
(Jerusalem) Ein Teil des Ölberges in Jerusalem, ein Ort, der im Leben Jesu Christi eine wichtige Rolle spielte, ist in den Besitz des Neokatechumenalen Wegs übergegangen.
Der Ölberg, eine Hügelkette östlich des Tempelberges, spielt in der Heilsgeschichte eine wichtige Rolle und ist daher für das Christentum und das Judentum von besonderer Bedeutung. Der Prophet Sacharja kündigte an, daß der Messias über den Ölberg nach Jerusalem einziehen und im Kidrontal am Fuß des Ölberges das Jüngste Gericht halten werde. Deshalb befindet sich dort ein großer jüdischer Friedhof.
Wie die Evangelien bezeugen, zog Jesus über den Ölberg in Jerusalem ein und betete dann vor seiner Gefangennahme im Garten von Getsemani am Fuß der Hügelkette. Von der Spitze des Ölberges erfolgte am 40. Tag nach Christi Auferstehung auch Seine Himmelfahrt.

Der Neokatechumenale Weg wurde 1964 von Kiko Argüello und Carmen Hernández in Spanien gegründet und gehört zu den sogenannten neuen geistlichen Gemeinschaften in der katholischen Kirche. Die Bewegung ist zahlreich und verfügt über einen hohen Mobilisierungsgrad, wie die Family Days in Italien zeigten, mit denen für den Schutz der Kinder, gegen Abtreibung und gegen die Einführung der Gender-Ideologie an den Schulen protestiert wurde. Umstritten sind pseudo-judaisierende Elemente und der Umgang mit der Liturgie: die Meßzelebration in irgendwelchen Sälen anstatt in Kirchen und immer am Samstag abend unter Umgehung des Sonntags.
Wie die Presseagentur EFE und die Tageszeitung La Vanguardia berichten, kaufte die in Panama ansässige katholische Stiftung Domus Jerusalem über eine Ausschreibung in Mailand am 31. Juli 2018 einen Teil des Ölberges in der Größe von 5.173 Quadratmetern. Das Grundstück gehörte bisher „der italienischen Monte Tabor“. Damit dürfte die Stiftung San Raffaele del Monte Tabor von Don Luigi Maria Verzè (1920–2011) gemeint sein. Das Krankenhausimperium Don Verzès brach 2011 zusammen und wurde in der Folge liquidiert, ebenso der Besitzstand der Stiftung.
Der Kaufpreis für das Grundstück wird mit fünf Millionen Euro angegeben. Die Stiftung mit Sitz in Panama schenkte es dann dem Neokatechumenalen Weg. Diese neue geistliche Gemeinschaft will dort „ein internationales Missionszentrum im Heiligen Land“ errichten.

Mehrere religiöse Organisationen hatten starkes Interesse an dem Grundstück gezeigt. Deshalb sei schließlich eine Ausschreibung gemacht worden. Der Interessentenkreis reduzierte sich in der Folge auf drei: die Stiftung Domus Jerusalem, die eritreisch-orthodoxe Kirche und das koptisch-orthodoxe Patriarchat von Alexandrien.
Über einen Mittelsmann für den Priester Manuel Anselmo Diaz Ortiz, Pfarrer von Unserer Lieben Frau von Guadalupe in Panama, der Präsident der Stiftung Domus Jerusalem ist, erhielt diese den Zuschlag.
Die Stiftung, daher auch ihr Name, wurde mit der Absicht gegründet, in Jerusalem ein „neues Einkehrhaus und ökumenisches Zentrum“ zu schaffen, „um Pilger aus aller Welt aufzunehmen“. Es soll nach dem Vorbild und den Erfahrungen der Domus Galilaeae auf dem Berg der Seligpreisungen entstehen, die auch vom Neokatechumenalen Weg errichtet wurde.

