(Rom) Die Politisierung der Kirche treibt immer neue Blüten. Der Anstoß dazu kommt aber nicht von unten, schließlich ist die Kirche hierarchisch verfaßt. Bischof Domenico Mogavero, ein Vertrauter von Papst Franziskus, behauptete wenige Tage vor den EU-Wahlen, Italiens Innenminister Matteo Salvini (Lega) und wer ihn wähle, „ist kein Christ“. Ein beispielloser Mißbrauch des Bischofsamtes. Er erinnert an den Angriff von Papst Franziskus gegen Donald Trump im US-Vorwahlkampf.
Bei seinem Mexiko-Besuch im Februar 2016, im Weißen Haus regierte noch Barack Obama, wollte Papst Franziskus in die Grenzstadt Ciudad Juarez, um Kritik an dem Sicherheitszaun zu üben, den die USA – lange vor Donald Trump – errichtet hatten, um die illegale Einwanderung zurückzudrängen. Franziskus attackierte Trump persönlich, weil er die Verhinderung der illegalen Masseneinwanderung zum Wahlkampfthema gemacht hatte. Trump war damals nur einer von mehreren Bewerbern um die Nominierung als republikanischer Präsidentschaftskandidat.
Der Angriff auf der persönlichen Ebene ließ erkennen, daß es um mehr als nur um den Sicherheitszaun ging. Franziskus mischte sich in einen Richtungsstreit ein und ergriff Partei für die politische Linke.
Der vom katholischen Kirchenoberhaupt so plakativ Angegriffene replizierte und warf Franziskus vor „vielleicht auch eine Marionette, ein Werkzeug“ der Migrationslobbyisten zu sein.
Tatsächlich reiste Franziskus in seiner Amtszeit bereits an vier „Brennpunkte“ der Masseneinwanderung (Lampedusa, Lesbos, Ciudad Juarez und jüngst nach Rakowski). Dabei forderte er jeweils die westlichen Regierungen auf, die Masseneinwanderung bedingungslos zu akzeptieren und als „Recht“ anzuerkennen. Entsprechend unterstützte der Heilige Stuhl den Globalen Migrationspakt, der in Marrakesch unterzeichnet wurde. Der Philosoph, persönliche Freund von Benedikt XVI. und ehemalige Präsident des Italienischen Senats Marcello Pera, kritisierte die Migrationspolitik von Franziskus im Sommer 2017 mit harschen Worten:
„Er haßt den Westen und will ihn zerstören“
Wer die Migrationsagenda von Franziskus nicht teilt, den trifft der päpstliche Bannstrahl. Trump war eine der ersten Zielscheiben. Auf dem Rückflug von Mexiko am 17. Februar 2016 von einem Journalisten auf die Replik von Trump angesprochen, verschärfte Franziskus noch den Ton:
„Dieser Mensch ist nicht christlich.“
Gefragt hatte nicht ein mexikanischer Journalist, sondern der US-Amerikaner Phil Pulella, ein überzeugter Bergoglianer und Vatikanist von Reuters.
Wenige Fragen zuvor hatte Franziskus auf derselben fliegenden Pressekonferenz erklärt, sich nicht in die politischen Angelegenheiten Italiens (sprich anderer Länder) einzumischen. Anlaß war die knapp zuvor stattgefundene Massenkundgebung von zwei Millionen Italienern gegen Abtreibung, „Homo-Ehe“ und Gender-Ideologie an den Schulen. Franziskus ließ diese Bürger, die kirchliche Positionen verteidigten, im Stich, da er sich „nicht in politische Angelegenheiten“ eines anderen Landes einmische. Damals regierte in Rom eine Linksregierung und es ging „nur“ um einen Frontalangriff gegen Ehe und Familie.
In den USA mischte sich der Papst nur wenige Minuten später sehr wohl ein, und das gleich im Zusammenhang mit politischen Wahlen. Dort ging es schließlich um die Masseneinwanderung, derzeit eine Hauptagenda der politischen Linken. Dabei geht es nicht nur um das individuelle Los von Migranten, sondern – wie unabhängige politische Beobachter betonen – längst um ein politisches Programm zur Auflösung der europäischen Völker und zur Zertrümmerung der Souveränität der europäischen Staaten. Papst Franziskus ging soweit, Donald Trump, der Presbyterianer ist, aus der Christenheit zu „exkommunizieren“.
Frontalangriff gegen Italiens Innenminister Salvini
Nach dem Beispiel von Papst Franziskus handelte nun auch Msgr. Domenico Mogavero, der Bischof von Mazara del Vallo auf Sizilien. Mogavero ist einer der engsten Vertrauten von Franziskus unter Italiens Bischöfen. Er ist progressiv und hochpolitisiert. Seine politischen Stellungnahmen fallen ebenso regelmäßig wie einseitig zugunsten der politischen Linken aus und richten sich gegen die politische Rechte.
