
(Rom) Kardinal Robert Sarah, der Präfekt der römischen Gottesdienstkongregation, ist der einzige Synodale der bevorstehenden Amazonassynode, der als bekannter Verteidiger der Glaubenslehre und der apostolischen Tradition international bekannt ist. Nach dem jüngsten Interview von Kardinal Raymond Burke, der nicht an der Synode teilnehmen kann, sagt auch Kardinal Sarah in einem Interview, „schockiert und empört“ zu sein, „daß die geistliche Not der Armen der Amazonas-Region zum Vorwand genommen wird, um typische Projekte eines bourgeoisen und verweltlichen Christentums zu vertreten“. Das Interview führte Edward Pentin für den National Catholic Register.
Am 6. September ist das jüngste Buch von Kardinal Robert Sarah erschienen: „Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden“ (Fe-Verlag).
„Dieses Buch ist der Schrei meines Herzens als Priester und Hirte.“
Im Mittelpunkt der heutigen Krise der Kirche und ihres Niedergangs im Westen stehe der „Rückgang des Glaubens an die Realpräsenz Jesu Christi in der heiligen Eucharistie“. Kardinal Sarah wird dabei deutlich und benennt die Verantwortlichen „für die Glaubenskrise, die Kirchenkrise, die Priesterkrise und die Entchristlichung des Westens“. Es handle sich dabei nicht um ein Naturphänomen, sondern um ein konkretes Versagen durch Bischöfe, Priester und Laien.
„Fließender Atheismus ist in die Kirche eingedrungen“
Heute gebe es einen „fließenden Atheismus, der sogar in die Kirche eingedrungen ist“, so der Kardinal, der wenige Tage vor Synodenbeginn gnadenlos die inneren Probleme der Kirche beim Namen nennt: Sie reichen von der „Egozentrik in der Liturgie“ über das Interpretationschaos bei Amoris laetitia bis zu den Versuchen, die Amazonassynode „zu manipulieren“.
Der „fließende Atheismus“ infiziere nicht nur die Welt, sondern auch die Menschen in der Kirche:
„Die tiefe Krise der Kirche in der Welt und insbesondere im Westen ist die Folge, weil Gott vergessen wurde. Wenn unsere erste Sorge nicht Gott ist, dann bricht alles zusammen. An der Wurzel aller anthropologischen, politischen, sozialen, kulturellen und geopolitischen Krisen liegt das Vergessen, daß in allem Gott Vorrang hat. Ich habe versucht, in meinem Buch zu zeigen, daß die gemeinsame Wurzel aller gegenwärtigen Krisen in diesem fließenden Atheismus liegt, der, ohne Gott zu leugnen, in der Praxis so lebt, als gäbe es ihn nicht.“
Konkret heiße das:
„Ich spreche von diesem Gift, dem fließenden Atheismus, dessen Opfer wir alle sind. Er infiltriert alles, auch unser Sprechen als Priester. Er besteht darin, neben dem Glauben Denk- und Lebensweisen zuzulassen, die radikal heidnisch und weltlich sind.“
Selbst Priester und Gläubige gelangen schleichend zur Überzeugung, daß dieses unnatürliche Zusammenleben normal sei.
„Das zeigt, daß unser Glaube fließend und inkonsistent geworden ist! Die erste anzustrebende Reform muß die in unseren Herzen sein. Sie besteht darin, keinen Pakt mehr mit Lügen einzugehen. Der Glaube ist sowohl der Schatz, den wir verteidigen wollen, als auch die Stärke, die es uns ermöglicht, ihn zu verteidigen.“
Diese Bewegung, „Gott beiseite zu legen“ und zur zweitrangigen Realität zu degradieren, habe „leider die Herzen von Priestern und Bischöfen erfaßt“, so der Kardinal.
„Gott steht nicht mehr im Mittelpunkt ihres Lebens, Denkens und Handelns. Das Gebetsleben spielt keine zentrale Rolle mehr.“
„Wir stehen an einem Wendepunkt in der Geschichte der Kirche“
Die Konsequenz, die nicht ausbleiben könne, sei eine schwere Krise der Kirche.
