Priester wegen Mißbrauchs von Ordensfrauen laisiert

Mißbrauchsgipfel in Rom


Der brasilianische Priester Rodrigo de Souza wurde von Papst Franziskus laisiert, weil er gegen Ordensfrauen und Novizinnen Gewalt angewendet haben soll, auch sexuelle.
Der brasilianische Priester Rodrigo de Souza wurde von Papst Franziskus laisiert, weil er gegen Ordensfrauen und Novizinnen Gewalt angewendet haben soll, auch sexuelle.

(Bra­si­lia) Der bra­si­lia­ni­sche Prie­ster Jean Rogers Rodri­go de Sou­za wur­de von Papst Fran­zis­kus aus dem Kle­ri­ker­stand ent­las­sen und lai­siert. Ihm machen ehe­ma­li­ge Ordens­frau­en und Novi­zin­nen schwe­re Vor­wür­fe, auch den des sexu­el­len Miß­brauchs. Der Betrof­fe­ne beteu­er­te stets sei­ne Unschuld und sieht sich als Opfer „bestimm­ter Kreise“.

Anzei­ge

„Der Prie­ster erhielt vom Hei­li­gen Vater das Dekret über den Ver­lust des Kle­ri­ker­stan­des und sei­ne Ent­bin­dung von allen damit ver­bun­de­nen Verpflichtungen.“

So heißt es in der knap­pen Erklä­rung von Bischof Guil­ler­mo Steck­ling OMI vom 20. Febru­ar. Msgr. Steck­ling ist Bischof von Ciu­dad del Este. Ihm wur­de Rodri­go de Sou­za nach einer Apo­sto­li­schen Visi­ta­ti­on zugewiesen. 

Rodrigo de Souza und seine Gründung

Der 45 Jah­re alte Jean Rogers Rodri­go de Sou­za trat im Alter von 19 Jah­ren in Bra­si­li­en in das Prie­ster­se­mi­nar sei­ner Hei­mat­diö­ze­se Ana­po­lis ein. Noch als Semi­na­rist grün­de­te er 1998 eine Gemein­schaft jun­ger Frau­en, die Schwe­stern der Gött­li­chen Lie­be. Die kano­ni­sche Errich­tung erfolg­te durch den dama­li­gen Diö­ze­san­bi­schof von Ana­po­lis, Msgr. Manu­el Pest­a­na Fil­ho. 2003 folg­te die kano­ni­sche Errich­tung des männ­li­chen Ordens­zwei­ges der Brü­der der Gött­li­chen Lie­be. Die bei­den Zwei­ge wur­den in der Gemein­schaft Arca de Maria zusam­men­ge­faßt und um eine Lai­en­ge­mein­schaft erweitert.

Mitteilung der Laisierung
Mit­tei­lung der Laisierung

Zum Cha­ris­ma der Gemein­schaft, die als „kon­ser­va­tiv“ gilt, gehört eine star­ke Mari­en­fröm­mig­keit. Das Unbe­fleck­te Herz Mari­ens wird als siche­re Zuflucht und Hil­fe gese­hen, um den Weg zu Chri­stus zu finden.

Gegen den Grün­der der Gemein­schaft erho­ben 2013/​2014 ehe­ma­li­ge Schwe­stern und Novi­zin­nen Vor­wür­fe des psy­chi­schen, phy­si­schen und sexu­el­len Miß­brauchs. Die Zeit, in der die Vor­wür­fe laut wur­den, fällt mit dem neu­en Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus zusammen.

Die Fäl­le sol­len bis zum Jahr 2006 zurück­rei­chen, als er Obe­rer der Arca de Maria im bra­si­lia­ni­schen Bun­des­staat Goi­as war. Die ehe­ma­li­gen Schwe­stern und Novi­zin­nen der Gemein­schaft wer­fen ihm „Gehirn­wä­sche“ vor. Eine Ex-Novi­zin beschul­digt ihn, daß sie sich die Haa­re abge­schnit­ten und mit ihrer Fami­lie gebro­chen habe. Wer „rebel­lier­te“, sei „bei Was­ser und Brot“ oder durch Ver­ge­wal­ti­gung bestraft worden.

