Klage eines Missionars: „Ist das noch die katholische Kirche?“

Das Schweigen der Bischöfe und der Priester


Wozu sollen die Missionare noch missionieren?
Wozu sollen die Missionare noch missionieren?

Ein Mis­sio­nar im süd­asia­ti­schen Raum setz­te sich hin und brach­te eine Kla­ge zu Papier über die Lage der Kir­che, wie er sie in der Fer­ne, aber doch erlebt. Ist das noch die katho­li­sche Kir­che, die er kann­te? Für wen, wozu und wie soll er noch mis­sio­nie­ren, wenn Rom die Gleich­heit der Reli­gio­nen ver­kün­det? In 16 Punk­ten über­mit­tel­te er sei­ne Gedan­ken dem Vati­ka­ni­sten San­dro Magi­ster, der sie ver­öf­fent­lich­te. Hier die voll­stän­di­ge deut­sche Übersetzung.

1.

Anzei­ge

Nun ist es klar: Die katho­li­sche Kir­che ist nicht mehr die­sel­be, die sie vor 2013 war. Und ich bin wirk­lich gespannt, ob es jemand zu defi­nie­ren weiß, was die katho­li­sche Kir­che heu­te ist.

2.

Je mehr ich mich mit die­sem Pro­blem befas­se, desto mehr berührt mich die Sache per­sön­lich. Wenn ich die Kir­che jeman­dem vor­stel­len soll, der außer­halb steht, muß ich zual­ler­erst wis­sen, wel­cher Art von Kir­che ich ange­hö­re. An zwei­ter Stel­le muß ich wis­sen, was ich sagen soll?

3.

Wir leben in Mis­si­ons­län­dern, wo es vie­le Reli­gio­nen gibt, die mehr oder weni­ger har­mo­nisch mit­ein­an­der aus­kom­men. Wir unter­schei­den uns nicht nur durch Glau­bens­leh­re und Theo­rien, son­dern sicht­bar gera­de auch durch das prak­ti­sche Leben, die Sit­ten, die Geset­ze, die Gebräu­che und die Pflich­ten. Die Mus­li­me zum Bei­spiel essen kein Schwei­ne­fleisch, wer­den beschnit­ten und beach­ten den Rama­dan, sie kön­nen sich schei­den las­sen und mehr­fach wie­der hei­ra­ten, sie kön­nen über­haupt zwei oder mehr Frau­en haben, sie beten fünf­mal am Tag und in beson­de­rer Wei­se auch am Frei­tag usw.
Die Hin­dus essen kein Rind­fleisch, fasten vor eini­gen Festen, die Frau­en hei­ra­ten nur ein­mal und kön­nen nicht wie­der hei­ra­ten, auch wenn ihr Mann stirbt, sie ver­eh­ren zahl­rei­che Gott­hei­ten, sie ver­bren­nen ihre Toten usw.
Und die katho­li­schen Chri­sten? Zumin­dest bis noch vor eini­ger Zeit durf­ten sie nur ein­mal hei­ra­ten, eine Wie­der­ver­hei­ra­tung war nur nach dem Tod des Ehe­gat­ten erlaubt, ihre Prie­ster und Ordens­frau­en hat­ten ledig zu blei­ben und das Keusch­heits­ge­bot zu hal­ten, sie gehorch­ten dem Papst, ver­ehr­ten die Got­tes­mut­ter und die Hei­li­gen, sie glaub­ten nicht an Aber­glau­ben, Hexen und Gei­ster, sie brach­ten kei­ne Tier­op­fer dar, in der Kir­che bete­ten Män­ner und Frau­en zusam­men, sie aßen jede Art von Fisch und Fleisch, hiel­ten aber am Frei­tag ein Fleisch­fa­sten, am Sonn­tag galt die Ruhe­pflicht und die Teil­nah­me an der Mes­se usw.

4.

