Priester fordert „meßfreien Sonntag“ wegen Migrationspolitik

Klerikale Verwirrung


Don Marcello Farina: Meßstreik für Migranten.
Don Marcello Farina: Meßstreik für Migranten.

(Rom) Im Erz­bis­tum Tri­ent wur­de zu einem poli­tisch moti­vier­ten „Meß­streik“ auf­ge­ru­fen. Mit einem meß­frei­en Sonn­tag soll ein „Flücht­lings­heim“ gegen sei­ne Schlie­ßung „ver­tei­digt“ wer­den. „So weit sind wir gekommen!“ 

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Die Ver­wir­rung selbst unter Gläu­bi­gen und im Kir­chen­ap­pa­rat nimmt zuneh­mend dra­ma­ti­sche Züge an. In der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hat die katho­li­sche Kir­che mehr Ange­stell­te als am Sonn­tag Meß­be­su­cher. In Öster­reich ver­kün­den Prie­ster, daß es „unmög­lich“ sei, zu ver­wirk­li­chen, was Jesus lehr­te. Er habe den Men­schen „ein Ide­al“ geben wol­len. Ein ande­rer brach­te jüngst im Pfarr­brief sein Stau­nen zum Aus­druck, daß es doch tat­säch­lich noch immer „den einen oder ande­ren“ gebe, der glau­be, daß Chri­stus gekreu­zigt wur­de, um die Sün­den der Men­schen auf sich zu neh­men. Das aber sei falsch, denn die Kreu­zi­gung war nur unglück­li­chen, poli­ti­schen Umstän­den geschul­det. Eine Art Betriebs­un­fall also.

So ver­wun­dert es nicht, daß die getauf­ten Katho­li­ken, von denen die gro­ße Mehr­heit nicht mehr in die Kir­che geht, auch wirr im Kopf wer­den. Bekannt­lich beginnt der Fisch vom Kopf zu stin­ken, und wo in einer hier­ar­chisch ver­faß­ten Kir­che oben ist, dürf­te hin­läng­lich klar sein.

Gutmenschentum statt Messe

Letzt­lich erstaunt es also nicht, daß am ver­gan­ge­nen Sonn­tag Don Mar­cel­lo Fari­na, ein ech­ter „Stra­ßen­prie­ster“, einer von den „Rän­dern“, die erstaun­lich oft im Mit­tel­punkt des Medi­en­in­ter­es­ses lie­gen, den Gläu­bi­gen in der Sonn­tags­mes­se, die er am Vor­abend fei­er­te, einen Vor­schlag mach­te. Don Fari­na ist nicht in der Pfarr­seel­sor­ge tätig, son­dern geist­li­cher Assi­stent der Ver­ei­ni­gung Katho­li­scher Ita­lie­ni­schen Künst­ler (UCAI). In der Kir­che San­tis­si­ma Tri­ni­tà in Tri­ent for­der­te er auf, einen „Meß­streik“ aus­zu­ru­fen. Damit sol­le gegen den Beschluß der Lan­des­re­gie­rung pro­te­stiert wer­den, ein Flücht­lings­heim schlie­ßen zu wollen. 

Don Fari­na will mit sei­nem „Vor­schlag“ die „schwei­gen­de Gleich­gül­tig­keit bre­chen“. Wört­lich sag­te er:

„Die christ­li­che Gemein­schaft kann nicht immer schwei­gen, bei­pflich­ten, so tun, als sei nichts. Weih­nachts­krip­pe und Kru­zi­fix rei­chen nicht, um Chri­sten zu sein.“

Am Ende der Sams­tag­abend­mes­se brach der inzwi­schen schon obli­ga­to­ri­sche Applaus in der Kir­che los, den man von sich „outen­den“ Prie­stern kennt, die bekannt­ge­ben, ein Ver­hält­nis mit einer Frau (oder einem Mann) zu haben. Und die „Pfarr­kin­der“ fin­den es, dem Zeit­geist hörig, so nied­lich. Wer nicht klatscht, ist ein Spaßverderber. 

