„St.Maria als…“ – ausge(t)räumter Kirchen(t)raum?!

Reichenauer Künstlertage im Oktober 2019


Kirchenräume ausgeräumt – Kirchenträume ausgeträumt
Kirchenräume ausgeräumt – Kirchenträume ausgeträumt

von einer Katholikin

Anzei­ge

Kirchen(t)räume ausge(t)räumt?! Der Titel der Rei­chen­au­er Künst­ler­ta­ge  (Kunst­ver­ein der Diö­ze­se Rot­ten­burg-Stutt­gart und Gemein­schaft christ­li­cher Künst­ler in der Erz­diö­ze­se Frei­burg) im Okto­ber im Klo­ster Hei­li­gen­kreuz­tal kann selbst­ent­lar­ven­der nicht sein.

St. Maria in Stutt­gart ist ein „pro­mi­nen­tes“ Para­de­bei­spiel für einen aus­ge­räum­ten Kir­chen­raum und die Pro­fa­nie­rung des Sakra­len durch die Erpro­bung neu­er Nut­zungs­for­men: Tram­po­lin­sprin­gen und Tech­no­kon­zer­te, Paar­tanz, Yoga-Kur­se, Tur­nen, heid­ni­sche Kul­te, man koch­te, aß und trank… Soll­te St. Maria in Stutt­gart als Muster­bei­spiel für die Stadt­pa­sto­ral des 21. Jahr­hun­derts eta­bliert wer­den, steht zu befürch­ten, dass „Mul­ti­funk­ti­ons­kir­chen“ Schu­le machen werden.

Die „wis­sen­schaft­li­che“ Unter­füt­te­rung der sakri­le­gi­schen Zweck­ent­frem­dung des Sakral­raums durch den Tübin­ger Lehr­stuhl für Prak­ti­sche Theo­lo­gie von Pro­fes­sor Micha­el Schüß­ler, der das Stutt­gar­ter Pro­jekt beglei­tet, ist schon schlimm genug. Doch nun ver­brämt man das gan­ze noch kul­tu­rell, indem man eine künst­le­ri­sche und archi­tek­to­ni­sche „Avant­gar­de“ bemüht und davon spricht, „dass Ver­gan­gen­heit zu bewah­ren nicht das Hüten der Asche ist, son­dern das Befeu­ern der Glut in der Gegen­wart für die Zukunft“. 

Das Tagungs­pro­gramm der Künst­ler­ta­ge ver­rät, daß der Stutt­gar­ter Raum offen­sicht­lich eine Art Epi­zen­trum krea­ti­ver Erup­tio­nen ist. Dr. Chri­stia­ne Bund­schuh-Schramm ist Refe­ren­tin von Weih­bi­schof Kar­rer (Diö­ze­se Rot­ten­burg-Stutt­gart) für pasto­ra­le Fra­gen. Sie refe­riert in Hei­li­gen­kreuz­tal über das Stutt­gar­ter Pro­jekt (Wand­lung – Per­spek­ti­ven und Weg­wei­sun­gen in pasto­ra­ler und diö­ze­saner Sicht – St. Maria als…). Auch das künf­ti­ge spi­ri­tu­el­le Zen­trum St. Fide­lis wird bei­spiel­haft behan­delt werden.

Die vor­geb­li­chen Kir­chen­ret­ter behaup­ten, durch inno­va­ti­ve Kon­zep­te der zuneh­men­den Pro­fa­nie­rung und Umnut­zung von Kir­chen etwas ent­ge­gen­zu­set­zen. Von unse­rem Herrn Jesus Chri­stus spre­chen sie mit kei­ner Sil­be, nur von einer „spi­ri­tu­el­len Suche“. Der Raum sei „wie­der neu zu erschlie­ßen für die spi­ri­tu­el­le Suche der Men­schen, ohne die Kir­chen auf den Lit­ur­gie­raum zu redu­zie­ren“. Lit­ur­gie als Ein­schrän­kung für nicht­lit­ur­gi­sche Nut­zun­gen – welch eine Gering­schät­zung der hei­li­gen Messe!

Eine Kirche für (fast) alle Fälle

Ich glaub­te mei­nen Text gera­de fer­tig­ge­schrie­ben zu haben, als mir beim Sich­ten des inof­fi­zi­el­len Inter­net­por­tals der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz (katho​lisch​.de) ein Bei­trag vom Vor­tag, dem 8. August, den Atem stocken ließ. Ich muß­te weiterschreiben.

Offe­nes Kir­chen­pro­jekt in der Stutt­gar­ter Innenstadt

„St. Maria als“ – eine Kir­che für (fast) alle Fäl­le

Was tun, wenn nur noch 50 Men­schen in die Sonn­tags­mes­se kom­men? Die Stutt­gar­ter Gemein­de St.aria hat ihre Kir­che radi­kal geöff­net. Jeder durf­te das Got­tes­haus auf sei­ne Wei­se nut­zen. Nun steht das Bis­tum vor der Fra­ge, ob das Pro­jekt dau­er­haft lau­fen soll.

