(Rom) Der Bischof von Cremona verweigert Gläubigen die Heilige Messe im überlieferten Ritus. Die Feindseligkeiten der kirchlichen Hierarchie wollen kein Ende nehmen. Dagegen erhebt sich allerdings Kritik von unverdächtiger Seite.
Der Pastoraltheologe Msgr. Antonio Napolioni wurde 2015 von Papst Franziskus zum Bischof von Cremona ernannt. „Die lateinische Messe wird von den Soziologen entdeckt, aber von den Bischöfen behindert“, schrieb die Nuova Bussola Quotidiana (NBQ) am 2. März. Das gilt besonders in Italien.
Seit zehn Jahren bitten Gläubige den Ortsbischof, ihnen die Meßfeier im überlieferten Ritus zu erlauben. Vergeblich. Das Motu proprio Summorum Pontificum scheint nicht bis Cremona gelangt zu sein.
Bereits der Vorgänger des amtierenden Bischofs, Msgr. Dante Lafranconi, 2001 von Johannes Paul II. ernannt, wollte nichts von der „lateinischen Messe“ wissen. Sein Nachfolger tut es ihm gleich. Das bischöfliche Verhalten von Cremona zeige, so NBQ, „daß viele italienische Bischöfe eine regelrechte Phobie gegen die lateinische Messe haben“.
Eine neuer Anlauf nach dem Bischofswechsel
Nachdem der Bischofswechsel erfolgt war, stellte eine neue Gruppe von Gläubigen einen Antrag in der Hoffnung, daß nun die Zeit endlich reif sein müßte. Am 27. März 2017 erfolgte die Antwort von Bischof Napolioni:
„Dieses Ansuchen wurde bereits meinem Vorgänger vorgebracht, der in der Diözese die Voraussetzungen nicht gegeben sah, das Ansuchen annehmen zu können und es daher ablehnte, vor allem aufgrund der Tatsache, daß in mehr als 40 Jahren die Umsetzung der Liturgiereform des Konzils in der ganzen Diözese in Ruhe angenommen wurde.“
Die Gläubigen versuchten dem Bischof verständlich zu machen, daß es aber eine ansehnliche Zahl von Gläubigen seines Bistums gibt, die diesen Wunsch haben. Dies sei nachprüfbar, weil die Gläubigen auf die Klosterkirche der Barnabiten auswichen, die somit nicht direkt der bischöflichen Jurisdiktion untersteht, wo ein Priester sich nach der wiederholten Ablehnung der Bischöfe bereit erklärte, im überlieferten Ritus zu zelebrieren.
Der Bischof zeigte sich nicht beeindruckt.Er bekräftigte seine Ablehnung und zitierte den Barnabitenpater zu sich. Ihm machte er schwere Vorwürfe und verlangte, daß er sich beuge und die Zelebrationen einstelle. Andernfalls mache er sich eines Bruchs der kirchlichen Gemeinschaft schuldig. Alle Argumente nützten nichts. Der Bischof blieb unzugänglich. Da er sich nicht beugen wollte, wurde dem Ordensmann vor zwei Wochen die Zelebration sine populo verboten. Dabei nimmt das Motu proprio Summorum Pontificum private Zelebrationen von jeder Genehmigungspflicht aus. Der Barnabit kapitulierte. Die Gläubigen stehen wieder ohne Heilige Messe da.
„Was für Probleme hat der Bischof?“
Seit Summorum Pontificum kommt es dem Bischof gar nicht mehr zu, eine Zustimmung oder Ablehnung auszusprechen. Das war vorher so, gilt aber seither nicht mehr.
„Die überall herrschende liturgische Kreativität und der pastorale Relativismus ist überall vorherrschend, aber das schein kein Problem zu sein“, so NBQ.
Unterstützung erhalten die Gläubigen inzwischen von unverdächtiger Seite.
Am 6. März meldete sich Giovanni Battista Kardinal Re zu Wort. Er war bis 2000 Substitut des Kardinalstaatssekretärs und anschließend bis 2010 Präfekt der Bischofskongregation. Seit 2017 ist er Kardinalsubdekan. In der lokalen Tageszeitung La Provincia di Cremona zeigte er sich „erstaunt vom Bischof von Cremona“ und stellte fest: „Die tridentinische Messe ist erlaubt“. Er fügt hinzu:
„Ich verstehe die Gründe nicht, werde die Sache aber vertiefen. Sie wird auf der ganzen Welt zelebriert.“
Am 8. März folgte ein Tweet von Matteo Matzuzzi dem Vatikanisten der Tageszeitung Il Foglio. Der Journalist sparte auch einen Seitenhieb nicht aus, der auf Urteile von Papst Franziskus anspielt:
„Ich bin kein Besucher von Vetus-Ordo-Messen, frage mich aber: Was für Probleme hat der Bischof von Cremona, daß er Gläubigen, die ihn darum bitten, eine nach einem von einem Papst autorisierten Ritus vollkommen erlaubte Messe verbietet? Wer ist in diesem Fall der ‚Strenge‘, der sich von einer Ideologie leiten läßt?“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Nuova Bussola Quotidiana