Die Domus Galilaeae wurde im Heiligen Jahr 2000 fertiggestellt. Sie wird als Studien- und Konferenzzentrum sowie als Einkehrhaus geführt. Das Neokatechumenat nennt als Aufgabe dieser Domus, „das Evangelium im Licht der Tradition und der jüdischen Liturgie“ zu lesen, um „das Geheimnis dieses Volkes, das nicht die Existenz Gottes beweist, aber als lebendiger Zeuge seine Gegenwart im Lauf der ganzen Geschichte verkündet“. Der Grund für die Errichtung der Domus Galilaeae auf dem Berg der Seligpreisungen wurde dem Neokatechumenalen Weg von der Franziskanerkustodie des Heiligen Landes zur Verfügung gestellt. Die Grundsteinlegung erfolgte 1999 mit einem Fragment vom Grab des Apostels Petrus aus dem Vatikan, das von Papst Johannes Paul II. gesegnet wurde (zum Domus Galilaeae siehe auch Die Bekehrung von 1000 Juden: Was weiß der Neokatechumenale Weg über das Ende der Zeiten und verschweigt es?).
Entstanden sei die Stiftung Domus Jerusalem deshalb in Panama, wie es aus dem Neokatechumenat nahestehenden Kreisen heißt, weil die Idee dort entstanden und Pfarrer Diaz Ortiz dort wirkt.

Das Projekt Domus Jerusalem wird von „zahlreichen Persönlichkeiten und Wohltätern unterstützt“, darunter befinden sich auch die Kardinäle Sean O’Malley von Boston, Kardinal Antonio Rouco von Madrid und Kardinal Christoph Schönborn von Wien, wie auf der Internetseite des Projekts zu lesen ist.
In den vergangenen Jahren wurden bereits Gelder für die Verwirklichung des Projekts gesammelt, es fehlte allerdings noch das geeignete Grundstück. Mit dem Erwerb auf dem Ölberg, nahe dem Garten Getsemani, wo Jesus nach dem Letzten Abendmahl mit seinen Jüngern betete und Todesangst litt, ehe er verhaftet wurde, ist die letzte Lücke geschlossen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Domus Jerusalem/Domus Galilaeae (Screenshots)
Einer dieser irgendwie konservativ anmutenden, neuen geistlichen Bewegungen, die sich immer öfter und immer mehr als äußerst problematisch herausstellen. Man mache sich auch bewusst, das diese Bewegungen, zu denen auch das Opus Dei gehört, von Johannes Paul II. immer wieder als Beleg für den „glaubenstreuen“ Aufbruch nach Vaticanum II ausgegeben wurde.
Die Architektur des Projekts allein sagt einem alles über die Natur dieser Bewegung.
Angesichts des desolaten Zustands von Mutterkirche sicher eine prophetische Aussage von Johannes Paul II. – die übrigens in ähnlicher Form von Joseph Ratzinger bereits in den 60er Jahren getätigt worden und im Buch „Salz der Erde“ nochmal herausgehoben worden ist: Die Zukunft der Kirche liegt demnach nicht in der mittelalterlichen „Massenkirche“, sondern in der kleinen Gemeinschaft. Übrigens treffen sich die „Neokatechumenalren“ nicht in „irgendwelchen Sälen“, sondern in den Gemeindesälen, es sei denn, sie werden von Pfarrern und Gemeinderäten verscheucht.
Ich finde es defätistisch, sich mit der Schrumpfung der Kirche einfach so zufrieden zu geben. Verantwortlich dafür sind ja die Kleriker, die die Gläubigen mit ihren modernistischen Experimenten zur Türe hinausjagen. Dagegen kann man angehen
Schade, dass nicht die Eritreer oder Kopten es kaufen konnten.
Das Problem der neugeistlichen Gemeinschaften heute liegt in der Gefahr der Sektenstruktur. Gerade hier wachsen sich leicht Missbräuche aus, da die Abgeschiedenheit eher halbherzig ist und zu sehr auf Außenwirkung, ob bewusst oder unbewusst, bedacht ist.
Ich habe selber eine neugeistliche Gemeinschaft kennen gelernt, in der Verantwortliche nach außen freundlich, herzlich, liebenswürdig auftreten, sich nach innen aber oftmals diktatorisch, kalt, unpersönlich, verletzend, nicht bereit zur Kommunikation, egozentrisch zeigen.
Dies kann zu schwersten seelischen Verletzungen führen und Menschen mit schwacher Psyche, die sich in ein Abhängigkeitsverhältnis begeben haben, sogar das Leben kosten.
Das Problem sind oft die Schwächen der wie Götzen angebeteten Verantwortlichen und Gründer, die sich selber nicht an das halten, was sie lehren.
Das sind aber wie gesagt nur persönliche Erfahrungen.