„Ich glaube, wir stehen an einem Wendepunkt in der Geschichte der Kirche. Ja, die Kirche braucht eine tiefgreifende und radikale Erneuerung, die mit einer Erneuerung des Seins und der Lebensweise der Priester beginnen muß. Die Kirche an sich ist heilig, aber wir verhindern durch unsere Sünden und weltlichen Sorgen, daß diese Heiligkeit leuchtet. Es ist Zeit, all diese Lasten aufzugeben und die Kirche endlich so erscheinen zu lassen, wie Gott sie geformt hat. Manchmal wird angenommen, die Geschichte der Kirche sei von Strukturreformen geprägt. Ich dagegen bin sicher, daß die Heiligen die Geschichte verändern. Die Strukturen folgen erst danach und verewigen nur das Handeln der Heiligen.“
„Die Barbaren sind heute in der Stadt“
Der Titel seines neuen Buches sei dunkel, „aber er ist realistisch“.
„Wir sehen die gesamte westliche Zivilisation zusammenbrechen. 1978 veröffentlichte der Philosoph John Senior das Buch ‚Der Tod der christlichen Kultur‘. Wie die Römer des vierten Jahrhunderts sehen wir die Barbaren die Macht übernehmen. Doch diesmal kommen die Barbaren nicht von außen, um die Städte anzugreifen. Die Barbaren sind drinnen. Es sind jene Individuen, die ihre eigene menschliche Natur ablehnen, die sich schämen, begrenzte Geschöpfe zu sein, die sich als Demiurgen ohne Väter und ohne Erbe betrachten wollen. Das ist wahre Barbarei. Im Gegensatz dazu ist der zivilisierte Mensch sogar stolz und glücklich, ein Erbe zu sein. Der zivilisierte Mensch ist grundsätzlich ein Erbe: Er erhält eine Geschichte, eine Religion, eine Sprache, eine Kultur, einen Namen, eine Familie“.
„Indem sich der moderne Mensch sich weigert, Erbe zu sein, verdammt er sich zur Hölle der liberalen Globalisierung, in der die individuellen Interessen ausschließlich nach dem Gesetz des Profits um jeden Preis aufeinanderprallen.“
„Die falschen Propheten“
Laut dem Präfekten der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung herrscht in der Kirche extreme Verwirrung.
„Wir stehen vor einer regelrechten Kakophonie von Bischöfen und Priestern. Jeder möchte seine persönliche Meinung als Wahrheit durchsetzen. Aber es gibt nur eine Wahrheit: Christus und seine Lehre. Wie könnte sich die Lehre der Kirche ändern? Das Evangelium ändert sich nicht. Es ist immer das gleiche. Unsere Einheit kann nicht auf modischen Meinungen beruhen.“
Ein Grund für diese Zerrissenheit innerhalb der Kirche seien die unterschiedlichen Auslegungen der umstrittensten Teile von Amoris Laetitia durch verschiedene Bischöfe und Bischofskonferenzen. Deshalb wurden Dubia vorgebracht, auf die Papst Franziskus bis heute aber keine Antwort gegeben hat. Kardinal Sarah sagt dazu:
„Manche Leute benutzen Amoris laetitia, um sich den großen Lehren von Johannes Paul II.zu widersetzen. Sie irren sich. Was gestern wahr war, ist auch heute wahr. Wir müssen daran festhalten, was Benedikt XVI. die Hermeneutik der Kontinuität nannte. Die Einheit des Glaubens impliziert die Einheit des Lehramtes in Raum und Zeit. Wenn uns eine neue Lehre gegeben wird, muß diese immer in Übereinstimmung mit der vorherigen Lehre interpretiert werden.“
Und weiter :
„Wenn wir Brüche einführen, zerbrechen wir die Einheit der Kirche. Jene, die lautstark Revolutionen und radikale Veränderungen ankündigen, sind falsche Propheten. Sie suchen nicht das Wohl der Herde. Sie suchen die Popularität der Medien zum Preis der göttlichen Wahrheit. Lassen wir uns nicht beeindrucken. Nur die Wahrheit wird uns frei machen. Wir müssen Vertrauen haben. Das Lehramt der Kirche widerspricht sich nie.“
„Die Banalisierung des Altars ist zur geistlichen Katastrophe geworden“
Starke Worte findet der Kardinal aus Guinea besonders, wenn er über die Liturgie spricht, für die er als zuständiger Präfekt besondere Verantwortung trägt, aber schon seit Jahren von Papst Franziskus isoliert und übergangen wird.