Nun wird also schon applau­diert, wenn der Prie­ster auf­ruft, am Sonn­tag die Sonn­tags­pflicht nicht zu erfül­len. Haupt­sa­che es ist für einen „guten“ Zweck. Und denn hat man bekannt­lich schnell zur Hand.

Don Fari­na hat sich nicht irgend­wie sexu­ell geoutet genügt, ihm genügt der Auf­stand des „Gut­men­schen“, jener Spe­zi­es, die Chri­sten­tum mit lin­ker Poli­tik ver­wech­selt. Und die Ver­wechs­lung nicht ein­mal bemerkt. In sei­ner Kir­che, kei­ne Pfarr­kir­che, ver­sam­melt sich, das muß auch gesagt wer­den, eine ein­ge­schwo­re­ne Fan-Gemeinde.

Neue Regierung nicht akzeptiert

Auf Medi­en­nach­fra­ge erklär­te der Prie­ster sei­ne „Idee“ noch deut­li­cher, wie die Tages­zei­tung Tren­ti­no berich­tet.

„War­um müs­sen die Chri­sten die Ent­schei­dun­gen der Poli­tik immer akzeptieren?“

Der Prie­ster ließ durch­blicken, daß das eigent­li­che Pro­blem eine Par­tei ist, näm­lich die neue Regie­rungs­par­tei im Tren­ti­no: die Lega von Matteo Sal­vi­ni. Die ein­sti­ge Lega Nord regiert seit Juni 2018 Ita­li­en und seit Novem­ber 2018 auch das Tren­ti­no. Papst Fran­zis­kus tat sei­ne Ableh­nung der ein­sti­gen Sepa­ra­ti­sten­par­tei Nord­ita­li­ens mehr­fach kund, ohne sie je beim Namen zu nen­nen. Sal­vi­nis Lega beging einen nicht min­der unver­zeih­li­chen Feh­ler wie Donald Trump, sie schick­te die Links­re­gie­rung nach Hau­se. Es sind vor allem die Bischö­fe und der offi­zi­el­le Medi­en­ap­pa­rat der Kir­che, der seit­her gegen die Lega und ihre Poli­tik mobil macht. 

Don Fari­na kann sich in sei­ner Hal­tung auf Fran­zis­kus beru­fen. Die emo­tio­na­le Mobi­li­sie­rung rich­tet sich in erster Linie gegen die Lan­des­re­gie­rung der Lega. Die „Ver­tei­di­gung“ einer Migran­ten­un­ter­kunft, deren 24 Insas­sen ledig­lich in einen ande­ren Teil Ita­li­ens ver­legt wer­den sol­len, scheint nur ein will­kom­me­ner Vor­wand. Don Fari­na springt nur auf einen fah­ren­den Zug auf, der von den übli­chen lin­ken Grup­pie­run­gen ange­scho­ben wird. 

Der Vor­schlag des Prie­ster. bei dem er sich gera­de­zu ins Deli­ri­um rede­te, hat etwas Surreales: 

„Es wäre schön, wenn die christ­li­che Gemein­schaft zusam­men mit dem Bischof vor­schla­gen wür­de, daß an einem Sonn­tag der Fasten­zeit in allen Pfar­rei­en des Tren­ti­no kei­ne Mes­se gele­sen wird. Das ist die extre­me Form des Pro­te­stes und des Wider­spruchs einer Gemein­schaft gegen einen Macht­miß­brauch, gegen ech­te Gewalt.“

Und wei­ter:

„Ich will mich nicht über den Bischof stel­len, son­dern eine Idee vor­schla­gen, daß die christ­li­che Gemein­schaft von der Basis her ein Zei­chen setzt. Die Mes­se ist Eucha­ri­stie, das Mahl, das Tei­len… Was für ein Brot wird gemein­sam gebro­chen, wenn eini­ge Per­so­nen gewalt­sam weg­ge­bracht werden?“

Im Tren­ti­no rei­tet die poli­ti­sche Lin­ke das The­ma, die den Macht­ver­lust noch nicht ver­daut hat, um gegen die neue Regie­rung zu mobi­li­sie­ren. Don Fari­na macht sich zum Mit­läu­fer und Steig­bü­gel­hal­ter der Par­tei­po­li­tik und einer gefähr­li­chen Poli­ti­sie­rung der Kirche.

