Steve Bannon über China, den Papst und die EU

Vortrag in der Biblioteca Angelica in Rom


Steve Bannon hielt in der berühmten Biblioteca Angelica einen Vortrag: „Papst Franziskus hat mit dem Geheimabkommen die lebenden Heiligen in China verraten“.
Steve Bannon hielt in der berühmten Biblioteca Angelica einen Vortrag: „Papst Franziskus hat mit dem Geheimabkommen die lebenden Heiligen in China verraten“.

(Rom) Ste­ve Ban­non, 2016 der Wahl­kampf­stra­te­ge von US-Prä­si­dent Donald Trump, sag­te bei einem Vor­trag in Rom, daß ein Grund für die soeben zu Ende gegan­ge­ne Euro­pa­rei­se von Chi­nas Staats- und Par­tei­chef Xi Jin­ping, „der Vati­kan ist“. 

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Finan­zi­ell abge­sahnt haben Ita­li­en und Frank­reich mit bila­te­ra­len Han­dels­ver­trä­gen im Wert von 20 Mil­li­ar­den Euro für Rom und von 40 Mil­li­ar­den Euro für Paris. Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel durf­te in Paris zwar dane­ben­sit­zen, Deutsch­land ist aber ledig­lich Nutz­nie­ßer der Air­bus-Auf­trä­ge, an denen Daim­ler­Crys­ler neben Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en und Spa­ni­en mit 37,5 Pro­zent betei­ligt ist.

Da Xi Jin­pings erste Etap­pe Rom war, wur­de auch über eine Begeg­nung mit Papst Fran­zis­kus spe­ku­liert. Eine sol­che war vom Vati­kan auch ange­strebt wor­den, ohne letzt­lich in Peking Gehör zu finden. 

Steve Bannon
Ste­ve Bannon

Am 21. März hielt Ste­ve Ban­non einen Vor­trag in der berühm­ten Biblio­te­ca Ange­li­ca an der Piaz­za Navo­na in Rom. Die 1604 von einem Bischof gegrün­de­te Samm­lung zählt zu den älte­sten Exem­pla­ren einer öffent­li­chen Biblio­thek. Betreut wur­de sie vom Augu­sti­ner-Ere­mi­ten­or­den, dem einst auch ein Mar­tin Luther ange­hört hat­te. Mit der Aggres­si­on des König­rei­ches Ita­li­en gegen den Kir­chen­staat wur­de 1873 auch die ein­zig­ar­ti­ge Biblio­thek vom ita­lie­ni­schen Staat ent­eig­net und wird seit­her als staat­li­che Ein­rich­tung geführt. 

Ban­non, damals Chef­re­dak­teur der alter­na­ti­ven Online-Nach­rich­ten­sei­te Breit­bart News, gilt als der eigent­li­che Macher hin­ter dem Wahl­sieg von US-Prä­si­dent Donald Trump. Als Stabs­chef des Wei­ßen Hau­ses schied er zwar bald aus, arbei­tet nun aber an einer Par­tei­en­al­li­anz für die bevor­ste­hen­den Wah­len zum EU-Par­la­ment, mit der er die­sel­be Ent­wick­lung, die er in den USA mit ange­sto­ßen hat­te, auch nach Euro­pa über­tra­gen will.

Ein­ge­la­den hat­te ihn die kon­ser­va­ti­ve, ita­lie­ni­sche Grup­pe Let­te­ra 22, und das The­ma waren dann auch die EU-Wah­len im kom­men­den Mai und die Prä­si­dent­schafts­wah­len 2020 in den USA.

Als poten­ti­ell gefähr­lich­ste Geg­ner von Trump nann­te Ban­non den irisch­stäm­mi­gen Robert „Beto“ O’Rourke, Abge­ord­ne­ter des Reprä­sen­tan­ten­hau­ses für Texas, und die jamai­ka­nisch-indisch­stäm­mi­ge Kama­la Har­ris, Sena­to­rin für Kali­for­ni­en, soll­ten sie für die Demo­kra­ti­sche Par­tei als Duo für die Ämter von Prä­si­dent und Vize­prä­si­dent antreten. 