„Wenn wir Gott in der Liturgie nicht mehr in den Mittelpunkt stellen, stellen wir ihn auch nicht mehr in den Mittelpunkt der Kirche.“
„Wir haben die Messe zu einer durch und durch menschlichen und egoistischen Feier gemacht, zu einer sich selbst feiernden, Freundschafts-Versammlung.“
Die dahinterstehende „Ideologie“ sei in Frage zu stellen, „die in den Jahren nach dem Konzil in Diözesen, Pfarreien, Hirten und Seminare eingedrungen ist.“
„Wir haben gedacht, das Heilige sei obsolet geworden. In Wirklichkeit ist es eine absolute Notwendigkeit auf unserem Weg zu Gott. In diesem Sinne war die Banalisierung des Altars und des ihn umgebenden heiligen Raums eine geistliche Katastrophe. Wenn der Altar nicht mehr die heilige Schwelle ist, hinter der Gott wohnt, wie sollten wir die Freude finden, uns ihm zu nähern? Eine Welt, die das Heilige ignoriert, ist eine uniforme, platte und triste Welt. Indem wir unsere Liturgie geplündert haben, haben wir die Welt entzaubert und die Seelen zur platten Traurigkeit verdammt.“
Auch die Personalisierung der Zelebration durch die Priester nimmt Kardinal Sarah ins Visier:
„Wenn die Liturgie das Werk Christi ist, besteht keine Notwendigkeit, daß der Zelebrant seine eigenen Kommentare abgibt. Es ist nicht die Vielzahl von Formeln und Optionen sowie die ständige Veränderung der Gebete und ein Überschwang an liturgischer Kreativität, die Gott gefällt, sondern die Metanoia , die radikale innere Umkehr und Buße in unserem Leben und unserem Verhalten, das ernsthaft durch die Sünde verschmutzt und vom fließenden Atheismus geprägt ist.“
„Der Teufel will, daß wir ersticken, deshalb bekämpft er den überlieferten Ritus“
Gegen die Behinderung oder gar Verbote der heiligen Messe in der überlieferten Form des Römischen Ritus findet Kardinal Sarah harte Worte.
„Ich bin Zeuge, und die jungen Leute haben mir anvertraut, daß sie die außerordentliche Form, die lehrreicher ist und eindeutig auf den Primat und die Zentralität Gottes, auf das Schweigen und die Bedeutung der heiligen und göttlichen Transzendenz beharrt, absolut bevorzugen. Vor allem aber: Wie könnten wir verstehen, wie könnten wir nicht überrascht und zutiefst geschockt sein, daß das, was gestern die Regel war, heute verboten sein sollte? Ist es nicht vielmehr wahr, daß das Verbot oder die Verdächtigung der außerordentlichen Form nur vom Teufel inspiriert sein kann, der will, daß wir ersticken, und der unseren geistlichen Tod will?“
Der Präfekt für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung sieht ein fruchtbares Zusammenleben zwischen den beiden Formen des Ritus. Dabei erstaune es ihn nicht, daß der überlieferte Ritus eine Anziehung entfaltet.
„Wie können wir überrascht sein, daß eine Liturgie, die so viele Heilige hervorgebracht hat, weiterhin die jungen, nach Gott dürstenden Seelen anlächelt?“
Es bedeute, die Kirche zu zerstören, indem man sie von ihrer Tradition trennt, wenn man meine, daß das, was die Kirche in der Vergangenheit für heilig hielt, heute falsch und inakzeptabel sei.
„Was für ein Betrug und eine Beleidigung für alle Heiligen, die uns vorausgegangen sind!“
„Transhumanismus ist der extreme Avatar der Gender-Ideologie“
In seinem neuen Buch geht der Kardinal auch ausführlich auf schädliche Auswirkungen auf die Gesellschaft ein.
„In diesem Buch betone ich, daß es im Herzen des modernen, westlichen Denkens eine Weigerung gibt, Kind zu sein, eine Weigerung, Vater zu sein, was im Grunde eine Ablehnung von Gott ist. In den Tiefen des westlichen Herzens ist eine tiefe Revolte gegen die schöpferische Vaterschaft Gottes zu erkennen. Wir empfangen von Ihm unsere Natur als Männer und Frauen. Das ist für moderne Köpfe unerträglich geworden. Die Gender-Ideologie ist eine luziferische Weigerung, das Geschlecht von Gott zu empfangen. Sie akzeptiert nur das, was sie selbst konstruiert. Der Transhumanismus ist der extreme Avatar dieser Bewegung. Selbst die menschliche Natur wird für den westlichen Menschen unerträglich, weil sie ein Geschenk Gottes ist. Dieser Aufstand ist in seinem Kern ein geistlicher. Es ist der Aufstand Satans gegen das Geschenk der Gnade.“
Die Armen des Amazonas werden für ein bourgeoises Christentum mißbraucht
Zur Amazonassynode, die am 6. Oktober in Rom beginnt, und an der Kardinal Sarah von Amts wegen als Synodale teilnehmen wird, hegt der Kardinalpräfekt zahlreiche Zweifel:
„Ich befürchte, daß einige westliche Vertreter diese Versammlung in Beschlag nehmen werden, um ihre Projekte durchzusetzen. Ich denke insbesondere an die Priesterweihe von verheirateten Männern, die Schaffung von Diensten für Frauen oder die Jurisdiktion der Laien. Diese Punkte betreffen die Struktur der Weltkirche. Sie können nicht von einer bestimmten, lokalen Partikularsynode diskutiert werden. Die Bedeutung dieser Themen erfordert die ernsthafte und bewußte Teilnahme aller Bischöfe der Welt. Nur sehr wenige sind zu dieser Synode eingeladen. Eine bestimmte Synode zu nutzen, um diese ideologischen Projekte einzuführen, wäre eine unwürdige Manipulation, eine unehrlicher Betrug und eine Beleidigung Gottes, der Seine Kirche leitet und ihr Seinen Heilsplan anvertraut. Darüber hinaus bin ich schockiert und empört darüber, daß die spirituelle Not der Armen im Amazonasgebiet zum Vorwand für Projekte genommen wird, die typisch für das bourgeoise und weltliche Christentum sind.“
Zu diesen Projekten gehört die Abschaffung des Zölibats:
„Der Zölibat ist eine konkrete Weise, wie wir das Geheimnis des Kreuzes in unserem Leben leben können. Der Zölibat prägt das Kreuz in unser Fleisch ein. Aus diesem Grund ist der Zölibat für die moderne Welt unerträglich. Der priesterliche Zölibat ist für die Moderne ein Skandal, denn das Kreuz ‚ist denen, die verlorengehen, Torheit“ (1 Kor 1,18). Einige westliche Vertreter können diesen Skandal des Kreuzes nicht länger tolerieren. Ich denke, er ist für sie zum unerträglichen Vorwurf geworden. Am Ende hassen sie das Priestertum und den Zölibat.“
„Das Gebet läßt Satan zittern“
Zum Abschluß ruft Kardinal Sarah noch zur Demut im Gebet auf:
„Ein Mensch auf den Knien ist mächtiger als die Welt. Er ist ein uneinnehmbares Bollwerk gegen den Atheismus und den Wahnsinn der Menschen. Ein kniender Mensch bringt den Stolz Satans zum Zittern. Ihr alle, die ihr in den Augen der Menschen ohne Macht und Einfluß seid, bleibt vor Gott auf den Knien und habt keine Angst vor denen, die euch einschüchtern wollen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
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Ich selber lese das Buch gerade. Da ich es immer nur abschnittweise lese, finde ich in der hiesiegen Buchvorstellung noch einmal wichtige Spitzen des Buches zusammengefasst.
Dabei fällt mir auf, dass Kardinal Sarah im Grunde auch immer Papst Franziskus selber anspricht, auch wenn er lediglich von einigen oder manchen Hirten spricht, die
- die Medien suchen.
- gegen den alten Ritus kämpfen.
- den Altar banalisieren.
- zur Revolution aufrufen.
Sarah widemt das Buch sogar Franziskus, dem treuen Sohn des heiligen Ignatius und möchte ihn damit wohl an sein Erbe und an seine Verantwortung gegenüber der Kirche und dem Papsttum erinnern.
Ich halte das Buch für ein epochal wichtiges Werk.
Jeder Bischof, jeder Priester, jede Nonne, jeder Mönch sollte es lesen.
Manchmal meint man, eine Schrift Erzbischof Lefebvre vor sich zu haben. Doch hinter einer solchen steht Sarah noch zurück, da er es nicht wagt, Namen von Personen und konkrete Situationen zu benennen und zu entlarven.
Sarah bleibt meines Erachtens über den Dingen, dringt nicht mehr in sie ein.
Ich habe mich gefragt, warum?
