(Rom) Am 6. April empfing Papst Franziskus die Lehrer und Schüler des Collegio San Carlo von Mailand im Vatikan. Was auf der offiziellen Internetseite des Heiligen Stuhls anschließend veröffentlicht wurde, ebenso in der spanische Ausgabe des Osservatore Romano, die ausführlicher berichtete als die italienische am Tag danach, entspricht nicht ganz dem, was Papst Franziskus tatsächlich sagte. Da das Nachrichtenportal Vatican News als dritte Quelle das Video der Originalansprache ins Netz stellte, läßt sich der Unterschied problemlos überprüfen.
Franziskus sprach über ein ihm besonders wichtiges Thema: die Migration. Er sprach über eine „multiethnische und multikulturelle Gesellschaft“, die er als anzustrebendes und offenbar höherwertiges Ziel betrachtet, indem er dazu aufforderte, Gott für eine solche Gesellschaft zu danken.
Was Papst Franziskus den Lehrer und Gymnasiasten wirklich sagte:
„Habt keine Angst. Und hier berühre ich eine Wunde: Habt keine Angst vor den Migranten.
‚Aber, Vater, die Migranten…‘ Die Migranten sind wir! Jesus war Migrant. Habt keine Angst vor den Migranten. ‚Das sind aber Delinquenten!‘ Auch wir haben viele, nicht wahr! Die Mafia wurde nicht von den Nigerianern erfunden. Sie ist ein… ein nationaler ‚Wert‘, unter Anführungszeichen. Die Mafia stammt von uns, Made in Italy, nicht wahr! Sie gehört uns. Wir alle sind… haben die Möglichkeit Delinquenten zu sein.
Die Migranten sind jene, die uns Reichtum bringen, immer. Auch Europa wurde von Migranten gemacht! Die Barbaren, die Kelten… sie alle, die aus dem Norden kamen und die Kulturen gebracht haben. Europa ist so gewachsen, mit dem Gegensatz der Kulturen. Heute aber, und achtet darauf: Heute gibt es die Versuchung, eine Kultur der Mauern zu machen, Mauern zu errichten, Mauern im Herzen, Mauern im Land, um diese Begegnung mit anderen Kulturen, mit anderen Leuten zu verhindern. Und wer Mauern errichtet, wer eine Mauer baut, wird als Sklave innerhalb der Mauern enden, die er erbaut hat, ohne Horizonte.
Am 7. April berichtete die italienische Tageszeitungsausgabe des Osservatore Romano auf der Titelseite über den Empfang. Der Inhalt wurde nur redaktionell knapp wiedergegeben. Der Text mußte erst geglättet werden. Der entschärfte Text wurde zunächst auf der offiziellen Internetseite des Heiligen Stuhls veröffentlicht. Am 12. April wurden die Fragen und die Antworten des Papstes auch von der spanischen Ausgabe des Osservatore Romano abgedruckt, allerdings ebenso in der gekürzten Fassung, ohne dies auszuweisen. Dem Leser wird der Eindruck vermittelt, die Wiedergabe sei wortgetreu und vollständig. Dem ist allerdings nicht so. Der am meisten provozierende Teil wurde weggelassen. Zur besseren Kenntlichmachung wurde der stillschweigend weggelassene Teil durch die Absätze abgehoben. Nun aber die geglättete Fassung der vatikanischen Medien.
„Habt keine Angst. Und hier berühre ich eine Wunde: Habt keine Angst vor den Migranten. Die Migranten sind jene, die uns Reichtum bringen, immer. Auch Europa wurde von Migranten gemacht! Die Barbaren, die Kelten… sie alle, die aus dem Norden kamen und die Kulturen gebracht haben. Europa ist so gewachsen, mit dem Gegensätzlichkeiten der Kulturen. Heute aber, und achtet darauf: Heute gibt es die Versuchung, eine Kultur der Mauern zu machen, Mauern zu errichten, Mauern im Herzen, Mauern im Land, um diese Begegnung mit anderen Kulturen, mit anderen Leuten zu verhindern. Und wer Mauern errichtet, wer eine Mauer baut, wird als Sklave innerhalb der Mauern enden, die er erbaut hat, ohne Horizonte.“
Text: Giuepper Nardi
Bild: Vatican.va