(Paris) Auf dem G7-Gipfel in Biarritz, der vor zwei Wochen über die Bühne ging, wurde der Versuch unternommen, eine radikale Abtreibungs- und Gender-Agenda durchzusetzen. Entsprechende „Empfehlungen“ wurden aber von US-Präsident Donald Trump blockiert.
Vom 24.–27. August tagte im Atlantikseebad Biarritz die Gruppe der Sieben. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron legte den Vertretern der bedeutendsten Industriestaaten der westlichen Welt Empfehlungen und eine Aufforderung zum Handeln vor, mit dem extreme Abtreibungsgesetze nach dem Vorbild Kanadas zur gemeinsamen globalen, politischen Agenda erklärt werden sollten.
Die Texte stammen vom neuen G7-Gender Equality Advisory Council (GEAC) und entsprechen den Zielsetzungen des kanadischen Premierministers Justin Trudeau. Trudeau, seit 2015 im Amt, hatte das lebens- und familienfeindliche Programm bereits beim G7-Gipfel am 8./9. Juni 2018 in La Malbaie in Kanada vorgelegt. Er war es auch, der im vergangenen Jahr, als er die G7-Präsidentschaft ausübte, das GEAC errichtete.
Trudeau wollte schon damals seine radikale Linie für Abtreibung, Feminismus und Gender-Ideologie zur G7-Agenda machen, scheiterte in La Malbaie aber am entschiedenen Widerstand von US-Präsident Donald Trump.
Trudeaus Vater Pierre war es – von 1968 bis 1984 ebenfalls Premierminister –, der 1969 in Kanada die Abtreibung eingeführt hatte. Der Sohn führt diese Linie noch radikaler fort.
Was fordert Macrons G7-Dokument?
- Die Tötung ungeborener Kinder sollte bis zur Geburt erlaubt werden.
- Doch damit nicht genug: Öffentliche Kundgebung gegen die Abtreibung und Pro-Life-Stellungnahmen im Internet sollten von den G7-Staaten als „irreführend“ und „diskriminierend“ verurteilt werden.
Die Agenda der Abtreibungslobby wurde von Macron im Gefolge Trudeaus in einer bisher beispiellosen Radikalität präsentiert. Als Gelegenheit diente ihm der Tagesordnungspunkt „Förderung der Gleichstellung der Geschlechter“. Die Vorgehensweise enthüllt, was der linke Mainstream unter „Gleichstellung“ versteht.
Auch in Biarritz scheiterten die Abtreibungslobbyisten aber am US-Präsidenten. Donald Trump erhob auch gegen den französisch-kanadischen Vorstoß Einspruch. Wie schon im Jahr zuvor in La Malbaie blockte Trump die Diskussion sofort ab.
Damit ist es erneut dem US-Präsidenten zu verdanken, daß die radikalste Abtreibungs- und Gender-Agenda, die vom internationalen Establishment bisher vertreten wird, nicht zur offiziellen Politik der westlichen Staatenwelt wurde. Laut Trudeau und Macron wäre Abtreibung von der Zeugung bis zur Geburt nämlich der ideale Weg, um die „Diskriminierung von Frauen zu beseitigen und zu verhindern“.
Neben dem brutalen Angriff auf das Lebensrecht enthält der Vorstoß auch einen schwerwiegenden Angriff auf die Meinungsfreiheit und damit auf die Demokratie. Laut Trudeau und Macron sollte der Lebensrechtsbewegung ein Maulkorb umgehängt und ihre unerwünschte Meinung nicht mehr geduldet werden. Die beiden Linkspolitiker, die sich selbst als „liberal“ bezeichnen, wollen mit staatlicher Zensur und Repression gegen jene vorgehen, die das Lebensrecht der ungeborenen Kinder verteidigen.
Im Dokument ist wörtlich von einer Notwendigkeit die Rede, „die Desinformation über sichere Abtreibung zu verbieten“. Zudem soll ein „Recht auf sichere Abtreibung“ und das „Recht zu entscheiden gefördert“ werden, womit im Klartext ein „Recht“ reklamiert wird, über Leben oder Tod des ungeborenen Kindes „entscheiden“ zu können.
Frankreichs Vorreiterrolle
Das Dokument zitiert ein französisches Gesetz von 2017, das „Desinformation“ verbietet, die „darauf abzielt, die Frauen bewußt zum Thema Abtreibung in die Irre zu führen“. Gemeint ist damit die bereits unter Staatspräsident François Hollande (2012–2017) begonnene und von Macron fortgesetzte Repression gegen die Lebensrechtsbewegung samt der Unterdrückung der Wahrheit über die Abtreibung: daß jede Abtreibung den sicheren Tod eines Menschen bedeutet; Abtreibung die Todesstrafe unserer Zeit ist und die Hinrichtungen gnadenlos und massenhaft vollstreckt werden.
