Die Bedrohung durch den Islamischen Staat und die Relativisten

Angriff auf die Kirche aus zwei Richtungen


Das Christentum wird von zwei Feinden bedroht, vom Islamischen Staat aus dem Osten und dem Relativismus aus dem Westen.
Das Christentum wird von zwei Feinden bedroht, vom Islamischen Staat aus dem Osten und dem Relativismus aus dem Westen.

(Colombo/​Brüssel) Auf Sri Lan­ka star­ben am Oster­sonn­tag Hun­der­te von Men­schen durch Angrif­fe isla­mi­scher Ter­ro­ri­sten. Die mei­sten waren Chri­sten, ein Fünf­tel davon Kinder. 

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„Am Oster­sonn­tag und Oster­mon­tag tat Papst Fran­zis­kus auf dem Peters­platz im Namen des Dia­logs mit dem Islam das Mög­lich­ste, um die blu­ti­gen Ter­ror­an­schlä­ge gegen Chri­sten, die sich in den Kir­chen ver­sam­melt hat­ten, um die Auf­er­ste­hung Jesu zu fei­ern, zu all­ge­mei­nen, ‚nicht zu recht­fer­ti­gen­den‘ Taten zu deklassieren.“

Mit die­sen Wor­ten beschreibt der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster die Reak­ti­on des katho­li­schen Kir­chen­ober­haup­tes auf das Mas­sa­ker in drei Kir­chen, die unter nicht weni­gen Katho­li­ken Ent­täu­schung und Empö­rung auslöste. 

Tödliche Bedrohung: Islamischer Staat

Trotz der päpst­li­chen Bemü­hun­gen folg­te am 29. April die unmiß­ver­ständ­li­che „Recht­fer­ti­gung“. Fünf Jah­re nach sei­ner auf­se­hen­er­re­gen­den Pre­digt in der Gro­ßen Moschee von Mos­ul trat erst­mals wie­der der „Kalif“ des Isla­mi­schen Staa­tes (IS), Abu Bakr al-Bagh­da­di, an die Öffent­lich­keit. Er über­nahm die Ver­ant­wor­tung für das Blut­bad auf Sri Lan­ka und bezeich­ne­te es als Modell einer neu­en, welt­wei­ten Offen­si­ve. Anders als zunächst gemut­maßt, erwähn­te er das Atten­tat von Christ­church nicht. Die schnell ver­brei­te­te Annah­me , es hand­le sich um eine „Ver­gel­tung“ für den Angriff eines austra­li­schen Rechts­extre­mi­sten auf eine neu­see­län­di­sche Moschee, ent­pupp­te sich als Pro­dukt poli­tisch kor­rek­ter Phantasien. 

Am Wei­ßen Sonn­tag wur­den in den Kir­chen Sri Lan­kas aus Angst vor wei­te­ren Atten­ta­ten kei­ne Mes­sen zele­briert. Eine völ­lig inak­zep­ta­ble Situation.

Der Isla­mi­sche Staat (IS), der sich im Schat­ten der US-geführ­ten Nah­ost-Poli­tik im Irak und in Syri­en ein Reich geschaf­fen hat­te hat­te, wur­de inzwi­schen von dort ver­trie­ben oder tauch­te zumin­dest ab. Al-Bagh­da­di kün­dig­te einen Zer­mür­bungs­krieg, „al-niqa­ya“, gegen die „Kreuz­züg­ler“ an. Der Isla­mi­sche Staat (IS) ver­legt sich vom offe­nen Kampf ganz auf den Gue­ril­la- und Ter­ror­krieg. Ent­spre­chend wächst die Sor­ge in Euro­pa, daß die zahl­rei­chen „aus­län­di­schen Kämp­fer“ des Isla­mi­schen Staa­tes, akti­viert wer­den, um töd­li­che Atten­ta­te zu verüben. 

Europas Lähmung

Die euro­päi­schen Staa­ten wir­ken gegen­über dem Islam wie gelähmt. Sie sind Gefan­ge­ne fal­scher ideo­lo­gi­scher Vor­ga­ben. Dadurch sind sie unfä­hig, sich der Isla­mi­sten zu ent­le­di­gen, um zumin­dest eine räum­lich Tren­nung zu errei­chen. Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en, Bel­gi­en, Deutsch­land und wei­te­re Län­der mehr ste­hen auf der Liste der bedroh­ten Län­der an ober­ster Stelle.

Am 30. April beton­te der chaldäi­sche Patri­arch von Bag­dad, Kar­di­nal Lou­is Rapha­el I. Sako, daß es Auf­ga­be und Pflicht der isla­mi­schen Füh­rer sei, „die­se Ideo­lo­gie zu besie­gen“. Ver­gleich­ba­re Auf­for­de­run­gen durch die euro­päi­schen Regie­run­gen feh­len, da sie nach wie vor der Fik­ti­on fol­gen, der Islam und die in sei­nem Namen began­ge­ne Gewalt hät­ten nichts mit­ein­an­der zu tun. Daher hät­ten weder die isla­mi­schen Staa­ten noch die isla­mi­schen Füh­rer wirk­li­che Ver­ant­wor­tung zu übernehmen. 

