Nuntius Viganò empfiehlt Gipfelteilnehmern Benedikt XVI. zu lesen

Botschaft an Papst Franziskus und die Teilnehmer des Mißbrauchsgipfels


Papst Franziskus eröffnete gestern den Mißbrauchsgipfel im Vatikan. Der ehemalige Nuntius in den USA, Erzbischof Viganò richtete eine Botschaft an alle Teilnehmer.
Papst Franziskus eröffnete gestern den Mißbrauchsgipfel im Vatikan. Der ehemalige Nuntius in den USA, Erzbischof Viganò richtete unterdessen eine Botschaft an alle Teilnehmer.

(Rom) Der ehe­ma­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den USA, Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, wand­te sich gestern mit einer Bot­schaft an die im Vati­kan ver­sam­mel­ten Teil­neh­mer des Miß­brauchs­gip­fels sowie an Papst Fran­zis­kus. Gestern wur­de im Neu­en Ritus des hei­li­gen Petrus Damia­ni gedacht, mor­gen im über­lie­fer­ten Ritus. Der Hei­li­ge bekämpf­te in der Kir­che zwei Laster, das der Homo­se­xua­li­tät und das der Simonie.

Anzei­ge

„Es muß als Zei­chen der Vor­se­hung gese­hen wer­den“, so Msgr. Viganò, daß der Papst und die Vor­sit­zen­den der Bischofs­kon­fe­renz sich genau an die­sem Tag versammeln. 

In sei­ner Bot­schaft schlägt der ehe­ma­li­ge Nun­ti­us den Gip­fel­teil­neh­mern vor, über „die Wor­te unse­ren lie­ben, eme­ri­tier­ten Pap­stes Bene­dikt XVI. zu medi­tie­ren, die er bei der Gene­ral­au­di­enz vom 17. Mai 2006 an das Got­tes­volk rich­te­te und genau über das Mar­kus­evan­ge­li­um 8,27–33 sprach, das gestern in der Mes­se ver­kün­det wurde.

„Einen ande­ren bedeut­sa­men Augen­blick sei­nes geist­li­chen Weges wird Petrus in der Nähe von Cäsarea Phil­ip­pi erle­ben, als Jesus den Jün­gern eine prä­zi­se Fra­ge stellt: »Für wen hal­ten mich die Men­schen?« (Mk 8,27). Jesus genügt jedoch die aus dem Hören­sa­gen stam­men­de Ant­wort nicht. Von jeman­dem, der sich dar­auf ein­ge­las­sen hat, in per­sön­li­che Bezie­hung zu ihm zu tre­ten, möch­te er eine per­sön­li­che Stel­lung­nah­me. Des­halb fragt er wei­ter: »Ihr aber, für wen hal­tet ihr mich?« (Mk 8,29).

Es ist Petrus, der auch für die ande­ren ant­wor­tet: »Du bist der Chri­stus«, das heißt der Mes­si­as (vgl. ebd.). Die­se Ant­wort des Petrus, die nicht aus sei­nem »Fleisch und Blut« kam, son­dern ihm vom Vater im Him­mel geschenkt wur­de (vgl. Mt 16,17), trägt gleich­sam im Keim das künf­ti­ge Glau­bens­be­kennt­nis der Kir­che in sich. Den­noch hat­te Petrus noch nicht den tie­fen Gehalt der mes­sia­ni­schen Sen­dung Jesu, den neu­en Sinn die­ses Wor­tes »Mes­si­as « verstanden. 

Das zeigt er wenig spä­ter, als er zu ver­ste­hen gibt, daß der Mes­si­as, den er in sei­nen Träu­men ersehnt, sich sehr vom tat­säch­li­chen Plan Got­tes unter­schei­det. Ange­sichts der Ankün­di­gung der Pas­si­on ent­rü­stet er sich und pro­te­stiert, womit er die hef­ti­ge Reak­ti­on Jesu her­vor­ruft (vgl. Mk 8,32–33).

Petrus will einen Mes­si­as, der als »gött­li­cher Mensch« die Erwar­tun­gen des Vol­kes erfüllt, indem er allen sei­ne Macht auf­er­legt: Es ist auch unser Wunsch, daß der Herr sei­ne Macht durch­setzt und die Welt sofort ver­wan­delt; Jesus zeigt sich als »mensch­li­cher Gott«, als Got­tes­knecht, der die Men­ge in ihren Erwar­tun­gen erschüt­tert, als er einen Weg der Demut und des Lei­dens einschlägt. 

