(Rom) Nun ist es offiziell, auch für jene, die es bisher verdrängt haben. Die Amazonassynode will der Anfang vom Ende des priesterlichen Zölibats sein: Sie wird sich mit der Zulassung verheirateter Priester befassen. Und nicht nur damit.
Gestern wurde in Rom das Instrumentum laboris der Amazonassynode vorgestellt. Eine Überraschung dürfte das Dokument nur für jene sein, die vor unangenehmen Wirklichkeiten lieber die Augen verschließen. Nun liegt es schwarz auf weiß vor, daß die von Papst Franziskus einberufene Sondersynode über den südamerikanischen Regenwald über die Zulassung verheirateter Priester diskutieren wird.
Pantomimesynode mit vorgefertigtem Ergebnis?
Ausführlich berichtete gestern Philip Pullella, der Vatikan-Korrespondent der internationalen Presseagentur Reuters. Pullella gehört zu den überzeugten Bergoglianern und sichert durch seine Berichterstattung die weltweite Verbreitung eines päpstlichen Vorstoßes, für den er zugleich den Boden bereitet.
Reuters spricht bereits in der Meldungsüberschrift von einer „historischen Wende“:
„Ein Dokument des Vatikans vom Montag sagt, daß die Kirche die Priesterweihe von verheirateten Männern in Betracht ziehen muß.“
Es folgt der Zusatz: „in abgelegenen Gegenden des Amazonas“. Eine Einschränkung, die aber völlig wertlos ist, da es kein gespaltenes Priestertum in der lateinischen Kirche gibt. Was in einem entlegenen Winkel des Amazonas-Urwaldes oder auf einer abgelegenen Südseeinsel gilt, gilt auch für Osnabrück, Basel oder Graz.
Entsprechend schreibt Reuters:
daß es sich um „eine historische Wende“ handelt, „von der einige sagen, daß sie den Weg ebnen könnte, sie auch in anderen Gegenden einzusetzen, wo Priestermangel herrscht“.
Es kann kein Zweifel bestehen, daß Pullella nicht nur eine persönliche Einschätzung, sondern die Zielsetzung des päpstlichen Umfeldes wiedergibt.
Wie bereits bei den vorhergehenden Synoden, die von Papst Franziskus einberufen wurden, die beiden Familiensynoden und die Jugendsynode, ist es Franziskus selbst, der die Linie vorgibt und Motor der Aktion ist. Das Kirchenoberhaupt betont zwar, daß es sich um einen „Weg“ handle, als würde er ihn ergebnisoffen nur anstoßen. Tatsächlich spricht der Ablauf der Ereignisse dafür, daß Franziskus die Planung der Synoden bereits mit einem klaren Ziel beginnt. Das Ziel wird erst schrittweise enthüllt, vielleicht nie ganz. Dafür spricht, daß der erste konkrete Schritt für die Familiensynoden die Rede von Kardinal Walter Kasper im Februar 2014 war, mit der er die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener forderte. Franziskus hatte ihm den Auftrag zur Rede erteilt, und das – anders als üblich – nur ihm allein. Die Familiensynode hatte damit eine klare Vorgabe. Über das Ergebnis, verpackt in eine Fußnote, mit der die indirekte Zulassung von Scheidung und Zweitehe umgesetzt wurde, konnten sich nur jene wundern, die nicht wahrhaben wollen, was Sache ist.
Vergleichbar verläuft die Vorbereitung für die Amazonassynode. Deren Ursprünge lassen sich bis April 2014 zurückverfolgen, als Franziskus den befreiungstheologisch motivierten, österreichischen Missionsbischof Erwin Kräutler in Audienz empfing. Die Quintessenz der Begegnung faßte Kräutler damit zusammen, endlich einen Papst in Rom zu sehen, der die Aufhebung des Zölibats als Voraussetzung für das Priestertum angehen werde. Der Weg von der sogenannten „Amazonas-Werkstatt“, in der Kräutler und Kardinal Claudio Hummes schon damals am verheirateten Priestertum bastelten, zur Amazonassynode war dann nicht mehr weit. 2015 erklärte Franziskus, daß die Frage verheirateter Priester „auf meiner Agenda“ ist. Im Frühjahr 2017 bekundete er die Bereitschaft, über verheiratete Priester zu reden. Kurz darauf gab er im Herbst 2017 offiziell die Einberufung einer Synode über den Amazonas bekannt.