Eine ande­re Ex-Schwe­ster sag­te der Tages­zei­tung Fol­ha de Sao Pau­lo, als sie mit dem Prie­ster über Sky­pe in einer Video­kon­fe­renz ver­bun­den war, habe der Prie­ster begon­nen, sich zu mastur­bie­ren. „Ich habe Sky­pe dann sofort beendet.“

Die staat­li­che Justiz wur­de bis­her nicht gegen Rodri­go de Sou­za aktiv. Die ihn beschul­di­gen­den Frau­en schei­nen kei­ne Anzei­gen bei der Staats­an­walt­schaft ein­ge­bracht zu haben.

Die Apostolische Visitation

Jean Rogers Rodri­go de Sou­za, bes­ser bekannt als Pater Rodri­go Maria, ist vor allem im Inter­net und über die moder­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel in Bra­si­li­en sehr bekannt. Nach den Anschul­di­gun­gen der Ex-Mit­glie­der der Gemein­schaft in den Jah­ren 2013/​2014 ord­ne­te Rom eine Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on an. Rodri­go de Sou­za wur­de aus der Gemein­schaft ent­fernt. Auf die Visi­ta­ti­on hat­ten vor allem „eini­ge Bischö­fe“ Bra­si­li­ens gedrängt, da sie „die kon­ser­va­ti­ve Aus­rich­tung der Gemein­schaft stör­te“, so die Inter­net­sei­te Tem­pla­rio di Maria, die dem Prie­ster nahe­steht.

Ein­schrän­kun­gen 2017

Rodri­go de Sou­za wur­de jeder Kon­takt zur Gemein­schaft unter­sagt und sei­ne Ver­set­zung nach Ciu­dad del Este ange­ord­net. Begrün­det wur­de sei­ne Ent­fer­nung, damit sich die Mit­glie­der „nicht bedroht“ und „ver­äng­stigt“ füh­len, „mög­li­che Ver­bre­chen“ des Prie­sters zu berich­ten. Im Klar­text hat­ten sich die Anschul­di­gun­gen gegen ihn durch die Visi­ta­ti­on nicht erhär­ten las­sen. In Rom ging man aber davon aus, daß das an einer Ver­äng­sti­gung der Mit­glie­der lie­gen wür­de. Tat­sa­che aber ist, daß auch in den Jah­ren seit der Ent­fer­nung von Rodri­go de Sou­za aus der Gemein­schaft kei­ne Anschul­di­gun­gen gegen ihn bekannt wurden.

In Ciu­dad del Este durf­te Rodri­go de Sou­za sein Prie­ster­tum wei­ter aus­üben, bekam aber deut­lich zu spü­ren, eigent­lich uner­wünscht zu sein. Bischof Steck­ling war Bischof von Ciu­dad del Este gewor­den, nach­dem Papst Fran­zis­kus sei­nen außer­ge­wöhn­li­chen Vor­gän­ger, der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Msgr. Roge­l­io Livi­e­res Pla­no, auf höchst umstrit­te­ne Wei­se aus dem Bischofs­amt ent­las­sen hat­te. 2015 starb Bischof Livi­e­res nach einem miß­glück­ten chir­ur­gi­schen Ein­griff. Bischof Steck­ling zer­trüm­mer­te inner­halb kur­zer Zeit, was sein Vor­gän­ger auf­ge­baut hat­te. Ein Blick auf die von Rodri­go de Sou­za ver­öf­fent­lich­ten Tex­te, Pre­dig­ten und Kate­che­sen läßt erah­nen, daß er sich damit bei Bischof Steck­ling kei­ne Sym­pa­thien sammelte.

Nach sei­nem Aus­schei­den aus der von ihm gegrün­de­ten Gemein­schaft ver­stärk­te der bra­si­lia­ni­sche Prie­ster sei­ne Inter­net­ak­ti­vi­tä­ten über sei­ne eige­ne Sei­te padr­ero­dri­go­ma­ria und die Sei­te „Tem­pla­rio de Maria“ (Temp­ler Mari­ens). Bischof Steck­ling erließ Ende 2017 ein Dekret, das dem Prie­ster die Aus­übung sei­nes Prie­ster­tums nur mehr in der ihm zuge­wie­se­nen Pfar­rei erlaub­te und ihm Inter­net­ak­ti­vi­tä­ten untersagte. 

Neue Anschuldigungen

Anschlie­ßend wur­den im vori­gen Jahr neue Anschul­di­gung im Inter­net gegen ihn erho­ben. Ins­ge­samt sind es elf Frau­en, alles ehe­ma­li­ge Gemein­schafts­mit­glie­der, die ihm Vor­wür­fe machen. Gegen­über Medi­en bestritt Rodri­go de Sou­za ener­gisch alle Vor­wür­fe. Die „Ver­leum­dun­gen“ hät­ten nie zu irgend­ei­ner Ver­ur­tei­lung geführt. Zudem sei­en ihm nie Vor­wür­fe gemacht wor­den, sei­nen prie­ster­li­chen Pflich­ten nicht nach­ge­kom­men oder der Glau­bens­leh­re der Kir­che wider­spro­chen zu haben.

