Papst Franziskus und die Kampagne „Freiheit für Lula“

Päpstliche Sympathien für Brasilien


Vertreter der Kampagne „Freiheit für Lula“ bei Papst Franziskus.
Vertreter der Kampagne „Freiheit für Lula“ bei Papst Franziskus.

(Rom) Papst Fran­zis­kus unter­hält gute Kon­tak­te zu poli­ti­schen Links­krei­sen in Latein­ame­ri­ka. Er mach­te in der Ver­gan­gen­heit auch kein Hehl dar­aus, mit dem bra­si­lia­ni­schen Ex-Prä­si­den­ten Luiz Ina­cio Lula da Sil­va zu sym­pa­thi­sie­ren. Lula befin­det sich seit April 2018 im Gefäng­nis. Des­sen Twit­ter-Account wird von Unter­stüt­zern der Arbei­ter­par­tei (PT) wei­ter­be­trie­ben. Dort wur­de gestern ein Foto von Papst Fran­zis­kus veröffentlicht.

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Lula war von 2003 bis 2010 Bra­si­li­ens Staats- und Regie­rungs­chef. Er ist der Grün­der der Arbei­ter­par­tei, deren Vor­sit­zen­der er vie­le Jah­re war. Des­halb gilt noch heu­te als wich­tig­ster Ver­tre­ter die­ser Links­par­tei. 2016 wur­de er Kabi­netts­mi­ni­ster sei­ner Nach­fol­ge­rin und Par­tei­kol­le­gin Dil­ma Rouss­eff. Wegen Kor­rup­ti­on wur­de er im ver­gan­ge­nen Jahr rechts­kräf­tig zu zwölf Jah­ren Gefäng­nis verurteilt.

Der Skan­dal, der nicht nur Lula betrifft, führ­te zum Macht­ver­lust der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Arbei­ter­par­tei. Die Anhän­ger Lulas ver­such­ten mit Nach­druck sei­ne Ver­haf­tung zu ver­hin­dern und dann sei­ne Frei­las­sung zu errei­chen. Dazu kon­tak­tier­ten sie auch Papst Fran­zis­kus, der sich trotz oder gera­de wegen der bevor­ste­hen­den Prä­si­dent­schafts- und Par­la­ments­wah­len, die im Herbst 2018 statt­fan­den, für Lula weit aus dem Fen­ster lehn­te. Die Straf­ver­fol­gung Lulas nann­te das Kir­chen­ober­haupt einen Staats­streich mit wei­ßen Hand­schu­hen. Zuvor und auch danach wie­der, warn­te Fran­zis­kus vor der Gefahr eines „Staats­streichs“ gewarnt.

Es ist bekannt, daß es in San­ta Mar­ta weni­ge Sym­pa­thien für den neu­en Staats­prä­si­den­ten Bra­si­li­ens, Jair Bol­so­n­a­ro, gibt. Über Ver­tre­ter der poli­ti­schen Lin­ken, die Fran­zis­kus auf­such­ten, ließ der Papst eine Soli­da­ri­täts­adres­se an Lula übermitteln.

Claudio Hummes spricht 1979 zu Streikenden, neben ihm Lula da Silva.
Clau­dio Hum­mes spricht 1979 zu Strei­ken­den, neben ihm Lula da Silva.

Gestern ver­öf­fent­lich­te der Twit­ter-Account #LulaO­fi­ci­al ein Foto, das Anhän­ger des Ex-Prä­si­den­ten mit Papst Fran­zis­kus zei­gen. Die Ver­mitt­lung der Begeg­nung, die am Mon­tag statt­fand, scheint über den der­zei­ti­gen Jesui­ten­ge­ne­ral Arturo Sosa Abas­cal erfolgt zu sein, der auf dem Bild hin­ter Papst Fran­zis­kus zu sehen ist.

Bei der Begeg­nung wur­de dem Papst ein T‑Shirt mit dem Kon­ter­fei von Lula mit der Auf­schrift „Frei­heit für Lula“ über­reicht. Es ist Teil einer Soli­da­ri­täts­kam­pa­gne, mit der zugun­sten des ehe­ma­li­gen Arbei­ter­füh­rers in Bra­si­li­en gewor­ben wird. Die Kir­che in Bra­si­li­en gehört zu den wich­tig­sten Unter­stüt­zern der lin­ken Arbei­ter­par­tei und Papst Fran­zis­kus ist ihr wich­tig­ster „Wahl­hel­fer“.

Am Mon­tag besuch­te Papst Fran­zis­kus „pri­vat“ die Gene­ral­ku­rie des Jesui­ten­or­dens, wie der inte­ri­mi­sti­sche Vati­kan­spre­cher Ales­san­dro Gisot­ti bestä­tig­te. Für die­se Gele­gen­heit dürf­te die Begeg­nung mit den Ver­tre­tern des Volks­ko­mi­tees arran­giert wor­den zu sein, von dem die Kam­pa­gne „Frei­heit für Lula“ ausgeht.

Das ver­öf­fent­li­che Bild hält den Moment der Über­ga­be fest. Dazu wur­de auf Twit­ter getextet:

Hummes mit Lula da Silva 1989
Hum­mes mit Lula da Sil­va 1989

„In Rom nimmt Papst Fran­zis­kus das T‑Shirt der Kam­pa­gne Lula Liv­re (Frei­heit für Lula) entgegen.“ 

Die Kam­pa­gne wird vom Volks­ko­mi­tee zur Ver­tei­di­gung von Lula und der Demo­kra­tie (Comitê Popu­lar em Defe­sa de Lula e da Demo­cra­cia) betrie­ben, die das Teil der Arbei­ter­par­tei (PT) ist. 

Einer der eng­sten Ver­trau­ten von Papst Fran­zis­kus, der bra­si­lia­ni­sche Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, ist ein alter Freund von Lula da Silva.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Twitter/​LulaOficial/​30giorni (Screen­shots)

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