Der Stein war längst in den Teich geworfen und zieht seither seine Kreise.
Seit Jahresbeginn 2019 überschlagen sich die Ereignisse. Im Januar ließ Franziskus die Katze aus dem Sack mit einer seiner kryptischen, langatmig-gewundenen Spontanantworten. Er sagte zu verheirateten Priestern „Nein, außer…“. Kardinal Claudio Hummes, der Verantwortliche für die Synodenvorbereitung, erklärte unumwunden, daß die Synode über verheiratete Priester sprechen wird. Eine ganze Reihe von Bischöfen aus dem deutschen Sprachraum deponierten bereits ihren „Wunsch“ nach einem verheirateten Klerus. Das Stichwort Zölibat fällt weniger oft, um möglichst keine schlafenden Hunde zu wecken.
Um einer gesamtkirchlichen Debatte – und einem vorprogrammierten – Konflikt aus dem Weg zu gehen, berief Franziskus keine allgemeine Bischofssynode ein, sondern eine Sondersynode. Das Einzugsgebiet ist eingeschränkt auf die Diözesen, die Anteil am Amazonas-Tiefland haben. Diese Restriktion auf ein Gebiet, mit einem stark befreiungstheologisch geprägten Episkopat, besonders in Brasilien, das allein den größten Teil des Amazonas umfaßt, dient dazu, die „Öffnung“ leichter zu handhaben.
Die „entlegenen“ Gebiete des Amazonas, von denen seit 2014 die Rede ist, sind zwar territorial von gigantischen Ausmaßen. Konkret geht es aber nur um etwa 250.000 – 300.000 Indios. Wie viele davon katholisch sind, wurde bisher von keiner Stelle gesagt, die mit der Synodenvorbereitung befaßt ist.
Der weitaus größte Teil der mehr als 1,3 Milliarden Katholiken bleibt damit von der Synode und die epochale Entscheidung über den Zölibat und ein verheiratetes Priestertum ausgeschlossen. Pullella sagt es im Reuters-Bericht offen: Was unter Ausschluß der katholischen Öffentlichkeit für bestenfalls 0,02 Prozent der Katholiken eingeführt wird, gilt danach für alle. Das ist der Trick, anders kann man es nicht nennen. Der Amazonas ist lediglich der exotische, abgelegene Türöffner für eine Alt-68er-Forderung. Das Ziel ist die Beseitigung des westlichen, progressiven Kirchenkreisen unzugänglichen bis verhaßten Zölibats. Die Praxis in den orthodoxen Kirchen zeigt, daß der Zölibat im Weltklerus innerhalb kurzer Zeit vernichtet sein würde und sich nur mehr im Ordensklerus halten könnte. Selbst dort könnte, anders als in der Orthodoxie, der verheiratete Klerus in die sogenannten Neuen Geistlichen Gemeinschaften eindringen, die alle Stände umfassen.
Allerdings verweisen progressive Kreise im Zusammenhang mit der von ihnen immer neu entfachten Zölibatsdebatte zwar gerne auf den verheirateten Klerus der Orthodoxen, streben in Wirklichkeit aber das schrankenlose protestantische „Modell“ an. Die Orthodoxen wissen, trotz der seit Jahrhunderten geltenden Zölibatsaufweichung, daß sie damit nicht die eigentliche Vollform, wie sie Jesus Christus selbst vorlebte, durchgehalten haben. Zumindest einige Einschränkungen halten sie daher aufrecht: eine Eheschließung ist nur vor der Priesterweihe möglich; sobald die Weihe erfolgt ist, ist sie ausgeschlossen; ein verheirateter Mann, der zum Priester geweiht wird, kann daher, sollte er Witwer oder von seiner Frau verlassen werden, keine neue Ehe eingehen.
Grundsätzlich stellt sich damit die Frage: Warum sollte die römische Kirche einem „halben“ Modell folgen, wo sie selbst unter erheblichen Mühen zweitausend Jahre die Vollform bewahrt hat? Mehr noch: Die lateinische Kirche ist der einzige Teil der Christenheit, der sie durchgehalten hat. Darin bestätigt sich auf besondere Weise ihr Anspruch, die wahre Kirche Jesu Christi zu sein.
Es wird geradezu zum Rätsel, wie Teile der Kirche die Beseitigung eines solchen Beweises für ihre Fülle beseitigen wollen können. Es liegt daher nahe, daß rechtgläubige Teile der Kirche, darin einen Angriff auf die Wahrheit sehen, und eine bewußte oder unbewußte Schädigung der Kirche erkennen.