Ent­spre­chend wird in Euro­pa der Islam im Zusam­men­hang mit dem Ter­ro­ris­mus von Poli­tik und Medi­en ver­schwie­gen, wenn nicht sogar auf irra­tio­na­le Wei­se ver­tei­digt. Der Ein­druck: Je mehr Atten­ta­te gesche­hen, desto laut­star­ker wird der Islam in Schutz genom­men, salon­fä­hig gemacht und staat­lich aner­kannt. Das mein­te Michel Hou­el­le­becq mit „Unter­wer­fung“.

Durch Anti-Ter­ror- und Sicher­heits­ge­set­ze wur­den die erreich­ten Frei­heits- und Sicher­heits­stan­dards der Euro­pä­er von den eige­nen Regie­run­gen ein­ge­schränkt, anstatt gezielt den Feind zu benen­nen und zu bekämp­fen. Die Anwe­sen­heit von bewaff­ne­ten Sol­da­ten, ob in Paris oder Rom, ist der Beweis für den Kriegs­zu­stand auf den eige­nen Stra­ßen, den die Poli­tik bestreitet.

Der Brand von Notre-Dame de Paris

Das Mas­sa­ker von Sri Lan­ka macht daher zwei­er­lei sicht­bar: ein Schön­re­den der Ver­strickung von Islam und Gewalt und das Feh­len einer kla­ren und glaub­wür­di­gen Ant­wort Euro­pas auf die Bedro­hung. Die Läh­mung der euro­päi­schen Poli­tik ist gei­sti­ger Natur.

Der unge­klär­te Brand in der Kathe­dra­le Not­re-Dame in Paris ließ eine erstaun­li­che Wel­le der Besin­nung auf die christ­li­chen Wur­zeln Frank­reichs und unse­res Erd­teils auf­wal­len, und das auch in Krei­sen, die noch vor weni­gen Jah­ren mit größ­ter Vehe­menz eine Erwäh­nung die­ser Wur­zeln im Grün­dungs­ver­trag der Euro­päi­schen Uni­on (EU) abwehr­ten. Dazu schreibt Magister:

„Es ist aber zwei­fel­haft, daß die­se Bewußt­wer­dung von Dau­er sein wird ange­sichts der all­ge­mei­nen Gleich­gül­tig­keit, mit der die christ­li­chen Kir­chen des Nahen Ostens, die vor kur­zem noch blüh­ten, heu­te aber vor dem Abgrund der Aus­lö­schung ste­hen, wei­ter­hin vom Westen im Stich gelas­sen werden.“ 

Der Weg der nah­öst­li­chen Chri­sten­heit ist drauf und dran zur Rui­nen­land­schaft zu wer­den, wie die Chri­sten­heit im heu­ti­gen Tune­si­en, wo einst in Hip­po die Bischofs­kir­che des Kir­chen­va­ters Augu­sti­nus stand – neben wei­te­ren 250 katho­li­schen Kathe­dra­len allein in Nordafrika.

Das Ende des orientalischen Christentums und die Gleichgültigkeit des Westens

Der ita­lie­ni­sche Jour­na­list und stu­dier­te Phi­lo­soph Giu­lio Meot­ti, er schreibt für die Tages­zei­tung Il Foglio, das Wall Street Jour­nal und ande­re Medi­en und gehört zu den publi­zi­stisch aktiv­sten Ver­tei­di­gern des Staa­tes Isra­el, ver­öf­fent­lich­te vor kur­zem sein neu­es Buch „La tom­ba di Dio“ (Das Grab Got­tes. Der Tod der Chri­sten des Ori­ents – vom Westen im Stich gelas­sen). Der bri­ti­sche Phi­lo­soph Roger Scrut­on spricht von einem „mäch­ti­gen Buch über ein Ver­bre­chen, das unse­re Zivi­li­sa­ti­on ins Herz trifft“. 

Magi­ster dazu:

„Auch das Des­in­ter­es­se, mit dem der Westen auf die­se Tra­gö­die reagiert, ver­langt, ana­ly­siert zu wer­den. Das tut das Doku­ment der bei der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ange­sie­del­ten Inter­na­tio­na­len Theo­lo­gen­kom­mis­si­on, das in fünf­jäh­ri­ger Arbeit erstellt und von Papst Fran­zis­kus am ver­gan­ge­nen 21. März geneh­migt wurde.“

Das Doku­ment „Reli­giö­se Frei­heit zum Wohl aller“ liegt vor­erst nur in ita­lie­ni­scher Fas­sung vor.

