
(Rom/Manila) Gestern vollendete Kardinal Orlando Beltran Quevedo sein 80. Lebensjahr. Damit sind derzeit 122 Kardinäle in einem Konklave wahlberechtigt. Im Herbst könnten neue Kardinalskreierungen durch Papst Franziskus bevorstehen.
Kardinal Quevedo wurde am 11. März 1939 in der nordphilippinischen Stadt Laoag am südchinesischen Meer geboren. Seit 1954 gehört er dem Orden der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria (OMI) an. 1964 wurde er zum Priester geweiht, nachdem er das Noviziat in Texas und auch seine Studien in den USA absolviert hatte.
Im selben Jahr wurde er Kaplan der Dompfarre des Bistums Cotabato. Sein ganzes Priesterleben verbrachte er auf der südphilippinischen Insel Mindanao. Drei Viertel der Inselbewohner sind Christen. Zwei Drittel Katholiken. Daneben gibt es noch ein Fünftel Muslime, was in der Vergangenheit zu politischen und gewalttätigen Probleme führte.
Er wurde Studiendekan an der Universität Cotabato und schließlich Rektor dieser Universität. 1980 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Bischof und Prälaten von Kidapawan. Als der Papst 1982 die Prälatur zum Suffraganbistum des Erzbistum Cotabato erhob, wurde Msgr. Quevedo ihr erster Bischof. Im Bistum liegt der Apo, der mit fast 3.000 Metern höchste Berg der Philippinen.
1986 machte ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof von Nueva Segovia und 1998 zum Erzbischof von Cotabato. Von 1999 bis 2003 war er Vorsitzender der Philippinischen Bischofskonferenz. 2014 kreierte ihn Papst Franziskus zum Kardinal. Seine römische Titelkirche ist die 1970 erbaute Pfarrkirche Santa Maria Regina Mundi a Torre Spaccata.
Kardinal Quevedo war bereits fast 80 Jahre alt, als ihn Papst Franziskus als Erzbischof von Cotabato emeritierte. Unter Franziskus bedeutet das eine ganz besondere Wertschätzung. Auf der Ebene der Weltkirche fiel der Kardinal bisher nicht auf. Seine Kardinalserhebung geht auf den persönlichen Kontakt mit Papst Franziskus zurück, der den Philippiner bei der CELAM-Versammlung der lateinamerikanischen Bischöfe in Aparecida 2007 kennenlernte, die für Franziskus eine zentrale Rolle spielt, da er das Schlußdokument redigierte. Quevedo nahm als Vertreter der Bischöfe Asiens daran teil.
Mit dem Ausscheiden des philippinischen Kardinals aus dem Wahlkörper bleiben 122 Kardinäle im Konklave wahlberechtigt. Das sind weiterhin zwei mehr als die von Johannes Paul II. festgelegte Höchstgrenze. Diese wird am kommenden 27. April erreicht. Bis dahin scheiden der US-Amerikaner Kardinal Edwin Frederick O’Brien, emeritierter Erzbischof von Baltimore, und der Pole Kardinal Stanislaw Dziwisz, emeritierter Erzbischof von Krakau und langjähriger persönlicher Sekretär von Johannes Paul II., aus dem Kreis der Papstwähler aus. Beide waren von Papst Benedikt XVI. in den Kardinalsrang erhoben worden.
Bis Ende 2019 wird die Zahl der Papstwähler auf 114 sinken. Nach dem 27. April werden noch weitere sechs Kardinäle ihr 80. Lebensjahr vollenden: am 31. Juli Kardinal Tong Hon (Hong Kong, VR China), am 16. August Kardinal Brady (Irland), am 7. Oktober Kardinal Monsengwo Pasinya (Kongo), am 11. Oktober Kardinal Grocholewski (Polen), am 14. Oktober Kardinal Menichelli (Italien) und am 15. Oktober Kardinal Toppo (Indien).
Die genaue Zahl kann sich allerdings ändern, wie das Konklave von 2013 zeigte, in dem Kardinal Walter Kasper noch wahlberechtigt war – und zum maßgeblichen Baumeister des derzeitigen Pontifikats wurde –, obwohl er bereits über 80 war.
2020 werden dann weitere vier Wahlmänner ausscheiden (der maronitische Kardinal Raï, Kardinalvikar Vallini, Synodensekretär Kardinal Baldisseri und Kardinal Wuerl, der im Zuge des sexuellen Mißbrauchsskandals in den USA vorzeitig als Erzbischof von Washington emeritiert wurde).
Wenn nicht bereits im Herbst 2019 ist spätestens 2020 mit neuen Kardinalserhebungen durch Papst Franziskus zu rechnen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL