Osservatore Romano muß nach 90 Jahren „ins Exil“

Vatikanmedien


Der nächste Schritt im Umbau des Osservatore Romano.
Der nächste Schritt im Umbau des Osservatore Romano.

(Rom) „Die Zei­tung des Vati­kans muß nach 90 Jah­ren ins Exil“, so die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung La Veri­tà. Der Umbau der Vati­kan­me­di­en geht weiter.

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Ver­gan­ge­nen Dezem­ber tausch­te Fran­zis­kus den Chef­re­dak­teur der „Zei­tung des Pap­stes“ aus. Ende März folg­te der näch­ste Pau­ken­schlag: Die Redak­ti­on der Frau­en­bei­la­ge ver­ließ geschlos­sen und unter Pro­test den Osser­va­to­re Roma­no. Nun muß die Redak­ti­on den Vati­kan räu­men und umzie­hen. Der Papst will es so. Gestern wur­de den Ange­stell­ten der auf­se­hen­er­re­gen­de Umzug, hin­aus aus den Hei­li­gen Mau­ern, mitgeteilt.

„Fran­zis­kus inter­es­siert sich mehr für La Repubbli­ca“, zitiert La Veri­tà eine Stim­me aus dem Vati­kan. Die Mit­ar­bei­ter des Osser­va­to­re Roma­no, machen seit Mona­ten Wech­sel­bä­der der Gefüh­le durch. Gestern vor­mit­tag wur­den sie vom Prä­fek­ten des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­ums, Pao­lo Ruf­fi­ni, ver­sam­melt, um ihnen die Neu­ig­kei­ten bekanntzugeben. 

Die Nach­rich­ten­agen­tur ANSA bestä­tig­te die Ankün­di­gung und zitier­te Ruf­fi­ni mit den Wor­ten: „Wir ver­su­chen die Räum­lich­kei­ten zu opti­mie­ren. Es ist ein Pro­jekt, das meh­re­re Mona­te dau­ern wird, von jetzt bis zum Som­mer 2020“. 

Seit 90 Jah­ren befand sich die Redak­ti­on inner­halb der Leo­ni­ni­schen Mau­ern, nun über­sie­delt sie in den Palaz­zo Pio gegen­über der Engels­burg. Die Leo­ni­ni­schen Mau­ern wur­den unter Papst Leo IV. ab 846 errich­tet, nach­dem mus­li­mi­sche Trup­pen plün­dernd bis an die Stadt her­an­ge­kom­men waren. Die Finan­zie­rung hat­ten die Karo­lin­ger ermöglicht.

Hin­ter­grund der Über­sied­lung ist die räum­li­che Zusam­men­füh­rung „des gan­zen jour­na­li­sti­schen Teils“ (Zei­tung, Radio, Inter­net, Fern­se­hen). Die ver­schie­de­nen Vati­kan­me­di­en wur­den in den ver­gan­ge­nen Jah­ren im Zuge einer groß­an­ge­leg­ten Umstruk­tu­rie­rung von bis­her völ­lig unab­hän­gi­gen Ein­zel­me­di­en zu einem ein­heit­li­chen Medi­en­pool zusam­men­ge­zo­gen. Das gilt auch für die Mit­ar­bei­ter der Redak­tio­nen. Alle sol­len für alle Medi­en arbei­ten, je nach­dem wo und wie sie gera­de gebraucht werden.

Die Frau­en­bei­la­ge, die Ende März in die Schlag­zei­len kam, weil ihre Lei­te­rin Lucet­ta Sca­raf­fia und die gesam­te Redak­ti­on die wei­te­re Mit­ar­beit auf­kün­dig­ten, soll im Mai regu­lär erschei­nen. Zur Nach­fol­ge­rin von Sca­raf­fia wur­de Rita Pin­ci ernannt. Die­se Nach­richt wur­de vom vati­ka­ni­schen Pres­se­amt, anders als die Nach­richt vom Umzug, eigens publik gemacht. Der Mas­sen­ex­odus der Frau­en­re­dak­ti­on soll aus­zu­wetzt werden. 

Von grö­ße­rer Rele­vanz ist aller­dings die Über­sied­lung. Sie been­det die Unab­hän­gig­keit der „Tages­zei­tung des Pap­stes“. Es ist bekannt, daß bereits der erste von Fran­zis­kus ein­ge­setz­te Prä­fekt des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­ums (damals noch Kom­mu­ni­ka­ti­ons­se­kre­ta­ri­at), Msgr. Dario Edo­ar­do Viganò, eine Ende der gedruck­ten Aus­ga­ben plan­te Durch einen radi­ka­len Umbau soll­te der Osser­va­to­re Roma­no nur mehr als Online-Aus­ga­be im Inter­net fortbestehen.

Viganò muß­te vor einem Jahr zurück­tre­ten, weil er als Geschenk für Fran­zis­kus zum fünf­ten Jah­res­tag sei­ner Papst­wahl einen Brief von Bene­dikt XVI. mani­pu­liert hat­te. Fran­zis­kus bedach­te ihn aber sogleich wie­der mit einer hoch­ran­gi­gen Posi­ti­on im sel­ben Mini­ste­ri­um. Es ist daher anzu­neh­men, daß Viganòs Plä­ne, die gedruck­ten Aus­ga­ben des Osser­va­to­re Roma­no ein­zu­stel­len, nicht vom Tisch sind. Das Damo­kles­schwert über der Zei­tung steckt in dem Satz, der von La Veri­tà zitiert wird.

„Fran­zis­kus inter­es­siert sich mehr für La Repubblica.“ 

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Osser­va­to­re Romano/​Twitter (Screen­shot)

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