Eben, weil es für dieses Personal und diese nachkonziliare Kirchenstriktur keine Heilung mehr gibt. Die Ohren sind verschlossen und das Herz ist verstockt. Sie sind eins geworden nicht mit dem Herrn, sondern mit dem Herrn dieser Welt, der sich als generöser Humanist tarnt und in das Gewand der grenzenlosen Menschenfreundlichkeit hüllt.
Das Christentum des Westens, wie wir es derzeit konkret, d.h. pastoraltechnisch vorfinden, ist ein Christentum der Dekadenz und des Verfalls.
Die falsche und einseitige Betonung einer Barmherzigkeit ohne Umkehr führt zum Untergang des christlichen Abendlandes und seiner Völker.
In beinahe sämtlichen deutschen Diözesen sitzen Freimaurer auf den Bischofssitzen. Sie sehen nicht aus wie Freimaurer, und sie reden auch nicht immer eindeutig wie diese; aber sie handeln wie Freimaurer, sie glauben und denken wie Freimaurer – und
sie SIND Freimaurer.
Freimauerer aber sind Söhne des ******, auch wenn sie es nicht wissen.
Sie SIND und bilden die Afterkirche, wie sie Emmerick vorausgesehen hat.
@Alfons, Sie sagen es: „Das Christentum des Westens ist (derzeit in weiten Teilen, so meine kleine Einschränkung) … ein Christentum der Dekadenz und des Verfalls.“ Und: „Die falsche und einseitige Betonung einer Barmherzigkeit ohne Umkehr führt zum Untergang des christlichen Abendlandes und seiner Völker.“
Wenn Kardinal Sarah bei Ihnen den Eindruck erweckt, er stehe über den Dingen, so sehen Sie ihm das bitte nach. Er ist klug genug zu wissen, dass ihm sonst das gleiche Schicksal droht wie dem vormaligen Glaubenspräfekten Kardinal Müller. Der schwarzafrikanische Purpurträger ist jedenfalls ein tiefgläubiger, tieffrommer, tiefkatholischer, tiefspiritueller Priester, ein Vorbild für alle Gläubigen. Er muss ausharren und in Rom bleiben.
Wenn man zB das liest: https://www.kathnews.de/die-ueberlieferte-liturgie-nur-fruchtbar-im-geist-des-konzils-und-andernfalls-leblos-und-ohne-zukunft beschleichen mich Zweifel, inwieweit Sarah wirklich verstanden hat, warum Leute am alten Ritus festgehalten haben.
„Manche Leute benutzen Amoris laetitia, um sich den großen Lehren von Johannes Paul II.zu widersetzen. Sie irren sich. Was gestern wahr war, ist auch heute wahr. Wir müssen daran festhalten, was Benedikt XVI. die Hermeneutik der Kontinuität nannte. Die Einheit des Glaubens impliziert die Einheit des Lehramtes in Raum und Zeit. Wenn uns eine neue Lehre gegeben wird, muß diese immer in Übereinstimmung mit der vorherigen Lehre interpretiert werden.“
Eminenz hat in vielem Recht, was er hier schreibt. Aber obiges Zitat ist geradezu archetypisch für das Zaudern und Zögern, die Krise vollinhaltlich anzusprechen. „Manche Leute“ – Wer soll das sein? Man muß es aussprechen: Papst Franziskus, der höchstwahrscheinlich einmal als Gegenpapst deklariert werden wird, ja werden muß, er selbst „widersetzt sich den großen Lehren von Johannes Paul II.“. Das Herumreden nützt gar nichts. Der Fisch beginnt nicht bei „manchen Leuten“ zu stinken, sondern am Kopf.
Auch die „Hermeneutik der Kontinuität“ ist ein Zauberwort und hat keine Wirkkraft: Denn dieses Zauberwort legt nahe, daß man einander widersprechende Lehren mit rhetorischen Tricks in eine Kontinuität zwingen könnte. Das geht aber erstens nicht, und zweitens hat auch Benedikt XVI. diese famose „Hermeneutik“ NICHT angewandt. Dignitatis humanae und die anderen weitschweifigen Texte des II. V. wollten ja gerade diese Kontinuität vernichten. Der Papst hätte sagen müssen, was jetzt kontinuierlich ist und was nicht. So aber reden wir jetzt schon seit 2005 nur um den heißen Brei herum.
„Wenn uns also eine neue Lehre gegeben wird“, dann muß sie ggf. nicht im Zusammenhang mit den älteren Lehren „interpretiert“ werden, sondern dann muß sie ggf. verworfen werden. Aus, fertig.