Inter­net­sei­te Tem­pla­rio de Maria

Im ver­gan­ge­nen Herbst gab er bekannt, die elf Frau­en, „die mich seit eini­ger Zeit mit Ver­leum­dun­gen beschul­di­gen“, ange­zeigt zu haben. Zudem sag­te er, daß die „fal­schen Anschul­di­gun­gen (..) im Hin­ter­grund von mäch­ti­gen Krei­sen“ gesteu­ert wür­den. Die­se wür­den die Frau­en, die ihn beschul­di­gen, „instru­men­ta­li­sie­ren“. Einen Zusam­men­hang sah bei zwei der elf Frau­en, weil er sie wegen „ihrer homo­se­xu­el­len“ Bezie­hung aus der Gemein­schaft ent­las­sen habe.

Das Haupt­mo­tiv der „Hin­ter­män­ner“ sei sei­ne kon­ser­va­ti­ve Über­zeu­gung, so Rodri­go de Sou­za. Es gehe um „Rache“, weil er „Miß­stän­de in Staat, Gesell­schaft und Kir­che Bra­si­li­ens ange­pran­gert“ habe. 

Als Jair Bol­so­n­a­ro im ver­gan­ge­nen Dezem­ber die Prä­si­dent­schafts­wah­len in Bra­si­li­en gewann, lob­te Rodri­go de Sou­za den neu­en Staats- und Regie­rungs­chef und bat „um ein Ave Maria für die Befrei­ung Bra­si­li­ens vom Kom­mu­nis­mus“. In Län­dern wie Bra­si­li­en und Para­gu­ay mit einem stark links­la­sti­gen Epi­sko­pat macht man sich mit sol­chen Aus­sa­gen nicht nur Freunde.

Gemein­schaft Arca de Maria

Auf sei­ner Inter­net­sei­te steht, daß die „fal­schen Anschul­di­gun­gen“, die gegen ihn nach Rom an die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on geschickt wur­den, „von die­sem Organ des Hei­li­gen Stuhls, das sie prüf­te, als unbe­grün­det betrach­tet“ wur­den. Tat­säch­lich folg­te auf die Visi­ta­ti­on kei­ne Verurteilung.

Dar­an hat sich inzwi­schen etwas geän­dert. Was zu die­ser Ände­rung ver­an­laß­te, läßt sich nur teil­wei­se rekon­stru­ie­ren. Bischof Steck­ling nann­te in sei­ner Bekannt­ga­be der Lai­sie­rung kei­ne Grün­de für die­se, und Rodri­go de Sou­za nahm bis­her nicht dazu Stellung.

Auf der Inter­net­sei­te von Rodri­go de Sou­za heißt es (der Text wur­de bereits vor der nun erfolg­ten Lai­sie­rung veröffentlicht):

„Nach der Stel­lung­nah­me Roms (Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on), die in den dort gegen Pater Rodri­go Maria ein­ge­reich­ten Anschul­di­gun­gen kei­ne Grund­la­ge fand, ent­schloß sich der Diö­ze­san­bi­schof, ein loka­les Ver­fah­ren ein­zu­lei­ten, um die erho­be­nen Vor­wür­fe zu untersuchen.“

Neues Verfahren durch den Diözesanbischof

Der Diö­ze­san­bi­schof ging gegen den Prie­ster vor, als im vori­gen Jahr in sozia­len Netz­wer­ken die Vor­wür­fe wie­der auf­tauch­ten. Am 5. Febru­ar sus­pen­dier­te er Rodri­go de Sou­za von sei­nem Prie­ster­tum. Die­ser Ent­schei­dung folg­te nun auch Rom.

Bischof Steck­ling mar­gi­na­li­sier­te Rodri­go de Sou­za seit sei­ner Ankunft im Bis­tum. Er schränk­te sei­nen Tätig­keits­be­reich ein und ent­zog ihm jede finan­zi­el­le Unterstützung. 