„Aller­dings ist nicht zu ver­ges­sen, der Vam­pir lebt noch: Hil­la­ry Clinton.“

Zum Besuch des chi­ne­si­schen Staats- und Par­tei­chefs sag­te er. Xi Jin­ping „ist nicht wegen eines Hafens an der Adria hier“. Mit Mil­li­ar­den-Inve­sti­tio­nen für den Belt and Road-Plan sei­ner „Neu­en Sei­den­stra­ße“ ver­fol­ge der chi­ne­si­sche Macht­ha­ber ein kla­res Ziel: 

„Er ist hier, um alle zu erobern. Xi ist ein tota­li­tä­rer Dik­ta­tor des grau­sam­sten Systems der Welt.“

Damit mein­te Ban­non den Kom­mu­nis­mus. Xi Jin­pings Ziel sei es, „den Westen zu bre­chen“, und das auf der gan­zen Band­brei­te „von 5G-Mobil­te­le­fon­tech­no­lo­gie bis zu chi­ne­si­schen Bil­lig­wa­ren für Ame­ri­kas unter­be­zahl­te Bevölkerung“.

Har­sche Wor­te fand Ban­non auch zu Papst Fran­zis­kus, der im ver­gan­ge­nen Herbst ein Geheim­ab­kom­men mit Peking unter­zeich­nen ließ. 

„Ich bin prak­ti­zie­ren­der Katho­lik, aber der Papst und sei­ne Gefolgs­leu­te haben die katho­li­sche Kir­che an das kom­mu­ni­sti­sche Chi­na ausgeliefert.“

„Papst Fran­zis­kus hat die Voll­macht, die Bischö­fe der katho­li­schen Kir­che in Chi­na an Peking abgetreten.“

Zugleich zitier­te Ban­non den chi­ne­si­schen Kar­di­nal Joseph Zen, die graue Emi­nenz der chi­ne­si­schen Unter­grund­kir­che, der das Abkom­men zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und der Volks­re­pu­blik Chi­na scharf kri­ti­sier­te. Kar­di­nal Zen sag­te, daß „die christ­li­chen Mär­ty­rer in Chi­na ver­kauft“ wurden.

Der poli­ti­sche Stra­te­ge for­der­te Fran­zis­kus auf, den Inhalt des Abkom­mens „öffent­lich zu machen“, des­sen Unter­zeich­nung „ein Unglück ist, mit dem die leben­den Hei­li­gen in Chi­na ver­ra­ten wurden“.

Den im ver­gan­ge­nen Febru­ar in den Vati­kan ein­be­ru­fe­nen Anti-Miß­brauchs­gip­fel wegen des sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dals durch Kle­ri­ker bezeich­ne­te Ban­non als „total geschei­tert“. Das habe vor allem Aus­wir­kun­gen auf die USA, wo die Men­schen sehr erbost sei­en, was kei­ne Klei­nig­keit für die Kir­che sei. In den USA leben zwar nur 5,5 Pro­zent aller Katholiken. 

„Die Kir­che in den USA macht aber rund 70 Pro­zent des Geld­flus­ses der Welt­kir­che aus.“

Ban­non warn­te noch vor mehr. Die vie­len Scha­dens­er­satz­kla­gen, die gegen US-Diö­ze­sen ange­strengt wur­den mit dem Vor­wurf, sexu­el­le Miß­braucht­s­tä­ter gedeckt zu haben, kön­nen „zur Liqui­die­rung“ der katho­li­schen Kir­che in den USA füh­ren, und das „in den näch­sten fünf bis zehn Jah­ren“. Das könn­te dann, sozu­sa­gen, auch „zum Kon­kurs des Mut­ter­hau­ses führen“.

Seit Ban­non sei­nen Plan ver­folgt, auch in Euro­pa eine anti-glo­ba­li­sti­sche, poli­ti­sche Wen­de her­bei­zu­füh­ren, hat er Rom zum bevor­zug­ten Auf­ent­halts­ort gewählt, das ihm zur „zwei­ten Hei­mat“ gewor­den sei. 

Für einen Stra­te­gen wohl eine stra­te­gi­sche Entscheidung.

Text: Andre­as Becker
Bild: Tri­p­ad­vi­sor/​Corrispondenza Romana

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