Das ist die ent­schei­den­de Alter­na­ti­ve, die auch wir immer wie­der neu ler­nen müs­sen: Unter Zurück­wei­sung Jesu den eige­nen Erwar­tun­gen den Vor­zug zu geben oder aber Jesus in der Wahr­heit sei­ner Sen­dung anzu­neh­men und die all­zu mensch­li­chen Erwar­tun­gen zurückzustellen. 

Petrus – impul­siv, wie er ist – zögert nicht, Jesus bei­sei­te zu neh­men und ihn zu tadeln. Die Ant­wort Jesu läßt alle sei­ne fal­schen Erwar­tun­gen zusam­men­bre­chen, als die­ser ihn zu Bekeh­rung und Nach­fol­ge auf­ruft: »Wei­che hin­ter mich, Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, son­dern was die Men­schen wol­len« (Mk 8,33). Nicht du sollst mir den Weg wei­sen: Ich schla­ge mei­nen Weg ein, und du sollst wie­der hin­ter mir hergehen.

So lernt Petrus, was es heißt, Jesus wirk­lich nach­zu­fol­gen. Es ist sei­ne zwei­te Beru­fung, ähn­lich jener Abra­hams in Gene­sis 22, die auf die von Gene­sis 12 folgt: »Wer mein Jün­ger sein will, der ver­leug­ne sich selbst, neh­me sein Kreuz auf sich und fol­ge mir nach. Denn wer sein Leben ret­ten will, wird es ver­lie­ren; wer aber sein Leben um mei­net­wil­len und um des Evan­ge­li­ums wil­len ver­liert, wird es ret­ten« (Mk 8,34–35). Das ist das anspruchs­vol­le Gesetz der Nach­fol­ge: Man muß, wenn es not­wen­dig ist, auf die gan­ze Welt ver­zich­ten kön­nen, um die wah­ren Wer­te zu ret­ten, die See­le zu ret­ten, die Gegen­wart Got­tes in der Welt zu ret­ten (vgl. Mk 8,36–37). Petrus nimmt, wenn auch mit Mühe, die Ein­la­dung Jesu an und setzt sei­nen Weg auf den Spu­ren des Mei­sters fort.

Mir scheint, daß die­se ver­schie­de­nen Bekeh­run­gen des hl. Petrus und sei­ne gan­ze Gestalt ein gro­ßer Trost und eine groß­ar­ti­ge Leh­re für uns sind: Auch wir haben Ver­lan­gen nach Gott, auch wir wol­len groß­mü­tig sein, aber auch wir erwar­ten, daß Gott sich in der Welt als stark erweist und die Welt gemäß unse­ren Vor­stel­lun­gen und gemäß den Bedürf­nis­sen, die wir sehen, sofort verwandelt. 

Gott wählt einen ande­ren Weg. Gott wählt den Weg der Ver­wand­lung der Her­zen im Lei­den und in der Demut. Und wie Petrus müs­sen auch wir uns immer wie­der bekeh­ren. Wir müs­sen Jesus nach­fol­gen und ihm nicht vor­aus­ge­hen: Er ist es, der uns den Weg weist. 

So sagt uns Petrus: Du glaubst, die rich­ti­ge For­mel zu besit­zen und das Chri­sten­tum ver­än­dern zu müs­sen, aber es ist der Herr, der den Weg kennt. Es ist der Herr, der zu mir sagt, der zu dir sagt: Fol­ge mir nach! Und wir müs­sen den Mut und die Demut haben, Jesus nach­zu­fol­gen, weil er der Weg, die Wahr­heit und das Leben ist.“

Maria, Mater Eccle­siae, Ora pro nobis
Maria, Regi­na Apo­sto­lorum, Ora pro nobis.
Maria, Mater Gra­tiae, Mater Miser­i­cor­diae, Tu nos ab hoste pro­te­ge et mor­tis hora suscipe.

+ Car­lo Maria Viganò
Titu­lar­erz­bi­schof von Ulpiana
Apo­sto­li­scher Nuntius

21. Febru­ar 2019
Gedenk­tag des Hei­li­gen Petrus Damia­ni

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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