Die Tatsache, daß sowohl in Großbritannien als auch in Frankreich die Todesstrafe zur selben Zeit abgeschafft wurde, als die Hinrichtung ungeborener Kinder erlaubt wurde, entbehrt nicht einer makabren Ironie, die als Makel über dem seit Mitte der 60er Jahre erzielten „Fortschritt“ lastet.
Macron war unter Hollande Minister. Beide gehörten damals noch der Sozialistischen Partei (PS) an, als die französische Linksregierung 2012, „im Namen der Freiheit“ und mit dem Gewaltmonopol des Staates, den Kampf gegen die Lebensrechtsbewegung aufnahm, während der Staat zugleich Werbung für die Abtreibung betreibt.
Seit damals unterhält die französische Regierung eine Pro-Abtreibungs-Internetseite, um der Tätigkeit der Lebensrechtsbewegung im Internet entgegenzutreten. Die „Neutralität“ des Staates, eine „heilige Kuh“, des französischen Laizismus, war einmal. Zugleich wurde Druck auf Google ausgeübt, Lebensrechtsseiten in der Suchmaschine zurückzustufen. Auslöser war, daß damals in Frankreich, wurde bei Google als Suchwort „Abtreibung“ eingegeben, eine Lebensrechtsseite an erster Stelle erschien. Da der Einfluß der Regierung auf den US-Betreiber der Suchmaschine begrenzt blieb, rief das Frauenministerium öffentlich dazu auf, die Regierungsseite bei Google „hinaufzuklicken“. Da selbst dieser unglaubliche Vorstoß einer Regierung – der offene Kulturkampf mit ungleichen Mitteln gegen einen Privatverein – nicht den erhofften Erfolg brachte, wurde der verhaßten Internetseite mit dem erwähnten Desinformationsgesetz von 2017 der Garaus gemacht.
Der von Hollande eingeschlagene Weg wird unter Macron von Frauenministerin Marlène Schiappa fortgesetzt, einer „militanten Feministin“ (Wikipedia.fr). Die Tochter eines überzeugten Trotzkisten machte in der Sozialistischen Partei (PS) Karriere und folgte 2017 Macron.
Lebensrecht ungeborener Kinder eine „Fake News“?
Macron unternahm in Biarritz den Versuch, die Wahrheit über die Abtreibung – die Tötung eines Menschen – von den G7-Mächtigen als „Fake News“ brandmarken zu lassen. Politisch nicht korrekte, sprich unerwünschte Meinungen wie die Verteidigung des Lebensrechts ungeborener Kinder sind laut dieser Logik Fake News – und Fake News seien, nach derselben Logik, seit dem ebenso unerwünschten Wahlsieg von Donald Trump zu bekämpfen.
Die seit 2012 in Frankreich aktive, staatliche Repression gegen die Lebensrechtsbewegung wurde wegen ihrer ideologischen Voreingenommenheit scharf kritisiert. Folgt man dem Geist des Gesetzgebers wären Internetseiten schon deshalb von Zensur bedroht, wenn Abtreibung aus moralischen Gründen negativ beurteilt wird. Das gilt erst recht, wenn Frauen von einer Abtreibung abgehalten werden sollten.
Das kanadische Gesetz von Trudeau junior erlaubt die Tötung ungeborener Kinder während der gesamten Schwangerschaft – uneingeschränkt. Diese Schrankenlosigkeit ist die neue Stoßrichtung der radikalisierten Abtreibungslobby und konnte bereits im Staat New York umgesetzt werden. Die in Biarritz vorgelegten Dokumente zitieren das Trudeau-Gesetz ausdrücklich als Beispiel für eine Gesetzgebung, die das „Recht zu entscheiden (wie, wann und aufgrund welchen Geschlechts abtreiben)“ schützt.
Dabei entsetzt, daß selbst die Abtreibung aufgrund des Geschlechts explizit verteidigt wird. Das Paradox, daß im Namen der Frauen von Feministen die selektive Abtreibung nach dem Geschlecht unterstützt wird, die sich nachweislich vor allem gegen Mädchen richtet, stellt vor ein schwer faßbares Rätsel. Diese Haltung erklärt sich wahrscheinlich nur durch die erwähnte Radikalisierung der Abtreibungslobby, die im Sinne der neo-malthusianischen Überbevölkerungsideologen um jeden Preis und möglichst rasch eine Reduzierung der Weltbevölkerung erreichen will.
Die Förderung extremer Abtreibungsgesetze wird ausdrücklich als „fundamental“ bezeichnet, „um die Rechte der Mädchen und Frauen zu fördern“.
Deutsches Schweigen
Das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unter Führung von Franziska Giffey (SPD) schreibt auf seiner Internetseite: „Die Beseitigung von Ungleichheiten, insbesondere mit Blick auf die Gleichstellung der Geschlechter, ist eines der zentralen Anliegen der G7-Staaten.“ Das Ministerium rühmt sich: „Seit dem vergangenen deutschen G7-Vorsitz 2015 sind Fragen der Gleichstellung von Frauen und Mädchen zunehmend Schwerpunkt der Zusammenarbeit der G7.“
Der nächste Schritt war 2018 die Schaffung des Gender Equality Advisory Council (Gleichstellungsbeirat, GEAC) durch Trudeau. Das GEAC wird vom Bundesministerium als ein „hochrangiges G7-Beratungsgremium“ beschrieben.