In Rom gibt es Stimmen, die sagen, Mogavero habe sich die päpstliche Nähe durch seine Kritik am Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. „erworben“, die er gleich am Beginn der Amtszeit von Franziskus äußerte.
In den ersten Monaten des derzeitigen Pontifikats machte Mogavero auch durch seine Zustimmung zum Plan der damaligen Linksregierung von sich reden, ohne Trauschein zusammenlebende Paare, der Ehe gleichzustellen:
„Das Gesetz kann nicht Hunderttausende von Zusammenlebenden ignorieren. […] Es widerspricht der christlichen Barmherzigkeit und dem universalen Recht, daß die Zusammenlebenden für das Gesetz nicht existieren.“
Im selben Rhythmus ging es weiter: 2014 sprach sich Mogavero für die Legalisierung der „Homo-Ehe“ aus:
„Ein laizistischer Staat kann keine konfessionellen Entscheidungen treffen, und die Kirche kann sich nicht in den Bereich des Zivilrechts einmischen“, sagte er dem damals vom päpstlichen Hofvatikanisten Andrea Tornielli koordinierten Nachrichtenportal Vatican Insider.
Als die Waldenser (italienische Calvinisten) 2015 den Bemühungen von Franziskus eine kalte Dusche verpaßten, reagierten sich progressive Kirchenvertreter wie Bischof Mogavero an ihren „konservativen“, katholischen Standesgenossen ab:
„Die kalte Antwort der Waldenser gefällt den Feinden der Ökumene. Die Falken fürchten die Befriedung.“
Damit meinte der Bischof nicht die Waldenser.
Anfang 2016 wurde bekannt, daß die Staatsanwaltschaft gegen Mogavero wegen Betrug und Veruntreuung ermittelt. Er habe Kuriengelder in der Höhe von 189.000 Euro auf sein Privatkonto verschoben. Ermittelt wurde auch wegen Subventionen in Höhe von 1,3 Millionen Euro für den Bau einer Kirche. 2018 wurde die Ermittlungen eingestellt, auf die Details kann an dieser Stelle aber nicht näher eingegangen werden.
Im Juni 2017 „öffnete“ Mogavero in seinem Bistum den Weg zum sogenannten „Sizilianischen Weg“, mit dem das umstrittene, nachsynodale Schreiben Amoris laetitia von Papst Franziskus umgesetzt und wiederverheiratete Geschiedene und andere Katholiken „in irregulären“ Situationen zur Kommunion zugelassen wurden.
Nun griff Mogavero direkt in den EU-Wahlkampf ein und attackierte wenige Tage vor dem Wahltag Italiens Innenminister Matteo Salvini von der Lega. Die Attacke ist vor der Großkundgebung zu sehen, zu der Salvini am 18. Mai auf dem Mailänder Domplatz seine Verbündeten für die EU-Wahl versammelte, darunter die AfD und die FPÖ.
Bischof Mogavero polternde Reaktion war:
„Wer mit Salvini ist, ist kein Christ.“
Damit sprach Mogavero nicht nur Salvini sein Christentum ab, sondern auch allen Lega-Wählern. Es ist dabei kein Zufall, daß Trump und Salvini in der Migrationsagenda sehr ähnliche Positionen vertreten und nicht bereit sind, die staatliche Souveränität und geltende Rechtsordnung aufzugeben.
Franziskus attackierte 2016 den Presbyterianer Trump. Mogavero griff nun direkt Katholiken an, und das gleich in Millionenzahl. Bei den Parlamentswahlen im März 2018 haben 5,6 Millionen Italiener die Lega gewählt. Laut Umfragen könnten es am kommenden Sonntag bis zu zwölf Millionen sein.
Vor allem aber: Warum sollen sie keine Christen sein? Wurde Salvini exkommuniziert? Wurden die Millionen Lega-Wähler exkommuniziert? Wenn ja, warum? Doch nichts dergleichen ist geschehen. Warum begibt sich ein Bischof aber auf eine so niedrige Ebene? Warum formuliert er wie ein Politiker und nicht wie ein Bischof?
Waren es nicht dieselben Kreise, die in den vergangenen Jahrzehnten ein „Ende“ der Wahlempfehlungen und Exkommunikationen forderten und erreichten?
Warum betreiben überhaupt Bischöfe, Mogavero ist kein Einzelfall, Wahlkampf, obwohl sie keine genuin katholischen Positionen formulieren, die einen solchen Einsatz rechtfertigen könnten?
Durch ein solches Verhalten wird die Kirche als tagespolitisches Kampfinstrument mißbraucht und von politisch andersdenkenden Katholiken als Vorfeldorganisation bestimmter Parteien und Interessen wahrgenommen. Beides ist katastrophal für ihren eigentlichen Auftrag.
Je näher Wahlen rücken, desto nervöser werden Politiker. Erstaunlich ist, daß auch ein Bischof so reagiert. Mogaveros Wählerbeschimpfung bringt diese Nervosität zum Ausdruck.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CDW/Cavnews (Screenshots)