(Rom) Franziskus befindet sich derzeit in Afrika. Auf dem Flug in die Hauptstadt von Mosambik, am 4. September, machte er sich über Kardinal Gerhard Müller, den ehemaligen Präfekten der römischen Glaubenskongregation lustig.
Die Episode wurde gestern von Jason Horowitz von der New York Times berichtet. Anstoß für die wenig freundliche Geste war ein Gespräch des Kirchenoberhauptes mit dem deutschen Revolver-Vatikanisten Andreas Englisch über die Kardinalserhebung von Michael Fitzgerald, den langjährigen Verfechter eines interreligiösen Dialogs mit dem Islam.
Franziskus habe die Verleihung des Kardinalspurpurs an Fitzgerald, der von Papst Benedikt XVI. wegen seiner Art des interreligiösen Dialogs aus Rom entfernt wurde, als „einen Akt der Gerechtigkeit“ bezeichnet.
Anders ausgedrückt: Die Kardinalswürde soll für den heute 82 Jahre alten Vatikandiplomaten eine „Wiedergutmachung“ für ein von Benedikt XVI. veranlaßtes „Unrecht“ sein. Der Papst signalisiert zugleich, daß der von Benedikt XVI. abgelehnte interreligiöse Kurs Fitzgeralds für ihn offensichtlich der richtige ist.
Englisch wäre kein Journalist mit Riecher und Biß, er wäre vor allem aber nicht Englisch, wenn er die Gelegenheit nicht auch für eine Provokation genützt hätte.
Er habe Franziskus zudem versichert, so die New York Times, daß „nicht alle Deutschen die schlechten Dinge glaubten, die der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der frühere Cheftheologe der Kirche, den Franziskus gefeuert hat, über ihn sage“.
Franziskus fragte Englisch darauf, was denn Kardinal Müller über ihn gesagt habe. Der Vatikanist hinterbrachte, daß der deutsche Kardinal behaupte, zu versuchen, das Pontifikat von Franziskus vor einer „schlechten Theologie retten“ zu wollen.
Franziskus reagierte darauf mit den mild klingenden, in Wirklichkeit aber herablassenden Worten: Kardinal Müller „hat gute Absichten und er ist ein guter Mann, aber er ist wie ein Kind“.
Die New York Times berichtet die Episode laut der Schilderung von Englisch. Die Provokation paßt ihr ins Konzept. Das linksliberale Weltleitmedium und Englisch unterstützen den Kurs des derzeitigen Pontifikats und sehen in Kardinal Müller den Anführer der Papstkritiker. Den Keil zwischen beiden Seiten zu treiben, darf als Teil einer Strategie gesehen werden, zumal sich der Mainstream siegessicher wähnt, seit Franziskus regiert.
Und manche mit der bevorstehenden Amazonassynode den verspäteten Beginn der Französischen Revolution in der Kirche erhoffen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: New York Times (Screenshot)