Was das BMFSFJ nicht erwähnt, ist die radikal menschenverachtende Abtreibungsagenda, die vom „hochrangigen“ GEAC vertreten wird. Der Inhalt der Dokumente ist bekannt, weil Macron sich für die Internetseite des Élysée-Palastes mit den GEAC-Mitgliedern ablichten und dort die Dokumente veröffentlichen ließ.
Verschwiegen wird auch, daß „Gleichstellung von Frauen“ für das linksliberale Establishment vor allem ein „Recht“ auf Tötung ungeborener Kinder bedeutet. Eine Position, die von den bundesdeutschen Grünen über ihre parteinahe Heinrich-Böll-Stiftung unter der Parole „Feminist foreign policy – imperative for a more secure and just world“ (Feministische Außenpolitik – unerläßlich für eine sicherere und gerechtere Welt) offen und global unterstützt wird.
Das Gender Equality Advisory Council (GEAC)
Von Trudeau während seiner G7-Präsidentschaft 2018 errichtet, wurden das Gender Equality Advisory Council (GEAC) und seine Mitglieder von Macron, als er für 2019 die Präsidentschaft übernahm, bestätigt.
Die Errichtung des GEAC war von Trudeau als Instrument zur Durchsetzung einer extremen Abtreibungs‑, Feminismus- und Gender-Agenda gedacht, und entsprechend handelt das Gremium auch.
Dem GEAC gehören 35 Personen an, darunter die Schauspielerin Emma Watson, bekannt durch die „Harry Potter“-Verfilmungen. Watson steht für die Abtreibungslobby als Aushängeschild an vorderster Front. Sie engagierte sich für die Einführung der Abtreibung in Irland und kritisierte jüngst die neue Heartbeet Bill des Staates Alabama. Nachdem Watson in den G7-GEAC berufen wurde, forderte sie im Oktober 2018 mit einem offenen Brief „globalen Zugang zur Abtreibung“. Reuters sorgte für die weltweite Verbreitung dieser Forderung.
Ein weiteres GEAC-Mitglied ist der Friedensnobelpreisträger von 2018, Denis Mukwege. Der kongolesische Gynäkologe, der sich vor allem um Opfer sexueller Gewalt im Bürgerkrieg kümmert, ist bisher nicht als Verfechter der Abtreibung bekanntgeworden. Es stellt sich allerdings die Frage, wie er als Co-Vorsitzender die in den GEAC-Zielsetzungen enthaltene Abtreibungsagenda mittragen kann.
Eine radikale Abtreibungsaktivistin ist hingegen das Aushängeschild der Polit-Söldnergruppe Femen, Inna Schewtschenko, die nicht nur GEAC-Mitglied ist, sondern von Macron soeben als Regierungsberaterin auch in den französischen Gleichstellungsbeirat berufen wurde.
Dasselbe gilt auch für Phumzile Mlambo-Ngcuka, die seit 2013 Vorsitzende von UN Women ist. Die 2010 geschaffene UNO-Agentur ist eine institutionelle Speerspitze der Abtreibungslobby.
Und erst recht gilt das für Melinda Gates, die Frau von Bill Gates, die von Trudeau in das GEAC berufen wurde. Die Gates‘ können als neo-malthusianische Dynastie bezeichnet werden. Bereits Bill Gates Vater war Vorstandsmitglied im weltgrößten Abtreibungskonzern Planned Parenthood. Das Milliardärs-Ehepaar gehört zu den größten, privaten Financiers der Abtreibungsagenda. Noch gewichtiger dürfte ihr gesellschaftlicher und politischer Einfluß sein.
Abtreibungslobbyistinnen sind auch die liberianische Friedensnobelpreisträgerin von 2011, Leymah Gbowee, und die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin von 2014, Malala Yousafzai. Salopp könnte man sagen, den Friedensnobelpreis muß man sich ja schließlich „verdienen“. Man geht jedenfalls nicht fehl in der Annahme, daß das traditionell linksorientierte Friedensnobelpreiskomitee „Botschafterinnen“ einer bestimmten Agenda aufbaut.
Trump sei Dank
Zum zweiten Mal innerhalb von 14 Monaten wurde die extreme Abtreibungsagenda bei G7-Gipfeln vorgelegt. Beide Male ist sie von US-Präsident Donald Trump blockiert worden. Und zum zweiten Mal wurde der Vorstoß im Schluß-Kommuniqué zum G7-Gipfel nicht erwähnt.
Zum zweiten Mal gilt der Dank US-Präsident Donald Trump, der die Abtreibungslobbyisten abblockte.
Text: Giuseppe Nardi
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