Der auf­er­stan­de­ne Jesus sand­te die Apo­stel aus, um die Men­schen im Namen des Vaters, des Soh­nes und des Hei­li­gen Gei­stes zu tau­fen. Auf die­se Wei­se brei­te­te sich das Chri­sten­tum aus und form­te die Sit­ten, die Geset­ze und die Gebräu­che gan­zer Gesell­schaf­ten und über­haupt die Zivi­li­sa­ti­on. Das alles brach­te vie­le Früch­te, näm­lich kon­kret vie­le Mär­ty­rer und Hei­li­ge, und erlaub­te vie­len, mysti­sche Erfah­run­gen zu machen und uns teil­ha­ben zu las­sen an eine auf­blit­zen­de Erin­ne­rung des Para­die­ses und Vor­ah­nung des Himmelreiches.

5.

Um die­se Gaben und Gna­den zu erlan­gen, haben sich so vie­le Men­schen bekehrt und mit vie­len Ent­beh­run­gen ihre Her­kunfts­ge­mein­schaf­ten ver­las­sen und deren Lebens­wei­se aufgegeben!

6.

Jetzt aber weiß ich als Mis­sio­nar nicht mehr genau, was die katho­li­sche Kir­che ist. Seit ich sehe, daß der Papst, die Kar­di­nä­le, die Bischö­fe schritt­wei­se und uner­bitt­lich den Ehe­bruch dul­den, die Homo­se­xua­li­tät gut­hei­ßen, Homo-Ehen seg­nen, die ande­ren Reli­gio­nen gleich­auf als Heils­weg aner­ken­nen… zu wel­cher Bekeh­rung soll ich die ande­ren noch einladen?

7.

Das Glei­che gilt auch für jeden west­li­chen Men­schen, der viel­leicht Athe­ist oder ungläu­big ist. War­um soll­te er sich bekeh­ren und unse­ren Glau­ben anneh­men, wenn wir all die­se Din­ge beken­nen? Jetzt ver­ste­he ich eini­ge Sät­ze des Pap­stes, der sagt, daß man kei­ne Pro­se­ly­ten machen soll. Es braucht schon eine gehö­ri­ge Por­ti­on Mut, um die Men­schen über­zeu­gen zu wol­len, sol­che Abir­run­gen zu glauben.

8.

Zum Glück reden unse­re Bischö­fe hier nicht von allen Bizarr­hei­ten, über die man in Rom dis­ku­tiert. Die ein­zi­ge Neu­heit ist, daß sie nun die Ehe­nich­tig­keits­ver­fah­ren etwas leich­ter machen, obwohl das die Leu­te nicht so gern akzep­tie­ren, da sie gelernt haben, daß die Ehe in kei­nem Fall zu lösen ist.

9.

Die Gefahr ist, daß es zum Ärger­nis kommt, da in die­sem und in ande­ren Mis­si­ons­län­dern nur die Chri­sten, Pro­te­stan­ten wie Katho­li­ken, den Ehe­bruch und die Homo­se­xua­li­tät akzep­tie­ren. Für die Mus­li­me und die Hin­dus ist der Ehe­bruch, also jede Form der außer­ehe­li­chen Bezie­hung, ein Ver­bre­chen, das auf Gemein­schafts­ebe­ne, aber auch staat­lich geahn­det wird. Die Homo­se­xua­li­tät wird als sehr schwer­wie­gen­de Tat gese­hen und ist Gegen­stand öffent­li­chen Tadels. Die Poly­ga­mie der Mus­li­me hat nichts mit Ehe­bruch zu tun, weil es sich dabei um einen sozia­len Ver­trag han­delt, der mit einem Ehe­ri­tus besie­gelt wird und mit allen Ver­pflich­tun­gen zum Unter­halt für die Frau­en und die Kin­der ver­bun­den ist.

10.