„In Anleh­nung an die Leh­ren der Hei­li­gen Katho­li­schen Kir­che aller Zei­ten wird er wei­ter­hin für die Glau­bens­leh­re und gegen die revo­lu­tio­nä­re Men­ta­li­tät und Pra­xis für das Gute und die Ret­tung der See­len kämpfen.“

Die Gemein­schaft Arca de Maria exi­stiert auch ohne ihren Grün­der wei­ter und kann zahl­rei­che Beru­fun­gen anziehen.

Die Lai­sie­rung von Rodri­go de Sou­za erfolg­te kurz vor dem gestern im Vati­kan begon­ne­nen Miß­brauchs­gip­fel. Papst Fran­zis­kus selbst hat­te vor kur­zem das Augen­merk auf den sexu­el­len Miß­brauch von Ordens­frau­en gelenkt. Die Ent­schei­dung gegen den bra­si­lia­ni­schen Prie­ster wird daher in einem Zusam­men­hang mit dem Gip­fel­tref­fen gese­hen. Sexu­el­ler Miß­brauch von Min­der­jäh­ri­gen wur­de Rodri­go de Sou­za aller­dings nie vor­ge­wor­fen. Alle Frau­en, die ihn beschul­di­gen, auf unter­schied­li­che Wei­se „Gewalt“ gegen sie aus­ge­übt zu haben, waren volljährig.

Han­delt es sich bei Rodri­go de Sou­za um einen beson­ders gut getarn­ten Wolf im Schafs­pelz oder um das Opfer einer orts­kirch­li­chen Intri­ge und der päpst­li­chen Gesten­po­li­tik? Da weder von Rom noch von der Diö­ze­se nähe­re Anga­ben zum Fall gemacht wer­den, läßt sich Kon­kre­te­res nicht sagen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Tem­pla­rio de Maria/​Arca de Maria/​Bistum Ciu­dad del Este (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Der letz­te Satz fasst den Gesamt­ein­druck gut zusammen:

    „Han­delt es sich bei Rodri­go de Sou­za um einen beson­ders gut getarn­ten Wolf im Schafs­pelz oder um das Opfer einer orts­kirch­li­chen Intri­ge und der päpst­li­chen Gesten­po­li­tik? Da weder von Rom noch von der Diö­ze­se nähe­re Anga­ben zum Fall gemacht wer­den, läßt sich Kon­kre­te­res nicht sagen.“

    Bei­de Vari­an­ten sind denk­bar. Zum einen wis­sen wir, dass auch Pater Pio und der Pfar­rer von Ars der­ar­ti­gen Ver­däch­ti­gun­gen und Ver­leum­dun­gen aus­ge­setzt waren. 

    Auf der ande­ren Sei­te ist e gut denk­bar, dass gera­de ein jun­ger Prie­ster sei­ne Kämp­fe mit der gelob­ten Keusch­heit hin­ter einer fast gro­tesk wir­ken­den Fröm­mig­keits­fas­sa­de verbirgt.

    Im schlimm­sten Fal­le beob­ach­ten wir dann einen gegen­läu­fi­gen Sog: die Sucht nach sexu­al­lem Erle­ben nimmt immer wei­ter zu und bekommt qua­sie gera­de­zu einen Schub durch einen fast kämp­fe­risch anmu­ten­den Kon­ser­va­ti­vis­mus. Nach­dem der Pöni­tent gefal­len ist, macht er hor­ren­de Ver­spre­chun­gen, kasteit sich, fastet bis zur Abma­ge­rung, legt sich Schwei­ge­ge­lüb­de auf – oder über­trägt die­se kom­pen­sa­to­ri­schen Repres­sa­li­en sogar auf sei­ne eige­nen Gefolgsleute.

    Psy­cho­lo­gisch wäre das Gan­ze also durch­aus nicht als Undenk­bar oder Wider­sprüch­kich anzusehen.

    Grund­sätz­lich ist zudem jun­gen Prie­stern immer zu miss­trau­en, die zu engen Kon­takt zu jun­gen Leu­ten pfle­gen. In cha­ris­ma­ti­schen Gemein­schaf­ten läuft bei­na­he alles über die ver­deck­te Mot­va­ti­on gegen­sei­ti­ger sexu­al­ler Attraktion.

