(Rom/Brasilia) Die bevorstehende Amazonassynode treibt immer neue Blüten. Papst Franziskus will unter den Synodenteilnehmern weder Minister noch Abgeordnete und schon gar nicht Militärs sehen. „Papst entscheidet Veto gegen aktive Politiker und Militärvertreter“, so die brasilianische Tageszeitung Estado De Sao Paulo. Was ist damit aber gemeint?
Einen Monat vor Eröffnung der Amazonassynode, die am 5. Oktober beginnen und bis zum 27. Oktober tagen wird, bereitet der Vatikan die definitive Liste der Synodalen, Experten und Sondergeladenen vor, „die an den Diskussionen über den Tropenwald teilnehmen werden“, so das linksliberale Blatt, das die älteste Tageszeitung Brasiliens ist.
Gegen amtierende Politiker, die ein Parlamentsmandat oder ein institutionelles Amt innehaben und gegen Militärs will Papst Franziskus sein Veto einlegen. Die neue Staatsführung von Brasilien und Staats- und Regierungschef Jair Bolsonaro kritisiert, daß linksgerichtete Kirchenkreise zusammen mit der politischen Linken des Landes die Synode für „politische Zwecke“ mißbrauchen wolle. Ziel sei es, die legitime Regierung des Landes anzugreifen. Der Inlandsgeheimdienst legte entsprechende Berichte vor.
Papst Franziskus selbst ließ in den vergangenen Jahren wenig Zweifel daran, daß er an der Seite der sozialistischen Arbeiterpartei (PT) steht, die von Bolsonaro in die Opposition geschickt wurde. Zur neuen Rechtsregierung, die sich selbst als christlich definiert, ging Franziskus hingegen auf Distanz. Vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im vergangenen Jahr bezeichnete Franziskus den sich abzeichnenden Machtwechsel sogar als „Staatsstreich mit weißen Handschuhen“. Mehr Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Staates, kann man sich schwer vorstellen. Die Kirche in Brasilien ist zudem seit Jahrzehnten bekannt für ihre Nähe zur marxistischen Befreiungstheologie, weshalb ihr Millionen von Gläubigen davonlaufen, die sich evangelikalen und pflingstlerischen Freikirchen anschließen. Als der neue Staatspräsident Bolsonaro Brasilien dem Unbefleckten Herz Mariens weihte, zeigten ihm Rom und die Kirchenhierarchie des Landes die kalte Schulter. Der neue Vizepräsident von Brasilien sagte im Frühsommer:
„Die kirchlichen Hierarchen scheinen atheistische Linkspolitiker zu bevorzugen.“
Der Vizepräsident ist indianischer Abstammung, stammt aus dem Staat Amazonia und gehört der Brasilianische Arbeitererneuerungspartei (PRTB) an. Alles Elemente, die eigentlich die „Kirche mit Amazonas-Gesicht“ begeistern sollten. Antônio Hamilton Martins Mourã hat jedoch zwei offenbar unverzeihliche Makel: er ist ein ehemaliger General und ein seine Partei ist antikommunistisch, antiglobalistisch und nationalkonservativ.
Das päpstliche Veto wurde von Kardinal Claudio Hummes, einem engen Vertrauten von Franziskus bekanntgegeben, der als REPAM-Vorsitzender maßgeblichen Einfluß auf die Vorbereitung und Ausrichtung der Amazonassynode besitzt. Franziskus ernannte ihn auch zum Generalrelator der Synode.
Hummes ist seit Jahren seine progressive Haltung bekannt. So tritt er für die Aufweichung des priesterlichen Zölibats und die Zulassung verheirateter Priester sowie das Frauenpriestertum und die „Homo-Ehe“ ein. Wie Franziskus steht er der sozialistischen Arbeiterpartei (PT) nahe. Ex-Staatspräsident Igancio Lula da Silva, der seit vergangenem Jahr wegen Korruption im Gefängnis sitzt, gilt für die offizielle Kirche in Brasilien noch immer als die politische Bezugsfigur.
Mit der Veto-Ankündigung des Papstes sollen offenbar Bedenken einer einseitigen politische Parteinahme zerstreut werden. Die Frage ist allerdings, wer im Umfeld von REPAM und Papst Franziskus möchte brasilianische Militärs zur Synode einladen?
Aufklärung liefert der Estado De Sao Paulo. Die brasilianische Regierung ließ über diplomatische Kanäle den Heiligen Stuhl wissen, daß sie auch gerne eine Stimme auf der Synode hätte, immerhin diskutiere dort „die ganze Welt“ über einen Teil von Brasilien und das ganz konkret über soziale und ökologische Fragen. Papst Franziskus habe zudem grünes Licht gegeben, als Auditoren und Periti Experten einzuladen, die keine Kirchenvertretern im engeren oder weiteren Sinn sind. Wörtlich spricht der Heilige Stuhl von „Persönlichkeiten von Weltrang, Wissenschaftler und Umweltschützer“, die an den Synodenarbeiten teilnehmen werden.
Kardinal Hummes begründete damit allerdings das Veto, mit dem der Wunsch der in Kirchenkreisen ungeliebten, neuen brasilianischen Regierung zurückgewiesen wird.
„Der Papst betont sehr die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Grundlegung“ der Synodenarbeiten, so Kardinal Hummes. Im Umkehrschluß sagte er damit, daß diese durch die Beteiligung der Regierung, und sei es nur durch einen Vertreter unter vielen, nicht gewährleistet sei.
Einer der „Experten“, der sicher geladen ist, ist der Klimaforscher Carlos Nobre. Nobre gehört zu den Vertretern der These von einer angeblich menschenverschuldeten Erderwärmung. Eine Richtung, der ungefähr ein Drittel der Klimaforscher angehört, die über ein faktisches Medienmonopol verfügt. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beratergremiums des UNO-Generalsekretärs und wirkte an der Ausarbeitung der Ziele für nachhaltige Entwicklung, der politischen Agenda der UNO für die Jahre 2015–2030 mit. Ihnen erteilte Papst Franziskus im September 2015 im New Yorker Glaspalast der Vereinten Nationen seinen Segen. Vor allem ist Carlos Nobre Mitglied des World Resources Institute (WRI). Dabei handelt es sich de facto um eine informelle UNO-Gründung und einen Baustein des linke Establishment-Netzwerkes. Gegründet wurde WRI vom Neo-Malthusianer James Gustave Speth, dem ehemaligen Chef des UNO-Entwicklungsprogramms (UNDP), bekannt auch durch sein Buch „Der Wandel ist machbar. Manifest für ein neues Amerika“.
Die vollständige Liste der Synodenteilnehmer wird indes vom Vatikan noch geheimgehalten. Laut Kardinal Hummes sollen ungefähr „250 Bischöfe sowie andere katholische Anführer, Priester und Laien und Vertreter der Indio-Völker“ daran teilnehmen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La voz libre/Estado De Sao Paulo (Screenshots)