„Es han­delt sich um die deut­lich­ste bis­her im Vati­kan aus­ge­ar­bei­te­te Ankla­ge gegen den ‚wei­chen Tota­li­ta­ris­mus‘, der die Reli­gi­on im Namen einer fal­schen ‚Ideo­lo­gie der Neu­tra­li­tät‘ aus dem öffent­li­chen Raum ver­drän­gen will.“

Das Phä­no­men hat sei­nen Ursprung im Westen. Hier zei­tigt es auch die ekla­tan­te­sten Fol­gen. Dazu gehört ein immer aggres­si­ve­rer Haß gegen das Chri­sten­tum, ein­schließ­lich der phy­si­schen Gewalt. In Frank­reich hat der Brand der berühm­ten Bischofs­kir­che von Paris die Schein­wer­fer ein biß­chen auf die­ses erschrecken­de Phä­no­men gelenkt. Die Fran­zö­si­sche Bischofs­kon­fe­renz beklag­te kurz zuvor, daß im „Vater­land der Laï­ci­té“ allein 2018 1000 Kir­chen und Fried­hö­fe ange­grif­fen und geschän­det wurden. 

Täglich werden in Frankreich Kirchen geschändet

Am 25. April bot der Osser­va­to­re Roma­no aus der Feder von Charles de Pechpey­rou einen Einblick: 

„Der jüng­ste Vor­fall vor knapp einer Woche betrifft die Kir­chen von zwei Dör­fern in der Nor­man­die, deren Taber­na­kel auf­ge­bro­chen und die kon­se­krier­ten Hosti­en auf den Boden gewor­fen wur­den. Eine Woche zuvor hat­te es die Peters­kir­che von Mont­lu­çon getrof­fen: Der Taber­na­kel wur­de beschä­digt und das Zibo­ri­um mit den kon­se­krier­ten Hosti­en geraubt. Beson­ders fin­ster aber war der Monat Febru­ar: Auf dem jüdi­schen Fried­hof von Quat­zen­heim im Elsaß wur­den meh­re­re Grä­ber geschän­det, eben­so fünf katho­li­sche Kir­chen inner­halb von nur einer Woche: in Dijon in Bur­gund, in Nimes in Okzita­ni­en und in Mai­son-Laf­fit­te in der Nähe von Paris. Eine abrup­te Inten­si­vie­rung, nach­dem bereits 2018 von zahl­rei­chen, ähn­li­chen Vor­fäl­len geprägt war.“

Laut den jüngst von der fran­zö­si­schen Gen­dar­me­rie ver­öf­fent­lich­ten, erschrecken­den Zah­len, wer­den in Frank­reich jeden Tag Kir­chen Opfer von Angrif­fen und Van­da­lis­mus. 2018 regi­strier­te das Innen­mi­ni­ste­ri­um 1.063 Vor­fäl­le gegen Kir­chen und Fried­hö­fe. Eine deut­li­che Zunah­me gegen­über 2017. Par­al­lel, so de Pechpey­rou, wur­de auch eine Zunah­me der anti­se­mi­ti­schen Über­grif­fe regi­striert. In Frank­reich wer­den der­zeit 824 jüdi­sche Objek­te von Poli­zei und Mili­tär geschützt. Die Zahl von Angrif­fen gegen Mus­li­me habe hin­ge­gen stark abge­nom­men. Mit weni­ger als 100 Fäl­len habe er einen der nied­rig­sten Wer­te erreicht.

Die katho­li­sche Kir­che wird immer öfter zur Ziel­schei­be von Angrif­fen. Die Zah­len spre­chen eine deut­li­che Spra­che. Seit dem Brand von Not­re-Dame in Frank­reich wur­den wei­te­re Kir­chen ein Raub der Flam­men oder Opfer von Zer­stö­rung und Van­da­lis­mus. Den Mas­sen­me­di­en im deut­schen Sprach­raum ist das aber kein The­ma mehr. Das Schwei­gen der mei­nungs­bil­den­den Medi­en ist Teil der ein­lul­len­den Mani­pu­la­ti­on der Men­schen, auch der Chri­sten, die sol­che Angrif­fe und die Aus­brei­tung der anti­christ­li­chen Ideo­lo­gie der Neu­tra­li­tät erst ermöglicht.

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster schrieb heute:

„Der isla­mi­sche Radi­ka­lis­mus ist nicht die ein­zi­ge Bedro­hung, wenn auch die aggres­siv­ste und blutigste.“

Bene­dikt XVI. war es, der in sei­ner histo­ri­schen Regens­bur­ger Rede von 2006 die bei­den Bedro­hun­gen benann­te: den Islam und den Rela­ti­vis­mus. Die eine Gefahr kommt aus dem Osten, die ande­re aus dem Westen.

Dra­ma­tisch sind die Schuß­fol­ge­run­gen, die Magi­ster dar­aus zieht:

„Das Oster­massa­ker von Sri Lan­ka und die Kriegs­er­klä­rung von Al-Bagh­da­di bedeu­ten mög­li­cher­wei­se den Beginn einer neu­en Pha­se des Martyriums.“

Text: Andre­as Becker
Bild: You­tube (Screen­shots)

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