„Die wunderbare Verbindung zwischen dem Wort Gottes und dem Heiligen Geist“

Mittwochskatechese von Papst Franziskus


Generalaudienz

Lie­be Brü­der und Schwe­stern,
guten Tag!

Anzei­ge

Heu­te begin­nen wir eine Kate­che­se­rei­he, die uns durch die Apo­stel­ge­schich­te füh­ren wird. Die­ses Buch der Bibel, das vom Evan­ge­li­sten Lukas geschrie­ben wur­de, berich­tet uns von der Rei­se – von einer Rei­se: Aber von wel­cher Rei­se? Von der Rei­se des Evan­ge­li­ums in die Welt, und es zeigt uns die wun­der­ba­re Ver­bin­dung zwi­schen dem Wort Got­tes und dem Hei­li­gen Geist, die die Zeit der Evan­ge­li­sie­rung einläutet. 

Die Haupt­ak­teu­re der Apo­stel­ge­schich­te sind ein leben­di­ges und wirk­kräf­ti­ges »Paar«: das Wort Got­tes und der Hei­li­ge Geist. Gott »sen­det sei­nen Spruch zur Erde« und »in Eile läuft sein Wort dahin«, heißt es im Psalm (147,15). Das Wort Got­tes läuft, es ist dyna­misch, es bewäs­sert jeden Boden, auf den es fällt. Und was ist sei­ne Kraft? Der hei­li­ge Lukas sagt uns, dass das mensch­li­che Wort nicht durch die Rhe­to­rik, die Kunst des schö­nen Redens, wirk­kräf­tig wird, son­dern durch den Hei­li­gen Geist, der die »dyna­mis« Got­tes ist: die Dyna­mik Got­tes, sei­ne Kraft, die die Macht hat, das Wort zu rei­ni­gen, es zur Lebens­spen­de­rin zu machen.

In der Bibel gibt es zum Bei­spiel Geschich­ten, mensch­li­che Wor­te; aber was ist der Unter­schied zwi­schen der Bibel und einem Geschichts­buch? Dass die Wor­te der Bibel vom Hei­li­gen Geist genom­men sind, der eine sehr gro­ße Kraft, eine ande­re Kraft schenkt und dazu bei­trägt, jenes Wort zum Samen der Hei­lig­keit zu machen, zum Samen des Lebens, es wirk­kräf­tig zu machen. Wenn der Hei­li­ge Geist das mensch­li­che Wort besucht, dann wird es dyna­misch, gleich­sam wie »Dyna­mit«, also fähig, die Her­zen zu ent­zün­den, Denk­sche­men, Wider­stän­de und tren­nen­de Mau­ern zu spren­gen, neue Wege zu öff­nen und die Gren­zen des Got­tes­vol­kes zu erwei­tern. Und das wer­den wir in die­ser Kate­che­se­rei­he sehen, in der Apo­stel­ge­schich­te. Wer unse­rem mensch­li­chen Wort, das so schwach und sogar in der Lage ist zu lügen und sich der eige­nen Ver­ant­wor­tung zu ent­zie­hen, leben­di­gen Wohl­klang und Nach­druck ver­leiht, ist nur der Hei­li­ge Geist, durch den der Sohn Got­tes gezeugt wur­de. Der Geist hat ihn gesalbt und in der Sen­dung gestützt; der Geist, durch den er sei­ne Apo­stel aus­er­wählt und ihrer Ver­kün­di­gung Beharr­lich­keit und Frucht­bar­keit gewähr­lei­stet hat, wie er sie heu­te auch unse­rer Ver­kün­di­gung gewährleistet.

Das Evan­ge­li­um endet mit der Auf­er­ste­hung und Him­mel­fahrt Jesu, und der Bericht der Apo­stel­ge­schich­te setzt genau hier an, bei der Über­fül­le des Lebens des Auf­er­stan­de­nen, das auf sei­ne Kir­che über­tra­gen wird. Der hei­li­ge Lukas sagt: Jesus hat »nach sei­nem Lei­den durch vie­le Bewei­se gezeigt, dass er lebt; vier­zig Tage hin­durch ist er […] erschie­nen und hat vom Reich Got­tes gespro­chen« (Apg 1,3). Der Auf­er­stan­de­ne, der auf­er­stan­de­ne Jesus, voll­bringt sehr mensch­li­che Gesten, wie das Mahl mit den Sei­nen zu tei­len, und er lädt sie ein, ver­trau­ens­voll in Erwar­tung auf die Erfül­lung der Ver­hei­ßung des Vaters zu leben: »Ihr wer­det [… ] mit dem Hei­li­gen Geist getauft wer­den« (Apg 1,5).