Die Tra­gi­ko­mik der Sache ist, daß es den ande­ren Reli­gio­nen, obwohl sie das Evan­ge­li­um nicht ken­nen, nicht an soli­den mora­li­schen und auf Haus­ver­stand und Natur gegrün­de­ten Nor­men fehlt, wäh­rend aus­ge­rech­net das Chri­sten­tum durch sei­ne offi­zi­el­len Anfüh­rer den Lebens­stil und die Moral der vor­christ­li­chen, heid­ni­schen Zeit för­dert und unter­stützt. Ist denn Jesus wirk­lich ver­geb­lich in die Welt gekommen!?

11.

In Deutsch­land gibt es sogar sol­che, die sich über die Bischö­fe Afri­kas lustig machen, als sei­en sie rück­stän­dig, weil auf ihrem Kon­ti­nent die Homo­se­xua­li­tät ver­pönt ist. Es fehlt nur noch, daß sie eine „Neue­van­ge­li­sie­rung“ im Namen die­ses auf den Kopf gestell­ten Evan­ge­li­ums för­dern wol­len, das in Wirk­lich­keit nichts ande­res wäre, als den Armen, die einen gesun­den Men­schen­ver­stand haben, die fal­schen anthro­po­lo­gi­schen Errun­gen­schaf­ten des Westens aufzunötigen.

12.

Was ich nicht ver­ste­hen kann, ist die Unter­wer­fung und das Schwei­gen so vie­ler Bischö­fe und Prie­ster. Ich sehe nicht ein­mal einen pas­si­ven Wider­stand. Die Mär­ty­rer haben den Tod auf sich genom­men. Heu­te reden aber nur eini­ge Lai­en, die nicht von kirch­li­chen Stel­len abhän­gig sind, mit lau­ter Stim­me, wäh­rend die Prie­ster und Bischö­fe – mit weni­gen Aus­nah­men – aus Angst vor Ver­gel­tung und dis­kre­di­tie­ren­den Anschul­di­gun­gen schweigen.

13.

Man pre­digt dau­ernd, daß man nicht spal­ten, son­dern eini­gen soll. Das heißt, man soll den Mund hal­ten, weil eine offe­ne Oppo­si­ti­on der Kir­che zu sehr scha­den wür­de. Die­se Zurück­hal­tung begün­stigt aber genau jene, die für die Kata­stro­phen ver­ant­wort­lich sind.

14.

Der Papst weiß es und erfin­det alles nur erdenk­li­che, um sich selbst zu schüt­zen. Sei­ne stän­di­gen Rei­sen, die Ver­ein­ba­run­gen mit den Luthe­ra­nern, die Ver­ein­ba­run­gen mit den Mus­li­men, die Ver­ein­ba­run­gen mit der Volks­re­pu­blik Chi­na und so wei­ter sind die Schüt­zen­grä­ben, die ihn schüt­zen. Wie kann man ihn denn kri­ti­sie­ren, wo er doch über­all, wo er hin­kommt, mit gro­ßem Pomp und Jubel emp­fan­gen wird?

15.

Eine Vor­sor­ge, die die Kir­chen­spit­ze trifft, wenn sie redet, ent­schei­det und Syn­oden abhält, besteht dar­in, ja nichts gegen die Sche­ma­ta des LGBT-Cre­dos zu sagen. Nicht ein ein­zi­ges Mal fra­gen sie sich, ob Gott Vater etwas dar­über weiß und ob Gott Vater eben­so denkt wie sie. Gott Vater beklagt sich nie, und da Jesus dem Petrus die Schlüs­sel des Him­mel­rei­ches über­gab, so den­ken sie, kön­nen sie die­se auch nach ihrem Gefal­len benüt­zen und die Her­ren spielen.

16.

Der Geist Got­tes ist aber immer leben­dig. Wir kön­nen also auch heu­te sicher sein, daß es vie­le Hei­li­ge gibt, die es Gott erlau­ben, unter uns zu wohnen.

O Herr, bleib doch bei uns (Lk 24,29).

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Mission/​Youtube (Screen­shot)

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