Die Reaktion des Erzbischofs

Und wie reagier­te der zustän­di­ge Erz­bi­schof auf den tra­gi­schen Iden­ti­täts­ver­lust sei­nes Priesters?

Erz­bi­schof Lau­ro Tisi, den Papst Fran­zis­kus 2016 auf den Stuhl des Hei­li­gen Vigi­li­us setz­te, fand kein Wort des Tadels für einen so sit­ten­wid­ri­gen Vor­schlag, der das Gött­li­che Gesetz ver­letzt. Die Hei­li­ge Mes­se am Sonn­tag, dem Her­ren­tag, ist ein Gebot, das direkt auf den Herrn zurück­geht. Es besteht daher für die Getauf­ten unter Sün­de die Pflicht, wenn es ihnen mög­lich ist, die Mes­se zu besuchen. 

Don Fari­na berei­te­te der Diö­ze­san­lei­tung wegen sei­ner unor­tho­do­xen Ideen wie­der­holt Kopf­zer­bre­chen. Wirk­lich gegen ihn Ein­schrei­ten woll­te aber doch nie­mand. Schließ­lich ver­such­te die Diö­ze­se das Pro­blem zu lösen, indem unter­sagt wur­de, in der Stadt Tri­ent die Mes­se zu zele­brie­ren und zu pre­di­gen. Das ging andert­halb Jah­re so, dann ernann­te Papst Fran­zis­kus den neu­en Erz­bi­schof. Msgr. Tisi erlaub­te Fari­na, den die Medi­en unter­stütz­ten, im März 2017 wie­der in der Stadt zu zele­brie­ren, immer am Samstagabend.

Nach dem jüng­sten „Vor­schlag“ Fari­nas beschränk­te sich Erz­bi­schof Tisi auf die Mit­tei­lung, die Diö­ze­se habe der Lan­des­re­gie­rung zur Fra­ge der Migran­ten­un­ter­brin­gung bereits Vor­schlä­ge „für eine kon­kre­te Lösung“ unter­brei­tet. Zum Meß­streik sag­te er: „Die Mes­sen die­nen dazu, die Gna­de zu erbit­ten, das Evan­ge­li­um zu leben, ohne wenn und aber.“

Der Fisch beginnt…

Text: Andre­as Becker
Bild: Trent­o­blog (Screen­shot)

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2 Kommentare

  1. Die­ser Prie­ster weiß glau­be ich nicht,was er als als Prie­ster im Got­tes­dienst für eine Auf­ga­be hat. Das was er sagt spricht Bän­de. Der Prie­ster ist das Werk­zeug Got­tes . Es geschieht das Wun­der der hoch­hei­lig­sten Eucha­ri­stie in sei­ner Unbe­greif­lich­keit . Da redet die­ser Prie­ster von Mess­streik. Hier wird dazu auf­ge­ru­fen ‚Gott nicht zueh­ren zumin­dest mal an einem Sonntag,um die Schlie­ßung eines Flücht­lings­heim zu ver­hin­dern. Die Dumm­heit man­cher Pfar­rer ist wirk­lich unendlich .

  2. Tri­ent, was für eine Stadt, die dem wich­ti­gen Kon­zil dem Namen gab.
    Sor­ry, aber bevor die­se „Dümm­lin­ge“ im Kir­chen­ko­stüm so daher­re­den, soll­ten sie sich die Beschlüs­se des Kon­zils ein­mal zu Gemü­te führen.
    Aber Dumm­heit und Stolz wach­sen ja bekannt­lich auf dem­sel­ben Holz.
    Nur noch traurig.

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