Denn die Tau­fe mit dem Hei­li­gen Geist ist die Erfah­rung, die es uns gestat­tet, in eine per­sön­li­che Gemein­schaft mit Gott ein­zu­tre­ten, an sei­nem uni­ver­sa­len Heils­wil­len teil­zu­ha­ben und die Mit­gift der »Par­r­he­sia«, der Frei­mut, zu erwer­ben, also die Fähig­keit, ein Wort »als Kin­der Got­tes« zu sagen. Nicht nur als Men­schen, son­dern als Kin­der Got­tes: ein rei­nes, frei­es, wirk­kräf­ti­ges, lie­be­vol­les Wort für Chri­stus und für die Brü­der und Schwe­stern. Man muss also nicht dar­um kämp­fen, sich die Gabe Got­tes zu ver­die­nen oder ver­dient zu haben. Alles wird unent­gelt­lich und zu sei­ner Zeit gege­ben. Der Herr gibt alles unent­gelt­lich. Das Heil kauft man nicht, bezahlt man nicht: Es ist ein unent­gelt­li­ches Geschenk. Ange­sichts der Unge­duld, die Zeit, in der die von ihm ange­kün­dig­ten Ereig­nis­se gesche­hen wer­den, im Vor­aus zu ken­nen, ant­wor­tet Jesus den Sei­nen: »Euch steht es nicht zu, Zei­ten und Fri­sten zu erfah­ren, die der Vater in sei­ner Macht fest­ge­setzt hat. Aber ihr wer­det Kraft emp­fan­gen, wenn der Hei­li­ge Geist auf euch her­ab­kom­men wird; und ihr wer­det mei­ne Zeu­gen sein in Jeru­sa­lem und in ganz Judäa und Sama­ri­en und bis an die Gren­zen der Erde« (Apg 1,7–8).

Der Auf­er­stan­de­ne lädt die Sei­nen ein, die Gegen­wart nicht in Furcht zu leben, son­dern sich mit der Zeit zu ver­bün­den, die Ent­fal­tung einer hei­li­gen Geschich­te zu erwar­ten, die nicht unter­bro­chen wur­de, son­dern die fort­schrei­tet; war­ten zu kön­nen auf die »Schrit­te« Got­tes, der Herr über Zeit und Raum ist. Der Auf­er­stan­de­ne lädt die Sei­nen ein, die Sen­dung nicht selbst zu »erfin­den«, son­dern dar­auf zu war­ten, dass der Vater selbst ihre Her­zen dyna­misch macht durch sei­nen Geist, um ein­ge­bun­den zu wer­den in ein mis­sio­na­ri­sches Zeug­nis, das in der Lage ist, von Jeru­sa­lem nach Sama­ri­en aus­zu­strah­len und die Gren­zen Isra­els zu über­schrei­ten, um die Rand­ge­bie­te der Welt zu erreichen.

Die­se Erwar­tung leben die Apo­stel gemein­sam; sie leben sie als Fami­lie des Herrn, im Ober­ge­mach oder Abend­mahls­saal, des­sen Wän­de noch immer Zeu­gen der Gabe sind, durch die Jesus sich den Sei­nen in der Eucha­ri­stie hin­ge­schenkt hat. Und wie erwar­ten sie die Kraft, die »dyna­mis« Got­tes? Indem sie beharr­lich beten, so als sei­en sie nicht vie­le, son­dern nur einer. Indem sie in Ein­heit und Beharr­lich­keit beten. Denn durch das Gebet über­win­det man die Ein­sam­keit, die Ver­su­chung, das Miss­trau­en und öff­net das Herz zur Gemein­schaft. Die Gegen­wart der Frau­en und Mari­as, der Mut­ter Jesu, ver­tieft die­se Erfah­rung: Sie haben als Erste vom Mei­ster gelernt, die Treue der Lie­be und die Kraft der Gemein­schaft zu bezeu­gen, die alle Furcht über­win­det. Bit­ten auch wir den Herrn um die Geduld, auf sei­ne Schrit­te zu war­ten, nicht selbst sein Werk »erfin­den« zu wol­len und füg­sam zu blei­ben im Gebet, den Hei­li­gen Geist anzu­ru­fen und die Kunst der kirch­li­chen Gemein­schaft zu pflegen.

* * *

Ger­ne hei­ße ich die Pil­ger deut­scher Spra­che will­kom­men. Beson­ders grü­ße ich die Teil­neh­mer am peace ride der Jesus-Biker. Lie­be Brü­der und Schwe­stern, bit­ten wir den Herrn um die Geduld, sein Wir­ken zu erwar­ten und nicht Erzeu­ger, son­dern Werk­zeug sei­nes Heils­werks zu sein und uns stets vom Hei­li­gen Geist lei­ten zu las­sen. Schö­nen Auf­ent­halt in Rom!

Bild: Vati​can​.va (Screen­shots)

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