Herol­de des Evan­ge­li­ums (Screen­shots)

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