Das leere Priesterseminar

Wirre Aussagen eines der letzten Absolventen


Das Priesterseminar in Brixen steht nach mehr als 400 Jahren leer. Einer der jüngsten Absolventen gibt zweifelhafte und bedenkliche Äußerungen von sich
Das Priesterseminar in Brixen steht nach mehr als 400 Jahren leer. Einer der jüngsten Absolventen gibt zweifelhafte und bedenkliche Äußerungen von sich.

(Rom) Es ist aus­sa­ge­kräf­tig, wo Bischö­fe oder Rom ein­grei­fen, und wo nicht. Nicht ein­ge­grif­fen wur­de bis­her nach den Aus­sa­gen von Don Pao­lo Zambaldi. 

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Der 34 Jah­re alte Zam­bal­di wur­de 2016 zum Prie­ster des Bis­tums Bozen-Bri­xen (Süd­ti­rol) geweiht und ist der­zeit Kaplan der Pfar­rei Drei­hei­li­gen in der Stadt Bozen für die ita­lie­ni­sche Seelsorge. 

Laut Medi­en­be­rich­ten, die auf dem Blog des jun­gen Prie­sters Bestä­ti­gung fin­den, spricht sich Don Zam­bal­di für die mar­xi­sti­sche Befrei­ungs­theo­lo­gie, für das Frau­en­prie­ster­tum, für die „Homo-Ehe“ und für die Abschaf­fung des prie­ster­li­chen Zöli­bats aus. Nicht nur in gesell­schafts­po­li­ti­schen, son­dern auch in ande­ren Poli­tik­fel­dern hält er mit sei­ner Mei­nung nicht zurück: er ist für die schran­ken­lo­se Ein­wan­de­rung, offe­ne Gren­zen und offe­ne Häfen, für „Kli­ma­schutz“, gegen Homo­pho­bie und gegen den Kapitalismus. 

Dem Pfarr­ge­mein­de­rat einer Süd­ti­ro­ler Land­pfar­re, der sich im Herbst 2018 wei­ger­te, das leer­ste­hen­de Widum (Pfarr­haus) im Zuge der kirch­li­chen Flücht­lings­po­li­tik isla­mi­schen Ein­wan­de­rern zu über­las­sen, atte­stier­te Don Zam­bal­di „Ras­sis­mus“. Soll­te der Pfarr­ge­mein­de­rat bei sei­ner Ableh­nung blei­ben, sei er „auf­zu­lö­sen“, schrieb der Prie­ster im 100 Kilo­me­ter ent­fern­ten Bozen auf sei­nem Blog.

Don Paolo Zambaldi, 2016 geweiht
Don Pao­lo Zam­bal­di, 2016 geweiht

Zam­bal­di schrieb auch Bene­dikt XVI.. Nicht etwa, um sich zu bedan­ken, son­dern um ihn wegen angeb­li­chem „Schwei­gen zu pädo­phi­len Prie­stern“ anzu­kla­gen. Ein sol­cher Brief an Papst Fran­zis­kus ist nicht bekannt. Der jun­ge Prie­ster hat es aber auch mit der Hei­li­gen Schrift, der er Mas­ku­lis­mus und Frau­en­feind­lich­keit vor­wirft. Durch ein „mas­ku­li­sti­sches Nar­ra­tiv“ habe die Bibel ein „gan­zes, weib­li­ches Uni­ver­sum“ ausgeschaltet.

Damit nicht genug: Don Zam­bal­di glaubt weder an die Exi­stenz des Teu­fels noch an Wun­der, was er wie alles laut­stark kund­tut. In die­sem Punkt übte er sogar am regie­ren­den Papst Kri­tik. Er wirft der Kir­che und Papst Fran­zis­kus ein „Wie­der­auf­tau­chen des Satans mit gro­ßem Pomp“ vor, mit dem „mit­tel­al­ter­li­che Äng­ste geschürt“ würden.

Der Blog des Prie­sters heißt – wohl nicht ganz zufäl­lig – „Die Zei­chen der Zeit lesen“. Als eige­ne Kate­go­rie scheint „LGBT“ auf.

Als „Zei­chen der Zeit“ liest Don Zam­bal­di, daß das mensch­li­che Leben kein „unver­zicht­ba­rer Wert“ und „nicht abso­lut“ sei. Der Wert eines Men­schen­le­bens hän­ge vielmehr„von vie­len Varia­blen ab“, dar­un­ter „öko­no­mi­sche Bedin­gun­gen, Gesund­heit, Gelin­gen der Bezie­hun­gen, emp­fan­ge­ne Wert­schät­zung, lie­ben­de Inklu­si­on einer Gemein­schaft von Glei­chen, Respekt der Diversität“. 

Der Prie­ster will im Umkehr­schluß sagen, soll­te ein Mensch kei­ne aus­rei­chen­den finan­zi­el­len Mit­tel zur Ver­fü­gung haben, kei­ne aus­rei­chen­de Aner­ken­nung einer „Gemein­schaft von Glei­chen“ fin­den oder in sei­nen „Bezie­hun­gen“ schei­tern, sei auch sein Leben nichts mehr oder nicht mehr aus­rei­chend wert, um es fort­zu­set­zen. Die Schluß­fol­ge­rung nennt sich Eutha­na­sie: Don Zam­bal­di recht­fer­tigt die „Been­di­gung“ des Lebens durch „Ster­be­hil­fe“. Von der Unan­tast­bar­keit und der Hei­lig­keit des Lebens zu spre­chen, sie erwähnt er gar nicht, sei „un-mensch­lich und grausam“.