Das gilt um so mehr, als die Zölibatsgegner sich nicht am orthodoxen, sondern am protestantischen Modell orientieren, also an einem Modell, dem kein Verständnis eines sakramentalen Priestertums zugrunde liegt. Daran wird unübersehbar, daß die wirklichen Promotoren der amazonischen Zölibatsaufweichung nicht im Amazonas zu finden sind, sondern in den kirchlichen 68er-Kreisen des Westens, besonders im deutschen Sprachraum, der seit den 60er Jahren in eine neue, offene Unruhe getreten ist.
Der Paragraph 129 des Instrumentum laboris
Das Instrumentum laboris bildet das Arbeitspapier, auf dessen Grundlage die Synodenarbeiten stattfinden werden. Es gibt damit die Linie vor: eine eindeutige Linie. Sie ist im Paragraph 129 enthalten. Darin ist von „neuen Diensten“ die Rede. Im Punkt 129.a.2 heißt es (Verhandlungssprache der Synode wird Spanisch sein):
„Afirmando que el celibato es un don para la Iglesia, se pide que, para las zonas más remotas de la región, se estudie la posibilidad de la ordenación sacerdotal para personas ancianas, preferentemente indígenas, respetadas y aceptadas por su comunidad, aunque tengan ya una familia constituida y estable, con la finalidad de asegurar los Sacramentos que acompañen y sostengan la vida cristiana.“
Wörtlich:
„In der Bekräftigung, daß der Zölibat ein Geschenk an die Kirche ist, wird darum gebeten, für die entlegensten Gebiete der Region die Möglichkeit der Priesterweihe für ältere, vorzugsweise indigene Männer zu prüfen, die von ihrer Gemeinschaft respektiert und anerkannt werden, auch wenn sie bereits eine konstituierte und stabile Familie haben, um die Sakramente zu gewährleisten, die das christliche Leben begleiten und erhalten.“
Neben der Zulassung eines verheirateten Priestertums sieht das Arbeitspapier auch eine „stärkere, pastorale Rolle für die Frauen“ vor. Obwohl den Frauen mit 129.c ein eigener Bereich gewidmet ist, finden sie bereits im Bereich 129.a Erwähnung. Und das geschieht in eindeutig zweitdeutiger Form:
„Promover vocaciones autóctonas de varones y mujeres como respuesta a las necesidades de atención pastoral-sacramental.“
„Förderung von autochthonen Berufungen von Männern und Frauen als Antwort auf die Bedürfnisse einer pastoral-sakramentalen Aufmerksamkeit.“
Die verschwommene Formulierung verknüpft neue Dienste, Frauen und Sakramente. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil war die Spendung aller Sakramente dem Weihepriestertum vorbehalten. Seither fand eine Aufsplitterung statt. Taufe und Eheschließung können seither auch verheiratete Diakone durchführen. Das Weihesakrament ist Bischöfen vorbehalten. Der Punkt 129.a.3 ist ganz den Frauen gewidmet:
„Identificar el tipo de ministerio oficial que puede ser conferido a la mujer, tomando en cuenta el papel central que hoy desempeñan en la Iglesia amazónica.“
„Die Art des offiziellen Dienstes identifizieren, der den Frauen übertragen werden kann, unter Berücksichtigung der zentralen Rolle, die sie heute in der Amazonaskirche spielen.“
Enthält das Arbeitspapier den Ansatz dazu, erstmals in der Kirchengeschichte Diakoninnen zu schaffen, also Frauen zum Weihesakrament zuzulassen? Auf der Pressekonferenz gestern blieb die Frage offen. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die „Diakoninnen“ im Instrumentum laboris keine Erwähnung finden. Dazu habe Franziskus bereits in seiner Rede an die Generaloberinnen Stellung genommen und gesagt, es brauche zum Thema noch eine weitere Vertiefung. Grund dafür war, daß die von ihm 2016 eingerichtete Studienkommission „zu keinem einhelligen“ Ergebnis gekommen ist, so Kurienbischof Fabio Fabene, von Franziskus 2014 ernannter Untersekretär der Bischofssynode, der zusammen mit Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode, und P. Humberto Miguel Yanez SJ, Professor der Moraltheologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana, die Pressekonferenz gab.