Nichts für ungut, Eminenz, ich – mit vielen anderen – schätze Ihre Stimme, jetzt ist es aber an der Zeit, das gesamte Katastrophenpontifikat ausdrücklich zu delegitimieren, CIC hin oder her. Das ist doch schon alles längst nicht mehr katholisch.
Worauf sollen wir noch warten?
Sehr geehrter Herr Mag. Schrems,
ich schätze Ihre Artikel und Kommentare außerordentlich, und freue mich immer, diese zu lesen, insbesondere auch Ihre Beschäftigung mit den Erscheinungen U. L. Frau in Fátima, aber ich denke, mit Ihrer Einstufung von Papst Franziskus als Gegenpapst irren Sie sich: „Papst Franziskus, der höchstwahrscheinlich einmal als Gegenpapst deklariert werden wird, ja werden muß“.
(1.) Franziskus wurde gültig vom Konklave zum Papst erklärt und wird als solcher auch von seinem Vorgänger Benedikt XVI. anerkannt.
(2.) Franziskus widerspricht auch nicht ausdrücklich – also formell – einem definierten Dogma der Kirche, und ist darum auch Mitglied der Kirche, und damit auch Amtsträger der Kirche, und somit auch Papst.
Papst Franziskus vertritt deshalb höchstens informelle Irrlehren und Irrtümer. Ein Rückblick in die Geschichte der Päpste zeigt, dass er damit nicht der erste Papst ist, der so etwas tut. Er ist auch nicht der erste Papst, der bekannte Modernisten in höchste Ämter beruft, sondern er setzt im wesentlichen nur die Ernennungspolitik seiner Vorgänger St. Pauls VI., St. Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. fort, sicherlich etwas konsequenter und mit deutlichen eigenen Sympathien gegenüber den Modernisten und ohne dem gelegentlichen Einstreuen von Nichtmodernisten. Nicht nur seine Sympathien gegenüber den Modernisten in der Ernennungspolitik, auch in seinen selbst gegebenen Lehren, zeigt er, dass er selbst Modernist ist. Die allgemeine Einstufung als „Modernist“ reicht jedoch noch nicht für einen automatischen Kirchenausschluss aus. Ebenso kann bereits die Liturgiereform St. Pauls VI. als modernistische Neuerung bezeichnet werden, und doch war St. Paul VI. gültiger Papst, da keine formelle Häresie vorliegt.
U. L. Frau hat jedoch mit dem unveröffentlichten Teil des 3. Geheimnisses von Fátima recht behalten, in dem es nach jenen, die es kennen, sinngemäß heißt, dass der Papst unter die Herrschaft Satans geraten werde, und dass der Große Abfall von der Kirchenspitze selbst ausgehen werde. Das Geheimnis betrifft die Jahre nach 1960 und sollte deshalb 1960 veröffentlicht werden.
Die Inititalzündung der innerkirchlichen Revolution geschah jedoch bereits im Konklave 1958 mit der Wahl des hl. Johannes XXIII. Die Behauptung, dass eigentlich damals Kardinal Siri gewählt wurde, wurde von diesem nie dementiert, sondern eigentlich noch genährt, wie auch der Fátimapriester Gruner in einem YouTubevideo letztlich aussagt. Auf die Frage dazu habe Siri minutenlang sein Gesicht in seinen Händen vergraben und geäußert: „Es sind in den Konklaven schwerwiegende Dinge vorgefallen. Man könnte darüber Bücher schreiben, was in den Konklaven geschehen ist, aber ich darf dazu nichts sagen, weil ich an das Geheimnis gebunden bin.“ Gruner schließt aus dieser Aussage jedoch, dass Siri deshalb einst doch noch nicht gültig das Papstamt übertragen bekommen habe, da er sonst nicht mehr an das Geheimnis des Konklaves gebunden wäre. Ich sehe das jedoch anders. Er könnte natürlich gewählt worden sein. Nachdem er im Konklave zum Rücktritt gezwungen worden wäre, und Papst Johannes XXIII. übernommen hätte, hätte es konsequenterweise einen zusätzlichen Eid gegeben haben können bzw. sogar müssen, der alle Konklaveteilnehmer zum Schweigen verpflichtet, auch über die bereits erfolgte Wahl eines gültigen Papstes namens Siri.
