Liebe Brüder und Schwestern,
heute beginnen wir mit der Betrachtung des zweiten Teils des Vaterunsers, einer Liste konkreter Bitten, die auf das menschliche Zusammenleben Bezug nehmen. Blicken wir zunächst auf die Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Viele Menschen auf der Welt haben nicht jeden Tag zu essen.
Über diese bittere Wirklichkeit schaut Jesus nicht teilnahmslos hinweg. Er möchte Abhilfe schaffen und bittet zugleich den Vater, ihm dabei zu helfen. Aber diese Bitte ist im Plural formuliert: Es ist unser Brot; es geht uns alle an. Jesus lehrt uns, nicht für uns selbst, sondern für alle Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt zu bitten. Aus dem Vaterunser spricht die Haltung der Solidarität. Nur so ist es wirklich ein christliches Gebet. Es ermahnt uns auch, unser Brot mit dem Nachbarn zu teilen. Lernen wir aus der Großzügigkeit des Jungen bei der Brotvermehrung. Er gab seinen ganzen Proviant: fünf Brote und zwei Fische. Und Jesus vervielfachte diese Geste. Jener Junge hatte die Lektion des Vaterunsers verstanden: Die Speise ist nicht privates Gut, sondern eine Gabe, die wir mit anderen teilen sollen. Durch die Gnade Gottes wird sie dann zum Segen für viele.
Herzlich grüße ich die Brüder und Schwestern deutscher Sprache. Wir sind alle Kinder des Vaters im Himmel, der uns sieht und sich um uns kümmert. Dies schafft eine Gemeinschaft unter uns und ein Miteinanderteilen. Wir sind daher eingeladen, von diesen Gaben denen zu geben, die es brauchen und in Not sind. Ich wünsche euch allen einen guten Aufenthalt in Rom und eine gesegnete Fastenzeit.
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Die postkatholische Profanisierung des Glaubens wird immer deutlicher, aus der Brotsgestalt des Herrn wird die handelsübliche menschliche „Solidarität“ und aus seinem mystischen Leib eine gewöhnliche NGO mit Slogans der Welthungerhilfe.