Das Spannungsfeld zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit steht wegen der Betonung der Barmherzigkeit durch Papst Franziskus im aktuellen Fokus der Kirche. Zu diesem Spannungsfeld nahm auch der heilige Pater Pio von Pietrelcina (1887–1968) in einem Brief Stellung:
„Wenn dereinst unsere letzte Stunde geschlagen hat und unser Herz aufgehört hat zu schlagen, dann wird alles für uns zu Ende sein, sowohl die Zeit, Gnaden zu erwerben, wie auch die Zeit, Gnaden zu verscherzen.
So wie uns der Tod finden wird, so werden wir vor Christus unseren Richter treten.
Unsere flehenden Rufe, unsere Tränen, unser Reueschmerz, die uns auf Erden noch das Herz Gottes gewonnen hätten und uns, mit Hilfe der Sakramente, aus Sündern zu Heiligen hätten machen können, sie nützen dann nichts mehr.
Die Zeit der Barmherzigkeit ist vorüber, und es beginnt die Zeit der Gerechtigkeit.“
Padre Pio da Pietrelcina, Epistolario IV, hrsg. vom Convento Santa Maria delle Grazie, San Giovanni Rotondo 2002.
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