Archaisches Konzept: Den Dorfältesten zum Priester weihen
Laut dem Arbeitspapier wird in 129.a.1 das Bild von Dorfältesten skizziert, die – obwohl verheiratet – zu Priestern ihrer Gemeinschaft gewählt und geweiht werden sollen. Dieses archaische Konzept will einen exotischen Touch von Amazonas-Regenwald und Indio-Romantik vermitteln, das sich allerdings in Luft auflösen muß, wenn gleichzeitig die feste Absicht besteht, dasselbe Modell für alle Teile der Kirche einzuführen, wo ein Priestermangel herrscht (obwohl diese anderen Teile bei der Einführung nicht mitreden können).
Die Erwähnung im Arbeitspapier, daß der priesterliche Zölibat ein „Geschenk“ für die Kirche sei, gilt offenbar nur mehr mit Einschränkung, da sie nur als Einleitung dient, um im zweiten Teil des Satzes das eigentliche Ziel zu nennen: verheiratete Priester einzuführen.
Diese Begründung, um die Sakramentenspendung für das gläubige Volk sicherzustellen, ließe sich problemlos auf andere, vor allem westliche Gegenden übertragen, etwa die Bundesrepublik Deutschland, um dem herrschenden Priestermangel zu begegnen. Nicht thematisiert würde damit allerdings, warum es diesen Priestermangel überhaupt gibt. Dabei gilt wohl eher: Wer keine Priesterberufungen will, bekommt auch keine.
Übersehen wird, daß es auch im Herzen Europas das heute bekannte, kapillare Netz von Pfarreien und Seelsorgestationen die meiste Zeit der vergangenen 2000 Jahre so nicht gab. Das heutige Pfarrnetz ist überhaupt erst das Ergebnis des 19. Jahrhunderts, und die Dichte der Seelsorgestationen erst das Ergebnis der Neuzeit. Warum dieselbe Entwicklung für die Amazonas-Indios unzumutbar sein soll, erschließt sich nicht. Schon gar nicht, wenn man die zur Schau getragene Abneigung, manchmal sogar Feindseligkeit bestimmter lateinamerikanischer Kreise, auch in der Kirche, gegen das „kolonialistische“ europäische (westliche) Modell kennt. Genau dieses Modell soll aber in den Amazonasurwald exportiert werden, um einem „Sakramentennotstand“ zu begegnen. Dabei wurde auf der gestrigen Pressekonferenz zur Vorstellung des Instrumentum laboris ausdrücklich betont, daß der Amazonas von „neokolonialistischer Aggression und Ausbeutung befreit“ werden soll.
Dahinter werden unschwer taktische Überlegungen erkennbar, die in dialektischer Form beliebige Aspekte vermengen, um das angestrebte, eigentliche Ziel, die Aufhebung des Zölibats, zu erreichen.
Exotisches Amazonas-Modell für die ganze Weltkirche
Pullella betont daher gleich zweimal in seiner Reuters-Meldung, daß das Amazonas-Modell dann auch „in anderen Teilen der Erde als Antwort auf den Priestermangel“ dienen könnte. Zudem sondern erinnert er daran, daß es Franziskus selbst war, der im März 2017 in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit seine Bereitschaft erklärte, über die Zulassung verheirateter Priester zu sprechen. Derselbe Franziskus, der dann am 9. September 2017 in Kolumbien vor einem Massenpublikum, das weniger liberal als die Leserschaft der Zeit ist, ganz energisch, das Priestertum zu verteidigen schien – und auch den Zölibat. Daß es in der heutigen Zeit keine Berufungen gebe, sei ein „Märchen“, so Franziskus:
„Und kommt nicht her, um mir zu erzählen: ‚Nein, natürlich, es gibt nicht so viele Berufungen für eine besondere Weihe, weil – das ist klar – mit dieser Krise, die wir erleben…‘. Wißt Ihr, was das ist? Das sind Märchen? Ist das klar? Auch inmitten dieser Krise, beruft Gott.“
Die Gläubigen waren begeistert und gutgläubige Medien berichteten, der Papst habe damit einer möglichen Einführung verheirateter Priester eine Absage erteilt. Katholisches.info schrieb hingegen:
„Papst Franziskus ist bekannt für Aussagen, die in ihrer Unschärfe in direktem Widerspruch zu anderen von ihm getätigten Aussagen stehen oder zumindest zu stehen scheinen. Darüber, ob es sich dabei um Unachtsamkeit in einem improvisierten Redestil oder um bewußte Absicht handelt, gehen die Meinungen in Ermangelung offizieller Korrekturen, Dementis oder Interpretationen auseinander. Eine Aussage, die er am vergangenen Samstag vor großem Publikum in Kolumbien tätigte, scheint in der zentralen Frage des Priestertums Klarheit zu schaffen. Tut sie das aber wirklich?“
Inzwischen kann kein Zweifel bestehen, daß seine kolumbianische Rede zwar die Berufungen verteidigte, aber nicht das zölibatäre Priestertum. Als Jesuit ist er selbst ein glaubwürdiger Vertreter des Zölibats, doch die Frage dreht sich um den Weltklerus. Franziskus nahm zwar bereits auf vielgestaltige Weise zum priesterlichen Zölibat Stellung, ohne diesen bisher aber wirklich zu verteidigen. Seine Wortmeldung, persönlich „kein Problem“ mit dem Zölibat zu haben, kann eine wirkliche Verteidigung und Begründung nicht ersetzen.