Der jun­ge Prie­ster macht sich die Hal­tung der radi­kal­li­be­ra­len Radi­ka­len Par­tei Ita­li­ens zu eigen. Die gesetz­li­che Lega­li­sie­rung, sich zu töten oder töten zu las­sen, mache „nichts ande­res“, so Zam­bal­di, „als die Frei­heit zu respek­tie­ren, die den Men­schen zum Men­schen macht“. Der kör­per­li­che Tod wer­de durch ein sol­ches Gesetz zu „unse­rem Bru­der, für den wir Gott dan­ken müssen“.

„Was Don Zam­bal­di pre­digt, tritt den Kate­chis­mus der katho­li­schen Kir­che mit Füßen“, so Cor­ri­spon­den­za Roma­na.

Der Prie­ster aber rühmt sich in der ita­lie­ni­schen Tages­zei­tung Alto Adi­ge, wegen sei­ner Ansich­ten „nie ermahnt“ wor­den zu sein. Er sei von vor­ge­setz­ter Stel­le weder kri­ti­siert wor­den noch sei ihm wider­spro­chen worden. 

„Das erklärt vie­le Din­ge der schwe­ren Kri­se, die die Kir­che durch­macht“, so Cor­ri­spon­den­za Roma­na.

Nach sei­nem Theo­lo­gie­stu­di­um und vor sei­ner Prie­ster­wei­he ver­brach­te Zam­bal­di ein Jahr in einer Jesui­ten­ein­rich­tung in der Nähe von Mai­land, die er selbst als „spe­zi­el­le“ Ein­rich­tung und als „spe­zi­el­le Erfah­rung“ bezeich­net. Ob ein Zusam­men­hang besteht?

Eini­ge Medi­en haben jeden­falls ihre Freu­de mit dem „Rebel­len­prie­ster“.

Niedergang der Priesterberufungen

In den ver­gan­ge­nen 12 Jah­ren konn­te der Bischof von Bri­xen, seit Okto­ber 2011 ist das Msgr. Ivo Muser, nur drei Kan­di­da­ten der ita­lie­ni­schen Volks­grup­pe des Bis­tums (immer­hin ein Vier­tel der Bevöl­ke­rung) zu Prie­stern wei­hen. Sie wur­den alle­samt Welt­prie­ster. Der jüng­ste von ihnen ist Don Zambaldi.

In der deut­schen Mehr­heits­be­völ­ke­rung des Bis­tums sieht es nicht viel bes­ser aus. Im sel­ben Zeit­raum wur­den zwar acht Prie­ster geweiht: drei Welt­prie­ster und fünf Bene­dik­ti­ner. Nur drei davon stam­men aus Süd­ti­rol, zwei sind West­fa­len, dazu ein Bay­er, ein Deutsch­schwei­zer und ein Slowene.

Dombezirk von Brixen mit dem Priesterseminar (im roten Kreis)
Dom­be­zirk von Bri­xen mit dem Prie­ster­se­mi­nar (im roten Kreis)

Im Prie­ster­se­mi­nar von Bri­xen hielt sich Bene­dikt XVI. beson­ders ger­ne zur Som­mer­fri­sche auf, schon als er Prie­ster und Pro­fes­sor war, aber auch als Erz­bi­schof, Kar­di­nal und Papst. Sei­ne Groß­mutter stamm­te aus dem klei­nen Ort Raas ober­halb der Tiro­ler Bischofs­stadt. In die­sem Prie­ster­se­mi­nar ent­stand im Som­mer 1984 das auf­rüt­teln­de Gesprächs­buch von Vitto­rio Mess­o­ri und Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger „Zur Lage des Glaubens“. 

Seit 2017 steht das Prie­ster­se­mi­nar leer. 

Vor 55 Jah­ren berei­te­ten sich hier noch an die hun­dert Semi­na­ri­sten auf das Prie­ster­tum vor, vor 30 Jah­ren waren es noch etwa 25, vor 20 Jah­ren nur mehr 12 und nun liegt die Zahl bei Null.

Damit es nicht geschlos­sen wer­den muß, wer­den ab dem Stu­di­en­jahr 2020/​2021 Semi­na­ri­sten aus Indi­en und Afri­ka aus­ge­bil­det. Ent­spre­chen­de Ver­trä­ge wur­den mit dor­ti­gen Bischö­fen geschlos­sen. Bedin­gung sind aus­rei­chen­de Deutsch­kennt­nis­se und die ver­trag­li­che Ver­pflich­tung, nicht in das Bis­tum Bozen-Bri­xen inkar­di­niert zu wer­den, son­dern nach der Aus­bil­dung in die Hei­mat­diö­ze­sen zurückzukehren. 

Bozen-Bri­xen will auf die­sem Wege das eige­ne Semi­nar erhal­ten und Semi­na­ri­sten von Bis­tü­mern in Indi­en und Afri­ka auf eige­ne Kosten eine „gute Aus­bil­dung“ zukom­men lassen. 

Gera­de zu letz­te­rem dürf­ten eini­ge Zwei­fel ange­bracht sein, wie das Bei­spiel von Don Zam­bal­di zeigt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Prie­ster­se­mi­nar Brixen/​MiL/​Blog (Screen­shots)

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