Mei­nen letz­ten Satz über die Gering­schät­zung der hei­li­gen Mes­se noch vor Augen, muß­te ich dann aus­ge­rech­net ein Zitat von Micha­el Schüß­ler (sic!) lesen: „Wenn Fri­seu­re in der Kir­che Obdach­lo­sen kosten­los die Haa­re schnei­den, dann ist das genau­so hei­lig wie die Mess­fei­er am Sonn­tag“. Und Kir­chen müß­ten Orte sein, „an denen die Men­schen ent­decken, dass dort etwas Wich­ti­ges pas­siert, das sie in ihrer Bio­gra­fie wei­ter­brin­gen kann“.

Altar­raum und Sei­ten­ka­pel­le blie­ben durch die Meß­fei­er ein „Hot­spot des Hei­li­gen“, so Stadt­de­kan Her­mes, der glaubt, daß die Gegen­wart Got­tes in der Eucha­ri­stie so stark sei, daß sie nicht beschä­digt wer­de, wenn jemand in der Kir­che Klei­der an Bedürf­ti­ge verteile.

Die Fra­ge nach einer Wei­ter­füh­rung des Pro­jekts, vor der das Bis­tum nun angeb­lich ste­he, ist wohl eher eine rhe­to­ri­sche Fra­ge. Der zustän­di­ge Bischof Geb­hard Fürst hat­te in sei­nem Brief an die Gläu­bi­gen, die sich gegen die fort­ge­setz­te sakri­le­gi­sche Nut­zung St. Mari­as an ihn gewandt hat­ten, sei­ne Sym­pa­thie für die Aus­lo­tung der „Grenz­be­rei­che und Über­gän­ge des Sakra­len und Pro­fa­nen“ nicht ver­bor­gen, wel­che die katho­lisch-theo­lo­gi­sche Fakul­tät Tübin­gen  (Lehr­stuhl für Prak­ti­sche Theo­lo­gie, Prof. Dr. Micha­el Schüß­ler) betreibt , die im Rah­men einer wis­sen­schaft­li­che For­schungs­ko­ope­ra­ti­on mit „St. Maria als…“ noch im März 2019 pasto­ral­theo­lo­gi­sche Kon­zept­ideen für einen „drit­ten Weg, jen­seits der Sakra­li­sie­rung und Pro­fa­nie­rung von lit­ur­gi­schen Räu­men“ erstellt hat­te. Die­se Ideen wer­den ver­mut­lich nicht im Müll­ei­mer entsorgt. 

„Nichtsakrale Heiligkeit des Profanen“?
„Nicht­sa­kra­le Hei­lig­keit des Profanen“?

Daß Frau Bund­schuh-Schramm im Okto­ber „St. Maria als…“ in Hei­li­gen­kreuz­tal vor­stellt, deu­tet  wohl auch auf eine lang­fri­sti­ge Pla­nung hin und auf ein zu erwar­ten­des posi­ti­ves Votum des Bischöf­li­chen Ordi­na­ri­ats im Herbst die­sen Jah­res. Und nicht zuletzt spricht die Ver­öf­fent­li­chung des posi­ti­ven Bei­trags zu „St. Maria als…“ zum jet­zi­gen Zeit­punkt auf katho​lisch​.de eine deut­li­che Sprache. 

Eine über Jahr­zehn­te prak­ti­zier­te Umer­zie­hung der Katho­li­ken hat den Weg berei­tet für die nun offen­sicht­lich hei­ße syn­oda­le Akti­ons­pha­se, in der die Kir­che Chri­sti aus­ge­räumt und vom Bal­last der Offen­ba­rung befreit wer­den soll: Das Schlag­wort von der nicht­sa­kra­len Hei­lig­keit des Pro­fa­nen darf die Ent­wei­hung von Sakral­räu­men eben­so recht­fer­ti­gen wie die „ver­än­der­te Lebens­wirk­lich­keit“ der Men­schen die Auf­ga­be der katho­li­schen Sexu­al­mo­ral, der erklär­te Prie­ster­man­gel am Ama­zo­nas die Auf­ga­be des Zöli­bats und die Öff­nung des Wei­he­am­tes sowie die Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit eine Frauenordination.

Durch die kir­chen­frem­de Nut­zung von St. Maria wur­den Fak­ten geschaf­fen. Das „Pro­jekt“ wird viel­leicht bald tat­säch­lich kein „dau­er­haft lau­fen­des Pro­jekt“ mehr sein, son­dern die mul­ti­funk­tio­na­le Nut­zung fest­ge­schrie­ben wer­den. Die Ver­ant­wort­li­chen und der Bischof wis­sen wohl mehr, als man uns glau­ben machen will, und der Arti­kel auf katho​lisch​.de ist ent­we­der eine Nebel­ker­ze zur Ver­schleie­rung die­ses Umstan­des oder eine sub­ti­le Vor­be­rei­tung der Öffent­lich­keit auf eine schlei­chen­de Umwid­mung der Kir­che oder wahr­schein­lich beides.

Wenn die Sakri­le­ge wei­ter­ge­hen, erreicht man sein Ziel. Die Gläu­bi­gen wer­den kei­nen Fuß mehr zur Mes­se in die ent­weih­te Kir­che set­zen kön­nen. Ihre Zahl wird wei­ter schrump­fen. Dann hat man Platz für ande­res, das die Reno­vie­rungs­ko­sten bes­ser recht­fer­tigt als die hei­li­ge Mes­se für weni­ge From­me. Eine Neue­van­ge­li­sie­rung ist näm­lich nicht ange­strebt. Laut katho​lisch​.de hat die Kir­chen­ge­mein­de St. Maria „ihren Fokus bewusst nicht dar­auf gelegt, Men­schen für sonn­täg­li­chen Kirch­gang oder für das Enga­ge­ment im Pfarr­ge­mein­de­rat zu rekru­tie­ren“. Stadt­de­kan Her­mes und Micha­el Schüß­ler bau­en auf die „ereig­nis­ba­sier­te Pasto­ral“, die „den Men­schen nicht gleich mit unse­rer Bot­schaft kon­fron­tie­ren“ wol­le, son­dern den Raum öff­ne. Dann ent­deck­ten die Men­schen die Bot­schaft selbst. Und so brü­stet sich Stadt­de­kan Her­mes damit, dass durch die Kir­chen­öff­nung erst­mals „unter der Woche mehr Men­schen in die Kir­che (kamen) als am Wochen­en­de“. Und: „Die Kir­che wur­de wie­der leben­dig, sie gewann an Ausstrahlung“. 

Die Kri­tik gläu­bi­ger Katho­li­ken an der Pro­fa­nie­rung ver­steht man nicht. Im Okto­ber 2018 habe man die „Spiel­re­geln“ für die Fremd­nut­zung „ange­paßt“, um Bier­trin­ken (sic!) und Tan­zen in der Kir­che zu untersagen. 

Gran­dio­se Lei­stung!  Und par­ti­ell die Unwahrheit. 

Denn noch an Ascher­mitt­woch die­sen Jah­res fand eine Tanz­per­for­mance statt. Essen war übri­gens gar nicht erst unter das behaup­te­te Ver­dikt gefallen.

Dabei gäbe es ein wirk­li­ches Pro­jekt, wel­ches das Attri­but pasto­ral und v.a. katho­lisch tat­säch­lich ver­die­nen und  St. Maria wie­der zu einem aus­schließ­lich „reli­giö­sen Ort“ machen wür­de. Und man bräuch­te dazu kein For­schungs­pro­jekt eines „katho­li­schen“ Theo­lo­gie­lehr­stuhls (der übri­gens vor die­ser Ver­eindeu­ti­gung zum reli­giö­sen Ort warnte):

Man ver­ab­schie­det sich end­lich von „hybri­den Kir­chen­räu­men“  und von „Sakra­men­ta­ler Riten­krea­ti­vi­tät“. Der Bischof voll­zieht einen Buß­ri­tus nach kano­ni­schem Recht und kon­se­kriert Kir­che und Altar neu. Dann beauf­tragt er Stadt­de­kan, Pfar­rer, Gemein­de­ver­tre­ter und Frau Bund­schuh-Schramm, ein Kon­zept zur Neue­van­ge­li­sie­rung und kate­che­ti­schen Unter­wei­sung der Katho­li­ken zu erar­bei­ten, die man über Jahr­zehn­te allein­ge­las­sen hat. Man macht die­sen Neu­an­satz genau­so publik wie „St. Maria als…“. Es gibt ver­stärkt Eucha­ri­sti­sche Anbe­tung. Die Kom­mu­ni­on­kin­der kön­nen die Mund­kom­mu­ni­on emp­fan­gen. Viel­leicht über­rascht man die Men­schen, indem man auch wie­der ein­mal zum Aller­hei­lig­sten hin zele­briert und dem Cho­ral Raum gibt. Men­schen kön­nen näm­lich spü­ren, wenn die Schön­heit der Lit­ur­gie das Myste­ri­um des Glau­bens umhüllt und wenn ein Prie­ster wahr­haf­tig für den Herrn lebt und in der Mes­se an Chri­sti Stel­le steht, der uns durch Sein Opfer erlöst. Und Suchen­de soll­ten es spü­ren dür­fen, wenn ihre viel­be­schwo­re­ne spi­ri­tu­el­le Suche auf das Sakra­le trifft. Im Kir­chen­raum, der Wohn­statt Jesu Chri­sti in der kon­se­krier­ten Hostie und dem Ort der hei­li­gen Messe.

Bild: hei​li​ge​kunst​.org/​g​c​k​-​f​r​e​i​b​u​r​g​.de (Screen­shots)

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