Sehr geehrter Herr Tóth Tatzgern,
danke für Ihre weiterführenden Überlegungen.
Für meinen sensus fidelium ist eine zukünftige Deklaration von Papst Franziskus als Gegenpapst so gut wie unausweichlich. Aus ihm ist die Stimme des hl. Petrus schon lange nicht mehr zu herauszuhören, wenn sie es je war. Ihre Punkte (1) und (2) sind formell höchstwahrscheinlich richtig, aber ich habe bei beiden mittlerweile Zweifel. Und natürlich ist die Abu Dhabi – Erklärung, wonach Gott die Verschiedenheit der Religionen so wolle wie die Zweigeschlechtlichkeit und die Vielfalt der Nationen eine Häresie, möglicherweise für die strikten Kriterien der Kanonisten zu wenig formell, aber wenn wir uns nicht dumm stellen, formell genug. Franziskus macht das ja nicht unüberlegt.
Ein künftiger Papst und ein künftiges Kardinalskollegium wird der Kirchengeschichtsschreibung wohl die Schande eines solchen Pontifikats zu ersparen trachten und daher Mittel und Wege finden, dieses als Gegenpontifikat zu deklarieren. Zumindest ab einem bestimmten Zeitpunkt des Wirkens von Franziskus. Dieses ist nur mit erheblichen rhetorischen Tricks, oder gar nicht, als „petrinisch“ zu erklären und mit „non praevalebunt adversus eam“ zu vereinbaren.
Ich weiß, daß das eine heikle Sache ist und beanspruche hier meinerseits keine Unfehlbarkeit, natürlich nicht.
Gut, daß Sie die Siri-Sache aufbringen (Konklave vom 26.10.58 mit weißem Rauch und danach – nichts, was geschah dort?). Vielleicht wird doch noch jemand „auspacken“.
Ich stimme nicht zu Papst Franziskus losgelöst von seinen Vorgängern zu sehen. Er setzt doch nur (vielleicht noch konsequent) das zweite Vatikanische Konzil um.
Die Gedanken des Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X., Pater Davide Pagliarani finde ich zutreffender.
„Alles geht direkt oder indirekt auf einen falschen Kirchenbegriff zurück. Nochmals, Papst Franziskus zieht nur die letzten Schlussfolgerungen aus den vom Konzil festgelegten Prämissen. Konkret setzen seine Reformen immer eine zuhörende Kirche voraus, eine synodale Kirche, eine Kirche, die auf die Kultur der Völker, ihre Erwartungen und Forderungen, insbesondere auf die menschlichen und natürlichen Bedingungen eingeht, die für unsere Zeit typisch sind und sich ständig ändern. Der Glaube, die Liturgie, die Leitung der Kirche, muss sich an all dies anpassen und das Ergebnis davon sein.“
https://fsspx.news/de/eine-kirche-die-auf-dema-kopf-steht-50640
Großartig! Sachlich, einfach, kurz und klar. Der wohl bedeutsamste Wortbeitrag einer Kardinals seit vielen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten.
Joh Paul 2 hatte keine großen Lehren, das was er in Richtung Ehe und Familie gesagt hat ist seit eh und heh Lehre der Kirche.
Er selbst war ein Kind des Konzils mit marxistischen Anstrich und allerloesungs phantastereien.
Die meisten seiner Handlungen und Enzykliken waren blanke haeresien.
Gruselig
Sehr geehrter Herr Rudolf-Michael Tóth Tatzgern, nach einem mir sehr gut bekannten Zeitzeugen, einem Konzilsbeobachter wurde Kardinal Siri am 26.10.1958 zum Papst gewählt und wollte sich Papst Gregor XVII nennen.
Danke, Herr Kardinal Robert Sarah,
das Sie uns nicht alleine lassen. Halten wir uns immer wieder vor dem Augen, Ihren wunderbaren, aufbauenden Schlußsatz:
„Ein Mensch auf den Knien ist mächtiger als die Welt. Er ist ein uneinnehmenbares Bollwerk gegen den Atheismus und den Wahnsinn der Menschen. Ein kniender Mensch bringst den Stolz Satans zum Zittern,ihr alle, die ihr in den Augen der Menschen ohne Macht und Einfluß seid, bleibt vor Gott auf den Knien und habt keine Angst vor denen, die euch einschüchtern wollen“
Das gilt auch für unsere verwirrte Welt. Man sieht doch, wer das Sagen hat und wo die Hysterie hinführt.