Klare Schwerpunktsetzung: aggressiver Ökologismus und Angriff gegen den Zölibat
An der Sondersynode vom 6.–27. Oktober 2019 werden neben den Bischöfen des Amazonas-Tieflandes und den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Staaten, die Anteil am Amazonas haben noch von Franziskus ernannte „Vertreter, einschließlich der Indio-Völker“ teilnehmen, so Reuters. Sie werden am Ende über die verschiedenen Paragraphen des Schlußdokuments abstimmen und dann dem Papst übergeben: „der entscheiden wird, ob er sie in ein offizielles Apostolisches Schreiben umwandelt, das sich auf die Synodenversammlungen stützt“.
Erst im letzten von insgesamt dreizehn Absätzen spricht Pullella auch über anderes, über „eine starke Verteidigung für den Umweltschutz im Amazonas, gegen die Abholzung, den illegalen Bergbau und für die Entwicklungsprojekte zur Förderung der Eingeborenen-Kulturen und des für den Planeten delikaten, vitalen Ökosystems“. Die Gewichtungen sind eindeutig verteilt: Der zentrale Punkt der Amazonassynode ist der Angriff auf den priesterlichen Zölibat und die Zulassung verheirateter Priester. Nicht anders war es bei der Familiensynode mit der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten. Der Rest war vor allem dekoratives und beschönigendes Beiwerk.
Da das zentrale Ergebnis der Synoden bereits vorab festzustehen scheint (das hatten dreizehn Kardinäle bereits am Beginn der zweiten Familiensynode kritisiert), könnte auch von Phantomsynoden gesprochen werden. Secretum meum mihi spricht von „Pantomimesynoden“.
Die Aussage ist gar nicht so gewagt, wenn man davon ausgeht, daß die Amazonassynode nicht nur die Regenwald-Indios zum Ziel hat, sondern vielleicht mehr noch die säkularisierte Bundesrepublik Deutschland. Der Amazonas wird damit lediglich zum Tarnbegriff für Deutschland. Der bundesdeutsche Episkopat, schwer im Verdacht, einer Form der Simonie zu frönen, ist bereits in den Startlöchern, um am Tag nach Synodenschluß den „Berufungsnotstand“ auszurufen und nach der Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens durch Franziskus verheiratete Männer zur Priesterweihe zuzulassen – auf der Grundlage der von ihm gewährten dezentralen Synodalität.
Das Szenario ist seit der Familiensynode und der Zulassung verheirateter Geschiedener oder protestantischer Ehepartner zur Kommunion hinlänglich bekannt. Es braucht dann nur mehr einen Mehrheitsbeschluß der Deutschen Bischofskonferenz und den ersten Bischof, der vollendete Tatsachen schafft. Das Rom von Papst Franziskus hat bisher nach dem Motto Qui tacet, consentire videtur dazu schweigen oder die Vorstöße sogar ausdrücklich begrüßt.
Die Amazonassynode vermittelt in Summe den Eindruck, lediglich ein Schaulauf zu ein, ein inszeniertes Theater, um – so ist anzunehmen – einen weiteren Punkt in der Agenda der Geheimgruppe von Sankt Gallen abzuarbeiten, von der Jorge Mario Bergoglio erfolgreich auf den Stuhl Petri gehoben wurde.
Die Zeit, sich Illusionen hinzugeben, ist knapp geworden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/VaticanNews (Screenshots)