    Gera­de die attrak­ti­ven jun­gen Geist­li­chen lau­fen hier­bei Gefahr, zu Ido­len empor­ge­ho­ben zu wer­den. Am Ende bekom­men sol­che Gemeinschf­ten etwas Sek­tie­rer­haf­tes und Gefähr­li­ches. Nicht sel­ten kommt es inner­halb die­ser Rei­hen sogar zu Sui­zi­den, da das Gelin­gen inner­halb der Hier­ar­chie die­ser Gemein­schaf­ten als oft letz­ter Maß­stab eines gelin­gen­den oder ver­kork­sten Lebens pro­pa­giert wird. Die­se Gemein­schaf­ten haben ganz klar Sucht­cha­rak­ter und zie­hen daher auch gera­de unsi­che­re Men­schen mit Sucht­pro­ble­men an. Je schwä­cher die Mit­glie­der, umso rigo­ro­ser muss das Regel­werk sein.

    Die ande­re Sei­te muss jedoch auch berück­sich­tigt wer­den: Der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Prie­ster, der ’smart/​charismatisch‘ ist und gleich­zei­tig sei­nen Weg ernst, ent­schlos­sen und kon­se­quent geht, wird gera­de durch sei­ne Zurück­wei­sun­gen von Frau­en zu einem Feind­bild und Objekt der Rache. 

    Aus mei­ner Sicht gehö­ren aber gera­de die­se ’smar­ten‘ Geweih­ten in ein Klo­ster und nicht in die Jugendpastoral.

    Denn wir wis­sen von den Mönch­vä­tern, selbst von den hei­lig­sten, dass wer sich im ste­ten Umgang mit Frau­en befin­det, kaum von Ver­su­chun­gen des Flei­sches ver­schont bleibt. Gera­de in Zei­ten des Inter­nets stellt der pasto­ra­le Kon­takt zu jun­gen Frau­en eine wirk­li­che Gefahr dar.

    Die Mönchs­vä­ter waren oft bis zu 10 Jah­ren und län­ger ange­foch­ten und wag­ten dar­um nicht, aus ihrer Kom­mu­ni­tät, ihrer Lav­ra oder ihrem Kel­li­on zu treten.

    Aber heu­ti­ge jun­ge Prie­ster haben mit der­lei Anfech­tun­gen selbst­ver­ständ­lich kein Problem.

    Das Welt­prie­ster­tum ist in der heu­ti­gen Zeit an sich schon pro­ble­ma­tisch – und ich bin dafür gera­de zum Schutz der jun­gen Geist­lich­keit, die­sen die alte Mes­se drin­gend anzuempfehlen.

    Die Arbeit mit jun­gen Leu­ten soll­te älte­ren und gestan­de­nen Prie­stern vor­be­hal­ten sein.

    Wir alle sehen nur die Fas­sa­de. Wer sich aber sel­ber kennt, weiß auch, dass es nie­mals unbe­denk­lich ist, jun­gen Men­schen – auch im geist­li­chen Rah­men – all­zu ver­trau­ten Umgang unter­ein­an­der zu gewähren. 

    Gera­de der ver­trau­te ‚geist­li­che Raum‘, noch dazu in einer libe­ra­len Kir­che (in der die Ver­su­chun­gen noch grö­ßer sind als unter Kon­ser­va­ti­ven) kann als Schlüs­sel für Ver­su­chun­gen und Miss­bräu­che gera­de­zu prä­de­sti­niert sein.

    Scha­de, dass hier gera­de ein kon­ser­va­ti­ver Prie­ster schein­bar von sei­nem Gelüb­de abge­fal­len ist. Aber auch das kommt vor. Die Libe­ra­len wird’s freuen.

  2. Patho­lo­gi­sie­ren, kri­mi­na­li­sie­ren, mar­gi­na­li­sie­ren. Die klas­si­sche Tri­as unsau­be­rer Metho­den, um unbe­que­me oder (poli­ti­sche) Syste­me gefähr­den­de Per­sön­lich­kei­ten zu zer­stö­ren (im Sta­si-Deutsch: Zer­set­zung). Wenn die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on kei­nen Anhalt für einen Ver­dacht gefun­den hat, dann ist das für mich ein deut­li­ches Zei­chen für sei­ne Unschuld. Es hat kei­ne Anzei­ge, kein zivi­les Ver­fah­ren gegen ihn gege­ben. Statt­des­sen hat er Anzei­ge gegen die Frau­en erstat­tet. In einem Rechts­staat hat ein Ange­klag­ter solan­ge als unschul­dig zu gel­ten, bis das Gegen­teil zwei­fels­frei erwie­sen ist. Die­ser Prie­ster wird stan­te pede lai­siert. E. Car­denal wird ohne ein Zei­chen sei­ner Reue wie­der in die Arme geschlossen.
    Noch Fragen?

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